Arno Aron Althof

Verlegeort
Hermannstraße 123
Bezirk/Ortsteil
Neukölln
Verlegedatum
07. August 2014
Geboren
07. November 1919 in Berlin
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga, Lettland
Ermordet
in Riga, Lettland

Arno Althof wurde am 7. November 1919 in Berlin geboren. Seine Eltern Karl und Dorothea Althof, geb. Schnell, waren aus dem Westen und aus dem Osten Deutschlands nach Berlin gekommen: der 1880 geborene Karl Althof, von Beruf Kaufmann, stammte aus Flonheim in Rheinhessen, die 1881 geborene Dorothea Althof aus dem westpreußischen Schlochau (heute: Człuchów / Polen) – beides kleine Orte in der Provinz. Sie hatten 1918 in Berlin geheiratet und führten zum Zeitpunkt der Geburt ihres ersten Kindes Arno in der Hermannstraße 123 ein Geschäft für Damenkonfektion, das vor der Hochzeit bereits einige Jahre Dorothea Althof gehört hatte. Die Familie wohnte in der ersten Etage des Hauses. Am 26. April 1921 kam Arnos Bruder Siegbert auf die Welt. Er starb als kleines Kind am 30. August 1925 an der Infektionskrankheit Ruhr. <br />
An das Schicksal der Familie, insbesondere an Arno Althof, erinnerte sich sehr viel später die Tochter der befreundeten Familie Heymann, Hildegard Stern. Die Heymanns wohnten nur zwei Jahre auf der anderen Straßenseite, ihr Sohn Alfred besuchte aber weiterhin in Neukölln dieselbe Schulklasse wie Arno Althof. 1932 feierten die beiden Freunde gemeinsam ihre Bar-Mizwa. Nun waren sie im religiösen Sinne „mündig“ und durften in der Synagoge aus der Thora vorlesen. In der Schule erfuhren die Jungen schon vor 1933 die Judenfeindlichkeit der Gleichaltrigen, aber sie wehrten sich und verprügelten (nach der Erinnerung von Hildegard Stern) die pöbelnden Mitschüler mit dem Feuerhaken. <br />
1938 wurden die Scheiben des Geschäfts in der Hermannstraße eingeschlagen und Hetzparolen auf die Fenster geschrieben. Die Eltern mussten die zusätzlichen Zwangsvornamen Israel und Sara tragen und das Geschäft aufgeben. Sohn Arno Althof – dies war die andere Möglichkeit – „wählte“ den Zwangsvornamen Aron anstelle von Arno. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste er als „Hilfsarbeiter“ Zwangsarbeit leisten. Die letzte Wohnung der Familie war für kurze Zeit in Berlin-Mitte, in der Johannisstraße 8/Ecke Artilleriestraße (heute: Tucholskystraße). Das Haus gibt es noch. <br />
Als 1942 die Aufforderung kam, sich für die Deportation fertig zu machen, wollte die Familie Heymann Arno Althof bei Freunden in einem Lumpenkeller verstecken. Alles war vorbereitet, aber Arno ging noch einmal zurück, um seine Eltern ein letztes Mal zu sehen. Was dort genau geschehen ist, bleibt unbekannt. Aber: Er kam nicht wieder.<br />
Am 19. Oktober 1942 wurde Arno Althof mit seinen Eltern (und über 950 anderen Bewohnern der Stadt Berlin) nach Riga in Lettland deportiert. Die Insassen des „21. Osttransports“ wurden nach drei Tagen Fahrt nicht mehr in das Ghetto von Riga gebracht, sondern – nach der Selektion von 80 Männern mit handwerklichen Berufen und einem Arzt – vom Bahnhof Skirotava in die nahen Wälder gebracht und sofort erschossen. Die selektierten Männer mussten Zwangsarbeit leisten, nur siebzehn überlebten. Arno Althof könnte zu den Zwangsarbeitern gehört haben, aber auch er kehrte nicht zurück. <br />
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Arno Althof wurde am 7. November 1919 in Berlin geboren. Seine Eltern Karl und Dorothea Althof, geb. Schnell, waren aus dem Westen und aus dem Osten Deutschlands nach Berlin gekommen: der 1880 geborene Karl Althof, von Beruf Kaufmann, stammte aus Flonheim in Rheinhessen, die 1881 geborene Dorothea Althof aus dem westpreußischen Schlochau (heute: Człuchów / Polen) – beides kleine Orte in der Provinz. Sie hatten 1918 in Berlin geheiratet und führten zum Zeitpunkt der Geburt ihres ersten Kindes Arno in der Hermannstraße 123 ein Geschäft für Damenkonfektion, das vor der Hochzeit bereits einige Jahre Dorothea Althof gehört hatte. Die Familie wohnte in der ersten Etage des Hauses. Am 26. April 1921 kam Arnos Bruder Siegbert auf die Welt. Er starb als kleines Kind am 30. August 1925 an der Infektionskrankheit Ruhr.
An das Schicksal der Familie, insbesondere an Arno Althof, erinnerte sich sehr viel später die Tochter der befreundeten Familie Heymann, Hildegard Stern. Die Heymanns wohnten nur zwei Jahre auf der anderen Straßenseite, ihr Sohn Alfred besuchte aber weiterhin in Neukölln dieselbe Schulklasse wie Arno Althof. 1932 feierten die beiden Freunde gemeinsam ihre Bar-Mizwa. Nun waren sie im religiösen Sinne „mündig“ und durften in der Synagoge aus der Thora vorlesen. In der Schule erfuhren die Jungen schon vor 1933 die Judenfeindlichkeit der Gleichaltrigen, aber sie wehrten sich und verprügelten (nach der Erinnerung von Hildegard Stern) die pöbelnden Mitschüler mit dem Feuerhaken.
1938 wurden die Scheiben des Geschäfts in der Hermannstraße eingeschlagen und Hetzparolen auf die Fenster geschrieben. Die Eltern mussten die zusätzlichen Zwangsvornamen Israel und Sara tragen und das Geschäft aufgeben. Sohn Arno Althof – dies war die andere Möglichkeit – „wählte“ den Zwangsvornamen Aron anstelle von Arno. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste er als „Hilfsarbeiter“ Zwangsarbeit leisten. Die letzte Wohnung der Familie war für kurze Zeit in Berlin-Mitte, in der Johannisstraße 8/Ecke Artilleriestraße (heute: Tucholskystraße). Das Haus gibt es noch.
Als 1942 die Aufforderung kam, sich für die Deportation fertig zu machen, wollte die Familie Heymann Arno Althof bei Freunden in einem Lumpenkeller verstecken. Alles war vorbereitet, aber Arno ging noch einmal zurück, um seine Eltern ein letztes Mal zu sehen. Was dort genau geschehen ist, bleibt unbekannt. Aber: Er kam nicht wieder.
Am 19. Oktober 1942 wurde Arno Althof mit seinen Eltern (und über 950 anderen Bewohnern der Stadt Berlin) nach Riga in Lettland deportiert. Die Insassen des „21. Osttransports“ wurden nach drei Tagen Fahrt nicht mehr in das Ghetto von Riga gebracht, sondern – nach der Selektion von 80 Männern mit handwerklichen Berufen und einem Arzt – vom Bahnhof Skirotava in die nahen Wälder gebracht und sofort erschossen. Die selektierten Männer mussten Zwangsarbeit leisten, nur siebzehn überlebten. Arno Althof könnte zu den Zwangsarbeitern gehört haben, aber auch er kehrte nicht zurück.