Paul Saloschin

Verlegeort
Sponholzstr. 44
Bezirk/Ortsteil
Friedenau
Verlegedatum
16. Oktober 2014
Geboren
20. Oktober 1874 in Droskau (Hammermühle) bei Sorau
Beruf
Oberingenieur
Deportation
am 01. November 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Ermordet
20. November 1941 in Łódź / Litzmannstadt

Paul Saloschin wurde am 20. Oktober 1874 als Sohn des jüdischen Chemikers Emil Saloschin und seiner nichtjüdischen Ehefrau Hedwig Saloschin, geborene Görisch, in Droskau (Hammermühle) bei Sorau geboren. Paul hatte noch fünf weitere Brüder: Fritz, Erich, Kurt, Richard und Adolf. Paul Saloschins Vater Emil war aus Bromberg gebürtig und arbeitete als Angestellter der Weberei, Webschule und Wollgarnspinnerei Bernhard Wolffenstein in Hammermühle. Grund für sein Interesse an einer Stelle in der Weberei Wolffenstein war vermutlich auch, weil Emil Saloschins Frau Hedwig aus Hammermühle stammte und ihre Familie dort bereits seit Generationen ansässig war. Die Familie Görisch betrieb dort seit langem eine erfolgreiche Weberei. Neben einer Färberei, in der Emil Saloschin arbeitete, besaß Bernhard Wolffenstein noch eine weitere Wäscherei und eine Färberei in Berlin. Bernhard Wolffenstein starb aber bereits 1848. Er hatte sich an der Revolution von 1848 beteiligt und sich während des Kampfes auf den Barrikaden eine Lungenentzündung zugezogen, an der er schließlich starb. Er ließ seinen minderjährigen Sohn Edmund Wolffenstein zurück. Bis Edmund alt genug war, um die Leitung des Betriebes zu übernehmen, leitete Emil Saloschin die Färberei in Hammermühle. Er und Edmund schrieben gemeinsam einen 1868 in einer Fachzeitschrift erschienenen Artikel zum Thema "Glaubersalz in der Färberei" und einen weiteren im Jahre 1872 über die "Ventilation in der Färberei". Paul Saloschin wuchs gemeinsam mit Malwine, der Tochter von Edmund Wolffenstein, auf. Beide waren evangelisch getauft und müssen sich schon frühzeitig entschlossen haben, die Ehe miteinander einzugehen. Zunächst machte Paul Saloschin aber 1892 sein Abitur, studierte Elektrotechnik und bewarb sich um eine Ingenieursstelle bei der Siemens & Schuckertwerke A.G. Dazu zog er mit seiner Frau Malwine nach Berlin. Hier machte er rasch Karriere, 1909 war er bereits Oberingenieur. Die technische Begabung scheint vererbt worden zu sein, denn drei seiner fünf Brüder wurden ebenfalls Ingenieure. Ab 1911 wohnten die Saloschins in der Elsastraße 5 in Friedenau und von 1920 bis 1933 am Lietzenseeufer 1. Im Jahre 1934 zog das kinderlose Ehepaar in eine Vierzimmer-Wohnung in der Sponholzstraße 43-44. Ein Zimmer der Wohnung bewohnte die nichtjüdische Untermieterin Elise Apelt. Die guten Wohnlagen weisen darauf hin, dass es dem Ehepaar wirtschaftlich sehr gut ging. 1936 ging Paul Saloschin mit 62 in den Ruhestand. Ob dies etwa aus gesundheitlichen Gründen geschah oder er dazu gezwungen wurde, wissen wir nicht. Er bezog danach eine monatliche Rente in Höhe von 406,75 RM und eine Vela-Altersrente in Höhe von 65,25 RM. Am 27. Oktober 1941 füllte Paul Saloschin seine Vermögenserklärung aus. Laut seiner Aufstellung besaß er ein Wertpapierdepot mit Siemens & Halske-Aktien in Höhe von 700,-- RM sowie Hapag-Obligationen in Höhe von 500,-- RM. Sein Barvermögen belief sich auf 110,-- RM. Er hatte mehrere Versicherungen abgeschlossen: eine evangelische Sterbegeldversicherung bei der Hamburg-Mannheimer VersicherungsAG in Höhe von 300,-- RM, eine Unfallversicherung bei der Iduna-Germania Allgem. Versicherungs AG und er war Mitglied einer Wohlfahrtsvereinigung von Siemens-Angestellten mit einer Einlage von ca. 700,-- RM. Sein Gesamtvermögen betrug 1.310,-- RM. Anschließend holte man ihn und seine Frau ab und brachte sie in die Sammelstelle Levetzowstraße 7. Dort stellte man ihnen am 30. Oktober 1941 die am 3. Oktober 1941 bereits ausgestellte Verfügung über die Einziehung ihres gesamten Besitzes zu. <br />
Am 1. November 1941 wurden sie mit dem 4. Transport nach Litzmannstadt deportiert. Dort wohnten sie in der Forststraße 7. Am 20. November 1941, nur drei Wochen nach ihrer Ankunft, starb Paul Saloschin um 11.30 Uhr. Er wurde 67 Jahre alt. Sein Bruder Adolf Saloschin versuchte noch am 3. Juni 1942, seine Schwägerin in Litzmannstadt mit Geld zu unterstützen. Das Geld kam aber zu spät. Malwine starb am 21. Juni 1942 und überlebte damit ihren Mann nur um sieben Monate. <br />
Am 5. Dezember 1941 verbuchte das Finanzamt Moabit West eine Überweisung über 15,-- RM von Th. Bartelt, Steglitz, als Verkaufserlös aus dem Wohnungsinventar der Saloschins. Das Hauptplanungsamt teilte der Vermögensverwertungsstelle am 26. Januar 1942 mit, dass die Zahlung der monatlichen Miete für die Wohnung Saloschin ab Januar 1942 von ihnen übernommen würde. Bis Mitte Dezember 1941 hatte Elise Apelt noch in der Wohnung der Saloschins gewohnt, bevor sie in die Cranachstraße 22 umzog. Die Hauseigentümerin schrieb deshalb an die Vermögensverwertungsstelle und forderte noch 122,50 RM an Miete für die Monate November und Dezember 1941. Des weiteren forderte sie für die notwendigen Reparaturen in der Wohnung 255,-- RM. Am 7. April 1942 machten die Berliner Gaswerke noch 1,80 RM geltend. Die Pension in Höhe von 413,57 RM, die die Siemens & Schuckertwerke A.G. Paul Saloschin noch schuldete, wurde am 26. Mai 1942 an die Vermögensverwertungsstelle überwiesen. Die Dresdner Bank teilte am 1. Dezember 1942 mit, dass sie den Gegenwert der Hapag-Obligationen und den Gegenwert der Siemens & Halske-Aktien an die Wertpapierabteilung der Deutschen Reichsbank übertragen habe. Und auch die Hamburger-Mannheimer Versicherung machte ihre Hausaufgaben. Sie überwies am 7. Dezember 1942 297,45 RM an die Vermögensver-wertungsstelle. Diese erhielt am 10. Juni 1943 schließlich auch noch die Erträge aus der Rentenversicherung in Höhe von 3.078,14 RM. In der Zentral- und Landesbibliothek Berlin befinden sich mehrere Bücher mit dem von eigener Hand eingetragenen Autogramm "Paul Saloschin". Es handelt sich dabei um Bücher, die nach einer Inventartaxierung der Wohnung der Saloschins unrechtmäßig in den Besitz des "Reichs" gelangten und von einer der staatlichen Bibliotheken einfach in ihren Bestand aufgenommen wurden. <br />
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Paul Saloschin wurde am 20. Oktober 1874 als Sohn des jüdischen Chemikers Emil Saloschin und seiner nichtjüdischen Ehefrau Hedwig Saloschin, geborene Görisch, in Droskau (Hammermühle) bei Sorau geboren. Paul hatte noch fünf weitere Brüder: Fritz, Erich, Kurt, Richard und Adolf. Paul Saloschins Vater Emil war aus Bromberg gebürtig und arbeitete als Angestellter der Weberei, Webschule und Wollgarnspinnerei Bernhard Wolffenstein in Hammermühle. Grund für sein Interesse an einer Stelle in der Weberei Wolffenstein war vermutlich auch, weil Emil Saloschins Frau Hedwig aus Hammermühle stammte und ihre Familie dort bereits seit Generationen ansässig war. Die Familie Görisch betrieb dort seit langem eine erfolgreiche Weberei. Neben einer Färberei, in der Emil Saloschin arbeitete, besaß Bernhard Wolffenstein noch eine weitere Wäscherei und eine Färberei in Berlin. Bernhard Wolffenstein starb aber bereits 1848. Er hatte sich an der Revolution von 1848 beteiligt und sich während des Kampfes auf den Barrikaden eine Lungenentzündung zugezogen, an der er schließlich starb. Er ließ seinen minderjährigen Sohn Edmund Wolffenstein zurück. Bis Edmund alt genug war, um die Leitung des Betriebes zu übernehmen, leitete Emil Saloschin die Färberei in Hammermühle. Er und Edmund schrieben gemeinsam einen 1868 in einer Fachzeitschrift erschienenen Artikel zum Thema "Glaubersalz in der Färberei" und einen weiteren im Jahre 1872 über die "Ventilation in der Färberei". Paul Saloschin wuchs gemeinsam mit Malwine, der Tochter von Edmund Wolffenstein, auf. Beide waren evangelisch getauft und müssen sich schon frühzeitig entschlossen haben, die Ehe miteinander einzugehen. Zunächst machte Paul Saloschin aber 1892 sein Abitur, studierte Elektrotechnik und bewarb sich um eine Ingenieursstelle bei der Siemens & Schuckertwerke A.G. Dazu zog er mit seiner Frau Malwine nach Berlin. Hier machte er rasch Karriere, 1909 war er bereits Oberingenieur. Die technische Begabung scheint vererbt worden zu sein, denn drei seiner fünf Brüder wurden ebenfalls Ingenieure. Ab 1911 wohnten die Saloschins in der Elsastraße 5 in Friedenau und von 1920 bis 1933 am Lietzenseeufer 1. Im Jahre 1934 zog das kinderlose Ehepaar in eine Vierzimmer-Wohnung in der Sponholzstraße 43-44. Ein Zimmer der Wohnung bewohnte die nichtjüdische Untermieterin Elise Apelt. Die guten Wohnlagen weisen darauf hin, dass es dem Ehepaar wirtschaftlich sehr gut ging. 1936 ging Paul Saloschin mit 62 in den Ruhestand. Ob dies etwa aus gesundheitlichen Gründen geschah oder er dazu gezwungen wurde, wissen wir nicht. Er bezog danach eine monatliche Rente in Höhe von 406,75 RM und eine Vela-Altersrente in Höhe von 65,25 RM. Am 27. Oktober 1941 füllte Paul Saloschin seine Vermögenserklärung aus. Laut seiner Aufstellung besaß er ein Wertpapierdepot mit Siemens & Halske-Aktien in Höhe von 700,-- RM sowie Hapag-Obligationen in Höhe von 500,-- RM. Sein Barvermögen belief sich auf 110,-- RM. Er hatte mehrere Versicherungen abgeschlossen: eine evangelische Sterbegeldversicherung bei der Hamburg-Mannheimer VersicherungsAG in Höhe von 300,-- RM, eine Unfallversicherung bei der Iduna-Germania Allgem. Versicherungs AG und er war Mitglied einer Wohlfahrtsvereinigung von Siemens-Angestellten mit einer Einlage von ca. 700,-- RM. Sein Gesamtvermögen betrug 1.310,-- RM. Anschließend holte man ihn und seine Frau ab und brachte sie in die Sammelstelle Levetzowstraße 7. Dort stellte man ihnen am 30. Oktober 1941 die am 3. Oktober 1941 bereits ausgestellte Verfügung über die Einziehung ihres gesamten Besitzes zu.
Am 1. November 1941 wurden sie mit dem 4. Transport nach Litzmannstadt deportiert. Dort wohnten sie in der Forststraße 7. Am 20. November 1941, nur drei Wochen nach ihrer Ankunft, starb Paul Saloschin um 11.30 Uhr. Er wurde 67 Jahre alt. Sein Bruder Adolf Saloschin versuchte noch am 3. Juni 1942, seine Schwägerin in Litzmannstadt mit Geld zu unterstützen. Das Geld kam aber zu spät. Malwine starb am 21. Juni 1942 und überlebte damit ihren Mann nur um sieben Monate.
Am 5. Dezember 1941 verbuchte das Finanzamt Moabit West eine Überweisung über 15,-- RM von Th. Bartelt, Steglitz, als Verkaufserlös aus dem Wohnungsinventar der Saloschins. Das Hauptplanungsamt teilte der Vermögensverwertungsstelle am 26. Januar 1942 mit, dass die Zahlung der monatlichen Miete für die Wohnung Saloschin ab Januar 1942 von ihnen übernommen würde. Bis Mitte Dezember 1941 hatte Elise Apelt noch in der Wohnung der Saloschins gewohnt, bevor sie in die Cranachstraße 22 umzog. Die Hauseigentümerin schrieb deshalb an die Vermögensverwertungsstelle und forderte noch 122,50 RM an Miete für die Monate November und Dezember 1941. Des weiteren forderte sie für die notwendigen Reparaturen in der Wohnung 255,-- RM. Am 7. April 1942 machten die Berliner Gaswerke noch 1,80 RM geltend. Die Pension in Höhe von 413,57 RM, die die Siemens & Schuckertwerke A.G. Paul Saloschin noch schuldete, wurde am 26. Mai 1942 an die Vermögensverwertungsstelle überwiesen. Die Dresdner Bank teilte am 1. Dezember 1942 mit, dass sie den Gegenwert der Hapag-Obligationen und den Gegenwert der Siemens & Halske-Aktien an die Wertpapierabteilung der Deutschen Reichsbank übertragen habe. Und auch die Hamburger-Mannheimer Versicherung machte ihre Hausaufgaben. Sie überwies am 7. Dezember 1942 297,45 RM an die Vermögensver-wertungsstelle. Diese erhielt am 10. Juni 1943 schließlich auch noch die Erträge aus der Rentenversicherung in Höhe von 3.078,14 RM. In der Zentral- und Landesbibliothek Berlin befinden sich mehrere Bücher mit dem von eigener Hand eingetragenen Autogramm "Paul Saloschin". Es handelt sich dabei um Bücher, die nach einer Inventartaxierung der Wohnung der Saloschins unrechtmäßig in den Besitz des "Reichs" gelangten und von einer der staatlichen Bibliotheken einfach in ihren Bestand aufgenommen wurden.