Abraham Jakob Waserman geb. Wassermann

Verlegeort
Kommandantenstr. 68 /69
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
Mai 2008
Geboren
28. Juni 1900 in Warszawa (Russisches Reich) / Warschau
Beruf
Schneidermeister
Verhaftet
10. Juli 1941 in Buchenwald
Ermordet
18. August 1941 im KZ Buchenwald

Am 28. Juni 1900 wurde Abraham Jakob Waserman in Warschau als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Warschau gehörte damals zum Königreich Polen/Kongresspolen, das eng mit dem Russischen Zarenreich verbunden war. Über Abraham Wasermans Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Er absolvierte in Warschau eine Lehre als Schneider. Seinem Sohn Benjamin zufolge wanderte er als junger Mann ohne Genehmigung in das Deutsche Reich aus, um der antisemitischen Diskriminierung in Polen zu entgehen. Er verlor die polnische Staatsbürgerschaft und galt fortan als staatenlos.<br />
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Vermutlich in den 1920er-Jahren zog Abraham Waserman nach Berlin, wo er sich als Schneidermeister selbstständig machte. Am 5. Dezember 1927 heiratete er dort die zehn Jahre jüngere Alice Winterfeld aus dem böhmischen Teplitz-Schönau (heute: Teplice / Tschechien), die eine Ausbildung in seinem Betrieb begonnen hatte. Eineinhalb Jahre später, im Juni 1929, kam der erste gemeinsame Sohn des Ehepaares, Benjamin, zur Welt.<br />
<br />
Abraham Wasermans Schneiderbetrieb ist ab 1928 in den Berliner Adressbüchern mit wechselnden Anschriften verzeichnet: zuerst in der Schwedter Straße 236 im Stadtteil Prenzlauer Berg, ab 1931 in der Fischerstraße 10 in Berlin-Rummelsburg, ab 1934 in der Neuen Roßstraße 3 in Berlin-Mitte und schließlich ab 1935 in der Neuen Jakobstraße 7 in Berlin-Mitte. Abraham Waserman arbeitete als Zwischenmeister und fertigte Damenmäntel und Kostüme, mit denen er dann Großhändler und Geschäfte belieferte. Einen Teil produzierte er selbst in seiner Werkstatt, den Großteil ließ er in Heimarbeit fertigen – zeitweise beschäftigte er bis zu 35 Menschen. Das Geschäft lief sehr gut.<br />
<br />
In der Neuen Jakobstraße 7 bewohnte die Familie Waserman eine geräumige 4-Zimmer-Wohnung im 4. Stock, bestehend aus einem Wohn- und Esszimmer, einem Elternschlafzimmer, einem Kinderzimmer, einer Küche und einem Werkstattraum mit sechs Nähmaschinen, einer Zuschneidemaschine und anderem Arbeitszubehör. Alice Waserman arbeitete weiterhin in der Schneiderwerkstatt ihres Mannes. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, versuchte das Ehepaar genügend Geld zu sparen, um mit der Familie auswandern zu können. Alice Waserman berichtete später, dass ihr Mann es zwar schaffte, die nötigen Papiere für sich zu bekommen, nicht aber für sie und die Kinder. Daraufhin blieb auch er in Berlin.<br />
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Etwa im Frühjahr 1939 musste Abraham Waserman seine Werkstatt und die Wohnung in der Neuen Jakobstraße aufgeben. Juden war bereits ab Ende 1938 die selbstständige Führung eines Handwerksbetriebes untersagt. Alice Waserman erinnerte sich später, dass zwei Beamte in die Wohnung gekommen seien und ihrem Mann gesagt hätten, dass die Familie die Wohnung umgehend verlassen müsse. Bis auf einige persönliche Gegenstände und zwei Nähmaschinen mussten sie ihren ganzen Besitz zurücklassen. Alice Waserman war zu diesem Zeitpunkt erneut schwanger.<br />
<br />
Im September 1939 wurde Abraham Waserman ein erstes Mal festgenommen und für kurze Zeit inhaftiert. Sein ältester Sohn Benjamin Waserman gab dazu an, sein Vater sei unmittelbar nach dem deutschen Überfall auf Polen wegen seiner polnischen Herkunft von der Gestapo verhaftet und kurz darauf wieder entlassen worden. In Abraham Wasermans Haftunterlagen aus dem KZ Buchenwald ist eine 14-tägige Inhaftierung wegen „illegaler Grenzübertritte“ vermerkt. Noch während Abraham Waserman in Haft war, brachte seine Frau am 15. September 1939 den zweiten Sohn Jona zur Welt.<br />
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Die Familie wohnte fortan in der Kommandantenstraße in Berlin-Mitte. Dort wurde Abraham Waserman am 14. Mai 1941 durch die Berliner Gestapo verhaftet; als Haftgrund findet sich in den Unterlagen der Vermerk „Auswanderung unterlassen“. Bis zu seiner Deportation in das KZ Buchenwald am 10. Juli 1941 war er mehrere Wochen in einem Berliner Polizeigefängnis inhaftiert. Im KZ Buchenwald erhielt er die Häftlingsnummer 4957 und war in Block 17 des Hauptlagers untergebracht. Auf seiner Stubenkarte ist vermerkt, dass Abraham Waserman dem schwersten Arbeitskommando, dem Steinbruch, zugewiesen war. Nur wenige Wochen nach seiner Ankunft im Lager starb er am 18. August 1941 im Häftlingskrankenbau.<br />
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Seine Frau Alice Waserman und die beiden Söhne Benjamin und Jona Waserman wurden im Juni 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Alle drei überlebten die Haft und wanderten nach Kriegsende in die USA aus.<br />

Am 28. Juni 1900 wurde Abraham Jakob Waserman in Warschau als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Warschau gehörte damals zum Königreich Polen/Kongresspolen, das eng mit dem Russischen Zarenreich verbunden war. Über Abraham Wasermans Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Er absolvierte in Warschau eine Lehre als Schneider. Seinem Sohn Benjamin zufolge wanderte er als junger Mann ohne Genehmigung in das Deutsche Reich aus, um der antisemitischen Diskriminierung in Polen zu entgehen. Er verlor die polnische Staatsbürgerschaft und galt fortan als staatenlos.

Vermutlich in den 1920er-Jahren zog Abraham Waserman nach Berlin, wo er sich als Schneidermeister selbstständig machte. Am 5. Dezember 1927 heiratete er dort die zehn Jahre jüngere Alice Winterfeld aus dem böhmischen Teplitz-Schönau (heute: Teplice / Tschechien), die eine Ausbildung in seinem Betrieb begonnen hatte. Eineinhalb Jahre später, im Juni 1929, kam der erste gemeinsame Sohn des Ehepaares, Benjamin, zur Welt.

Abraham Wasermans Schneiderbetrieb ist ab 1928 in den Berliner Adressbüchern mit wechselnden Anschriften verzeichnet: zuerst in der Schwedter Straße 236 im Stadtteil Prenzlauer Berg, ab 1931 in der Fischerstraße 10 in Berlin-Rummelsburg, ab 1934 in der Neuen Roßstraße 3 in Berlin-Mitte und schließlich ab 1935 in der Neuen Jakobstraße 7 in Berlin-Mitte. Abraham Waserman arbeitete als Zwischenmeister und fertigte Damenmäntel und Kostüme, mit denen er dann Großhändler und Geschäfte belieferte. Einen Teil produzierte er selbst in seiner Werkstatt, den Großteil ließ er in Heimarbeit fertigen – zeitweise beschäftigte er bis zu 35 Menschen. Das Geschäft lief sehr gut.

In der Neuen Jakobstraße 7 bewohnte die Familie Waserman eine geräumige 4-Zimmer-Wohnung im 4. Stock, bestehend aus einem Wohn- und Esszimmer, einem Elternschlafzimmer, einem Kinderzimmer, einer Küche und einem Werkstattraum mit sechs Nähmaschinen, einer Zuschneidemaschine und anderem Arbeitszubehör. Alice Waserman arbeitete weiterhin in der Schneiderwerkstatt ihres Mannes. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, versuchte das Ehepaar genügend Geld zu sparen, um mit der Familie auswandern zu können. Alice Waserman berichtete später, dass ihr Mann es zwar schaffte, die nötigen Papiere für sich zu bekommen, nicht aber für sie und die Kinder. Daraufhin blieb auch er in Berlin.

Etwa im Frühjahr 1939 musste Abraham Waserman seine Werkstatt und die Wohnung in der Neuen Jakobstraße aufgeben. Juden war bereits ab Ende 1938 die selbstständige Führung eines Handwerksbetriebes untersagt. Alice Waserman erinnerte sich später, dass zwei Beamte in die Wohnung gekommen seien und ihrem Mann gesagt hätten, dass die Familie die Wohnung umgehend verlassen müsse. Bis auf einige persönliche Gegenstände und zwei Nähmaschinen mussten sie ihren ganzen Besitz zurücklassen. Alice Waserman war zu diesem Zeitpunkt erneut schwanger.

Im September 1939 wurde Abraham Waserman ein erstes Mal festgenommen und für kurze Zeit inhaftiert. Sein ältester Sohn Benjamin Waserman gab dazu an, sein Vater sei unmittelbar nach dem deutschen Überfall auf Polen wegen seiner polnischen Herkunft von der Gestapo verhaftet und kurz darauf wieder entlassen worden. In Abraham Wasermans Haftunterlagen aus dem KZ Buchenwald ist eine 14-tägige Inhaftierung wegen „illegaler Grenzübertritte“ vermerkt. Noch während Abraham Waserman in Haft war, brachte seine Frau am 15. September 1939 den zweiten Sohn Jona zur Welt.

Die Familie wohnte fortan in der Kommandantenstraße in Berlin-Mitte. Dort wurde Abraham Waserman am 14. Mai 1941 durch die Berliner Gestapo verhaftet; als Haftgrund findet sich in den Unterlagen der Vermerk „Auswanderung unterlassen“. Bis zu seiner Deportation in das KZ Buchenwald am 10. Juli 1941 war er mehrere Wochen in einem Berliner Polizeigefängnis inhaftiert. Im KZ Buchenwald erhielt er die Häftlingsnummer 4957 und war in Block 17 des Hauptlagers untergebracht. Auf seiner Stubenkarte ist vermerkt, dass Abraham Waserman dem schwersten Arbeitskommando, dem Steinbruch, zugewiesen war. Nur wenige Wochen nach seiner Ankunft im Lager starb er am 18. August 1941 im Häftlingskrankenbau.

Seine Frau Alice Waserman und die beiden Söhne Benjamin und Jona Waserman wurden im Juni 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Alle drei überlebten die Haft und wanderten nach Kriegsende in die USA aus.