Rafael Perez

Verlegeort
Hünensteig 14
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
02. März 2015
Geboren
10. Mai 1890 in Plowdiv
Beruf
Klavierstimmer
Flucht
1939 Flucht nach England
Überlebt

Rafael Perez, ein bulgarischer Jude aus einfachen Verhältnissen, wurde am 10. Mai 1890 in Plowdiv geboren. Schon als kleines Kind sah er sehr wenig, und mit etwa acht Jahren war er vollständig erblindet. Doch da er intelligent und aufgeweckt war, wollte die jüdische Gemeinde etwas für seine Fortbildung tun und schickte ihn in das Blindenheim nach Jerusalem, das bis heute existiert. Das war ungefähr 1904, als er 14 Jahre alt war, noch zur Zeit der türkischen Herrschaft in Palästina, dem heutigen Israel.<br />
<br />
Seine Lehre als Bürstenmacher gab er bald zugunsten des Musikstudiums auf. Sein Musiklehrer in Jerusalem stellt fest, dass der Junge musikalisch hochbegabt war und fand, dass er am Sternschen Konservatorium in Berlin Musik studieren müsste. Es gelang Rafael, als er 20 Jahre alt war, nach Berlin zu kommen, wo er im jüdischen Blindenheim in Steglitz wohnte und Musik studierte. Trotz seiner Blindheit war er sehr selbständig, besuchte seine Mutter mehrmals in Bulgarien und verdiente sein Geld mit Violinkonzerten. Auch in Berlin fand er sich gut zurecht und war imstande, allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt zu fahren. Er spielte mehrere Musikinstrumente und hatte einen herrlichen Tenor.<br />
<br />
Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, lernte er Klavierstimmen. Außerdem sang er gegen Bezahlung im Synagogenchor in der Pestalozzistraße. Sein schöner Tenor verschaffte ihm auch Eintritt zu Konzerten, wo er beispielsweise Schumann, Schubert und Hugo Wolf sang. Bei einem solchen Konzert lernte er Johanna Bender kennen. Das soll sich so zugetragen haben: Bei diesem Konzert wurde für den nächsten Tag ein Ausflug vereinbart. Doch an jenem Tag regnete es, und der Ausflug fiel ins Wasser. Nicht jedoch für die beiden, sie aren die Einzigen, die trotz des Regens am Treffpunkt erschienen. Und sie verliebten sich ineinander. 1919 heirateten sie, trotz des starken Widerstandes der beiden Familien.<br />
<br />
Johanna war nämlich christlich, und sie wollte einen Juden heiraten, der noch dazu blind war und Ausländer! Sie war doch eine Berlinerin und protestantisch, die Eltern und die Schwester fürchteten, er werde sie in den finanziellen Ruin treiben, und sprachen fortan nicht mehr mit ihrer Tochter, bis Johannas und Rafaels Sohn Heinz zur Welt kam, was sie halbwegs versöhnte. Ihre Furcht war übrigens unbegründet, Rafael ernährte seine Familie ordentlich. Sie waren glücklich miteinander und hatten ein gutes Leben, bis das Jahr 1933 kam und mit ihm die Nazis.<br />
<br />
Die Lebensumstände für Juden wurden immer unerträglicher. Johanna wurde zur Gestapo bestellt, wo man ihr empfahl, sich vom Juden Rafael scheiden zu lassen. Sie lehnte dies, ohne zu zögern, kategorisch ab, und verband so ihr Schicksal mit dem des jüdischen Volkes. Ihr Sohn Heinz, der Schüler im Paulsen-Gymnasium war, flog von der Schule und musste fortan in der weit entfernten Schule Addas Israel lernen. 1938 beschlossen Rafael und Johanna, ihren einzigen Sohn in Sicherheit zu bringen. Nach einer beruflichen Vorbereitung als Tischler in Berlin-Niederschönhausen kam der damals 18-jährige mit dem Schiff im Oktober 1938 nach Palästina. Den Eltern selbst gelang es 1939 dank der britischen Regierung, in der letzten Minute nach London zu emigrieren. Die Briten gewährten 150 jüdischen, verdienstfähigen Blinden die Einreise nach England. Bereits einen Tag nach seiner Ankunft nahm Rafael seinen Blindenstock und sein Werkzeug und ging Klavierstimmen.<br />
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So machten Rafael und Johanna wiederum einen Neuanfang in einem fremden Land. Sie lebten bis zu Rafaels Tod 1967 in London, seine Witwe Johanna zog danach in die Nähe ihres Sohnes Heinz nach Israel.

Rafael Perez, ein bulgarischer Jude aus einfachen Verhältnissen, wurde am 10. Mai 1890 in Plowdiv geboren. Schon als kleines Kind sah er sehr wenig, und mit etwa acht Jahren war er vollständig erblindet. Doch da er intelligent und aufgeweckt war, wollte die jüdische Gemeinde etwas für seine Fortbildung tun und schickte ihn in das Blindenheim nach Jerusalem, das bis heute existiert. Das war ungefähr 1904, als er 14 Jahre alt war, noch zur Zeit der türkischen Herrschaft in Palästina, dem heutigen Israel.

Seine Lehre als Bürstenmacher gab er bald zugunsten des Musikstudiums auf. Sein Musiklehrer in Jerusalem stellt fest, dass der Junge musikalisch hochbegabt war und fand, dass er am Sternschen Konservatorium in Berlin Musik studieren müsste. Es gelang Rafael, als er 20 Jahre alt war, nach Berlin zu kommen, wo er im jüdischen Blindenheim in Steglitz wohnte und Musik studierte. Trotz seiner Blindheit war er sehr selbständig, besuchte seine Mutter mehrmals in Bulgarien und verdiente sein Geld mit Violinkonzerten. Auch in Berlin fand er sich gut zurecht und war imstande, allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt zu fahren. Er spielte mehrere Musikinstrumente und hatte einen herrlichen Tenor.

Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, lernte er Klavierstimmen. Außerdem sang er gegen Bezahlung im Synagogenchor in der Pestalozzistraße. Sein schöner Tenor verschaffte ihm auch Eintritt zu Konzerten, wo er beispielsweise Schumann, Schubert und Hugo Wolf sang. Bei einem solchen Konzert lernte er Johanna Bender kennen. Das soll sich so zugetragen haben: Bei diesem Konzert wurde für den nächsten Tag ein Ausflug vereinbart. Doch an jenem Tag regnete es, und der Ausflug fiel ins Wasser. Nicht jedoch für die beiden, sie aren die Einzigen, die trotz des Regens am Treffpunkt erschienen. Und sie verliebten sich ineinander. 1919 heirateten sie, trotz des starken Widerstandes der beiden Familien.

Johanna war nämlich christlich, und sie wollte einen Juden heiraten, der noch dazu blind war und Ausländer! Sie war doch eine Berlinerin und protestantisch, die Eltern und die Schwester fürchteten, er werde sie in den finanziellen Ruin treiben, und sprachen fortan nicht mehr mit ihrer Tochter, bis Johannas und Rafaels Sohn Heinz zur Welt kam, was sie halbwegs versöhnte. Ihre Furcht war übrigens unbegründet, Rafael ernährte seine Familie ordentlich. Sie waren glücklich miteinander und hatten ein gutes Leben, bis das Jahr 1933 kam und mit ihm die Nazis.

Die Lebensumstände für Juden wurden immer unerträglicher. Johanna wurde zur Gestapo bestellt, wo man ihr empfahl, sich vom Juden Rafael scheiden zu lassen. Sie lehnte dies, ohne zu zögern, kategorisch ab, und verband so ihr Schicksal mit dem des jüdischen Volkes. Ihr Sohn Heinz, der Schüler im Paulsen-Gymnasium war, flog von der Schule und musste fortan in der weit entfernten Schule Addas Israel lernen. 1938 beschlossen Rafael und Johanna, ihren einzigen Sohn in Sicherheit zu bringen. Nach einer beruflichen Vorbereitung als Tischler in Berlin-Niederschönhausen kam der damals 18-jährige mit dem Schiff im Oktober 1938 nach Palästina. Den Eltern selbst gelang es 1939 dank der britischen Regierung, in der letzten Minute nach London zu emigrieren. Die Briten gewährten 150 jüdischen, verdienstfähigen Blinden die Einreise nach England. Bereits einen Tag nach seiner Ankunft nahm Rafael seinen Blindenstock und sein Werkzeug und ging Klavierstimmen.

So machten Rafael und Johanna wiederum einen Neuanfang in einem fremden Land. Sie lebten bis zu Rafaels Tod 1967 in London, seine Witwe Johanna zog danach in die Nähe ihres Sohnes Heinz nach Israel.