Erna Stapf geb. Lichtenstein

Verlegeort
Nicolaistr. 38
Bezirk/Ortsteil
Lankwitz
Verlegedatum
25. Juni 2015
Geboren
15. Oktober 1898 in Königsberg (Ostpreußen) / Kaliningrad
Beruf
Sängerin
Flucht
1942 Flucht nach Wien, später Zagreb
Deportation
in das KZ Jasenovac
Ermordet
1945 im KZ Jasenovac

Erna Stapf, geb. Lichtenstein, wurde am 15. Oktober 1898 in Königsberg (Ostpreußen) als erstes Kind des Tuchhändlers Siegfried Lichtenstein und seiner Frau Friederike Lichtenstein geboren. Im März 1091 kommt ihr Bruder Alfred Lichtenstein zur Welt.<br />
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Mit dem Ende des 1. Weltkrieges verlässt die Familie Königsberg und etabliert sich mit der Firma S. Lichtenstein - Tuche engros in Berlin. Sie bezieht eine Villa in der Nicolaistraße 38 in Lankwitz, die Mutter und Tochter bis zu ihrer Deportation bzw. Flucht im Sommer 1942 bewohnen werden.<br />
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Während Alfred am Konservatorium in Königsberg sowie in Berlin und Paris eine intensive Ausbildung als Flötist erfährt, erhält Erna Gesangsunterricht und gibt sich den Künstlernamen Evelyn Sanden. Sie heiratet 1930 den Arzt Arthur Stapf, von dem sie bereit 1934 wieder geschieden wird. Nachdem sie im August 1935 im Zuge der Massenausschlüsse von Musikern jüdischer Herkunft aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen wird, wird sie im Jüdischen Kulturbund aktiv und übernimmt in einer Aufführung des Berliner Opernstudios, eines Kollektivs jüdischer Sänger, unter der musikalischen Leitung von Herbert Lilienthal 1936 die Rolle der Gilda in Giuseppe Verdis „Rigoletto“. <br />
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Im März 1937 stirbt ihr Vater Siegfried Lichtenstein im Alter von 69 Jahren. Die Familie wird gezwungen, ihre Firma an einen Münchner Tuchhändler zu verkaufen. Alfred Lichtenstein verlässt Berlin im Frühjahr 1939 und emigriert mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter über England nach Argentinien. Erna Stapf bleibt mit ihrer Mutter sowie ihrer Tante Martha Israelski in Berlin. Einigen Briefen, die Erna Stapf zwischen März 1941 und August 1942 an ihren Bruder schrieb, ist zu entnehmen, dass die drei Frauen in der Villa nur noch zwei Zimmer bewohnen dürfen und verschiedene Möbel verkaufen müssen, um leben zu können. Das Grundstück in der Nicolaistraße 38 muss im Sommer 1941 an das Deutsche Reich – Reichsfiskus (Luftfahrt) verkauft werden. Erna Stapfs Versuche, ein Visum und eine Reisegelegenheit in die USA oder nach Bolivien zu erlangen, sind zu diesem Zeitpunkt bereits völlig aussichtslos.<br />
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Erna Stapf gelingt Ende August 1942 zunächst die Flucht nach Wien und von dort aus nach Zagreb. Sie nimmt eine falsche Identität an und bemüht sich unter dem Namen Renate Gabriele Berger um eine ständige Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis. Aus Briefen an ihre Freundin Lisy Simson-Fischer wissen wir, dass sie zum Ende 1943 eine Stellung in einem deutschen Kriegslazarett bekam. Anfang 1945 bestand zweimal die Gefahr, dass sie ins Deutsche Reich verlegt werden sollte. Dies konnte sie jedoch verhindern, indem sie sich einem Feldlazarett in Zagreb anschloss. Unter welchen Umständen Erna Stapf bald danach – ihr letzter erhaltener Brief ist auf den 11. Januar 1945 datiert – in das KZ Jasenovac deportiert wurde, ist nicht bekannt. So bleibt unklar, ob etwa ihre falsche Identität noch aufgedeckt wurde.<br />
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Das KZ Jasenovac war das größte seiner Art auf dem Balkan und wurde von der kroatischen Sicherheitspolizei Ustaška Nadzorna Služba beaufsichtigt. Eine Bestätigung von Erna Stapfs Tod im KZ Jasenovac gibt es nicht. Bei der Befreiung des KZ durch die Partisanen am 5. Mai 1945 gab es jedoch kaum Überlebende, so dass ihre Ermordung dort anzunehmen ist.

Erna Stapf, geb. Lichtenstein, wurde am 15. Oktober 1898 in Königsberg (Ostpreußen) als erstes Kind des Tuchhändlers Siegfried Lichtenstein und seiner Frau Friederike Lichtenstein geboren. Im März 1091 kommt ihr Bruder Alfred Lichtenstein zur Welt.

Mit dem Ende des 1. Weltkrieges verlässt die Familie Königsberg und etabliert sich mit der Firma S. Lichtenstein - Tuche engros in Berlin. Sie bezieht eine Villa in der Nicolaistraße 38 in Lankwitz, die Mutter und Tochter bis zu ihrer Deportation bzw. Flucht im Sommer 1942 bewohnen werden.

Während Alfred am Konservatorium in Königsberg sowie in Berlin und Paris eine intensive Ausbildung als Flötist erfährt, erhält Erna Gesangsunterricht und gibt sich den Künstlernamen Evelyn Sanden. Sie heiratet 1930 den Arzt Arthur Stapf, von dem sie bereit 1934 wieder geschieden wird. Nachdem sie im August 1935 im Zuge der Massenausschlüsse von Musikern jüdischer Herkunft aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen wird, wird sie im Jüdischen Kulturbund aktiv und übernimmt in einer Aufführung des Berliner Opernstudios, eines Kollektivs jüdischer Sänger, unter der musikalischen Leitung von Herbert Lilienthal 1936 die Rolle der Gilda in Giuseppe Verdis „Rigoletto“.

Im März 1937 stirbt ihr Vater Siegfried Lichtenstein im Alter von 69 Jahren. Die Familie wird gezwungen, ihre Firma an einen Münchner Tuchhändler zu verkaufen. Alfred Lichtenstein verlässt Berlin im Frühjahr 1939 und emigriert mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter über England nach Argentinien. Erna Stapf bleibt mit ihrer Mutter sowie ihrer Tante Martha Israelski in Berlin. Einigen Briefen, die Erna Stapf zwischen März 1941 und August 1942 an ihren Bruder schrieb, ist zu entnehmen, dass die drei Frauen in der Villa nur noch zwei Zimmer bewohnen dürfen und verschiedene Möbel verkaufen müssen, um leben zu können. Das Grundstück in der Nicolaistraße 38 muss im Sommer 1941 an das Deutsche Reich – Reichsfiskus (Luftfahrt) verkauft werden. Erna Stapfs Versuche, ein Visum und eine Reisegelegenheit in die USA oder nach Bolivien zu erlangen, sind zu diesem Zeitpunkt bereits völlig aussichtslos.

Erna Stapf gelingt Ende August 1942 zunächst die Flucht nach Wien und von dort aus nach Zagreb. Sie nimmt eine falsche Identität an und bemüht sich unter dem Namen Renate Gabriele Berger um eine ständige Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis. Aus Briefen an ihre Freundin Lisy Simson-Fischer wissen wir, dass sie zum Ende 1943 eine Stellung in einem deutschen Kriegslazarett bekam. Anfang 1945 bestand zweimal die Gefahr, dass sie ins Deutsche Reich verlegt werden sollte. Dies konnte sie jedoch verhindern, indem sie sich einem Feldlazarett in Zagreb anschloss. Unter welchen Umständen Erna Stapf bald danach – ihr letzter erhaltener Brief ist auf den 11. Januar 1945 datiert – in das KZ Jasenovac deportiert wurde, ist nicht bekannt. So bleibt unklar, ob etwa ihre falsche Identität noch aufgedeckt wurde.

Das KZ Jasenovac war das größte seiner Art auf dem Balkan und wurde von der kroatischen Sicherheitspolizei Ustaška Nadzorna Služba beaufsichtigt. Eine Bestätigung von Erna Stapfs Tod im KZ Jasenovac gibt es nicht. Bei der Befreiung des KZ durch die Partisanen am 5. Mai 1945 gab es jedoch kaum Überlebende, so dass ihre Ermordung dort anzunehmen ist.