Zosia Hendel geb. Schreier

Verlegeort
Rochstraße 1
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
25. Juni 2015
Geboren
16. Mai 1899 in Drohobych (Galizien)
Flucht
1939 Flucht nach Galizien
Überlebt

Zosia Schreier wurde am 16. Mai 1899 in Drohobych, Galizien (heute Ukraine) als jüngste von zehn Geschwistern geboren. Ihre Eltern werden als erfolgreiche Kaufleute beschrieben. Während des 1. Weltkriegs floh die Familie nach Wien, wo Zosia beschloss, ihr Leben in der Stadt und nicht in der Provinz zu verbringen. Nach dem Krieg kehrte die Familie allerdings nach Galizien zurück.<br />
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Zosias Schwester Regina Oberländer lebte bereits in Berlin, wo sie mit ihrem Ehemann zusammen in Charlottenburg einen koscheren Mittagstisch anbot. Unter den vielen Junggesellen in ihrer Kundschaft wählte sie Bezalel Hendel als geeigneten Ehemann für ihre Schwester aus und schickte ihn 1928 nach Drohobbych, wo er Zosia trotz des Altersunterschieds von 12 Jahren offensichtlich auf Anhieb gefiel, da sie sofort heirateten und nach Berlin zurückkehrten. Zosia Hendel übernahm die Buchhaltung im Atelier ihres Mannes und brachte am 5. Juni 1929 ihre Tochter Hadassa zur Welt. Zosia arbeitete weiter im Betrieb und überließ den Haushalt der Köchin, dem Mädchen und dem Laufburschen. Sie war eine großzügige Gastgeberin und vereinte die Freunde ihres Mannes, die noch Junggesellen waren, allwöchentlich zum Erev Shabbat um den festlich gedeckten Tisch. Da das koschere Schlachten verboten war, wurde das Fleisch aus Polen geliefert. Diese erfolgreiche Existenz als angesehene Geschäftsfamilie währte zehn Jahre.<br />
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Zwei Wochen nach der Ausweisung ihres Mannes am 28. Oktober 1938 erlebte Zosia Hendel die Reichskristallnacht. Das Nachbargeschäft Brandmann, Uhrmacher und Juwelier, wurde geplündert und zerstört. Zosia war auf sich alleine gestellt; es bestand kein Kontakt zum Ehemann. Sie verkaufte das Familienunternehmen, beantragte die Ausreise nach Großbritannien und Palästina und ließ die Wohnungseinrichtung nach Hamburg transportieren. Die Kosten für die weitere Verfrachtung nach England oder Palästina zahlte sie im voraus. Als ihr Mann im Juni 1939 nach Berlin zurückkehrte, beschlossen sie, die Zustellung der ersehnten Auswanderungszertifikate bei ihrer Familie in Drohobych abzuwarten. Das Warten war vergeblich. <br />
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Nach der deutschen Invasion 1941 entstand in Drohobych ein Ghetto. Da sie nicht als Bewohner der Stadt registriert waren, konnte die Familie der Einweisung entkommen. Ein Angestellter von Zosias Bruder Seifert versteckte sie zusammen mit 36 weiteren Verfolgten fast zwei Jahre lang im umgebauten Keller seines Wohnhauses, bis zur Befreiung durch die Russen 1944. <br />
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Die Retter, Izydor Wolosianski und seine junge Freundin Jaroslawa Skolska, die später seine Frau wurde, sicherten das Überleben von insgesamt 39 verfolgten Juden imVersteck. Sie wurden 1967 in Yad Vashem zu Gerechten unter den Völkern ernannt.<br />
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(Siehe <a href=http://www.sprawiedliwi.orgpl/en/f…; )<br />
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Der Keller, der fachmännisch von einem befreundeten Tischler umgebaut wurde, verfügte über elektrisches Licht, einen Wasseranschluss und eine Toilette, war aber so eng, dass die vielen Bewohner zum sitzen oder liegen in den Stockbetten gezwungen waren. Nur in der Ecke unter der Klapptür war es möglich, aufrecht zu stehen. Diese Tür in der Decke (bzw. im Fußboden der Küche der Familie Wolosianski) konnte nur von innen geöffnet werden. In der Küche wurde Pfeffer auf den Boden gestreut, um Spürhunde abzuhalten. Die Lebensmittel für die vielen versteckten Menschen wurden im Kinderwagen unter dem Säugling der jungen Familie Wolosianski transportiert.<br />
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Sofort nach dem Kriegsende 1945 zog Zosia mit ihrem Mann und ihrer inzwischen 16-jährigenTochter Hadassa zurück nach Berlin. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Stadt wurde das Ehepaar in einem Lager für Deportierte in Thüringen untergebracht, wo Zosia als Bibliothekarin arbeitete. Das Ehepaar Hendel emigrierte 1949 nach Israel, wo Zosia 1989 starb.

Zosia Schreier wurde am 16. Mai 1899 in Drohobych, Galizien (heute Ukraine) als jüngste von zehn Geschwistern geboren. Ihre Eltern werden als erfolgreiche Kaufleute beschrieben. Während des 1. Weltkriegs floh die Familie nach Wien, wo Zosia beschloss, ihr Leben in der Stadt und nicht in der Provinz zu verbringen. Nach dem Krieg kehrte die Familie allerdings nach Galizien zurück.

Zosias Schwester Regina Oberländer lebte bereits in Berlin, wo sie mit ihrem Ehemann zusammen in Charlottenburg einen koscheren Mittagstisch anbot. Unter den vielen Junggesellen in ihrer Kundschaft wählte sie Bezalel Hendel als geeigneten Ehemann für ihre Schwester aus und schickte ihn 1928 nach Drohobbych, wo er Zosia trotz des Altersunterschieds von 12 Jahren offensichtlich auf Anhieb gefiel, da sie sofort heirateten und nach Berlin zurückkehrten. Zosia Hendel übernahm die Buchhaltung im Atelier ihres Mannes und brachte am 5. Juni 1929 ihre Tochter Hadassa zur Welt. Zosia arbeitete weiter im Betrieb und überließ den Haushalt der Köchin, dem Mädchen und dem Laufburschen. Sie war eine großzügige Gastgeberin und vereinte die Freunde ihres Mannes, die noch Junggesellen waren, allwöchentlich zum Erev Shabbat um den festlich gedeckten Tisch. Da das koschere Schlachten verboten war, wurde das Fleisch aus Polen geliefert. Diese erfolgreiche Existenz als angesehene Geschäftsfamilie währte zehn Jahre.

Zwei Wochen nach der Ausweisung ihres Mannes am 28. Oktober 1938 erlebte Zosia Hendel die Reichskristallnacht. Das Nachbargeschäft Brandmann, Uhrmacher und Juwelier, wurde geplündert und zerstört. Zosia war auf sich alleine gestellt; es bestand kein Kontakt zum Ehemann. Sie verkaufte das Familienunternehmen, beantragte die Ausreise nach Großbritannien und Palästina und ließ die Wohnungseinrichtung nach Hamburg transportieren. Die Kosten für die weitere Verfrachtung nach England oder Palästina zahlte sie im voraus. Als ihr Mann im Juni 1939 nach Berlin zurückkehrte, beschlossen sie, die Zustellung der ersehnten Auswanderungszertifikate bei ihrer Familie in Drohobych abzuwarten. Das Warten war vergeblich.

Nach der deutschen Invasion 1941 entstand in Drohobych ein Ghetto. Da sie nicht als Bewohner der Stadt registriert waren, konnte die Familie der Einweisung entkommen. Ein Angestellter von Zosias Bruder Seifert versteckte sie zusammen mit 36 weiteren Verfolgten fast zwei Jahre lang im umgebauten Keller seines Wohnhauses, bis zur Befreiung durch die Russen 1944.

Die Retter, Izydor Wolosianski und seine junge Freundin Jaroslawa Skolska, die später seine Frau wurde, sicherten das Überleben von insgesamt 39 verfolgten Juden imVersteck. Sie wurden 1967 in Yad Vashem zu Gerechten unter den Völkern ernannt.

(Siehe http://www.sprawiedliwi.orgpl/en/fa... )

Der Keller, der fachmännisch von einem befreundeten Tischler umgebaut wurde, verfügte über elektrisches Licht, einen Wasseranschluss und eine Toilette, war aber so eng, dass die vielen Bewohner zum sitzen oder liegen in den Stockbetten gezwungen waren. Nur in der Ecke unter der Klapptür war es möglich, aufrecht zu stehen. Diese Tür in der Decke (bzw. im Fußboden der Küche der Familie Wolosianski) konnte nur von innen geöffnet werden. In der Küche wurde Pfeffer auf den Boden gestreut, um Spürhunde abzuhalten. Die Lebensmittel für die vielen versteckten Menschen wurden im Kinderwagen unter dem Säugling der jungen Familie Wolosianski transportiert.

Sofort nach dem Kriegsende 1945 zog Zosia mit ihrem Mann und ihrer inzwischen 16-jährigenTochter Hadassa zurück nach Berlin. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Stadt wurde das Ehepaar in einem Lager für Deportierte in Thüringen untergebracht, wo Zosia als Bibliothekarin arbeitete. Das Ehepaar Hendel emigrierte 1949 nach Israel, wo Zosia 1989 starb.