Gustav Simonsohn

Verlegeort
Breite Str. 10
Bezirk/Ortsteil
Spandau
Verlegedatum
19. Juli 2012
Geboren
19. Juli 1894 in Berlin
Verhaftet
01. April 1941 in Berlin
Verhaftet
April 1941 in Polizeigefängnis Alexanderplatz
Ermordet
12. September 1941 in Buchenwald

Gustav Simonsohn wurde am 19. Juli 1894 in Spandau geboren. Er wuchs in einer großen Spandauer jüdischen Familie auf. Nach dem Besuch der 9. Gemeindeschule in Spandau machte er eine Lehre in einer Spandauer Eisenwarenhandlung.<br />
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Im Ersten Weltkrieg war er viereinhalb Jahre Soldat an der Front und erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse. Im Jahre 1919 eröffnete er in der Breiten Str. 10 ein Farbengeschäft. Am 1. August 1922 heiratete er die Christin Elsa Tausche; 1925 kam der Sohn Gerhard zur Welt. Die Familie lebte in der kleinen Wohnung hinter dem Laden, die nur aus einem großen Zimmer und einer Küche bestand. „Mein Vater liebte die Geselligkeit in Vereinen und in der Familie“, schreibt Gerhard Simonsohn später in seinen Erinnerungen „Leben im Schatten wachsenden Unheils“ (Spandau 1998). Er war begeisterter Motorradfahrer und Mitglied im „Spandauer Motorradclub“. Zur Spandauer Jüdischen Gemeinde hatte er keine Beziehung. Sein Sohn wurde christlich getauft. Im Jahre 1932 musste er wegen der Wirtschaftslage sein Geschäft schließen. Die Familie zog um in die Mauerstr. 15 und Gustav Simonsohn arbeitete u.a. als Lastwagenfahrer und war auch eine Zeitlang arbeitslos. 1936 bekam er eine Stelle als Lastwagenfahrer in der Speditionsfirma Flemming – speziell Marktspedition – in der Lynarstraße. Zweieinhalb Jahre war er dort beschäftigt. Ende 1938 wurde ihm und allen anderen Juden von den Nazis der Führerschein entzogen. Damit verlor er seine Arbeit bei der Fa. Flemming.<br />
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Nach einer kurzen Anstellung bei einem Markthändler von Februar 1939 bis Ende 1940 arbeitete er als Bauarbeiter bei der Fa. Willy Köhler in Spandau.<br />
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Ab Dezember 1940 musste er Zwangsarbeit leisten – zuletzt bei Gleisbauarbeiten in der Nähe des heutigen Bahnhofs Nöldnerplatz. Hier wurde er am 1. April 1941 nach einer Auseinandersetzung um einen Urlaubsantrag verhaftet und ins Polizeigefängnis am Alexanderplatz gebracht. Von dort wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 12. September 1941 zu Tode kam. Die Urne mit der Asche aus dem Krematorium Buchenwald wurde nach jüdischem Ritus auf dem Spandauer Feld des Jüdischen Friedhofs Adass Jisroel in Weißensee beigesetzt. <br />
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Im Jahre 1948 gab es einen Prozess vor dem Berliner Landgericht, in dem zwei Beteiligte an der Auseinandersetzung am Bahnhof wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.

Gustav Simonsohn wurde am 19. Juli 1894 in Spandau geboren. Er wuchs in einer großen Spandauer jüdischen Familie auf. Nach dem Besuch der 9. Gemeindeschule in Spandau machte er eine Lehre in einer Spandauer Eisenwarenhandlung.

Im Ersten Weltkrieg war er viereinhalb Jahre Soldat an der Front und erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse. Im Jahre 1919 eröffnete er in der Breiten Str. 10 ein Farbengeschäft. Am 1. August 1922 heiratete er die Christin Elsa Tausche; 1925 kam der Sohn Gerhard zur Welt. Die Familie lebte in der kleinen Wohnung hinter dem Laden, die nur aus einem großen Zimmer und einer Küche bestand. „Mein Vater liebte die Geselligkeit in Vereinen und in der Familie“, schreibt Gerhard Simonsohn später in seinen Erinnerungen „Leben im Schatten wachsenden Unheils“ (Spandau 1998). Er war begeisterter Motorradfahrer und Mitglied im „Spandauer Motorradclub“. Zur Spandauer Jüdischen Gemeinde hatte er keine Beziehung. Sein Sohn wurde christlich getauft. Im Jahre 1932 musste er wegen der Wirtschaftslage sein Geschäft schließen. Die Familie zog um in die Mauerstr. 15 und Gustav Simonsohn arbeitete u.a. als Lastwagenfahrer und war auch eine Zeitlang arbeitslos. 1936 bekam er eine Stelle als Lastwagenfahrer in der Speditionsfirma Flemming – speziell Marktspedition – in der Lynarstraße. Zweieinhalb Jahre war er dort beschäftigt. Ende 1938 wurde ihm und allen anderen Juden von den Nazis der Führerschein entzogen. Damit verlor er seine Arbeit bei der Fa. Flemming.

Nach einer kurzen Anstellung bei einem Markthändler von Februar 1939 bis Ende 1940 arbeitete er als Bauarbeiter bei der Fa. Willy Köhler in Spandau.

Ab Dezember 1940 musste er Zwangsarbeit leisten – zuletzt bei Gleisbauarbeiten in der Nähe des heutigen Bahnhofs Nöldnerplatz. Hier wurde er am 1. April 1941 nach einer Auseinandersetzung um einen Urlaubsantrag verhaftet und ins Polizeigefängnis am Alexanderplatz gebracht. Von dort wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 12. September 1941 zu Tode kam. Die Urne mit der Asche aus dem Krematorium Buchenwald wurde nach jüdischem Ritus auf dem Spandauer Feld des Jüdischen Friedhofs Adass Jisroel in Weißensee beigesetzt.

Im Jahre 1948 gab es einen Prozess vor dem Berliner Landgericht, in dem zwei Beteiligte an der Auseinandersetzung am Bahnhof wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.