David Hirsch

Verlegeort
Linienstraße 118
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
25. März 2015
Geboren
03. März 1889 in Rederitz (Westpreußen) / Nadarzyce
Beruf
Schneider
Deportation
am 27. November 1941 nach Riga
Ermordet
30. November 1943 in Riga - Rumbula

David Hirsch wurde am 03. März 1889 in Rederitz, Kreis Deutsch Krone in Westpreußen, als Sohn des Kaufmanns Adolf Hirsch und seiner Frau Henriette geboren, seine Geschwister hießen Rosalie, geboren 1884, und Sally, geboren 1886. Bis zu seinem 14. Lebensjahr besuchte er die jüdische Stadtschule in Deutsch Krone, anschließend machte er eine Schneiderlehre in Schlochau und arbeitete dort als Geselle.<br />
<br />
Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Soldat für Deutschland und erhielt zwei Orden. Ab 1919 arbeitete er wieder als Schneider, nun in Berlin-Wedding in der Spanheimstraße 12. Im April 1924 heiratete er Dora Klein, zog mit ihr in die Linienstraße 130 und machte sich dort als „Schneider für Damen und Herren“ selbstständig. Am 08. Juni 1926 kam ihr gemeinsamer Sohn Heinz zur Welt.<br />
<br />
1935 zog die Familie von der Linienstraße 130 in die Linienstraße 118, 2. OG im Vorderhaus um. Möglich, dass der Umzug mit der seit 1933 beginnende Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden zusammenhing und ihnen Wohnung oder Ladenräume in der Linienstraße 130 gekündigt wurden. David Hirsch arbeitete in der Linienstraße 118 weiter als selbstständiger Schneider.<br />
<br />
Aufgrund eines Gesetzes vom November 1938 musste David Hirsch seinen Schneider-betrieb zum Ende des Jahres aufgeben und war seit Januar 1939 ohne Einkommen.<br />
<br />
Im Frühjahr 1939 unternahm die Familie den vergeblichen Versuch mit Hilfe des Hilfsvereins der Juden in Deutschland nach Shanghai auszuwandern, das zu diesem Zeitpunkt der letzte Ort war, der noch jüdische Einwanderer ohne Visum aufnahm. Für den Antrag füllten sie Formulare aus und mussten Fotos, Lebensläufe, Zeugnisse und ärztliche Atteste abgeben, die erhalten geblieben sind und die wir in einem Archiv in Jerusalem fanden. Der Antrag blieb ohne Erfolg.<br />
<br />
Im November 1941 erhielt die Familie ein Schreiben mit der „Aufforderung zur Abwanderung in den Osten“, in der ihnen mitgeteilt wurde, dass ihre Wohnung „zur Räumung vorgesehen“ sei. In Listen mussten sie ihr gesamtes Inventar an Möbeln und Kleidern angeben. Am 25. November musste sich die Familie im von der Gestapo eingerichteten Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße in Moabit melden. Nachdem ihnen dort Geld, Schmuck und Dokumente abgenommen wurden, mussten sie mit dem Gepäck, dass ihnen geblieben war, eine Sperre passieren und ihre Kennkarte vorlegen. Erst jetzt erfuhren sie, dass der Transport nach Riga ging. Zwei Tage mussten sie in der Sammelstelle ausharren und auf dünnen Papiermatratzen auf dem Boden schlafen.<br />
<br />
Zwei Tage später, am 27. November, mussten die Deportierten in einem mehr als zweistündigem Fußmarsch von der Levetzowstraße durch den westlichen Teil Berlins zum Bahnhof Grunewald laufen „in einem langen Zug durch die Stadt“, wie Hildegard Hentschel, Ehefrau des letzten Berliner Gemeindevorsitzenden, später schrieb. Ältere, Kranke und Kinder wurden von Gestapo und SS auf Lastwagen dorthin gebracht. Für die Transporte wurden zu dieser Zeit ältere Personenwagen der 3. Klasse benutzt, die völlig überfüllt waren.<br />
<br />
Die 1053 Menschen aus diesem 7. Transport aus Berlin sollten ursprünglich in das Ghetto von Riga gebracht werden, das zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen überfüllt war. Alle lettischen Ghettobewohner sollten daher in Massenerschießungen in einem Waldstück unweit der Bahnstation Rumbula von SS und lettischen Polizisten getötet werden. In diese Erschießungen geriet am 30. November auch der Transport aus Berlin mit Familie Hirsch.<br />
<br />
Der Zug aus Berlin wurde auf die Abstellgleise der Bahnstation Rumbula geleitet, am frühen Morgen wurden die Menschen aus den Eisenbahnwaggons gejagt. Das Handgepäck, dass sie noch bei sich trugen, warfen sie nach und nach vor Erschöpfung weg. Beim Wald angelangt mussten die Menschen ihre Kleidung ablegen und an die Gruben treten, wo alle Menschen des Transports erschossen wurden.<br />
<br />
David Hirsch wurde 52 Jahre. Seine Schwestern überlebten die Verfolgung durch die Nationalsozialisten nicht.<br />

David Hirsch wurde am 03. März 1889 in Rederitz, Kreis Deutsch Krone in Westpreußen, als Sohn des Kaufmanns Adolf Hirsch und seiner Frau Henriette geboren, seine Geschwister hießen Rosalie, geboren 1884, und Sally, geboren 1886. Bis zu seinem 14. Lebensjahr besuchte er die jüdische Stadtschule in Deutsch Krone, anschließend machte er eine Schneiderlehre in Schlochau und arbeitete dort als Geselle.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Soldat für Deutschland und erhielt zwei Orden. Ab 1919 arbeitete er wieder als Schneider, nun in Berlin-Wedding in der Spanheimstraße 12. Im April 1924 heiratete er Dora Klein, zog mit ihr in die Linienstraße 130 und machte sich dort als „Schneider für Damen und Herren“ selbstständig. Am 08. Juni 1926 kam ihr gemeinsamer Sohn Heinz zur Welt.

1935 zog die Familie von der Linienstraße 130 in die Linienstraße 118, 2. OG im Vorderhaus um. Möglich, dass der Umzug mit der seit 1933 beginnende Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden zusammenhing und ihnen Wohnung oder Ladenräume in der Linienstraße 130 gekündigt wurden. David Hirsch arbeitete in der Linienstraße 118 weiter als selbstständiger Schneider.

Aufgrund eines Gesetzes vom November 1938 musste David Hirsch seinen Schneider-betrieb zum Ende des Jahres aufgeben und war seit Januar 1939 ohne Einkommen.

Im Frühjahr 1939 unternahm die Familie den vergeblichen Versuch mit Hilfe des Hilfsvereins der Juden in Deutschland nach Shanghai auszuwandern, das zu diesem Zeitpunkt der letzte Ort war, der noch jüdische Einwanderer ohne Visum aufnahm. Für den Antrag füllten sie Formulare aus und mussten Fotos, Lebensläufe, Zeugnisse und ärztliche Atteste abgeben, die erhalten geblieben sind und die wir in einem Archiv in Jerusalem fanden. Der Antrag blieb ohne Erfolg.

Im November 1941 erhielt die Familie ein Schreiben mit der „Aufforderung zur Abwanderung in den Osten“, in der ihnen mitgeteilt wurde, dass ihre Wohnung „zur Räumung vorgesehen“ sei. In Listen mussten sie ihr gesamtes Inventar an Möbeln und Kleidern angeben. Am 25. November musste sich die Familie im von der Gestapo eingerichteten Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße in Moabit melden. Nachdem ihnen dort Geld, Schmuck und Dokumente abgenommen wurden, mussten sie mit dem Gepäck, dass ihnen geblieben war, eine Sperre passieren und ihre Kennkarte vorlegen. Erst jetzt erfuhren sie, dass der Transport nach Riga ging. Zwei Tage mussten sie in der Sammelstelle ausharren und auf dünnen Papiermatratzen auf dem Boden schlafen.

Zwei Tage später, am 27. November, mussten die Deportierten in einem mehr als zweistündigem Fußmarsch von der Levetzowstraße durch den westlichen Teil Berlins zum Bahnhof Grunewald laufen „in einem langen Zug durch die Stadt“, wie Hildegard Hentschel, Ehefrau des letzten Berliner Gemeindevorsitzenden, später schrieb. Ältere, Kranke und Kinder wurden von Gestapo und SS auf Lastwagen dorthin gebracht. Für die Transporte wurden zu dieser Zeit ältere Personenwagen der 3. Klasse benutzt, die völlig überfüllt waren.

Die 1053 Menschen aus diesem 7. Transport aus Berlin sollten ursprünglich in das Ghetto von Riga gebracht werden, das zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen überfüllt war. Alle lettischen Ghettobewohner sollten daher in Massenerschießungen in einem Waldstück unweit der Bahnstation Rumbula von SS und lettischen Polizisten getötet werden. In diese Erschießungen geriet am 30. November auch der Transport aus Berlin mit Familie Hirsch.

Der Zug aus Berlin wurde auf die Abstellgleise der Bahnstation Rumbula geleitet, am frühen Morgen wurden die Menschen aus den Eisenbahnwaggons gejagt. Das Handgepäck, dass sie noch bei sich trugen, warfen sie nach und nach vor Erschöpfung weg. Beim Wald angelangt mussten die Menschen ihre Kleidung ablegen und an die Gruben treten, wo alle Menschen des Transports erschossen wurden.

David Hirsch wurde 52 Jahre. Seine Schwestern überlebten die Verfolgung durch die Nationalsozialisten nicht.