Hedwig Helene Flatow geb. Wiener

Verlegeort
Niklasstraße 5
Bezirk/Ortsteil
Schlachtensee
Verlegedatum
12. Oktober 2014
Geboren
09. September 1882 in Berlin
Beruf
Sprachlehrerin
Flucht
1939 Flucht nach Holland
Deportation
am 14. September 1943 nach Bergen-Belsen
Später deportiert
1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Hedwig Wiener wurde am 9. September 1882 geboren und stammte aus der großen Wiener-Familie. Ihr Großvater war der Rabbiner von Oppeln, Dr. Adolf Wiener, der für die jüdische Reformbewegung von großer Bedeutung war. Hedwig Wiener hatte eine Vielzahl von Cousins und Cousinen, da ihr Großvater sechs Kinder hatte. Eine ihrer Cousinen war Nathalie Hamburger, die später den bekannten Rabbiner Dr. Leo Baeck geheiratet hat. So war die Flatowfamilie auch mit Leo Baeck verwandt, was später noch einmal von besonderer Bedeutung werden sollte. Hedwig Wiener wurde am 9. September 1882 geboren und stammte aus der großen Wiener-Familie. Ihr Großvater war der Rabbiner von Oppeln, Dr. Adolf Wiener, der für die jüdische Reformbewegung von großer Bedeutung war. Hedwig Wiener hatte eine Vielzahl von Cousins und Cousinen, da ihr Großvater sechs Kinder hatte. Eine ihrer Cousinen war Nathalie Hamburger, die später den bekannten Rabbiner Dr. Leo Baeck geheiratet hat. So war die Flatowfamilie auch mit Leo Baeck verwandt, was später noch einmal von besonderer Bedeutung werden sollte.

Einer der Söhne von Adolf Wiener war der Vater von Hedwig, Jakob Wiener, der als Journalist (Redakteur) bei dem bekannten „Berliner Tageblatt“ arbeitete. Er war ein liberaler und demokratischer Mensch. Seine Wohnung war vollgestopft mit Zeitungen und auch lange nach seinem Tod musste man durch Stapel von Zeitungen in der Wohnung gehen, schrieb die Enkelin Ilse Flatow später.

Die Familie Wiener lebte um 1900 in der Fasanenstraße 39. Wie sich Hedwig und Georg Flatow kennengelernt haben, ist nicht bekannt. Hedwig legte 1901 vor dem Königlichen Provinzial Schulkollegium die Prüfung als Sprachlehrerin in Französisch und Englisch ab und arbeitete danach als Sprachlehrerin an verschiedenen Schulen. Vermutlich in der Zeit des Ersten Weltkriegs war sie bis 1918 im Nationalen Frauendienst führend tätig und in der Städtischen Hinterbliebenenfürsorge bis 1920 als Dezernentin für die Auskunftsstelle. Aufgrund ihres sozialen Engagements kann es gut sein, dass sich beide in sozialdemokratischen Kreisen kennenlernten. Hedwig gehörte jedenfalls dazu. Ob sie formell auch Parteimitglied geworden ist, ist nicht belegt. Jedenfalls heiratete sie am 26. März 1918 Georg Flatow. Die Tochter Ilse Flatow wurde am 20. Oktober 1919 in Berlin geboren.

Vermutlich war Hedwig Flatow später nicht nur im sozialen Bereich, sondern auch im pädagogischen Bereich, z.B. in der Montessori-Bewegung, aktiv. Es gibt jedenfalls einen Hinweis darauf, dass der Berliner Montessori-Verein als seine offizielle Adresse angab: „Berlin-Zehlendorf-West, Nikolasstraße [sic!] 5 (Flatow)“.

Die Niklasstraße 5 in Schlachtensee war seit 1929 das Heim der Flatows, sie waren aus Steglitz in das neugebaute Haus gezogen. Das Wohnhaus der Familie wurde von intensiver geistiger Aktivität, Wärme, Gastlichkeit, Freundlichkeit zu allen, Hilfe für andere, zu allen Zeiten, geprägt. Es war ein großer Kreis von Freunden, hier gingen sie frei ein und aus, um Bücher zu besprechen, Ideen und Politik, wie die Welt zu verbessern sei und in späteren Jahren diskutierten sie ihre ernsten Probleme. So beschreibt Ilse Flatow ihre Erinnerung an das Haus ihrer Eltern. Überhaupt ist über die Familie nur das bekannt, was die Tochter zusammen mit der Übersendung von Familiendokumenten an das Leo-Baeck-Institut in New York in einem Begleitbrief 1980 schrieb.

In diesen Unterlagen findet sich auch ein Brief über „The Home Flatow“ von Ernst Fraenkel, Politikwissenschaftler und Freund der Familie, der später nach Berlin zurückkehrte und an der Freien Universität lehrte. Er schrieb 1945 u.a.:

„Ich denke an die vielen Abende und Sonntagnachmittage, die wir in Zehlendorf verbrachten, vor und nach 1933, als die am meisten geschätzten Erinnerungen jener Jahre. Das ‚Haus Flatow‘ war eine Institution. Es repräsentiert eine Idee. Heute klingt es wie ein Traum, dass das Buch Deines Vaters (gemeint ist der Kommentar zum Betriebsrätegesetz) in den Grundstein dieses Haus gelegt wurde. Deine Eltern und wir haben zu diesem Zeitpunkt an die Möglichkeiten des sozialen Fortschritts in Deutschland geglaubt. Deine Eltern waren glücklich, sich an der schrittweisen Entwicklung der deutschen Arbeiterbewegung beteiligen zu können.“

Den „Geist“ des Hauses in der Niklasstraße 5 drückt auch das Gedicht aus, das Hedwig Flatow zur Grundsteinlegung verfasste und in den Grundstein neben dem Kommentar zum Betriebsrätegesetz miteinmauern ließ:

Als Zeichen einer neuen Zeit

Sei dieses Buch dem Grund geweiht,

Entdeckst Du es in späten Jahren,

Soll Deine Mitwelt dann erfahren,

Was uns in dieser Zeit bewegt,

Ob es wohl dauernd Früchte trägt?

Die Arbeitskraft sei neu gestaltet,

Dass sie aufs beste sich entfaltet,

Nicht Mühsal bringe sie, nur Segen

Und freudvoll soll sich jeder regen,

Mit gleichen Pflichten, gleichen Rechten,

gleich fern von Herren wie von Knechten,

ob wohl dies Ziel ist dann erreicht?

Wir wissen’s nicht, doch Du vielleicht.

Mit der Emigration nach Amsterdam 1939 änderte sich auch das Leben von Hedwig Flatow total. Sie hatte schon vorher, wie ihr Mann Georg, in den Niederlanden am Aufbau des Werkdorp Nieuwesluis im Wieringer Polder mitgearbeitet. Schon 1935 hat sie von der Stiftung, die das Werkdorf in Wieringen trug, ein umfangreiches Dankesschreiben erhalten, in dem ihr vor allem für ihre Leitung des Wirtschafts- und Küchenbetriebs gedankt wird, u.a. mit den Worten: „Was Sie in dieser Zeit vollbrachten an eigener vorbildlichen Arbeit und Leitung des Wirtschaftbetriebes tagtäglich von der frühesten Morgenstunde bis spät in die Nacht, was Sie in dieser Zeit zustande brachten an neuer Organisation des Küchenbetriebes, […] das können wir von hieraus nicht einmal in vollem Umfange ermessen.“

Die Flatows wurden am 20. Juni 1943 aus ihrer Wohnung in der Jan van Eyckstraße 35 in Amsterdam in das Sammel- und Durchgangslager Westerbork verschleppt und wurde von dort am 14. September 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, mit einer Zwischenstation in Bergen Belsen bis zum 25. Januar 1944. Sie erreichten Theresienstadt am 27. Januar 1944. Von dort traten sie am 12. Oktober 1944 mit dem Transport „Eq“ ihren letzten Weg in das KZ Auschwitz an.

Die Tochter hat den Tag der Deportation von Theresienstadt nach Auschwitz zum Todestag ihrer Eltern erklären.
 

Hedwig Helene Wiener wurde am 9. September 1882 geboren und stammte aus der großen Wiener-Familie. Ihr Großvater war der Rabbiner von Oppeln, Dr. Adolf Wiener, der für die jüdische Reformbewegung von großer Bedeutung war. Hedwig Wiener hatte eine Vielzahl von Cousins und Cousinen, da ihr Großvater sechs Kinder hatte. Eine ihrer Cousinen war Nathalie Hamburger, die später den bekannten Rabbiner Dr. Leo Baeck geheiratet hat. So war die Flatowfamilie auch mit Leo Baeck verwandt, was später noch einmal von besonderer Bedeutung werden sollte. Hedwig Wiener wurde am 9. September 1882 geboren und stammte aus der großen Wiener-Familie. Ihr Großvater war der Rabbiner von Oppeln, Dr. Adolf Wiener, der für die jüdische Reformbewegung von großer Bedeutung war. Hedwig Wiener hatte eine Vielzahl von Cousins und Cousinen, da ihr Großvater sechs Kinder hatte. Eine ihrer Cousinen war Nathalie Hamburger, die später den bekannten Rabbiner Dr. Leo Baeck geheiratet hat. So war die Flatowfamilie auch mit Leo Baeck verwandt, was später noch einmal von besonderer Bedeutung werden sollte.

Einer der Söhne von Adolf Wiener war der Vater von Hedwig, Jakob Wiener, der als Journalist (Redakteur) bei dem bekannten „Berliner Tageblatt“ arbeitete. Er war ein liberaler und demokratischer Mensch. Seine Wohnung war vollgestopft mit Zeitungen und auch lange nach seinem Tod musste man durch Stapel von Zeitungen in der Wohnung gehen, schrieb die Enkelin Ilse Flatow später.

Die Familie Wiener lebte um 1900 in der Fasanenstraße 39. Wie sich Hedwig und Georg Flatow kennengelernt haben, ist nicht bekannt. Hedwig legte 1901 vor dem Königlichen Provinzial Schulkollegium die Prüfung als Sprachlehrerin in Französisch und Englisch ab und arbeitete danach als Sprachlehrerin an verschiedenen Schulen. Vermutlich in der Zeit des Ersten Weltkriegs war sie bis 1918 im Nationalen Frauendienst führend tätig und in der Städtischen Hinterbliebenenfürsorge bis 1920 als Dezernentin für die Auskunftsstelle. Aufgrund ihres sozialen Engagements kann es gut sein, dass sich beide in sozialdemokratischen Kreisen kennenlernten. Hedwig gehörte jedenfalls dazu. Ob sie formell auch Parteimitglied geworden ist, ist nicht belegt. Jedenfalls heiratete sie am 26. März 1918 Georg Flatow. Die Tochter Ilse Flatow wurde am 20. Oktober 1919 in Berlin geboren.

Vermutlich war Hedwig Flatow später nicht nur im sozialen Bereich, sondern auch im pädagogischen Bereich, z.B. in der Montessori-Bewegung, aktiv. Es gibt jedenfalls einen Hinweis darauf, dass der Berliner Montessori-Verein als seine offizielle Adresse angab: „Berlin-Zehlendorf-West, Nikolasstraße [sic!] 5 (Flatow)“.

Die Niklasstraße 5 in Schlachtensee war seit 1929 das Heim der Flatows, sie waren aus Steglitz in das neugebaute Haus gezogen. Das Wohnhaus der Familie wurde von intensiver geistiger Aktivität, Wärme, Gastlichkeit, Freundlichkeit zu allen, Hilfe für andere, zu allen Zeiten, geprägt. Es war ein großer Kreis von Freunden, hier gingen sie frei ein und aus, um Bücher zu besprechen, Ideen und Politik, wie die Welt zu verbessern sei und in späteren Jahren diskutierten sie ihre ernsten Probleme. So beschreibt Ilse Flatow ihre Erinnerung an das Haus ihrer Eltern. Überhaupt ist über die Familie nur das bekannt, was die Tochter zusammen mit der Übersendung von Familiendokumenten an das Leo-Baeck-Institut in New York in einem Begleitbrief 1980 schrieb.

In diesen Unterlagen findet sich auch ein Brief über „The Home Flatow“ von Ernst Fraenkel, Politikwissenschaftler und Freund der Familie, der später nach Berlin zurückkehrte und an der Freien Universität lehrte. Er schrieb 1945 u.a.:

„Ich denke an die vielen Abende und Sonntagnachmittage, die wir in Zehlendorf verbrachten, vor und nach 1933, als die am meisten geschätzten Erinnerungen jener Jahre. Das ‚Haus Flatow‘ war eine Institution. Es repräsentiert eine Idee. Heute klingt es wie ein Traum, dass das Buch Deines Vaters (gemeint ist der Kommentar zum Betriebsrätegesetz) in den Grundstein dieses Haus gelegt wurde. Deine Eltern und wir haben zu diesem Zeitpunkt an die Möglichkeiten des sozialen Fortschritts in Deutschland geglaubt. Deine Eltern waren glücklich, sich an der schrittweisen Entwicklung der deutschen Arbeiterbewegung beteiligen zu können.“

Den „Geist“ des Hauses in der Niklasstraße 5 drückt auch das Gedicht aus, das Hedwig Flatow zur Grundsteinlegung verfasste und in den Grundstein neben dem Kommentar zum Betriebsrätegesetz miteinmauern ließ:

Als Zeichen einer neuen Zeit

Sei dieses Buch dem Grund geweiht,

Entdeckst Du es in späten Jahren,

Soll Deine Mitwelt dann erfahren,

Was uns in dieser Zeit bewegt,

Ob es wohl dauernd Früchte trägt?

Die Arbeitskraft sei neu gestaltet,

Dass sie aufs beste sich entfaltet,

Nicht Mühsal bringe sie, nur Segen

Und freudvoll soll sich jeder regen,

Mit gleichen Pflichten, gleichen Rechten,

gleich fern von Herren wie von Knechten,

ob wohl dies Ziel ist dann erreicht?

Wir wissen’s nicht, doch Du vielleicht.

Mit der Emigration nach Amsterdam 1939 änderte sich auch das Leben von Hedwig Flatow total. Sie hatte schon vorher, wie ihr Mann Georg, in den Niederlanden am Aufbau des Werkdorp Nieuwesluis im Wieringer Polder mitgearbeitet. Schon 1935 hat sie von der Stiftung, die das Werkdorf in Wieringen trug, ein umfangreiches Dankesschreiben erhalten, in dem ihr vor allem für ihre Leitung des Wirtschafts- und Küchenbetriebs gedankt wird, u.a. mit den Worten: „Was Sie in dieser Zeit vollbrachten an eigener vorbildlichen Arbeit und Leitung des Wirtschaftbetriebes tagtäglich von der frühesten Morgenstunde bis spät in die Nacht, was Sie in dieser Zeit zustande brachten an neuer Organisation des Küchenbetriebes, […] das können wir von hieraus nicht einmal in vollem Umfange ermessen.“

Die Flatows wurden am 20. Juni 1943 aus ihrer Wohnung in der Jan van Eyckstraße 35 in Amsterdam in das Sammel- und Durchgangslager Westerbork verschleppt und wurde von dort am 14. September 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, mit einer Zwischenstation in Bergen Belsen bis zum 25. Januar 1944. Sie erreichten Theresienstadt am 27. Januar 1944. Von dort traten sie am 12. Oktober 1944 mit dem Transport „Eq“ ihren letzten Weg in das KZ Auschwitz an.

Die Tochter hat den Tag der Deportation von Theresienstadt nach Auschwitz zum Todestag ihrer Eltern erklären.