Otto Guthmann

Verlegeort
Lemkestr. 156
Bezirk/Ortsteil
Mahlsdorf
Verlegedatum
28. März 2013
Geboren
17. Dezember 1885 in Berlin
Deportation
am 04. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Otto Abraham Guthmann wurde am 17. Dezember 1885 als Sohn des jüdischen Papierhändlers Albert Guthmann und dessen Ehefrau Auguste in Berlin geboren. Wie seine drei Brüder Leopold, Kurt und James war er Soldat im Ersten Weltkrieg. Leopold überlebte den Krieg nicht, James verlor ein Bein an der Ostfront. Nach dem Krieg kehrte Otto Guthmann nach Berlin zurück. Im Juni 1923 heiratete er auf dem Standesamt Charlottenburg die acht Jahre jüngere Schneiderin Charlotte Weil, die aus Budapest stammte.<br />
<br />
Bis Anfang der 1930er Jahre lebte Otto Guthmann in Kreuzberg in der Halleschen Straße 21, wo vier seiner fünf Kinder geboren wurden. Ein Jahr nach der Hochzeit kam der älteste Sohn Berthold zur Welt. Im September 1925 folgte der zweite Sohn Leopold, den Otto Guthmann nach seinem verstorbenen Bruder benannte. 1927 wurde der dritte Sohn Hans und 1928 die Tochter Eva geboren.<br />
<br />
Während der 1920er Jahre betrieb Otto Guthmann eine Druckerei, die er im Zuge der Weltwirtschaftskrise aufgeben musste. Da die Miete der Kreuzberger Wohnung daraufhin zu teuer wurde, zog er mit seiner Frau und den vier Kindern nach Lichtenberg in die Bornitzstraße 41a und begann als Materialverwalter bei dem jüdischen Bauunternehmer Jacobowitz zu arbeiten. Mit seiner Familie besuchte er damals jeden Sabbat den Gottesdienst in der Synagoge an der Frankfurter Allee.<br />
<br />
Als überzeugter Sozialist trug Otto Guthmann das Abzeichen der Eisernen Front, die 1931 unter anderem vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, der SPD und dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund gegründet worden ist. Als er an einem Feiertag die schwarz-rot-goldene Fahne hisste, wurde sie von NSDAP-Anhängern heruntergerissen.<br />
<br />
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wanderte sein jüdischer Arbeitgeber aus und der Betrieb wurde geschlossen, wodurch Otto Guthmann erneut arbeitslos wurde. Eine Verwandte, die ebenfalls emigriert war, überließ der Familie ein Grundstück in der Lemkestraße 156 in Mahlsdorf. Otto Guthmann baute dort ein Haus, in das er Mitte der 1930er Jahre mit seiner Familie einzog. Er züchtete Schafe, deren Wolle er an die Reichswollverwertung verkaufte, und bewirtschaftete mit seiner Frau und mit Unterstützung der Kinder zweieinhalb Morgen Land, auf dem sie Obst und Gemüse anbauten und Geflügel hielten. In Mahlsdorf wurde er zum Repräsentanten der Synagogengemeinde zu Altlandsberg gewählt. <br />
Im April 1937 wurde seine jüngste Tochter Maria geboren. <br />
<br />
Obwohl die Nationalsozialisten schon an der Macht waren, wurde Otto Guthmann 1934 mit dem von Reichspräsident Hindenburg gestifteten Ehrenkreuz für seine Dienste im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet. Nachdem 1941 die Zwangskennzeichnung für Juden angeordnet wurde, trug er den gelben Stern links und das Verdienstkreuz rechts.<br />
<br />
Otto Guthmann musste bei der Reichsbahn beim Gleisbau Zwangsarbeit leisten. Auch seine Söhne wurden zum Arbeitsdienst gezwungen. Um den Lebensunterhalt bestreiten zu können, begann seine Frau Charlotte, wieder in Heimarbeit als Schneiderin zu arbeiten. Die Familie wurde außerdem von einer Ladenbesitzerin aus der Kieler Straße in Mahlsdorf mit Lebensmitteln unterstützt.<br />
<br />
Familie Guthmann plante, das nationalsozialistische Deutschland zu verlassen und nach Südamerika zu emigrieren. Otto Guthmann war bereits mit dem bolivianischen Konsulat in Kontakt getreten und hatte Geld für die Auswanderung gezahlt, es gelang aber nicht mehr, den Plan umzusetzen.<br />
<br />
Sein ältester Sohn Berthold wurde im September 1942 verdächtigt, an Widerstandsaktionen beteiligt gewesen zu sein. Er wurde verhaftet und nach Riga deportiert. Nach zweieinhalb Jahren, in denen er als Arbeitssklave in verschiedenen KZs ausgebeutet worden war, starb er wenige Wochen vor der Befreiung in einem Außenlager des KZ Buchenwald.<br />
<br />
Die Söhne Leopold und Hans, die damals 17 und 15 Jahre alt waren, und Otto Guthmann selbst wurden Ende Februar 1943 bei der sogenannten Fabrikaktion an ihren Arbeitsstätten verhaftet. Als ihr Mann und ihre Söhne nicht von der Arbeit nach Hause kamen, folgte Charlotte Guthmann mit ihren Töchtern der Aufforderung der Gestapo, sich im Sammellager in der Großen Hamburger Straße einzufinden.<br />
<br />
Otto Guthmann wurde mit seiner Frau und seinen Töchtern Eva und Maria am 4. März 1943 mit dem 34. Osttransport nach Auschwitz deportiert, die Söhne Leopold und Hans bereits einen bzw. zwei Tage zuvor. <br />
Der zweitälteste Sohn Leopold überlebte als Einziger. Leopold vermutete später, dass sein Vater wie er und Hans in das Lager Buna der IG Farben nach Monowitz kam. Wann Otto Guthmann starb, ist nicht bekannt.<br />
<br />
Am 27. Februar 2008, dem 65. Jahrestag der Fabrikaktion, wurde in Mahlsdorf der bis dato namenlose Platz zwischen Kieler Straße und Am Rosenhag nach der Familie Guthmann benannt.<br />

Otto Abraham Guthmann wurde am 17. Dezember 1885 als Sohn des jüdischen Papierhändlers Albert Guthmann und dessen Ehefrau Auguste in Berlin geboren. Wie seine drei Brüder Leopold, Kurt und James war er Soldat im Ersten Weltkrieg. Leopold überlebte den Krieg nicht, James verlor ein Bein an der Ostfront. Nach dem Krieg kehrte Otto Guthmann nach Berlin zurück. Im Juni 1923 heiratete er auf dem Standesamt Charlottenburg die acht Jahre jüngere Schneiderin Charlotte Weil, die aus Budapest stammte.

Bis Anfang der 1930er Jahre lebte Otto Guthmann in Kreuzberg in der Halleschen Straße 21, wo vier seiner fünf Kinder geboren wurden. Ein Jahr nach der Hochzeit kam der älteste Sohn Berthold zur Welt. Im September 1925 folgte der zweite Sohn Leopold, den Otto Guthmann nach seinem verstorbenen Bruder benannte. 1927 wurde der dritte Sohn Hans und 1928 die Tochter Eva geboren.

Während der 1920er Jahre betrieb Otto Guthmann eine Druckerei, die er im Zuge der Weltwirtschaftskrise aufgeben musste. Da die Miete der Kreuzberger Wohnung daraufhin zu teuer wurde, zog er mit seiner Frau und den vier Kindern nach Lichtenberg in die Bornitzstraße 41a und begann als Materialverwalter bei dem jüdischen Bauunternehmer Jacobowitz zu arbeiten. Mit seiner Familie besuchte er damals jeden Sabbat den Gottesdienst in der Synagoge an der Frankfurter Allee.

Als überzeugter Sozialist trug Otto Guthmann das Abzeichen der Eisernen Front, die 1931 unter anderem vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, der SPD und dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund gegründet worden ist. Als er an einem Feiertag die schwarz-rot-goldene Fahne hisste, wurde sie von NSDAP-Anhängern heruntergerissen.

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wanderte sein jüdischer Arbeitgeber aus und der Betrieb wurde geschlossen, wodurch Otto Guthmann erneut arbeitslos wurde. Eine Verwandte, die ebenfalls emigriert war, überließ der Familie ein Grundstück in der Lemkestraße 156 in Mahlsdorf. Otto Guthmann baute dort ein Haus, in das er Mitte der 1930er Jahre mit seiner Familie einzog. Er züchtete Schafe, deren Wolle er an die Reichswollverwertung verkaufte, und bewirtschaftete mit seiner Frau und mit Unterstützung der Kinder zweieinhalb Morgen Land, auf dem sie Obst und Gemüse anbauten und Geflügel hielten. In Mahlsdorf wurde er zum Repräsentanten der Synagogengemeinde zu Altlandsberg gewählt.
Im April 1937 wurde seine jüngste Tochter Maria geboren.

Obwohl die Nationalsozialisten schon an der Macht waren, wurde Otto Guthmann 1934 mit dem von Reichspräsident Hindenburg gestifteten Ehrenkreuz für seine Dienste im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet. Nachdem 1941 die Zwangskennzeichnung für Juden angeordnet wurde, trug er den gelben Stern links und das Verdienstkreuz rechts.

Otto Guthmann musste bei der Reichsbahn beim Gleisbau Zwangsarbeit leisten. Auch seine Söhne wurden zum Arbeitsdienst gezwungen. Um den Lebensunterhalt bestreiten zu können, begann seine Frau Charlotte, wieder in Heimarbeit als Schneiderin zu arbeiten. Die Familie wurde außerdem von einer Ladenbesitzerin aus der Kieler Straße in Mahlsdorf mit Lebensmitteln unterstützt.

Familie Guthmann plante, das nationalsozialistische Deutschland zu verlassen und nach Südamerika zu emigrieren. Otto Guthmann war bereits mit dem bolivianischen Konsulat in Kontakt getreten und hatte Geld für die Auswanderung gezahlt, es gelang aber nicht mehr, den Plan umzusetzen.

Sein ältester Sohn Berthold wurde im September 1942 verdächtigt, an Widerstandsaktionen beteiligt gewesen zu sein. Er wurde verhaftet und nach Riga deportiert. Nach zweieinhalb Jahren, in denen er als Arbeitssklave in verschiedenen KZs ausgebeutet worden war, starb er wenige Wochen vor der Befreiung in einem Außenlager des KZ Buchenwald.

Die Söhne Leopold und Hans, die damals 17 und 15 Jahre alt waren, und Otto Guthmann selbst wurden Ende Februar 1943 bei der sogenannten Fabrikaktion an ihren Arbeitsstätten verhaftet. Als ihr Mann und ihre Söhne nicht von der Arbeit nach Hause kamen, folgte Charlotte Guthmann mit ihren Töchtern der Aufforderung der Gestapo, sich im Sammellager in der Großen Hamburger Straße einzufinden.

Otto Guthmann wurde mit seiner Frau und seinen Töchtern Eva und Maria am 4. März 1943 mit dem 34. Osttransport nach Auschwitz deportiert, die Söhne Leopold und Hans bereits einen bzw. zwei Tage zuvor.
Der zweitälteste Sohn Leopold überlebte als Einziger. Leopold vermutete später, dass sein Vater wie er und Hans in das Lager Buna der IG Farben nach Monowitz kam. Wann Otto Guthmann starb, ist nicht bekannt.

Am 27. Februar 2008, dem 65. Jahrestag der Fabrikaktion, wurde in Mahlsdorf der bis dato namenlose Platz zwischen Kieler Straße und Am Rosenhag nach der Familie Guthmann benannt.