Marta Ephraim geb. Jacobsohn

Verlegeort
Fregestr. 80
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
28. März 2013
Geboren
14. Dezember 1873 in Karthaus / Kartuzy
Deportation
am 18. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Ermordet
09. November 1941 in Łódź / Litzmannstadt

Marta Jacobsohn kam am 14. Dezember 1873 in Karthaus / Westpreußen (heute: Kartuzy / Polen) zur Welt. Ihr Vater hieß Isaac Jacobsohn, der Name der Mutter ist nicht bekannt. Ihre Eltern hatten bereits eine Tochter: Pauline, geboren am 1. Oktober 1872. Das damalige Karthaus lag in der Kaschubei, durch Die Blechtrommel von Günter Grass bekannt geworden. 1871 lebten in dem Ort 316 Juden. Die Mehrzahl der Einwohner war katholisch (40.221) oder evangelisch (15.574). <br />
<br />
Vielleicht ist die junge Marta Jacobsohn wie so viele aus dem ländlichen Osten Ende des 19. Jahrhunderts nach Berlin gekommen. Hier heiratete sie am 17. März 1898 den Kaufmann Adolph Ephraim, geboren am 3. Januar 1871 in Suckow / Pommern (heute: Żukowo / Polen). Das Ehepaar bekam zwei Söhne: Kurt, geboren am 15. Februar 1903, und Walter, geboren am 15. Juni 1906.<br />
<br />
Adolph Ephraim besaß von 1910 bis 1927 ein Geschäft für Damenkonfektion, ein „Blusenhaus“ in der Rheinstraße 62. Das Geschäft wurde 1928 in die Kirchstraße 18 (heute: Schmiljanstraße) verlegt, 1932 dann in die Albrechtstraße 109, in ein Eckhaus zur Plantagenstraße, heute ein Neubau.<br />
<br />
Die Familie wohnte bis 1935 im Nachbarhaus, in der Rheinstraße 63. Dann zog sie in die dritte Etage des Quergebäudes der Fregestraße 80. (Das Geschäft wird in den Berliner Adressbüchern nicht mehr genannt. Allerdings bestand bis 1939 der 1913 gegründete Großhandel für Damenkonfektion von Adolph Ephraim am Hausvogteiplatz in Mitte.)<br />
<br />
Am 4. November 1938 starb Adolph Ephraim. Anfang 1939 zog Martas ältere Schwester Pauline (wahrscheinlich verwitwet) zu ihr in die Wohnung in der Fregestraße. Die beiden Schwestern scheinen nach dem Tod ihrer Ehemänner kaum Geld zur Verfügung gehabt haben. Marta Ephraim wurde von der Jüdischen Gemeinde unterstützt. <br />
<br />
Der ältere Sohn Kurt heiratete die 1904 geborene Ernestine Heymann. Er besaß ein Geschäft für Radiotechnik und Zubehör. 1931 wurde sein Sohn Franz-Günther, der Enkelsohn von Marta Ephraim, geboren. Im Februar 1939 emigrierte Kurt Ephraim mit seiner Familie nach den Philippinen. <br />
<br />
Der Sohn Walter studierte Jura in Berlin, arbeitete als Rechtsanwalt und nach dem Entzug der Zulassung als Immobilienmakler. Er wohnte 1936 und 1937 ebenfalls in der Fregestraße 80, dann in der Helmstedter Straße 28 und seit dem 1. Dezember 1939 in der Jenaer Straße 22 bei Kocheim. Seit Juni 1940 musste er Zwangsarbeit bei den Pertrix-Werken in Schöneweide leisten, einem Rüstungsbetrieb, der Batterien u.ä. herstellte.<br />
<br />
Am 18. Oktober 1941 wurde Marta Ephraim gemeinsam mit ihrer Schwester Pauline, ihrem Sohn Walter und ihrer Cousine Anna Kulp, geborene Jacobsohn, nach Łódź / Litzmannstadt deportiert. Am 28. Oktober 1941 wurden in Berlin ihre Wohnungseinrichtung und ihre letzte Habe versteigert. <br />
<br />
Der Transport vom 18. Oktober war der erste Deportationszug aus Berlin. Łódź, seit 1940 „Litzmannstadt“ nach einem preußischen General genannt, hatte zu dieser Zeit ca. 200.000 Bewohner. Vom Bahnhof Radegast aus mussten die Deportierten über 3 km in das Ghetto laufen. Dort wohnte Marta Ephraim gemeinsam mit Sohn und Schwester in der Reiterstraße 21, polnisch Urzednicza. Sohn Walter arbeitete im Ghetto als Schriftführer beim Gericht, er starb am 1. August 1942. Marta Ephraim kam am 9. November 1941 im Ghetto ums Leben. <br />
<br />
Der Sohn Kurt (Curt) ging später in die USA und lebte in San Francisco. Nach dem noch in Berlin geborenen Sohn Franz Günther (Frank) bekam er eine Tochter, Michelle. Er ist am 12. April 1996 in San Mateo/Cal. gestorben.

Marta Jacobsohn kam am 14. Dezember 1873 in Karthaus / Westpreußen (heute: Kartuzy / Polen) zur Welt. Ihr Vater hieß Isaac Jacobsohn, der Name der Mutter ist nicht bekannt. Ihre Eltern hatten bereits eine Tochter: Pauline, geboren am 1. Oktober 1872. Das damalige Karthaus lag in der Kaschubei, durch Die Blechtrommel von Günter Grass bekannt geworden. 1871 lebten in dem Ort 316 Juden. Die Mehrzahl der Einwohner war katholisch (40.221) oder evangelisch (15.574).

Vielleicht ist die junge Marta Jacobsohn wie so viele aus dem ländlichen Osten Ende des 19. Jahrhunderts nach Berlin gekommen. Hier heiratete sie am 17. März 1898 den Kaufmann Adolph Ephraim, geboren am 3. Januar 1871 in Suckow / Pommern (heute: Żukowo / Polen). Das Ehepaar bekam zwei Söhne: Kurt, geboren am 15. Februar 1903, und Walter, geboren am 15. Juni 1906.

Adolph Ephraim besaß von 1910 bis 1927 ein Geschäft für Damenkonfektion, ein „Blusenhaus“ in der Rheinstraße 62. Das Geschäft wurde 1928 in die Kirchstraße 18 (heute: Schmiljanstraße) verlegt, 1932 dann in die Albrechtstraße 109, in ein Eckhaus zur Plantagenstraße, heute ein Neubau.

Die Familie wohnte bis 1935 im Nachbarhaus, in der Rheinstraße 63. Dann zog sie in die dritte Etage des Quergebäudes der Fregestraße 80. (Das Geschäft wird in den Berliner Adressbüchern nicht mehr genannt. Allerdings bestand bis 1939 der 1913 gegründete Großhandel für Damenkonfektion von Adolph Ephraim am Hausvogteiplatz in Mitte.)

Am 4. November 1938 starb Adolph Ephraim. Anfang 1939 zog Martas ältere Schwester Pauline (wahrscheinlich verwitwet) zu ihr in die Wohnung in der Fregestraße. Die beiden Schwestern scheinen nach dem Tod ihrer Ehemänner kaum Geld zur Verfügung gehabt haben. Marta Ephraim wurde von der Jüdischen Gemeinde unterstützt.

Der ältere Sohn Kurt heiratete die 1904 geborene Ernestine Heymann. Er besaß ein Geschäft für Radiotechnik und Zubehör. 1931 wurde sein Sohn Franz-Günther, der Enkelsohn von Marta Ephraim, geboren. Im Februar 1939 emigrierte Kurt Ephraim mit seiner Familie nach den Philippinen.

Der Sohn Walter studierte Jura in Berlin, arbeitete als Rechtsanwalt und nach dem Entzug der Zulassung als Immobilienmakler. Er wohnte 1936 und 1937 ebenfalls in der Fregestraße 80, dann in der Helmstedter Straße 28 und seit dem 1. Dezember 1939 in der Jenaer Straße 22 bei Kocheim. Seit Juni 1940 musste er Zwangsarbeit bei den Pertrix-Werken in Schöneweide leisten, einem Rüstungsbetrieb, der Batterien u.ä. herstellte.

Am 18. Oktober 1941 wurde Marta Ephraim gemeinsam mit ihrer Schwester Pauline, ihrem Sohn Walter und ihrer Cousine Anna Kulp, geborene Jacobsohn, nach Łódź / Litzmannstadt deportiert. Am 28. Oktober 1941 wurden in Berlin ihre Wohnungseinrichtung und ihre letzte Habe versteigert.

Der Transport vom 18. Oktober war der erste Deportationszug aus Berlin. Łódź, seit 1940 „Litzmannstadt“ nach einem preußischen General genannt, hatte zu dieser Zeit ca. 200.000 Bewohner. Vom Bahnhof Radegast aus mussten die Deportierten über 3 km in das Ghetto laufen. Dort wohnte Marta Ephraim gemeinsam mit Sohn und Schwester in der Reiterstraße 21, polnisch Urzednicza. Sohn Walter arbeitete im Ghetto als Schriftführer beim Gericht, er starb am 1. August 1942. Marta Ephraim kam am 9. November 1941 im Ghetto ums Leben.

Der Sohn Kurt (Curt) ging später in die USA und lebte in San Francisco. Nach dem noch in Berlin geborenen Sohn Franz Günther (Frank) bekam er eine Tochter, Michelle. Er ist am 12. April 1996 in San Mateo/Cal. gestorben.