Dr. Richard Simson

Verlegeort
Klausenerplatz 2
Historischer Name
Friedrich-Karl-Platz 17
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. Juni 2013
Geboren
13. Januar 1873 in Elbing
Deportation
am 03. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
18. Mai 1944 in Theresienstadt

Dr. Richard Simson wohnte und praktizierte als Arzt am Friedrich-Karl-Platz 17 (heute: Klausenerplatz 2). Simson trug den Ehrentitel „Sanitätsrat“, er wurde bis 1918 in Preußen an nichtbeamtete Ärzte verliehen, die über 20 Jahre Berufspraxis hatten.<br />
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Simson kam aus dem westpreußischen Elbing, wo er am 13. Januar 1873 geboren wurde. Nach einem Medizinstudium in Königsberg (Ostpreußen) erhielt er 1896 seine Approbation als Arzt. Bis 1903 wohnte er in der Charlottenburger Kaiser-Friedrich-Str. 34, danach finden wir ihn im Berliner Adressbuch unter der Anschrift Friedrich-Karl-Platz 17. Auch hier war er als Allgemeinmediziner tätig.<br />
<br />
Verheiratet war Simson mit Margarete McLean; die Ehe wurde vermutlich 1902 geschlossen. Margarete Simson wurde 1872 im schlesischen Carlsmarkt geboren und entstammte einer Familie, die ihre Wurzeln im Schottland des 12. Jahrhunderts hat. Ein Zweig der Familie war im 18. Jahrhundert nach Deutschland ausgewandert.<br />
<br />
Dr. Simson nahm als Militärarzt am Ersten Weltkrieg teil. Ein Foto vom März 1915 zeigt ihn, auf einem Pferd sitzend, unweit einer Stellung bei dem polnischen Dorf Naramów (Bezirk Kielce).<br />
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Auch Dr. Simson wurde massiv von den antijüdischen Maßnahmen des NS-Staates getroffen. Wie alle anderen jüdischen Ärzte durfte er sich ab 1938 nicht mehr als Arzt bezeichnen, sondern musste sich „Krankenbehandler“ nennen. Die rechtliche Grundlage für diese Diskriminierung bildete die „4. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. Juli 1938“, deren erster Paragraph wie folgt lautete: „Bestallungen (Approbationen) jüdischer Ärzte erlöschen am 30. September 1938.“ Dies war ein offizielles Berufsverbot für jüdische Ärzte. Es wurde allerdings eine Ausnahmeregelung erlassen, da die noch im Reich lebenden Juden medizinisch versorgt werden mussten und Nichtjuden dies nicht erlaubt war. Einige Ärzte erhielten deshalb die Genehmigung, jüdische Patienten zu behandeln. Doch diese Ärzte wurden mit abwertenden Bezeichnungen wie „Krankenbehandler“, „Judenbehandler“ oder nur „Behandler“ belegt, weil sie keine Approbation mehr hatten.<br />
<br />
Wann genau Margarete Simson gestorben ist, wissen wir nicht. Es gibt Briefe von Dr. Simson von 1938, in denen er seine Sorge um den Gesundheitszustand seiner Frau äußert, 1942 erwähnte er eine Spende für ihr Grab.<br />
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Simsons letzte Wohnanschrift lautete Uhlandstraße 31; vermutlich hatte er die Wohnung am heutigen Klausenerplatz unter Druck oder Zwang verlassen müssen. In einem Brief an seine Geschwister vom 24. September 1942 schreibt Richard Simson: „Meine Lieben, vor einer Woche schrieb ich Euch noch in leidlicher Ruhe des Herzens einen Gruß in Euer schönes Gastein. Inzwischen ist der Blitzstrahl auch auf mein Haupt hernieder gezuckt, und ich habe vorgestern die Benachrichtigung erhalten, daß ich am Dienstag nächster Woche abgeholt u. am 3. Oktober dann nach Theresienstadt weiter transportiert werden soll. Insofern leidlich günstig, als ich als Arzt hinausgehen soll u. Instrumentarium u.s.w. mitnehmen darf.“<br />
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Am 3. Oktober 1942 wurde Richard Simson nach Theresienstadt deportiert, er starb dort am 18. Mai 1944.

Dr. Richard Simson wohnte und praktizierte als Arzt am Friedrich-Karl-Platz 17 (heute: Klausenerplatz 2). Simson trug den Ehrentitel „Sanitätsrat“, er wurde bis 1918 in Preußen an nichtbeamtete Ärzte verliehen, die über 20 Jahre Berufspraxis hatten.

Simson kam aus dem westpreußischen Elbing, wo er am 13. Januar 1873 geboren wurde. Nach einem Medizinstudium in Königsberg (Ostpreußen) erhielt er 1896 seine Approbation als Arzt. Bis 1903 wohnte er in der Charlottenburger Kaiser-Friedrich-Str. 34, danach finden wir ihn im Berliner Adressbuch unter der Anschrift Friedrich-Karl-Platz 17. Auch hier war er als Allgemeinmediziner tätig.

Verheiratet war Simson mit Margarete McLean; die Ehe wurde vermutlich 1902 geschlossen. Margarete Simson wurde 1872 im schlesischen Carlsmarkt geboren und entstammte einer Familie, die ihre Wurzeln im Schottland des 12. Jahrhunderts hat. Ein Zweig der Familie war im 18. Jahrhundert nach Deutschland ausgewandert.

Dr. Simson nahm als Militärarzt am Ersten Weltkrieg teil. Ein Foto vom März 1915 zeigt ihn, auf einem Pferd sitzend, unweit einer Stellung bei dem polnischen Dorf Naramów (Bezirk Kielce).

Auch Dr. Simson wurde massiv von den antijüdischen Maßnahmen des NS-Staates getroffen. Wie alle anderen jüdischen Ärzte durfte er sich ab 1938 nicht mehr als Arzt bezeichnen, sondern musste sich „Krankenbehandler“ nennen. Die rechtliche Grundlage für diese Diskriminierung bildete die „4. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. Juli 1938“, deren erster Paragraph wie folgt lautete: „Bestallungen (Approbationen) jüdischer Ärzte erlöschen am 30. September 1938.“ Dies war ein offizielles Berufsverbot für jüdische Ärzte. Es wurde allerdings eine Ausnahmeregelung erlassen, da die noch im Reich lebenden Juden medizinisch versorgt werden mussten und Nichtjuden dies nicht erlaubt war. Einige Ärzte erhielten deshalb die Genehmigung, jüdische Patienten zu behandeln. Doch diese Ärzte wurden mit abwertenden Bezeichnungen wie „Krankenbehandler“, „Judenbehandler“ oder nur „Behandler“ belegt, weil sie keine Approbation mehr hatten.

Wann genau Margarete Simson gestorben ist, wissen wir nicht. Es gibt Briefe von Dr. Simson von 1938, in denen er seine Sorge um den Gesundheitszustand seiner Frau äußert, 1942 erwähnte er eine Spende für ihr Grab.

Simsons letzte Wohnanschrift lautete Uhlandstraße 31; vermutlich hatte er die Wohnung am heutigen Klausenerplatz unter Druck oder Zwang verlassen müssen. In einem Brief an seine Geschwister vom 24. September 1942 schreibt Richard Simson: „Meine Lieben, vor einer Woche schrieb ich Euch noch in leidlicher Ruhe des Herzens einen Gruß in Euer schönes Gastein. Inzwischen ist der Blitzstrahl auch auf mein Haupt hernieder gezuckt, und ich habe vorgestern die Benachrichtigung erhalten, daß ich am Dienstag nächster Woche abgeholt u. am 3. Oktober dann nach Theresienstadt weiter transportiert werden soll. Insofern leidlich günstig, als ich als Arzt hinausgehen soll u. Instrumentarium u.s.w. mitnehmen darf.“

Am 3. Oktober 1942 wurde Richard Simson nach Theresienstadt deportiert, er starb dort am 18. Mai 1944.