Hanna Lewin geb. Steinberg

Verlegeort
Kamminer Str. 2
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
11. Juni 2015
Geboren
25. Juli 1883 in Berlin
Deportation
am 17. November 1941 nach Kowno / Kaunas
Ermordet
25. November 1941 in Kowno Fort IX

Hanna Lewin geb. Steinberg ist am 25. Juli 1883 in Berlin geboren. Sie übernahm 1934 das Haus Kamminer Straße 2 und wohnte im 1. Stock. Wahrscheinlich hat sie geerbt. Ihre Wohnung mit Inventar war großbürgerlich, fast herrschaftlich. Ihre Tochter Ilse Goldschmidt geb. Lewin, geboren am 13. März 1913 in Kiel, lebte mit ihr zusammen, nachdem ihr Mann Fritz Goldschmidt nach Buenos Aires entkommen konnte. Er hat den Krieg überlebt.<br />
<br />
1941 wurde das Haus den Nazigesetzen folgend an eine Frau Roch zwangsversteigert, die in der Eisenacher Straße wohnte. In den 1950er Jahren wurde es nach einem Gerichtsurteil an Fritz Goldschmidt zurückerstattet.<br />
<br />
Unmittelbar vor der Deportation am 15. November 1941 bezeichneten die Nazi-Behörden die Wohnung, die 4 Zimmer hatte, als etwas verwohnt. Hanna Lewin wurde, wie es damals üblich war, gezwungen, eine detaillierte Liste über ihre Habe auszuarbeiten, damit die anschließende Beschlagnahme erleichtert wurde. Diese Liste liegt in ihrer Handschrift vor, ist in ihrer Kargheit bewegend und weist sowohl Wertgegenstände als auch kleine Mengen von Lebensmitteln aus, was auf die schwierige Versorgungslage der Verfolgten damals hinweist. Hanna Lewin hatte einige Wertgegenstände in einen Koffer gepackt, den sie an einen Bekannten, einen Optiker in der Kaiser-Friedrich-Straße, brachte. Nach dessen Angabe ist der Koffer aber während des Krieges verschwunden.<br />
<br />
Etwa zwei Tage vorher hatten sich die zur Deportation bestimmten Menschen im Sammellager in der dazu missbrauchten Synagoge Levetzowstraße in Berlin-Tiergarten einzufinden. Für Hanna Lewin und ihre Tochter Ilse Goldschmidt war es am 15. November 1941. Sie waren zu der Zeit 58 und 28 Jahre alt.<br />
<br />
Die Deportierten wurden nachts mitten durch das Zentrum des Berliner Westens zum Vorortbahnhof Berlin-Grunewald geführt. Es handelte sich um eine der ersten Deportationen, die von den Behörden als „6. Osttransport” registriert wurde. Für den Zug war als Ziel zunächst Riga angegeben, eigentliches Fahrtziel war aber das Ghetto Kowno (Kaunas) im heutigen Litauen. Hier kam der Transport am 25. November 1941 an. Der Zug brachte 1006 Berliner Juden nach Kowno. Das Durchschnittsalter der Deportierten betrug 46 Jahre. Sie alle, darunter 25 Kinder im Alter von bis zu zehn Jahren, wurden am 25. November 1941 im Fort IX von Kowno ermordet.<br />
<br />
Kaunas war wegen Auseinandersetzungen Heinrich Himmlers mit den Behörden in Lodz/Litzmannstadt ein Ausweichort. Während die Transporte nach Riga und Minsk längerfristig vorbereitet wurden, nahmen sie Kowno kurzfristig unter die Ziele der Sonderzüge auf.<br />
<br />
Hauptquelle zum Schicksal der nach Kowno deportierten ist der Bericht des Führers des Einsatzkommandos, Karl Jäger: Am 29. Oktober 1941 sind 9200 Menschen im Ghetto Kowno erschossen worden, um es zu verkleinern. Die im November 1941 aus dem Reichsgebiet eingetroffenen Juden wurden auf dem Bahnhofgelände von Kowno durch litauische „Partisanen“ und Reste des Polizeibataillons 11 aus den Zügen geholt. Die angekommenen Juden wurden nicht in das Ghetto gebracht, sondern liefen entlang der Straße durch das geteilte Ghetto zum Fort IX der historischen Stadtbefestigung. Ein Weg, der sie zu den vorbereiteten Gruben führte.

Hanna Lewin geb. Steinberg ist am 25. Juli 1883 in Berlin geboren. Sie übernahm 1934 das Haus Kamminer Straße 2 und wohnte im 1. Stock. Wahrscheinlich hat sie geerbt. Ihre Wohnung mit Inventar war großbürgerlich, fast herrschaftlich. Ihre Tochter Ilse Goldschmidt geb. Lewin, geboren am 13. März 1913 in Kiel, lebte mit ihr zusammen, nachdem ihr Mann Fritz Goldschmidt nach Buenos Aires entkommen konnte. Er hat den Krieg überlebt.

1941 wurde das Haus den Nazigesetzen folgend an eine Frau Roch zwangsversteigert, die in der Eisenacher Straße wohnte. In den 1950er Jahren wurde es nach einem Gerichtsurteil an Fritz Goldschmidt zurückerstattet.

Unmittelbar vor der Deportation am 15. November 1941 bezeichneten die Nazi-Behörden die Wohnung, die 4 Zimmer hatte, als etwas verwohnt. Hanna Lewin wurde, wie es damals üblich war, gezwungen, eine detaillierte Liste über ihre Habe auszuarbeiten, damit die anschließende Beschlagnahme erleichtert wurde. Diese Liste liegt in ihrer Handschrift vor, ist in ihrer Kargheit bewegend und weist sowohl Wertgegenstände als auch kleine Mengen von Lebensmitteln aus, was auf die schwierige Versorgungslage der Verfolgten damals hinweist. Hanna Lewin hatte einige Wertgegenstände in einen Koffer gepackt, den sie an einen Bekannten, einen Optiker in der Kaiser-Friedrich-Straße, brachte. Nach dessen Angabe ist der Koffer aber während des Krieges verschwunden.

Etwa zwei Tage vorher hatten sich die zur Deportation bestimmten Menschen im Sammellager in der dazu missbrauchten Synagoge Levetzowstraße in Berlin-Tiergarten einzufinden. Für Hanna Lewin und ihre Tochter Ilse Goldschmidt war es am 15. November 1941. Sie waren zu der Zeit 58 und 28 Jahre alt.

Die Deportierten wurden nachts mitten durch das Zentrum des Berliner Westens zum Vorortbahnhof Berlin-Grunewald geführt. Es handelte sich um eine der ersten Deportationen, die von den Behörden als „6. Osttransport” registriert wurde. Für den Zug war als Ziel zunächst Riga angegeben, eigentliches Fahrtziel war aber das Ghetto Kowno (Kaunas) im heutigen Litauen. Hier kam der Transport am 25. November 1941 an. Der Zug brachte 1006 Berliner Juden nach Kowno. Das Durchschnittsalter der Deportierten betrug 46 Jahre. Sie alle, darunter 25 Kinder im Alter von bis zu zehn Jahren, wurden am 25. November 1941 im Fort IX von Kowno ermordet.

Kaunas war wegen Auseinandersetzungen Heinrich Himmlers mit den Behörden in Lodz/Litzmannstadt ein Ausweichort. Während die Transporte nach Riga und Minsk längerfristig vorbereitet wurden, nahmen sie Kowno kurzfristig unter die Ziele der Sonderzüge auf.

Hauptquelle zum Schicksal der nach Kowno deportierten ist der Bericht des Führers des Einsatzkommandos, Karl Jäger: Am 29. Oktober 1941 sind 9200 Menschen im Ghetto Kowno erschossen worden, um es zu verkleinern. Die im November 1941 aus dem Reichsgebiet eingetroffenen Juden wurden auf dem Bahnhofgelände von Kowno durch litauische „Partisanen“ und Reste des Polizeibataillons 11 aus den Zügen geholt. Die angekommenen Juden wurden nicht in das Ghetto gebracht, sondern liefen entlang der Straße durch das geteilte Ghetto zum Fort IX der historischen Stadtbefestigung. Ein Weg, der sie zu den vorbereiteten Gruben führte.