Paul Maximilian Eppstein

Verlegeort
Ludwigkirchstr. 10
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
21. September 2013
Geboren
04. März 1902 in Ludwigshafen am Rhein
Deportation
am 26. Januar 1943 nach Theresienstadt
Ermordet
28. September 1944 in Theresienstadt

Paul Maximilian Eppstein wurde am 4.3.1902 in Ludwigshafen geboren als Sohn des Handlungsreisenden Isidor Eppstein und dessen Ehefrau Johanna Eppstein geb. Scharff. 1909 wurde sein Bruder Lothar geboren (gest. 1977 in USA). Sein Abitur machte er in Mannheim und studierte dann in Heidelberg Rechts- und Staatswissenschaften, Soziologie und Volkswirtschaft und promovierte 1924 an der philosophischen Fakultät. Neben seiner Lehrtätigkeit als Privatdozent an der Handelshochschule in Mannheim wurde er 1928 Leiter der Volkshochschule Mannheim. Er gestaltete dieses Institut völlig um, es wurde zu einem der wichtigsten Institute der Erwachsenenbildung in Deutschland. 1930 heiratete er Dr. Hedwig Strauß. Anfang der 1930er Jahre lehrte er auch Soziologie an der Hochschule für Wissenschaften des Judentums in Berlin. 1933 erschien von ihm das Taschenbuch: „Die Symptomatik in der Konjunkturforschung.“<br />
Im gleichen Jahr wurde er aus rassischen Gründen aller Ämter enthoben und aufgefordert, dem Vorstand der Reichsvertretung der Juden in Berlin beizutreten. Er fungierte dort als Leiter der Auswanderungsabteilung (außer Palästina). Diese 1939 gegründete Reichsvertretung oder Reichsvereinigung war eine Zwangsorganisation aller jüdischen Bewohner (ausgenommen in „Mischehen“ lebender) und jüdischen Organisationen, wie Nachrichtenblätter, Wohlfahrtsorganisationen. Sie war von den Nazis gegründet und unterstand dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und der Gestapo. Das zwang Paul Eppstein mit Leuten wie Adolf Eichmann zu verhandeln, er wurde mehrfach inhaftiert und misshandelt. Dennoch gelang es ihm, bis zum Verbot der Auswanderung 1941 rund 100 000 Juden zur Rettung ins Ausland zu verhelfen. In der Entschädigungsakte beschreibt seine 80 jährige Mutter aus New York seine Tätigkeit so:<br />
<br />
„Als seine wissenschaftliche und soziale Tätigkeit 1933 einen jähen Abschluss fand, wurde, auf Grund von Persönlichkeit, Bildungsgrad und höchster Charakterqualifikation zum geschäftsführenden Direktor der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland ernannt. Er war richtungsgebend in jeder wichtigen Entscheidung und wurde zu einer zentralen Persönlichkeit im damaligen jüdischen Leben Deutschlands. Er allein führte die Verhandlungen mit den damaligen politischen Behörden Deutschlands, namentlich mit der Gestapo, er führte alle Verhandlungen mit den jüdischen Hilfsorganisationen aller Länder und verwaltete die gewaltigen Fonds und organisierte das Darlehenskassenwesen. Er führte die Auswanderungsverhandlungen mit vielen ausländischen Organisationen: British General Fund, Hias, American Jewish Joint Committee u.a.<br />
…. er widmete seine ganzen Energien den auswandernden, hinsterbenden deutschstämmigen Juden, einer verlorenen Sache, in der es Promotion nur einer Art gab: durch die Engel oder die Gaskammern ins Grab.“ <br />
<br />
Die Historikerin Beate Meyer beschreibt in ihrem Buch “Tödliche Gratwanderung“ das unauflösliche Dilemma der jüdischen Funktionäre, die, um Hilfe für ihre Glaubensbrüder und -schwestern leisten zu können mit ihren Mördern zusammenarbeiten mussten. Paul Eppstein hat sicher geglaubt, Schlimmeres verhüten zu können mit Verhandlungsgeschick und das ganze Ausmaß an Willkür und Gewalt der Nazis war für ihn schlichtweg unvorstellbar. Er ist bis heute in seiner eigenen Community umstritten. 1943 wurde er mit der Lüge, seine soziale Arbeit dort fortsetzten zu können, nach Theresienstadt deportiert und zum Judenältesten gewählt. In seiner Akte ist auch das Zeugnis von Ludwig Wolfram, des 2. Vorsitzenden der Vereinigung ehemaliger Theresienstädter:<br />
„ im Jahre 1944 war eine internationale Kommission im Lager und diese wurde von Eppstein geführt. Man hatte ihm für die Tage der Besichtigung durch die Kommission den Titel eines Bürgermeisters von Theresienstadt gegeben. Es wurde ihm sogar ein Kraftwagen zur Verfügung gestellt und auch sonst allerlei Vergünstigungen gegeben...“ <br />
<br />
Als er sich weigerte weitere Transporte in die Vernichtungslager vorzubereiten, wurde er im September 1944 unter dem Vorwand die Lagergrenze überschritten zu haben inhaftiert, in die kleine Festung überführt und dort erschossen. Seine Frau wurde über seinen Tod getäuscht bis sie selbst im<br />
Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und umgebracht wurde. Insgesamt sind 18 Mitglieder der Familie Eppstein-Eppler-Mayer im Holocaust umgekommen.<br />
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Paul Maximilian Eppstein wurde am 4.3.1902 in Ludwigshafen geboren als Sohn des Handlungsreisenden Isidor Eppstein und dessen Ehefrau Johanna Eppstein geb. Scharff. 1909 wurde sein Bruder Lothar geboren (gest. 1977 in USA). Sein Abitur machte er in Mannheim und studierte dann in Heidelberg Rechts- und Staatswissenschaften, Soziologie und Volkswirtschaft und promovierte 1924 an der philosophischen Fakultät. Neben seiner Lehrtätigkeit als Privatdozent an der Handelshochschule in Mannheim wurde er 1928 Leiter der Volkshochschule Mannheim. Er gestaltete dieses Institut völlig um, es wurde zu einem der wichtigsten Institute der Erwachsenenbildung in Deutschland. 1930 heiratete er Dr. Hedwig Strauß. Anfang der 1930er Jahre lehrte er auch Soziologie an der Hochschule für Wissenschaften des Judentums in Berlin. 1933 erschien von ihm das Taschenbuch: „Die Symptomatik in der Konjunkturforschung.“
Im gleichen Jahr wurde er aus rassischen Gründen aller Ämter enthoben und aufgefordert, dem Vorstand der Reichsvertretung der Juden in Berlin beizutreten. Er fungierte dort als Leiter der Auswanderungsabteilung (außer Palästina). Diese 1939 gegründete Reichsvertretung oder Reichsvereinigung war eine Zwangsorganisation aller jüdischen Bewohner (ausgenommen in „Mischehen“ lebender) und jüdischen Organisationen, wie Nachrichtenblätter, Wohlfahrtsorganisationen. Sie war von den Nazis gegründet und unterstand dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und der Gestapo. Das zwang Paul Eppstein mit Leuten wie Adolf Eichmann zu verhandeln, er wurde mehrfach inhaftiert und misshandelt. Dennoch gelang es ihm, bis zum Verbot der Auswanderung 1941 rund 100 000 Juden zur Rettung ins Ausland zu verhelfen. In der Entschädigungsakte beschreibt seine 80 jährige Mutter aus New York seine Tätigkeit so:

„Als seine wissenschaftliche und soziale Tätigkeit 1933 einen jähen Abschluss fand, wurde, auf Grund von Persönlichkeit, Bildungsgrad und höchster Charakterqualifikation zum geschäftsführenden Direktor der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland ernannt. Er war richtungsgebend in jeder wichtigen Entscheidung und wurde zu einer zentralen Persönlichkeit im damaligen jüdischen Leben Deutschlands. Er allein führte die Verhandlungen mit den damaligen politischen Behörden Deutschlands, namentlich mit der Gestapo, er führte alle Verhandlungen mit den jüdischen Hilfsorganisationen aller Länder und verwaltete die gewaltigen Fonds und organisierte das Darlehenskassenwesen. Er führte die Auswanderungsverhandlungen mit vielen ausländischen Organisationen: British General Fund, Hias, American Jewish Joint Committee u.a.
…. er widmete seine ganzen Energien den auswandernden, hinsterbenden deutschstämmigen Juden, einer verlorenen Sache, in der es Promotion nur einer Art gab: durch die Engel oder die Gaskammern ins Grab.“

Die Historikerin Beate Meyer beschreibt in ihrem Buch “Tödliche Gratwanderung“ das unauflösliche Dilemma der jüdischen Funktionäre, die, um Hilfe für ihre Glaubensbrüder und -schwestern leisten zu können mit ihren Mördern zusammenarbeiten mussten. Paul Eppstein hat sicher geglaubt, Schlimmeres verhüten zu können mit Verhandlungsgeschick und das ganze Ausmaß an Willkür und Gewalt der Nazis war für ihn schlichtweg unvorstellbar. Er ist bis heute in seiner eigenen Community umstritten. 1943 wurde er mit der Lüge, seine soziale Arbeit dort fortsetzten zu können, nach Theresienstadt deportiert und zum Judenältesten gewählt. In seiner Akte ist auch das Zeugnis von Ludwig Wolfram, des 2. Vorsitzenden der Vereinigung ehemaliger Theresienstädter:
„ im Jahre 1944 war eine internationale Kommission im Lager und diese wurde von Eppstein geführt. Man hatte ihm für die Tage der Besichtigung durch die Kommission den Titel eines Bürgermeisters von Theresienstadt gegeben. Es wurde ihm sogar ein Kraftwagen zur Verfügung gestellt und auch sonst allerlei Vergünstigungen gegeben...“

Als er sich weigerte weitere Transporte in die Vernichtungslager vorzubereiten, wurde er im September 1944 unter dem Vorwand die Lagergrenze überschritten zu haben inhaftiert, in die kleine Festung überführt und dort erschossen. Seine Frau wurde über seinen Tod getäuscht bis sie selbst im
Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und umgebracht wurde. Insgesamt sind 18 Mitglieder der Familie Eppstein-Eppler-Mayer im Holocaust umgekommen.