Walter Schreiber

Verlegeort
Sybelstr. 45
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
02. April 2013
Geboren
16. November 1884 in Königsberg / Kaliningrad
Verhaftet
1938 bis 21. Dezember 1938 in Sachsenhausen
Deportation
am 02. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Walter Josef Schreiber kam am 16. November 1884 als viertes von sechs Kindern und einziger Sohn des Kaufmanns Benjamin Schreiber und seiner Ehefrau Emma Schreiber, geborene Eichelbaum, in Königsberg/Ostpreußen zur Welt, wo er aufwuchs.<br />
<br />
Er verlor er seine erste Ehefrau Aranka Schreiber, geb. Samoje, geboren am 28. Oktober 1889 in Nagykanizsa, gestorben am 20. April 1921 in Berlin, bereits in jungen Jahren. Mit seiner zweiten Ehefrau Anna Springer, geboren in Stettin am 1. März 1900, hatte er einen Sohn, der im September 1923 geboren wurde. Bis zum 1.4.1937 lebte die Familie in der Sybelstraße 45 in Charlottenburg. Die letzte Wohnung vor der Deportation Anna und Walter Schreibers war die Sächsische Straße 9 in Wilmersdorf, wo zu ihren Nachbarn bis 1939 die Familie Fröhlich gehörte (siehe u. a. Peter Gay: Meine deutsche Frage. Jugend in Berlin 1933-1939). <br />
<br />
Dokumentiert ist, dass Walter Schreiber am 1.9.1909 in den Bankdienst in Berlin eintrat und zunächst bis 3.4.1932 für die „Darmstädter und Nationalbank“ arbeitete. Ab 1913 bekleidete er die Funktion eines Depositenkassen-Vorstehers. Seit November 1921 war ihm die Mitleitung der Depositenkasse Jerusalemer Straße anvertraut. Vom 4.4.1932 an wurde er bei der Dresdner Bank als Vorsteher der Depositenkasse 64 (Abkürzung: Depka) geführt. Die Depka 64 befand sich zunächst am Hausvogteiplatz, zog aber später in die Charlotten-/Ecke Kronenstraße um. <br />
<br />
Anna and Walter Schreiber bemühten sich spätestens ab Juli 1936 um Auswanderung und suchten nach Möglichkeiten, in die USA, nach England, Südamerika, Neuseeland oder Südrhodesien einzureisen. Im Zuge der Verdrängung von Angestellten jüdischer Herkunft wurde Walter Schreiber zunächst am 30.9.1937 von der Dresdner Bank vorzeitig „in den Ruhestand versetzt“ und dann am 31.3.1938 mit einer sehr geringen Monatszahlung pensioniert, womit die wirtschaftliche Existenzgrundlage vernichtet war und die noch mögliche Emigration der Familie Schreiber verhindert wurde. <br />
<br />
Um den Schein von Normalität zu wahren, bescheinigten der Betriebsführer und der Personalchef der Dresdner Bank, beide für Walter Schreibers Entlassung verantwortlich, in einem Referenzschreiben: „Wir haben Herrn Schreiber während seiner langjährigen Dienstzeit als einen intelligenten, umsichtigen und in allen Sparten des Bankgeschäfts versierten Bankkaufmann kennengelernt. Gewandt im Verkehr mit der Kundschaft, sicher im Auftreten hat er die Interessen unseres Institutes jederzeit bestens wahrgenommen. Zusammenfassend bestätigen wir Herrn Schreiber gern, dass seine Bestrebungen den Kreis unserer Kunden zu vergrößern, von Erfolg begleitet gewesen sind und dass er sich sowohl durch seine Leistungen als auch durch seine Führung die volle Anerkennung der Bankleitung erworben hat. Berlin, den 30. September 1937, Dresdner Bank, gez. Schippel gez. Haebelein.“ <br />
<br />
Offenkundig seine verzweifelte Situation spürend, schrieb Walter Schreiber am 24.11.1938 an seinen Cousin in Neuseeland, der sich um Einreisepapiere für die Familie Schreiber bemühte. „Bei dem Empfang eines jeden Briefes von Verwandten aus Deutschland wirst Du wahrscheinlich sagen, was will der schon wieder von mir! Für diesen Gedankengang habe ich das vollste Verständnis.“ Am 10.11.1938 kam Walter Schreiber bei den Aktionen der Novemberpogromnacht ins KZ Sachsenhausen in „Schutzhaft“ und wurde sechs Wochen festgehalten, bis er am 21.12.1938 entlassen wurde. „Die einzige Hoffnung, die uns bleibt, ist dort einwandern zu können, und wenn das nicht glückt, weiß ich nicht, was aus uns werden soll“, schrieb Annie Schreiber am 15.12.1938 an denselben Cousin, während sie auf die Entlassung ihres Mannes wartete. Doch das Customs Department in Wellington lehnte die Einreise der Familie ohne Begründung ab. Der letzte Eintrag in der Akte des Cousins war ein vom 24.2.1939 datiertes Telegramm „REGRET PERMIT REFUSED“ („Bedauere Erlaubnis abgelehnt“). Auch Walter Schreibers Bemühungen, mit Frau und Sohn nach Shanghai auszureisen, wie von Peter Gay in seinen Memoiren beschrieben wurde, blieben erfolglos. <br />
<br />
Der 15-jährige Sohn von Walter und Anna Schreiber war zuletzt Schüler der Dr.-Leonore- Goldschmidt-Schule, bis er am 19. Juni 1939 mit einem Kindertransport nach England aus Deutschland fliehen konnte. Nach Stationen in London und Cheltenham wurde der inzwischen 16-Jährige nach Kriegsbeginn für einige Zeit als „feindlicher Ausländer“ auf der britischen Isle of Man interniert. <br />
<br />
Ab 1.9.1941 verrichtete Walter Schreiber Zwangsarbeit als Metallarbeiter in den Deuta Werken (Deutsche Tachometerwerke), Oranienstraße 25, Anna Schreiber als Montiererin im Charlottenburger Motoren- und Gerätebau in der Potsdamer Straße 98.<br />
<br />
Einen Tag vor ihrem Mann wurde Anna Schreiber in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht und an ihrem 43. Geburtstag am 1. März 1943 nach Auschwitz mit einem von den Nazibehörden als 31. Transport aufgelisteten Zug vom Güterbahnhof an der Putlitzbrücke in Moabit nach Auschwitz deportiert, von wo sie nicht zurückkehrte.<br />
<br />
Walter Schreiber wurde in das Sammellager Levetzowstraße 7-8 gebracht und mit dem von den Nazis so genannten 32. Transport am 2. März.1943 vom Bahnhof Moabit in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. <br />
<br />
Ebenfalls mit dem 32. Transport wurden Walter Schreibers Cousine Erna Ruben, geb. Loewi, und ihr Ehemann Martin Ruben deportiert, für die Stolpersteine in der Dahlmannstraße 10 liegen: <a href=http://www.berlin.de/ba-charlotten…;. <br />
<br />
Die letzte Nachricht über den Verbleib der Eltern erhielt der Sohn über das Rote Kreuz im Februar 1943. Der 31.12.1943 wurde vom Amtsgericht Charlottenburg laut Beschluss vom 6.7.1951 als Todestag für seine Eltern festgelegt.<br />
<br />
An dieser Stelle soll an Walter Schreibers ermordete Geschwister und ihre Ehepartner erinnert werden (von Benjamin und Emma Schreibers sechs Kindern wurden drei Kinder ermordet):<br />
<br />
Frida Schreiber, geboren am 2. Februar 1883 in Königsberg, ums Leben gekommen am 7. November 1944 im KZ Theresienstadt sowie ihr Ehemann Dr. med. Kurt Schreiber, geboren am 20. Februar 1872 in Danzig, ums Leben gebracht am 13. November 1942 ebenfalls im KZ Theresienstadt als auch Elisabeth Herbst, geb. Schreiber, geboren am 16. September 1880 in Königsberg, ermordet am 13. Januar 1943 im KZ Auschwitz. Zum Gedenken an Elisabeth Herbst liegt ein Stolperstein an der Mommsenstraße 4 (<a href=http://www.berlin.de/ba-charlotten…;).

Walter Josef Schreiber kam am 16. November 1884 als viertes von sechs Kindern und einziger Sohn des Kaufmanns Benjamin Schreiber und seiner Ehefrau Emma Schreiber, geborene Eichelbaum, in Königsberg/Ostpreußen zur Welt, wo er aufwuchs.

Er verlor er seine erste Ehefrau Aranka Schreiber, geb. Samoje, geboren am 28. Oktober 1889 in Nagykanizsa, gestorben am 20. April 1921 in Berlin, bereits in jungen Jahren. Mit seiner zweiten Ehefrau Anna Springer, geboren in Stettin am 1. März 1900, hatte er einen Sohn, der im September 1923 geboren wurde. Bis zum 1.4.1937 lebte die Familie in der Sybelstraße 45 in Charlottenburg. Die letzte Wohnung vor der Deportation Anna und Walter Schreibers war die Sächsische Straße 9 in Wilmersdorf, wo zu ihren Nachbarn bis 1939 die Familie Fröhlich gehörte (siehe u. a. Peter Gay: Meine deutsche Frage. Jugend in Berlin 1933-1939).

Dokumentiert ist, dass Walter Schreiber am 1.9.1909 in den Bankdienst in Berlin eintrat und zunächst bis 3.4.1932 für die „Darmstädter und Nationalbank“ arbeitete. Ab 1913 bekleidete er die Funktion eines Depositenkassen-Vorstehers. Seit November 1921 war ihm die Mitleitung der Depositenkasse Jerusalemer Straße anvertraut. Vom 4.4.1932 an wurde er bei der Dresdner Bank als Vorsteher der Depositenkasse 64 (Abkürzung: Depka) geführt. Die Depka 64 befand sich zunächst am Hausvogteiplatz, zog aber später in die Charlotten-/Ecke Kronenstraße um.

Anna and Walter Schreiber bemühten sich spätestens ab Juli 1936 um Auswanderung und suchten nach Möglichkeiten, in die USA, nach England, Südamerika, Neuseeland oder Südrhodesien einzureisen. Im Zuge der Verdrängung von Angestellten jüdischer Herkunft wurde Walter Schreiber zunächst am 30.9.1937 von der Dresdner Bank vorzeitig „in den Ruhestand versetzt“ und dann am 31.3.1938 mit einer sehr geringen Monatszahlung pensioniert, womit die wirtschaftliche Existenzgrundlage vernichtet war und die noch mögliche Emigration der Familie Schreiber verhindert wurde.

Um den Schein von Normalität zu wahren, bescheinigten der Betriebsführer und der Personalchef der Dresdner Bank, beide für Walter Schreibers Entlassung verantwortlich, in einem Referenzschreiben: „Wir haben Herrn Schreiber während seiner langjährigen Dienstzeit als einen intelligenten, umsichtigen und in allen Sparten des Bankgeschäfts versierten Bankkaufmann kennengelernt. Gewandt im Verkehr mit der Kundschaft, sicher im Auftreten hat er die Interessen unseres Institutes jederzeit bestens wahrgenommen. Zusammenfassend bestätigen wir Herrn Schreiber gern, dass seine Bestrebungen den Kreis unserer Kunden zu vergrößern, von Erfolg begleitet gewesen sind und dass er sich sowohl durch seine Leistungen als auch durch seine Führung die volle Anerkennung der Bankleitung erworben hat. Berlin, den 30. September 1937, Dresdner Bank, gez. Schippel gez. Haebelein.“

Offenkundig seine verzweifelte Situation spürend, schrieb Walter Schreiber am 24.11.1938 an seinen Cousin in Neuseeland, der sich um Einreisepapiere für die Familie Schreiber bemühte. „Bei dem Empfang eines jeden Briefes von Verwandten aus Deutschland wirst Du wahrscheinlich sagen, was will der schon wieder von mir! Für diesen Gedankengang habe ich das vollste Verständnis.“ Am 10.11.1938 kam Walter Schreiber bei den Aktionen der Novemberpogromnacht ins KZ Sachsenhausen in „Schutzhaft“ und wurde sechs Wochen festgehalten, bis er am 21.12.1938 entlassen wurde. „Die einzige Hoffnung, die uns bleibt, ist dort einwandern zu können, und wenn das nicht glückt, weiß ich nicht, was aus uns werden soll“, schrieb Annie Schreiber am 15.12.1938 an denselben Cousin, während sie auf die Entlassung ihres Mannes wartete. Doch das Customs Department in Wellington lehnte die Einreise der Familie ohne Begründung ab. Der letzte Eintrag in der Akte des Cousins war ein vom 24.2.1939 datiertes Telegramm „REGRET PERMIT REFUSED“ („Bedauere Erlaubnis abgelehnt“). Auch Walter Schreibers Bemühungen, mit Frau und Sohn nach Shanghai auszureisen, wie von Peter Gay in seinen Memoiren beschrieben wurde, blieben erfolglos.

Der 15-jährige Sohn von Walter und Anna Schreiber war zuletzt Schüler der Dr.-Leonore- Goldschmidt-Schule, bis er am 19. Juni 1939 mit einem Kindertransport nach England aus Deutschland fliehen konnte. Nach Stationen in London und Cheltenham wurde der inzwischen 16-Jährige nach Kriegsbeginn für einige Zeit als „feindlicher Ausländer“ auf der britischen Isle of Man interniert.

Ab 1.9.1941 verrichtete Walter Schreiber Zwangsarbeit als Metallarbeiter in den Deuta Werken (Deutsche Tachometerwerke), Oranienstraße 25, Anna Schreiber als Montiererin im Charlottenburger Motoren- und Gerätebau in der Potsdamer Straße 98.

Einen Tag vor ihrem Mann wurde Anna Schreiber in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht und an ihrem 43. Geburtstag am 1. März 1943 nach Auschwitz mit einem von den Nazibehörden als 31. Transport aufgelisteten Zug vom Güterbahnhof an der Putlitzbrücke in Moabit nach Auschwitz deportiert, von wo sie nicht zurückkehrte.

Walter Schreiber wurde in das Sammellager Levetzowstraße 7-8 gebracht und mit dem von den Nazis so genannten 32. Transport am 2. März.1943 vom Bahnhof Moabit in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Ebenfalls mit dem 32. Transport wurden Walter Schreibers Cousine Erna Ruben, geb. Loewi, und ihr Ehemann Martin Ruben deportiert, für die Stolpersteine in der Dahlmannstraße 10 liegen: http://www.berlin.de/ba-charlottenb....

Die letzte Nachricht über den Verbleib der Eltern erhielt der Sohn über das Rote Kreuz im Februar 1943. Der 31.12.1943 wurde vom Amtsgericht Charlottenburg laut Beschluss vom 6.7.1951 als Todestag für seine Eltern festgelegt.

An dieser Stelle soll an Walter Schreibers ermordete Geschwister und ihre Ehepartner erinnert werden (von Benjamin und Emma Schreibers sechs Kindern wurden drei Kinder ermordet):

Frida Schreiber, geboren am 2. Februar 1883 in Königsberg, ums Leben gekommen am 7. November 1944 im KZ Theresienstadt sowie ihr Ehemann Dr. med. Kurt Schreiber, geboren am 20. Februar 1872 in Danzig, ums Leben gebracht am 13. November 1942 ebenfalls im KZ Theresienstadt als auch Elisabeth Herbst, geb. Schreiber, geboren am 16. September 1880 in Königsberg, ermordet am 13. Januar 1943 im KZ Auschwitz. Zum Gedenken an Elisabeth Herbst liegt ein Stolperstein an der Mommsenstraße 4 (http://www.berlin.de/ba-charlottenb...).