Emilie Roth geb. Becker

Verlegeort
Hannsdorfer Str. 8
Bezirk/Ortsteil
Kaulsdorf
Verlegedatum
06. August 2014
Geboren
06. März 1882 in Rockenhausen (Pfalz)
Deportation
am 02. Juni 1942
Ermordet
im besetzten Polen

Emilie Roth kam als Emilie Becker am 6. März 1882 im pfälzischen Rockenhausen zur Welt. Sie hatte drei Schwestern, die sieben, zehn und zwölf Jahre älter waren. Als Emilie fünf Jahre alt war, wurde ihr Bruder Jacob geboren. Ihre Eltern Johanna und Isaak starben 1920, ihr Grab befindet sich noch heute auf dem neuen jüdischen Friedhof von Rockenhausen.<br />
<br />
Mit ihrem Ehemann, dem 1881 in Böhmen geborenen Ingenieur Emil Roth, lebte sie in Berlin. Ende der 1920er Jahre baute das kinderlose Paar ein Haus in der Bülowstraße 3 in Kaulsdorf. Die Adresse wurde 1938 in Billungstraße 8 geändert und lautet seit 1947 Hannsdorfer Straße 8.<br />
<br />
Nachdem die nationalsozialistischen Machthaber 1933 das antijüdische „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ erlassen hatten, wurde Emil Roth, der als Tiefbauingenieur für die Stadt Berlin tätig gewesen war, aus dem Dienst entlassen. <br />
Um die von den Nationalsozialisten verhängte „Judenvermögensabgabe“ zahlen zu können und die Zwangsversteigerung ihres Hauses zu verhindern, nahmen Emilie und Emil Roth im August 1939 ein privates Darlehen von 1400 Reichsmark auf. <br />
<br />
Etwa zur gleichen Zeit zog der nichtjüdische Mieter, der mit in ihrem Haus lebte, aus und dem Ehepaar Roth wurden zeitweise bis zu zehn jüdische Untermieter zugewiesen. Nach der Verabschiedung des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939, das die freie Wohnungswahl für Juden aufhob, wurden Hauseigentümern wie dem Ehepaar Roth zwangsweise jüdische Mieter zugeteilt. Insgesamt gab es in Berlin etwa 3000 sogenannter „Judenhäuser“.<br />
<br />
Emil Roth wurde zum Arbeitseinsatz verpflichtet und war als Hilfsarbeiter bei der Daimler-Benz AG in Marienfelde tätig, wofür er einen Stundenlohn von 76 Pfennig erhielt. Ab Mai 1941 war er aufgrund einer schweren Erkrankung nicht mehr in der Lage, der Zwangsarbeit nachzugehen. Die wirtschaftliche Notlage der Roths war so groß, dass sie im November 1941 ihr gesamtes Mobiliar verkaufen mussten, sie durften es aber laut Kaufvertrag weiter nutzen, so lange sie in Berlin blieben.<br />
<br />
Am 31. März 1942 mussten Emilie und Emil Roth die Vermögenserklärungen zur Vorbereitung der Deportation und des damit verbundenen Raubs jüdischen Besitzes ausfüllen. Zweimal erlebten sie eine „Auswanderung durch Transport“ von Untermietern, wie es Emilie Roth in ihrer Vermögenserklärung bezeichnete, bevor sie selbst am 2. Juni 1942 mit dem 14. Osttransport Richtung Lublin deportiert wurden. Das weitere Schicksal der insgesamt 781 Menschen, die sich auf dem Transport befanden, ist nicht bekannt. 1952 wurde Emilie Roth durch Beschluss des Amtsgerichts Berlin-Lichtenberg mit Wirkung vom 13. Juni 1942 für tot erklärt.<br />
<br />
Emilie Roths älteste Schwester Karoline (verheiratete Behr) wurde mit ihrem Mann bereits 1940 von Karlsruhe aus im Rahmen der ersten planmäßigen Deportationen von Juden aus Deutschland in das französische Internierungslager Gurs verschleppt. 1942 wurde sie in Auschwitz ermordet.<br />
<br />
Den drei übrigen Geschwistern von Emilie Roth gelang die rechtzeitige Emigration in die USA. Die Schwestern Mathilde (verheiratete Loeb) und Berta (verheiratete Fischer) starben beide 1949 in Los Angeles bzw. Philadelphia. Ihr Bruder Jacob lebte bis 1938 in Ludwigshafen. Er wurde nach der Pogromnacht im November 1938 im KZ Dachau inhaftiert und unter der Bedingung entlassen, dass er Deutschland verlassen würde. Ende August 1939 reiste er mit seiner Frau und seiner 17-jährigen Tochter nach London aus. Nachdem wenige Tage später mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg begann, wurde die Familie als „feindliche Ausländer“ auf der Isle of Man interniert. Nach vier Monaten erhielt Jacob Becker Visa für die USA für sich und seine Familie und ließ sich wie seine Schwester Mathilde in Los Angeles nieder. Er starb 1965.<br />

Emilie Roth kam als Emilie Becker am 6. März 1882 im pfälzischen Rockenhausen zur Welt. Sie hatte drei Schwestern, die sieben, zehn und zwölf Jahre älter waren. Als Emilie fünf Jahre alt war, wurde ihr Bruder Jacob geboren. Ihre Eltern Johanna und Isaak starben 1920, ihr Grab befindet sich noch heute auf dem neuen jüdischen Friedhof von Rockenhausen.

Mit ihrem Ehemann, dem 1881 in Böhmen geborenen Ingenieur Emil Roth, lebte sie in Berlin. Ende der 1920er Jahre baute das kinderlose Paar ein Haus in der Bülowstraße 3 in Kaulsdorf. Die Adresse wurde 1938 in Billungstraße 8 geändert und lautet seit 1947 Hannsdorfer Straße 8.

Nachdem die nationalsozialistischen Machthaber 1933 das antijüdische „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ erlassen hatten, wurde Emil Roth, der als Tiefbauingenieur für die Stadt Berlin tätig gewesen war, aus dem Dienst entlassen.
Um die von den Nationalsozialisten verhängte „Judenvermögensabgabe“ zahlen zu können und die Zwangsversteigerung ihres Hauses zu verhindern, nahmen Emilie und Emil Roth im August 1939 ein privates Darlehen von 1400 Reichsmark auf.

Etwa zur gleichen Zeit zog der nichtjüdische Mieter, der mit in ihrem Haus lebte, aus und dem Ehepaar Roth wurden zeitweise bis zu zehn jüdische Untermieter zugewiesen. Nach der Verabschiedung des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939, das die freie Wohnungswahl für Juden aufhob, wurden Hauseigentümern wie dem Ehepaar Roth zwangsweise jüdische Mieter zugeteilt. Insgesamt gab es in Berlin etwa 3000 sogenannter „Judenhäuser“.

Emil Roth wurde zum Arbeitseinsatz verpflichtet und war als Hilfsarbeiter bei der Daimler-Benz AG in Marienfelde tätig, wofür er einen Stundenlohn von 76 Pfennig erhielt. Ab Mai 1941 war er aufgrund einer schweren Erkrankung nicht mehr in der Lage, der Zwangsarbeit nachzugehen. Die wirtschaftliche Notlage der Roths war so groß, dass sie im November 1941 ihr gesamtes Mobiliar verkaufen mussten, sie durften es aber laut Kaufvertrag weiter nutzen, so lange sie in Berlin blieben.

Am 31. März 1942 mussten Emilie und Emil Roth die Vermögenserklärungen zur Vorbereitung der Deportation und des damit verbundenen Raubs jüdischen Besitzes ausfüllen. Zweimal erlebten sie eine „Auswanderung durch Transport“ von Untermietern, wie es Emilie Roth in ihrer Vermögenserklärung bezeichnete, bevor sie selbst am 2. Juni 1942 mit dem 14. Osttransport Richtung Lublin deportiert wurden. Das weitere Schicksal der insgesamt 781 Menschen, die sich auf dem Transport befanden, ist nicht bekannt. 1952 wurde Emilie Roth durch Beschluss des Amtsgerichts Berlin-Lichtenberg mit Wirkung vom 13. Juni 1942 für tot erklärt.

Emilie Roths älteste Schwester Karoline (verheiratete Behr) wurde mit ihrem Mann bereits 1940 von Karlsruhe aus im Rahmen der ersten planmäßigen Deportationen von Juden aus Deutschland in das französische Internierungslager Gurs verschleppt. 1942 wurde sie in Auschwitz ermordet.

Den drei übrigen Geschwistern von Emilie Roth gelang die rechtzeitige Emigration in die USA. Die Schwestern Mathilde (verheiratete Loeb) und Berta (verheiratete Fischer) starben beide 1949 in Los Angeles bzw. Philadelphia. Ihr Bruder Jacob lebte bis 1938 in Ludwigshafen. Er wurde nach der Pogromnacht im November 1938 im KZ Dachau inhaftiert und unter der Bedingung entlassen, dass er Deutschland verlassen würde. Ende August 1939 reiste er mit seiner Frau und seiner 17-jährigen Tochter nach London aus. Nachdem wenige Tage später mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg begann, wurde die Familie als „feindliche Ausländer“ auf der Isle of Man interniert. Nach vier Monaten erhielt Jacob Becker Visa für die USA für sich und seine Familie und ließ sich wie seine Schwester Mathilde in Los Angeles nieder. Er starb 1965.