Lieselott Neumark

Verlegeort
Brunnenstraße 40
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
25. Juni 2015
Geboren
27. September 1910 in Berlin
Deportation
am 19. April 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Lieselott Neumark wurde am 27. September 1910 in Berlin geboren. Sie war das erste Kind von Franz und Ella Neumark. (Im Geburtenregister ist sie als Lieselotte eingetragen. Aus Briefen und Dokumenten geht hervor, dass sie sich Lieselott nannte.) Drei Jahre später, am 29. November 1913 kam ihr Bruder Hans-Heinz zur Welt.<br />
Die Familie lebte an der Neuen Kantstraße 28 in einer komfortablen Wohnung mit fünf Zimmern. „Unsere Wohnung war gutbürgerlich eingerichtet“, schrieb Ella Neumark, „wir haben bis zur Machtübernahme durch die Nazis behaglich und sorgenfrei gelebt.“<br />
Während ihrer Schulzeit am Königin-Luise-Lyzeum nahm sie zunächst wohl aus Wissbegier am katholischen Religionsunterricht teil. Ein Jahr nach dem Abitur, im März 1932, ließ sie sich in der Charlottenburger St. Canisius-Kirche taufen.<br />
Als Konsequenz musste sie das Zerwürfnis mit ihrer Familie und den Auszug aus ihrem Elternhaus in Kauf nehmen. Die begonnene kaufmännische Ausbildung musste sie abbrechen und hielt sich zunächst mit Nachhilfeunterricht über Wasser. Im Herbst 1932 konnte sie an der Sozialen Frauenschule des Katholischen Deutschen Frauenbundes die Ausbildung zur Fürsorgerin und Seelsorgehelferin beginnen. <br />
Ein halbes Jahr vor ihrem Examen erschien der Erlass, wonach die staatliche Anerkennung als Wohlfahrtspfleger/in „künftig Personen nichtarischer Abstammung nicht mehr zu erteilen“ sei. Als Fürsorgerin durfte Lieselott Neumark also nie arbeiten. Sie beendete noch die Ausbildung und bat dann um Aufnahme bei den Missionsbenediktinerinnen in Tutzing. Eineinhalb Jahre nahm sie als Postulantin am Klosterleben teil, bis der Orden die Entscheidung fällte, sie nicht als Ordensfrau aufzunehmen.<br />
1937 kehrte Lieselott Neumark nach Berlin zurück. Sie sah für sich kaum noch eine Zukunft, ihre Berufung schien sich nicht zu erfüllen, der Kontakt zu Berliner Freunden und den Eltern war abgebrochen. <br />
Zudem trafen sie die Nürnberger Rassengesetze nun mit voller Wucht. An der ihr ausweglos erscheinenden Situation verzweifelte sie fast. Katholische Freunde halfen ihr schließlich, die Depression zu überwinden, und verhalfen ihr zu einer Anstellung im Berliner Caritasverband. <br />
Sie arbeitete für den Raphaelsverein, der sich zu dieser Zeit intensiv um die Auswanderung von Verfolgten bemühte. Sie selbst hoffte, nach Brasilien auswandern zu können, wo die Missionsbenediktinerinnen sich um ihre Aufnahme in einer ihrer Niederlassungen bemühten. Auch ihre inzwischen in England lebende Mutter versuchte zu helfen. Mit dem im Oktober 1941 erlassenen Auswanderungsverbot für „Nichtarier“ musste sie diese Hoffnung begraben.<br />
Seit Mai 1941 war Lieselott Neumark Mitarbeiterin von Dr. Margarete Sommer im „Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin“, das auf vielfältige Weise den zunehmend bedrohten „nichtarischen“ Katholiken zu helfen suchte und dazu mit evangelischen, freikirchlichen und jüdischen Initiativen zusammenarbeitete. <br />
Schon im November 1941 stand der Name Lieselott Neumarks auf einer Deportationsliste. Die Intervention des Berliner Bischofs Preysing konnte nur einen Aufschub erwirken. Ein Jahr später blieb ein erneutes Ersuchen erfolglos. Lieselott Neumark tauchte bei einer befreundeten Familie unter. Doch sie konnte den Gedanken nicht ertragen, die Familie zu gefährden. <br />
Ende Februar 1943 ging sie freiwillig in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße und wurde von dort am 19. April 1943 nach Auschwitz deportiert, wo sie schließlich ermordet wurde.<br />
(Aus dem Beitrag von Dr. Meyer-Wilmes, Erzbistum Berlin)

Lieselott Neumark wurde am 27. September 1910 in Berlin geboren. Sie war das erste Kind von Franz und Ella Neumark. (Im Geburtenregister ist sie als Lieselotte eingetragen. Aus Briefen und Dokumenten geht hervor, dass sie sich Lieselott nannte.) Drei Jahre später, am 29. November 1913 kam ihr Bruder Hans-Heinz zur Welt.
Die Familie lebte an der Neuen Kantstraße 28 in einer komfortablen Wohnung mit fünf Zimmern. „Unsere Wohnung war gutbürgerlich eingerichtet“, schrieb Ella Neumark, „wir haben bis zur Machtübernahme durch die Nazis behaglich und sorgenfrei gelebt.“
Während ihrer Schulzeit am Königin-Luise-Lyzeum nahm sie zunächst wohl aus Wissbegier am katholischen Religionsunterricht teil. Ein Jahr nach dem Abitur, im März 1932, ließ sie sich in der Charlottenburger St. Canisius-Kirche taufen.
Als Konsequenz musste sie das Zerwürfnis mit ihrer Familie und den Auszug aus ihrem Elternhaus in Kauf nehmen. Die begonnene kaufmännische Ausbildung musste sie abbrechen und hielt sich zunächst mit Nachhilfeunterricht über Wasser. Im Herbst 1932 konnte sie an der Sozialen Frauenschule des Katholischen Deutschen Frauenbundes die Ausbildung zur Fürsorgerin und Seelsorgehelferin beginnen.
Ein halbes Jahr vor ihrem Examen erschien der Erlass, wonach die staatliche Anerkennung als Wohlfahrtspfleger/in „künftig Personen nichtarischer Abstammung nicht mehr zu erteilen“ sei. Als Fürsorgerin durfte Lieselott Neumark also nie arbeiten. Sie beendete noch die Ausbildung und bat dann um Aufnahme bei den Missionsbenediktinerinnen in Tutzing. Eineinhalb Jahre nahm sie als Postulantin am Klosterleben teil, bis der Orden die Entscheidung fällte, sie nicht als Ordensfrau aufzunehmen.
1937 kehrte Lieselott Neumark nach Berlin zurück. Sie sah für sich kaum noch eine Zukunft, ihre Berufung schien sich nicht zu erfüllen, der Kontakt zu Berliner Freunden und den Eltern war abgebrochen.
Zudem trafen sie die Nürnberger Rassengesetze nun mit voller Wucht. An der ihr ausweglos erscheinenden Situation verzweifelte sie fast. Katholische Freunde halfen ihr schließlich, die Depression zu überwinden, und verhalfen ihr zu einer Anstellung im Berliner Caritasverband.
Sie arbeitete für den Raphaelsverein, der sich zu dieser Zeit intensiv um die Auswanderung von Verfolgten bemühte. Sie selbst hoffte, nach Brasilien auswandern zu können, wo die Missionsbenediktinerinnen sich um ihre Aufnahme in einer ihrer Niederlassungen bemühten. Auch ihre inzwischen in England lebende Mutter versuchte zu helfen. Mit dem im Oktober 1941 erlassenen Auswanderungsverbot für „Nichtarier“ musste sie diese Hoffnung begraben.
Seit Mai 1941 war Lieselott Neumark Mitarbeiterin von Dr. Margarete Sommer im „Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin“, das auf vielfältige Weise den zunehmend bedrohten „nichtarischen“ Katholiken zu helfen suchte und dazu mit evangelischen, freikirchlichen und jüdischen Initiativen zusammenarbeitete.
Schon im November 1941 stand der Name Lieselott Neumarks auf einer Deportationsliste. Die Intervention des Berliner Bischofs Preysing konnte nur einen Aufschub erwirken. Ein Jahr später blieb ein erneutes Ersuchen erfolglos. Lieselott Neumark tauchte bei einer befreundeten Familie unter. Doch sie konnte den Gedanken nicht ertragen, die Familie zu gefährden.
Ende Februar 1943 ging sie freiwillig in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße und wurde von dort am 19. April 1943 nach Auschwitz deportiert, wo sie schließlich ermordet wurde.
(Aus dem Beitrag von Dr. Meyer-Wilmes, Erzbistum Berlin)