Toni Busse geb. Bernhard

Verlegeort
Fregestr. 20
Bezirk/Ortsteil
Friedenau
Verlegedatum
28. März 2013
Geboren
06. April 1884 in Nürnberg
Zwangsarbeit
Arbeiterin (der Fa. Ferdinand Schuchhardt A.G., Köpenicker Str. 55)
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Toni Bernhard wurde in Nürnberg am 6. April 1884 als zweite von fünf Töchtern des Kaufmanns Arnold Bernhard (1847–1919) und seiner Frau Emilie, geb. Ottensooser (1838-1925), geboren. Sie heiratete 1908 den Kaufmann Heinrich Busse. Das Paar lebte mit den Töchtern Gerda, Erika und Eva-Renate in einer großen Berliner Wohnung am Südwestkorso 9. Die Großhandlung für Tischlereibedarf und Möbelbeschläge war wirtschaftlich so erfolgreich, dass die Familie 1930 in ein eigenes Haus in der Schöneberger Fregestraße 20 zog, für das der Schwager Leo Nachtlicht, ein bekannter Architekt, die Innenausstattung entwarf. Toni Busse arbeitete mit im Geschäft ihres Mannes. Auch nach 1933 pflegte Toni Busse weiterhin ein reges gesellschaftliches Leben und besuchte Kulturveranstaltungen. Die Familie gehörte der Jüdischen Gemeinde an, lebte aber säkularisiert.<br />
<br />
1937 emigrierte die 1911 geborene Tochter Erika nach Teheran, im April 1939 gelang den beiden anderen Töchtern die Auswanderung nach Großbritannien. Toni Busse pflegte bis zu ihrer Deportation 1943 einen regen Briefkontakt mit ihren Töchtern und anderen emigrierten Verwandten. Noch vor Kriegsbeginn mussten Busses in ihre Villa Mieter aufnehmen. Heinrich Busse baute daraufhin um, damit seine Frau und er eine kleinere Einheit nutzen konnten. Noch vor Abschluss der Arbeiten war das Paar gezwungen, das Haus an einen Herrn Dotterweich zu verkaufen. Im November 1939 zogen Busses in die Friedenauer Kirchstraße 25 (heute: Schmiljahnstraße) und mussten bereits im Februar 1940 erneut die Wohnung wechseln. Seit November 1940 lebten sie in einem Zimmer zur Untermiete bei Otto Freund in der Schemmstraße 86 (heute Matterhornstraße, bis 1936 Heimstättenstraße 3) in Schlachtensee. <br />
<br />
Heinrich Busse versuchte vergeblich, mit seiner Frau in die Schweiz zu flüchten. Die 56jährige Toni Busse wurde seit 1. Oktober 1941 zur Zwangsarbeit in der 1886 in Berlin-Kreuzberg gegründeten „Ferdinand Schuchardt A.G. Berliner Fernsprech- und Telegraphenwerk“, Köpenicker Straße 55, eingesetzt. Nach Erinnerungen aus der Familie musste sie 1943 bei den Siemens-Schuckert-Werken Zwangsarbeit leisten. Im Februar 1943 wurden im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ alle jüdischen Zwangsarbeiter, die ihr Arbeitsplatz in kriegswichtigen Betrieben bislang vor der Deportation bewahrt hatte, verhaftet, so auch Toni Busse. Sie wurde in die Sammelstelle Levetzowstraße 8 in Berlin-Tiergarten gebracht, wo am 28. Februar 1943 nach der Vermögenserklärung ihr verbliebenes Eigentum eingezogen wurde. Mit dem „33. Osttransport“, der am 3. März 1943 über den Güterbahnhof Moabit-Putlitzbrücke startete, kam Toni Busse nach Auschwitz. Von den 1.750 Menschen aus diesem Transport wurden am 4. März an der Rampe 1.033 zum Tod in den Gaskammern selektiert. Toni Busse gelang es noch, ihrem Mann eine Nachricht zukommen zu lassen, bevor auch sie ermordet wurde. Am 19. Oktober 1942 waren bereits Heinrich Busses Schwestern Anna und Betty nach Riga deportiert worden, nun drohte nach der Deportation seiner Frau auch ihm die Verhaftung. Es gelang ihm unterzutauchen und die gut zwei Jahre bis Kriegsende im Untergrund zu überleben. <br />
<br />
Die Tochter Gerda starb jung, Eva-Renate mit 96 Jahren in New York. Der Witwer Heinrich Busse starb 1958 in New York. Tochter Erika heiratete in New York einen Juristen und bekam eine Tochter: Atina Grossmann ist Historikerin und mit Frank Mecklenburg, ebenfalls Historiker, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Erika starb 2006. <br />
<br />
Auf der Basis von Recherchen einer Nachbarin wurden mit Unterstützung der Stolpersteininitiativgruppe Stierstraße am 28. März 2013 nach einer Ansprache von Rabbiner Daniel Alter die Stolpersteine für das Ehepaar Busse verlegt.

Toni Bernhard wurde in Nürnberg am 6. April 1884 als zweite von fünf Töchtern des Kaufmanns Arnold Bernhard (1847–1919) und seiner Frau Emilie, geb. Ottensooser (1838-1925), geboren. Sie heiratete 1908 den Kaufmann Heinrich Busse. Das Paar lebte mit den Töchtern Gerda, Erika und Eva-Renate in einer großen Berliner Wohnung am Südwestkorso 9. Die Großhandlung für Tischlereibedarf und Möbelbeschläge war wirtschaftlich so erfolgreich, dass die Familie 1930 in ein eigenes Haus in der Schöneberger Fregestraße 20 zog, für das der Schwager Leo Nachtlicht, ein bekannter Architekt, die Innenausstattung entwarf. Toni Busse arbeitete mit im Geschäft ihres Mannes. Auch nach 1933 pflegte Toni Busse weiterhin ein reges gesellschaftliches Leben und besuchte Kulturveranstaltungen. Die Familie gehörte der Jüdischen Gemeinde an, lebte aber säkularisiert.

1937 emigrierte die 1911 geborene Tochter Erika nach Teheran, im April 1939 gelang den beiden anderen Töchtern die Auswanderung nach Großbritannien. Toni Busse pflegte bis zu ihrer Deportation 1943 einen regen Briefkontakt mit ihren Töchtern und anderen emigrierten Verwandten. Noch vor Kriegsbeginn mussten Busses in ihre Villa Mieter aufnehmen. Heinrich Busse baute daraufhin um, damit seine Frau und er eine kleinere Einheit nutzen konnten. Noch vor Abschluss der Arbeiten war das Paar gezwungen, das Haus an einen Herrn Dotterweich zu verkaufen. Im November 1939 zogen Busses in die Friedenauer Kirchstraße 25 (heute: Schmiljahnstraße) und mussten bereits im Februar 1940 erneut die Wohnung wechseln. Seit November 1940 lebten sie in einem Zimmer zur Untermiete bei Otto Freund in der Schemmstraße 86 (heute Matterhornstraße, bis 1936 Heimstättenstraße 3) in Schlachtensee.

Heinrich Busse versuchte vergeblich, mit seiner Frau in die Schweiz zu flüchten. Die 56jährige Toni Busse wurde seit 1. Oktober 1941 zur Zwangsarbeit in der 1886 in Berlin-Kreuzberg gegründeten „Ferdinand Schuchardt A.G. Berliner Fernsprech- und Telegraphenwerk“, Köpenicker Straße 55, eingesetzt. Nach Erinnerungen aus der Familie musste sie 1943 bei den Siemens-Schuckert-Werken Zwangsarbeit leisten. Im Februar 1943 wurden im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ alle jüdischen Zwangsarbeiter, die ihr Arbeitsplatz in kriegswichtigen Betrieben bislang vor der Deportation bewahrt hatte, verhaftet, so auch Toni Busse. Sie wurde in die Sammelstelle Levetzowstraße 8 in Berlin-Tiergarten gebracht, wo am 28. Februar 1943 nach der Vermögenserklärung ihr verbliebenes Eigentum eingezogen wurde. Mit dem „33. Osttransport“, der am 3. März 1943 über den Güterbahnhof Moabit-Putlitzbrücke startete, kam Toni Busse nach Auschwitz. Von den 1.750 Menschen aus diesem Transport wurden am 4. März an der Rampe 1.033 zum Tod in den Gaskammern selektiert. Toni Busse gelang es noch, ihrem Mann eine Nachricht zukommen zu lassen, bevor auch sie ermordet wurde. Am 19. Oktober 1942 waren bereits Heinrich Busses Schwestern Anna und Betty nach Riga deportiert worden, nun drohte nach der Deportation seiner Frau auch ihm die Verhaftung. Es gelang ihm unterzutauchen und die gut zwei Jahre bis Kriegsende im Untergrund zu überleben.

Die Tochter Gerda starb jung, Eva-Renate mit 96 Jahren in New York. Der Witwer Heinrich Busse starb 1958 in New York. Tochter Erika heiratete in New York einen Juristen und bekam eine Tochter: Atina Grossmann ist Historikerin und mit Frank Mecklenburg, ebenfalls Historiker, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Erika starb 2006.

Auf der Basis von Recherchen einer Nachbarin wurden mit Unterstützung der Stolpersteininitiativgruppe Stierstraße am 28. März 2013 nach einer Ansprache von Rabbiner Daniel Alter die Stolpersteine für das Ehepaar Busse verlegt.