Zerline Jacob geb. Moses

Verlegeort
Münchener Str. 6
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
06. Mai 2013
Geboren
05. August 1864 in Groß Lubs / Lubcz Wielki
Deportation
am 14. September 1942 nach Theresienstadt
Tot
28. April 1943 in Theresienstadt

Zerline Moses kam am 5. August 1864 in Groß Lubs/Posen (heute: Lubcz Wielki) auf die Welt, in einem kleinen Ort, der zum Zeitpunkt ihrer Geburt kaum 600 Einwohner besaß. Über ihre Kindheitl und Jugend ist uns nichts bekannt. Ihr Vorname "Zerline" kommt aus dem Jiddischen (Zaerle) und ist eine Verkleinerungsform von Sarah. <br />
Verheiret war sie mit dem am 15. april 1874 in Zerkow einem Ort südöstlich von Posen, geborenen Leo Jacob. Ihr Ehemann war Generalvertreter der Hamburger Zigarrenfabrik Hinrich Schlichting & Co., die die damals berühmte Marke "Graf Arco" herstellte. Sein Verdienst von monatlich ca. 3000 Reichsmark war Anfang des vergangenen Jahrhunderts außerordentlich hoch - eine Lehrerin verdiente vor dem ersten Weltkrieg ca. 150 Reichsmark, ein Arbeiter durchschnittlich 80 Reichsmark. Dem Ehepaar Jacob ging es also wirtschaftlich sehr gut.<br />
Wann und von wo Zerline und Leo Jacob nach Berlin gezogen sind, ist unbekannt. Seit Anfang der 1920er Jahre wohnte das Ehepaar in der Martin-Luther-Straße 9 in Berlin Schöneberg. Da die beiden keine eigenen Kinder hatten, adoptierten sie 1922 einen 1917 in Berlin geborenen Jungen mit dem Vornamen Siegfried Leopold.<br />
Es scheint, dass das Ehepaar zu Beginn der NS-Diktatur für kurze Zeit in der Landshuter Straße gewohnt hat und dann in die Münchener Straße 6 umgezogen ist. 1933 musste der Sohn das Schöneberger Werner-Siemens-Realgymnasium verlassen. Er besuchte dann zuerst eine Privatschule für Maschinenbau und Elektrotechnik und die Berufschule für Metallarbeiter und begann danach eine Lehre bei einem Klempnermeister in Berlin Moabit. Da er keine weitere Lehrstelle bekam, emigrierte Siegfried Leopold Jacob im Jahr 1935 über Italien nach Palästina.<br />
Am 1.4.1936 starb Leo Jacob im Jüdischen Krankenhaus in Berlin-Wedding an einem Herzleiden und an Diabetes. Zerline Jacob blieb als Hauptmieterin in der Wohnung. Anfangs lebte sie allein, dann nahm sie ihre Schwägerin Cäcilie Wiener geb. Jacob, eine Schwester ihres Ehemannes, und deren Tochter Lieselotte auf. Lieselotte Werner konnte noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach England emigrieren. Cäcilie Wiener wurde am 29.10.1941 nach Lodz verschleppt. Zerline jacob musste seit dem 19. September 1941 den gelben Judenstern an ihrer Kleidung tragen. <br />
Am 14. September 1942 wurde sie mit dem 2 Großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Der Zug verließ den Güterbahnhof Berlin-Moabit (Putlitzstraße) mit ungefähr 1000 Insassen. Für viele wurde Theresienstadt zum Transitghetto: Sie wurden nach Auschwitz oder Treblinka weitertransportiert und dort ermordet. Es gab nur 57 Überlebende. Zerline Jacob starb am 28. April 1943 im Ghettolager Theresienstadt.

Zerline Moses kam am 5. August 1864 in Groß Lubs/Posen (heute: Lubcz Wielki) auf die Welt, in einem kleinen Ort, der zum Zeitpunkt ihrer Geburt kaum 600 Einwohner besaß. Über ihre Kindheitl und Jugend ist uns nichts bekannt. Ihr Vorname "Zerline" kommt aus dem Jiddischen (Zaerle) und ist eine Verkleinerungsform von Sarah.
Verheiret war sie mit dem am 15. april 1874 in Zerkow einem Ort südöstlich von Posen, geborenen Leo Jacob. Ihr Ehemann war Generalvertreter der Hamburger Zigarrenfabrik Hinrich Schlichting & Co., die die damals berühmte Marke "Graf Arco" herstellte. Sein Verdienst von monatlich ca. 3000 Reichsmark war Anfang des vergangenen Jahrhunderts außerordentlich hoch - eine Lehrerin verdiente vor dem ersten Weltkrieg ca. 150 Reichsmark, ein Arbeiter durchschnittlich 80 Reichsmark. Dem Ehepaar Jacob ging es also wirtschaftlich sehr gut.
Wann und von wo Zerline und Leo Jacob nach Berlin gezogen sind, ist unbekannt. Seit Anfang der 1920er Jahre wohnte das Ehepaar in der Martin-Luther-Straße 9 in Berlin Schöneberg. Da die beiden keine eigenen Kinder hatten, adoptierten sie 1922 einen 1917 in Berlin geborenen Jungen mit dem Vornamen Siegfried Leopold.
Es scheint, dass das Ehepaar zu Beginn der NS-Diktatur für kurze Zeit in der Landshuter Straße gewohnt hat und dann in die Münchener Straße 6 umgezogen ist. 1933 musste der Sohn das Schöneberger Werner-Siemens-Realgymnasium verlassen. Er besuchte dann zuerst eine Privatschule für Maschinenbau und Elektrotechnik und die Berufschule für Metallarbeiter und begann danach eine Lehre bei einem Klempnermeister in Berlin Moabit. Da er keine weitere Lehrstelle bekam, emigrierte Siegfried Leopold Jacob im Jahr 1935 über Italien nach Palästina.
Am 1.4.1936 starb Leo Jacob im Jüdischen Krankenhaus in Berlin-Wedding an einem Herzleiden und an Diabetes. Zerline Jacob blieb als Hauptmieterin in der Wohnung. Anfangs lebte sie allein, dann nahm sie ihre Schwägerin Cäcilie Wiener geb. Jacob, eine Schwester ihres Ehemannes, und deren Tochter Lieselotte auf. Lieselotte Werner konnte noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach England emigrieren. Cäcilie Wiener wurde am 29.10.1941 nach Lodz verschleppt. Zerline jacob musste seit dem 19. September 1941 den gelben Judenstern an ihrer Kleidung tragen.
Am 14. September 1942 wurde sie mit dem 2 Großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Der Zug verließ den Güterbahnhof Berlin-Moabit (Putlitzstraße) mit ungefähr 1000 Insassen. Für viele wurde Theresienstadt zum Transitghetto: Sie wurden nach Auschwitz oder Treblinka weitertransportiert und dort ermordet. Es gab nur 57 Überlebende. Zerline Jacob starb am 28. April 1943 im Ghettolager Theresienstadt.