Paul Heimann

Verlegeort
Landhausstraße 5
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
02. April 2013
Geboren
27. Oktober 1876 in Berlin
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 30. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
28. März 1943 in Theresienstadt

Paul Heimann wurde am 27. Oktober 1876 in Berlin geboren. Von Beruf war er Kaufmann und wohnte in den 1930er Jahren in der Landhausstraße 5 in Wilmersdorf. Offenbar war er recht vermögend, denn er hatte 1920 ein Landhaus mit einem Obst- und Gemüsegarten in Nowawes (heute: Babelsberg) bei Potsdam, Heimdalstraße 8 (heute: Hermann-Maaß-Straße), gekauft. Unterlagen über ihn und sein Leben sind nicht mehr vorhanden. Aber in einer Akte, die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam verwahrt ist und die beispielhaft belegt, wie rigoros mit dem Vermögen der in Berlin lebenden Juden umgegangen wurde, spielt er eine Rolle.<br />
<br />
Seine Schwester Tony Lipschitz, geboren am 31. Januar 1870 in Berlin, und ihr Sohn Werner Lipschitz, geboren am 28. März 1892 in Berlin, waren im Februar 1941 von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) „zur Ausbürgerung vorgeschlagen“ worden, denn offenbar war es ihnen gelungen, ins Ausland zu flüchten und sich so vor der Judenverfolgung zu retten.<br />
<br />
Tony Lipschitz besaß ein Grundstück an der Cuxhavener Straße 5, das 1941 nach Angaben der Gestapo einen Einheitswert von 136 800 Reichsmark hatte. In einem Schenkungsvertrag hatte sie vor ihrer Flucht ihrem Bruder einen Grundstücksanteil im Wert von 11 700 RM vermacht, den Paul Heimann wiederum an eine Hedwig Gräbert (oder Gräbitz) abtrat, die wie er in der Landhausstraße 5 gewohnt haben soll, aber in den Adressbüchern nicht zu finden ist. Die Abmachungen wurden aber von der Gestapo „nicht anerkannt, weil sie offensichtlich eine Vermögensverschiebung bezwecken“, wie der zuständigen „Dienststelle für die Einziehung verfallener Vermögenswerte“ mitgeteilt wurde. Mit diesem Vorgang waren zahlreiche Beamte befasst, wie sich aus den Unterschriften ablesen lässt.<br />
<br />
Im Juli 1941 schaltete sich der Rechtsanwalt und Notar Arthur Lignitz, Kronenstraße 4/5, ein und beantragte im Namen von Hedwig Gräbitz beim Finanzamt, die Beschlagnahme des Grundstücksanteils rückgängig zu machen. Denn die Schenkung sei eine Gegenleistung dafür gewesen, dass Heimann seine Schwester und deren Tochter Charlotte in dem Landhaus in Babelsberg bis zu dessen Verkauf im Jahr 1930 umsonst habe wohnen lassen. Bei der Übertragung handele sich „nicht um eine Schiebung oder Verschleierung“, sondern sie sei rechtmäßig zustande gekommen.<br />
<br />
Das Verfahren war noch nicht beendet, als Paul Heimann am 30. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 28. März 1943 dort ermordet wurde. Danach wurde das Grundstück als „dem Reich verfallen“ gelistet. Heute befindet sich dort ein hübsches Wohnhaus mit Garten.

Paul Heimann wurde am 27. Oktober 1876 in Berlin geboren. Von Beruf war er Kaufmann und wohnte in den 1930er Jahren in der Landhausstraße 5 in Wilmersdorf. Offenbar war er recht vermögend, denn er hatte 1920 ein Landhaus mit einem Obst- und Gemüsegarten in Nowawes (heute: Babelsberg) bei Potsdam, Heimdalstraße 8 (heute: Hermann-Maaß-Straße), gekauft. Unterlagen über ihn und sein Leben sind nicht mehr vorhanden. Aber in einer Akte, die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam verwahrt ist und die beispielhaft belegt, wie rigoros mit dem Vermögen der in Berlin lebenden Juden umgegangen wurde, spielt er eine Rolle.

Seine Schwester Tony Lipschitz, geboren am 31. Januar 1870 in Berlin, und ihr Sohn Werner Lipschitz, geboren am 28. März 1892 in Berlin, waren im Februar 1941 von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) „zur Ausbürgerung vorgeschlagen“ worden, denn offenbar war es ihnen gelungen, ins Ausland zu flüchten und sich so vor der Judenverfolgung zu retten.

Tony Lipschitz besaß ein Grundstück an der Cuxhavener Straße 5, das 1941 nach Angaben der Gestapo einen Einheitswert von 136 800 Reichsmark hatte. In einem Schenkungsvertrag hatte sie vor ihrer Flucht ihrem Bruder einen Grundstücksanteil im Wert von 11 700 RM vermacht, den Paul Heimann wiederum an eine Hedwig Gräbert (oder Gräbitz) abtrat, die wie er in der Landhausstraße 5 gewohnt haben soll, aber in den Adressbüchern nicht zu finden ist. Die Abmachungen wurden aber von der Gestapo „nicht anerkannt, weil sie offensichtlich eine Vermögensverschiebung bezwecken“, wie der zuständigen „Dienststelle für die Einziehung verfallener Vermögenswerte“ mitgeteilt wurde. Mit diesem Vorgang waren zahlreiche Beamte befasst, wie sich aus den Unterschriften ablesen lässt.

Im Juli 1941 schaltete sich der Rechtsanwalt und Notar Arthur Lignitz, Kronenstraße 4/5, ein und beantragte im Namen von Hedwig Gräbitz beim Finanzamt, die Beschlagnahme des Grundstücksanteils rückgängig zu machen. Denn die Schenkung sei eine Gegenleistung dafür gewesen, dass Heimann seine Schwester und deren Tochter Charlotte in dem Landhaus in Babelsberg bis zu dessen Verkauf im Jahr 1930 umsonst habe wohnen lassen. Bei der Übertragung handele sich „nicht um eine Schiebung oder Verschleierung“, sondern sie sei rechtmäßig zustande gekommen.

Das Verfahren war noch nicht beendet, als Paul Heimann am 30. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 28. März 1943 dort ermordet wurde. Danach wurde das Grundstück als „dem Reich verfallen“ gelistet. Heute befindet sich dort ein hübsches Wohnhaus mit Garten.