David Reich

Verlegeort
Güntzelstr. 53
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
06. August 2014
Geboren
1880 in Płock / Plock
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 06. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
04. November 1943 in Treblinka

David Reich wurde 1880 in Plock geboren, das Datum ist nicht bekannt. Verheiratet war er mit Helene Reich, geb. Auerbach, geboren am 28.8.1884 in Schlesien. David Reich besaß in Włocławek (Leslau) in Polen eine kleine Fabrik für Baustoffe. Sie hatten drei Kinder:<br />
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Gerda Reich (geboren 1907 in Włocławek, gestorben 2006 in London), Alexander Herbert Reich (geboren 1911 in Włocławek, ums Leben gekommen 1943 im Arbeitslager Poniatowa bei Lublin) und Marceli Reich (geboren am 2. Juni 1920 in Włocławek, gestorben am 18. September 2013 Frankfurt a. M.) <br />
<br />
1928 machte David Reichs Firma pleite. 1929 siedelte die Familie nach Berlin über. Im Adressbuch stand von 1934 bis 1937 der Eintrag: Reich David Kaufm. Wilmersdf. Güntzelstr 53. <br />
<br />
1935 promovierte Alexander Herbert Reich als Zahnartzt an der Universität Berlin. Er zog dann zurück nach Polen, wo er in Warschau eine Zahnartztpraxis eröffnete. 1938 zogen die Eltern auch in die polnische Hauptstadt. <br />
<br />
1938 bestand Marceli das Abitur am Fichte-Gymansium. Seine Bewerbung, Germanistik an der Universität Berlin zu studieren, wurde abgeschlagen. Am 28. Oktober 1938 wurde er mit der „Polenaktion“ nach Bentschen deportiert. Von dort ging er nach der Internierung nach Warschau. Nach dem Überfall auf Polen befanden sich David, Helene, Alexander und Marceli im Ghetto Warschau. Am 22. Juli 1942, gleichzeitig mit dem Beginn der Räumung des Ghettos, heiratete Marceli im Ghetto seine Frau Teofila, geb. Langnas.<br />
<br />
David und Helene wurden am 6. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert (Aktion Reinhardt), wo sie ermordet wurden. Am 4. November 1943 wurde Alexander Herbert Reich im Arbeitslager Poniatowa bei Lublin erschossen (Aktion Erntefest). Der Schwester Gerda war es bereits 1939 geglückt, mit ihrem Ehemann Gerhard Böhm nach London zu entkommen. Dort ist sie 2006 im Alter von 99 Jahren gestorben. <br />
<br />
Marceli und Teofila gelang am 3. Februar 1943 die Flucht aus dem Ghetto. Im Versteck bei Bolek und Genia Gawin in einem Vorort Warschaus wurden sie im September 1944 von der sowjetischen Armee befreit. Marceli Reich legte sich den Namen Ranicki zu und ging zunächst nach London, wo der Sohn Andrzej Aleksander am 30. Dezember 1948 geboren wurde, dann 1949 nach Warschau. Als er 1958 zurück nach Deutschland kam, nannte er sich Marcel Reich-Ranicki. Er wurde Lektor, Publizist, Schriftsteller, Gastprofessor in Deutschland, USA und Schweden. Er war der bedeutendste Literaturkritiker der Bundesrepublik Deutschland. Am 27. Januar 2012 hielt er im Deutschen Bundestag als Zeitzeuge die Rede zum Holocaust-Gedenktag. Teofila Reich-Ranicki starb am 29. April 2011 und Marcel Reich-Ranicki am 18. September 2013, beide in Frankfurt a.M. Ihr Sohn Andrew Ranicki ist Mathematik-Professor an der Universität Edinburgh. Seine Tochter Carla Helen Emily Ranicki trägt die Namen ihrer väterlichen Großmütter Helene Reich und Emilia Langnas, die beide in Treblinka ermordet wurden.<br />
<br />
Zum ersten Todestag Marcel-Ranickis wurde an dem Haus, in dem er mit seinen Eltern lebte, eine Gedenktafel angebracht. <br />
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Webseite: <a href=http://www.maths.ed.ac.uk/~aar/sur…;

David Reich wurde 1880 in Plock geboren, das Datum ist nicht bekannt. Verheiratet war er mit Helene Reich, geb. Auerbach, geboren am 28.8.1884 in Schlesien. David Reich besaß in Włocławek (Leslau) in Polen eine kleine Fabrik für Baustoffe. Sie hatten drei Kinder:

Gerda Reich (geboren 1907 in Włocławek, gestorben 2006 in London), Alexander Herbert Reich (geboren 1911 in Włocławek, ums Leben gekommen 1943 im Arbeitslager Poniatowa bei Lublin) und Marceli Reich (geboren am 2. Juni 1920 in Włocławek, gestorben am 18. September 2013 Frankfurt a. M.)

1928 machte David Reichs Firma pleite. 1929 siedelte die Familie nach Berlin über. Im Adressbuch stand von 1934 bis 1937 der Eintrag: Reich David Kaufm. Wilmersdf. Güntzelstr 53.

1935 promovierte Alexander Herbert Reich als Zahnartzt an der Universität Berlin. Er zog dann zurück nach Polen, wo er in Warschau eine Zahnartztpraxis eröffnete. 1938 zogen die Eltern auch in die polnische Hauptstadt.

1938 bestand Marceli das Abitur am Fichte-Gymansium. Seine Bewerbung, Germanistik an der Universität Berlin zu studieren, wurde abgeschlagen. Am 28. Oktober 1938 wurde er mit der „Polenaktion“ nach Bentschen deportiert. Von dort ging er nach der Internierung nach Warschau. Nach dem Überfall auf Polen befanden sich David, Helene, Alexander und Marceli im Ghetto Warschau. Am 22. Juli 1942, gleichzeitig mit dem Beginn der Räumung des Ghettos, heiratete Marceli im Ghetto seine Frau Teofila, geb. Langnas.

David und Helene wurden am 6. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert (Aktion Reinhardt), wo sie ermordet wurden. Am 4. November 1943 wurde Alexander Herbert Reich im Arbeitslager Poniatowa bei Lublin erschossen (Aktion Erntefest). Der Schwester Gerda war es bereits 1939 geglückt, mit ihrem Ehemann Gerhard Böhm nach London zu entkommen. Dort ist sie 2006 im Alter von 99 Jahren gestorben.

Marceli und Teofila gelang am 3. Februar 1943 die Flucht aus dem Ghetto. Im Versteck bei Bolek und Genia Gawin in einem Vorort Warschaus wurden sie im September 1944 von der sowjetischen Armee befreit. Marceli Reich legte sich den Namen Ranicki zu und ging zunächst nach London, wo der Sohn Andrzej Aleksander am 30. Dezember 1948 geboren wurde, dann 1949 nach Warschau. Als er 1958 zurück nach Deutschland kam, nannte er sich Marcel Reich-Ranicki. Er wurde Lektor, Publizist, Schriftsteller, Gastprofessor in Deutschland, USA und Schweden. Er war der bedeutendste Literaturkritiker der Bundesrepublik Deutschland. Am 27. Januar 2012 hielt er im Deutschen Bundestag als Zeitzeuge die Rede zum Holocaust-Gedenktag. Teofila Reich-Ranicki starb am 29. April 2011 und Marcel Reich-Ranicki am 18. September 2013, beide in Frankfurt a.M. Ihr Sohn Andrew Ranicki ist Mathematik-Professor an der Universität Edinburgh. Seine Tochter Carla Helen Emily Ranicki trägt die Namen ihrer väterlichen Großmütter Helene Reich und Emilia Langnas, die beide in Treblinka ermordet wurden.

Zum ersten Todestag Marcel-Ranickis wurde an dem Haus, in dem er mit seinen Eltern lebte, eine Gedenktafel angebracht.

Webseite: http://www.maths.ed.ac.uk/~aar/surg...