Betty Johanna Kierski

Verlegeort
Kommandantenstr. 9
Bezirk/Ortsteil
Lichterfelde
Verlegedatum
26. April 2014
Geboren
29. Juli 1863 in Belgard (Pommern) / Białogard
Flucht in den Tod
26. September 1942 in Berlin

Betty Johanna Kierski wurde am 26. Juli 1863 als Tochter des Kreisphysikus Dr. Maximilian Kierski in Belgard/Pommern geboren. Nach dem Tod ihres Vaters 1882 führte sie den Haushalt ihrer kranken Mutter bis zu deren Tod 1904. Danach war sie kurzzeitig in Danzig als Hausdame tätig, musste diese Stelle aber aus Krankheitsgründen aufgeben und zog zu ihrer ältesten Schwester nach Berlin.<br />
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Seit dieser Zeit bewarb sie sich um Aufnahme in das Rotherstift. Die Rother-Stiftung war eine Einrichtung, die am 19. Juli 1840 auf Vorschlag des Staatsministers Christian Rother per Kabinettsorder Nr. 14 von Friedrich Wilhelm IV. „zur Unterstützung unverheiratheter Töchter von Beamten und Offizieren“ eingerichtet wurde. Der Stammsitz befand sich zunächst am Halleschen Tor. Das Haus wurde 1895 äußerst günstig verkauft, und aus dem Erlös des Hauses konnte 1898 in Lichterfelde-West, in der Kommandantenstraße 9-12 ein neues Haus auf einem Gelände von drei Hektar neu eingeweiht werden. Anlässlich der Einweihung am 5. Oktober 1898 hielt der General-Superintendent D. Faber die Weiherede. Infolge der Inflation sah sich die Rotherstiftung gezwungen, einen Teil des Geländes auf der Spitze Ecke Pfleiderer- und Kommandantenstraße zu verkaufen. Dort entstanden im Laufe der Zeit Privathäuser sowie das uns heute wohlbekannte Aquinataheim. <br />
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Betty Johanna Kierski bewarb sich seit 1908 um ein „Benefizium“, eine kleine Jahresrente dieser Stiftung, unter Hinweis auf ihre ungesicherte finanzielle Situation und um die Aufnahme in die Stiftung. Der Schriftwechsel mit dem Kuratorium der Rotherstiftung zog sich bis 1922 hin, als ihr eine „Außenrente“ gewährt wurde. Infolge der Inflation hatte sich ihre finanzielle Situation weiter verschlechtert. Es dauerte noch bis 1934, als sie sich für die Wohnung im Rotherstift bedankte, die sie am 8. Februar 1934 bezogen hatte.<br />
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Mit Datum vom 19. September 1938 erhielt das Kuratorium des Rotherstifts vom Steglitzer Kreisleiter der NSDAP, Herrn Scheer, die Aufforderung, das Vertragsverhältnis mit der Jüdin Betty Kierski „recht bald“ zu lösen. „Alle Stiftsfrauen empfinden das Zusammenwohnen mit der Jüdin als eine unerhörte Zumutung, zumal die Jüdin auch noch jüdische Besucher empfängt.“ Betty Kierski war getaufte Christin.<br />
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Betty Johanna Kierski fand ein Zimmer in der Neuen Kantstr. 3 bei Moses. Am 26. September 1942 nahm sie sich dort das Leben, vermutlich, weil ihre Deportation unmittelbar bevorstand.<br />
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Seit 1949 waren Bischof D. Otto Dibelius und Pfarrer Bruno Tecklenburg Mitglieder des Kuratoriums der Rotherstiftung, die schließlich im Jahr 2007 aufgelöst und ihr Restvermögen an den Beamten-Wohnungsverein eG übertragen wurde.

Betty Johanna Kierski wurde am 26. Juli 1863 als Tochter des Kreisphysikus Dr. Maximilian Kierski in Belgard/Pommern geboren. Nach dem Tod ihres Vaters 1882 führte sie den Haushalt ihrer kranken Mutter bis zu deren Tod 1904. Danach war sie kurzzeitig in Danzig als Hausdame tätig, musste diese Stelle aber aus Krankheitsgründen aufgeben und zog zu ihrer ältesten Schwester nach Berlin.

Seit dieser Zeit bewarb sie sich um Aufnahme in das Rotherstift. Die Rother-Stiftung war eine Einrichtung, die am 19. Juli 1840 auf Vorschlag des Staatsministers Christian Rother per Kabinettsorder Nr. 14 von Friedrich Wilhelm IV. „zur Unterstützung unverheiratheter Töchter von Beamten und Offizieren“ eingerichtet wurde. Der Stammsitz befand sich zunächst am Halleschen Tor. Das Haus wurde 1895 äußerst günstig verkauft, und aus dem Erlös des Hauses konnte 1898 in Lichterfelde-West, in der Kommandantenstraße 9-12 ein neues Haus auf einem Gelände von drei Hektar neu eingeweiht werden. Anlässlich der Einweihung am 5. Oktober 1898 hielt der General-Superintendent D. Faber die Weiherede. Infolge der Inflation sah sich die Rotherstiftung gezwungen, einen Teil des Geländes auf der Spitze Ecke Pfleiderer- und Kommandantenstraße zu verkaufen. Dort entstanden im Laufe der Zeit Privathäuser sowie das uns heute wohlbekannte Aquinataheim.

Betty Johanna Kierski bewarb sich seit 1908 um ein „Benefizium“, eine kleine Jahresrente dieser Stiftung, unter Hinweis auf ihre ungesicherte finanzielle Situation und um die Aufnahme in die Stiftung. Der Schriftwechsel mit dem Kuratorium der Rotherstiftung zog sich bis 1922 hin, als ihr eine „Außenrente“ gewährt wurde. Infolge der Inflation hatte sich ihre finanzielle Situation weiter verschlechtert. Es dauerte noch bis 1934, als sie sich für die Wohnung im Rotherstift bedankte, die sie am 8. Februar 1934 bezogen hatte.

Mit Datum vom 19. September 1938 erhielt das Kuratorium des Rotherstifts vom Steglitzer Kreisleiter der NSDAP, Herrn Scheer, die Aufforderung, das Vertragsverhältnis mit der Jüdin Betty Kierski „recht bald“ zu lösen. „Alle Stiftsfrauen empfinden das Zusammenwohnen mit der Jüdin als eine unerhörte Zumutung, zumal die Jüdin auch noch jüdische Besucher empfängt.“ Betty Kierski war getaufte Christin.

Betty Johanna Kierski fand ein Zimmer in der Neuen Kantstr. 3 bei Moses. Am 26. September 1942 nahm sie sich dort das Leben, vermutlich, weil ihre Deportation unmittelbar bevorstand.

Seit 1949 waren Bischof D. Otto Dibelius und Pfarrer Bruno Tecklenburg Mitglieder des Kuratoriums der Rotherstiftung, die schließlich im Jahr 2007 aufgelöst und ihr Restvermögen an den Beamten-Wohnungsverein eG übertragen wurde.