Margarete Fraenkel geb. Heydemann

Verlegeort
Prinzregentenstr. 6
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
09. April 2013
Geboren
31. März 1882 in Posen / Poznań
Deportation
am 15. August 1942 nach Riga
Ermordet
18. August 1942 in Riga

Margarete Fraenkel ist am 1. April 1882 in Posen (heute: Poznań / Polen) als Tochter von Theodor Heydemann und Regine Placzek geboren. Sie stammte aus einer eher wohlhabenden Familie, seit vier Generationen Kaufleute.<br />
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Ihr Ururgroßvater, Chaim Bader, war als Chirurg (damals genannt Bader) mit den Schwedter Dragonern (einer Dragonerkompanie des Kreises Ansbach gegen den Einmarsch der Truppen Ludwig XIV., aufgestellt 1688) nach Schermeisel, einem polnisch-brandenburgischen Grenzdorf (heute Trzemeszno lubuskie, Polen) gekommen. Er war auch Vorbeter und Lehrer der jüdischen Gemeinde. Er hatte vier Kinder, die früh aus dem Hause gingen, da die Familie arm war.<br />
Sein Sohn Itzig (1775–1852) kam sehr jung zu einem Onkel und lernte bei ihm den Beruf des Branntweinbrenners und Brauers. Später heiratete er die Witwe eines Verwandten in Klein Gandern und übernahm dort deren Brauerei und Brennerei.<br />
<br />
Itzig nahm am 13. Februar 1813 den Namen Heidemann angenommen und erhielt als Familienoberhaupt die preußische Staatsangehörigkeit. Später schrieb er sich und seine Sippe Heydemann. Ein anderer Familienzweig behielt die Schreibweise Heidemann bei.<br />
Itzig Heydemann hatte sechs Söhne und zwei Töchter. Sein vierter Sohn, der Kaufmann Josef Heydemann, geboren am 14. Oktober 1819, heiratete Dorothea Schwarz (1822–1894), das waren die Großeltern von Margarete. Ihr Vater, der Kaufmann Theodor Heydemann, wurde 1848 in Groß Blumberg, Kreis Crossen an der Oder (heute Brody, Krosno in Polen) geboren als dritter von fünf Söhnen und drei Töchtern.<br />
<br />
Insgesamt war es besonders für Juden eine Zeit von großen Aufbrüchen, Neuanfängen, Bewegungen. Viele zogen im Laufe eines Lebens mehrmals um, insbesondere nach Berlin, andere wanderten aus, manche nach Amerika. Andere nahmen am Feldzug 1870/71 teil, einige verloren dort ihr Leben. Die meisten Männer kämpften später patriotisch für Deutschland im Ersten Weltkrieg.<br />
<br />
Am 10. Januar 1901 heiratete Margarete Heydemann 18-jährig standesamtlich in Posen den 13 Jahre älteren Max Fraenkel, geboren am 2. Januar 1869 in Zerkow (heute: Cerkow / Polen) im Posener Land, als Sohn von Bernhard Fraenkel, geboren 1831 in Schildberg (Ostrzeszow), ebenfalls im Posener Land, und Jenny, geb. Stich, geboren am 3. Mai 1832 in Posen.<br />
Vieles deutet darauf hin, dass Max aus einer eher ärmeren Familie stammte. Noch im Alter von 62 Jahren wurde der Vater Bernhard wegen geschuldeter Sozialbeiträge in der jüdischen Gemeinde zu einer Geldstrafe verurteilt. Max war der Älteste von sieben oder acht Geschwistern. Er starb schon am 2. September 1912 in Obernigk, Kreis Breslau (Wroclaw). Von den Geschwistern sind die Schwester Johanna (geboren 1874) mit ihrer Tochter Irene Levy in Lodz (Litzmannstadt) sowie der Bruder Jaques (geboren 1877) in Treblinka umgekommen. Der Bruder Wilhelm (geboren 1876) hat vier Jahre im Ersten Weltkrieg gedient, kam danach nach Berlin und flüchtete 1939 nach England. Der Bruder Hermann (geboren 1878) war ebenfalls vier Jahre Soldat, kam dann über Berlin nach Hamburg und entkam 1936 nach Italien. Ein weiterer Bruder, Richard (geboren 1882), kam nach Berlin, aber über sein Schicksal und das der anderen Geschwister ist nichts bekannt.<br />
<br />
Schon im Alter von 14 Jahren kam Max Fraenkel nach Posen und wohnte zur Untermiete bei einer Familie Levy. In den folgenden acht Jahren ist er viermal innerhalb Posens umgezogen und wohnte immer zur Untermiete, bis er 1891 nach Breslau und 1895 wieder zurück nach Posen zog, wo bis zur Eheschließung 1901 mit Margarete noch fünf Adressen nachgewiesen sind. Auch nach der Eheschließung lebte das Paar zur Untermiete. Die Ehe blieb wahrscheinlich kinderlos.<br />
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Nach dem Tod ihres Mannes 1912 zog Margarete zu ihren Eltern und blieb dort mit einer kurzen Zwischenstation in Breslau bis zur Übersiedlung in die Meinekestraße 8 nach Berlin-Charlottenburg am 3. September 1920. Über Margaretes Leben zwischen 1920 und 1939 und in den drei Jahren bis zu ihrer Deportation gibt es keine näheren Informationen. Am Stichtag der Volkszählung von 1939 lebte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Irene Conrad, geb. Heydemann, und deren Tochter Inge, geboren am 6. September 1918, in der Prinzregentenstraße 6. Margarete und Irene wurden am 15. August 1942 vom Güterbahnhof an der Putlitzstraße in Moabit mit dem Transport Nr. 18 – Zugfahrt Nr. Da 401 (in der Bezeichnung der Nazis) – in das Ghetto in Riga, Lettland, deportiert, wo sie drei Tage später ermordet wurden. Die Nichte Inge ist in den Listen der Deportierten und Ermordeten nicht aufgeführt. Möglicherweise gelang ihr die Flucht, ihr Verbleib ist unbekannt.<br />

Margarete Fraenkel ist am 1. April 1882 in Posen (heute: Poznań / Polen) als Tochter von Theodor Heydemann und Regine Placzek geboren. Sie stammte aus einer eher wohlhabenden Familie, seit vier Generationen Kaufleute.

Ihr Ururgroßvater, Chaim Bader, war als Chirurg (damals genannt Bader) mit den Schwedter Dragonern (einer Dragonerkompanie des Kreises Ansbach gegen den Einmarsch der Truppen Ludwig XIV., aufgestellt 1688) nach Schermeisel, einem polnisch-brandenburgischen Grenzdorf (heute Trzemeszno lubuskie, Polen) gekommen. Er war auch Vorbeter und Lehrer der jüdischen Gemeinde. Er hatte vier Kinder, die früh aus dem Hause gingen, da die Familie arm war.
Sein Sohn Itzig (1775–1852) kam sehr jung zu einem Onkel und lernte bei ihm den Beruf des Branntweinbrenners und Brauers. Später heiratete er die Witwe eines Verwandten in Klein Gandern und übernahm dort deren Brauerei und Brennerei.

Itzig nahm am 13. Februar 1813 den Namen Heidemann angenommen und erhielt als Familienoberhaupt die preußische Staatsangehörigkeit. Später schrieb er sich und seine Sippe Heydemann. Ein anderer Familienzweig behielt die Schreibweise Heidemann bei.
Itzig Heydemann hatte sechs Söhne und zwei Töchter. Sein vierter Sohn, der Kaufmann Josef Heydemann, geboren am 14. Oktober 1819, heiratete Dorothea Schwarz (1822–1894), das waren die Großeltern von Margarete. Ihr Vater, der Kaufmann Theodor Heydemann, wurde 1848 in Groß Blumberg, Kreis Crossen an der Oder (heute Brody, Krosno in Polen) geboren als dritter von fünf Söhnen und drei Töchtern.

Insgesamt war es besonders für Juden eine Zeit von großen Aufbrüchen, Neuanfängen, Bewegungen. Viele zogen im Laufe eines Lebens mehrmals um, insbesondere nach Berlin, andere wanderten aus, manche nach Amerika. Andere nahmen am Feldzug 1870/71 teil, einige verloren dort ihr Leben. Die meisten Männer kämpften später patriotisch für Deutschland im Ersten Weltkrieg.

Am 10. Januar 1901 heiratete Margarete Heydemann 18-jährig standesamtlich in Posen den 13 Jahre älteren Max Fraenkel, geboren am 2. Januar 1869 in Zerkow (heute: Cerkow / Polen) im Posener Land, als Sohn von Bernhard Fraenkel, geboren 1831 in Schildberg (Ostrzeszow), ebenfalls im Posener Land, und Jenny, geb. Stich, geboren am 3. Mai 1832 in Posen.
Vieles deutet darauf hin, dass Max aus einer eher ärmeren Familie stammte. Noch im Alter von 62 Jahren wurde der Vater Bernhard wegen geschuldeter Sozialbeiträge in der jüdischen Gemeinde zu einer Geldstrafe verurteilt. Max war der Älteste von sieben oder acht Geschwistern. Er starb schon am 2. September 1912 in Obernigk, Kreis Breslau (Wroclaw). Von den Geschwistern sind die Schwester Johanna (geboren 1874) mit ihrer Tochter Irene Levy in Lodz (Litzmannstadt) sowie der Bruder Jaques (geboren 1877) in Treblinka umgekommen. Der Bruder Wilhelm (geboren 1876) hat vier Jahre im Ersten Weltkrieg gedient, kam danach nach Berlin und flüchtete 1939 nach England. Der Bruder Hermann (geboren 1878) war ebenfalls vier Jahre Soldat, kam dann über Berlin nach Hamburg und entkam 1936 nach Italien. Ein weiterer Bruder, Richard (geboren 1882), kam nach Berlin, aber über sein Schicksal und das der anderen Geschwister ist nichts bekannt.

Schon im Alter von 14 Jahren kam Max Fraenkel nach Posen und wohnte zur Untermiete bei einer Familie Levy. In den folgenden acht Jahren ist er viermal innerhalb Posens umgezogen und wohnte immer zur Untermiete, bis er 1891 nach Breslau und 1895 wieder zurück nach Posen zog, wo bis zur Eheschließung 1901 mit Margarete noch fünf Adressen nachgewiesen sind. Auch nach der Eheschließung lebte das Paar zur Untermiete. Die Ehe blieb wahrscheinlich kinderlos.

Nach dem Tod ihres Mannes 1912 zog Margarete zu ihren Eltern und blieb dort mit einer kurzen Zwischenstation in Breslau bis zur Übersiedlung in die Meinekestraße 8 nach Berlin-Charlottenburg am 3. September 1920. Über Margaretes Leben zwischen 1920 und 1939 und in den drei Jahren bis zu ihrer Deportation gibt es keine näheren Informationen. Am Stichtag der Volkszählung von 1939 lebte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Irene Conrad, geb. Heydemann, und deren Tochter Inge, geboren am 6. September 1918, in der Prinzregentenstraße 6. Margarete und Irene wurden am 15. August 1942 vom Güterbahnhof an der Putlitzstraße in Moabit mit dem Transport Nr. 18 – Zugfahrt Nr. Da 401 (in der Bezeichnung der Nazis) – in das Ghetto in Riga, Lettland, deportiert, wo sie drei Tage später ermordet wurden. Die Nichte Inge ist in den Listen der Deportierten und Ermordeten nicht aufgeführt. Möglicherweise gelang ihr die Flucht, ihr Verbleib ist unbekannt.