Helene Goldberg geb. Cohn

Verlegeort
Thomasiusstraße 7
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
13. November 2015
Geboren
17. Oktober 1869 in Königsberg (Ostpreußen) / Kaliningrad
Deportation
am 14. September 1942 in das KZ Theresienstadt
Ermordet
01. Oktober 1942 in Theresienstadt

Helene Goldberg stammte aus einer vermögenden ostpreußischen Kaufmannsfamilie. Sie kam in Königsberg als Tochter von Isidor Cohn und seiner Ehefrau Clara geb. Rosenthal zur Welt. Ihr Vater Isidor Cohn war Mitinhaber eines Unternehmens zur industriellen Förderung von Bernstein, welches weltweit Vertretungen unterhielt. Er führte den Titel königlicher Kommerzienrat.<br />
<br />
Am 24. Oktober 1894 heiratete die 25-jährige Helene den acht Jahre älteren Jacques Goldberg, der am 16. Januar 1861 in Braunschweig als Sohn des Kantors Hirsch Goldberg geboren wurde. Jacques Goldberg galt unter Zeitgenossen als einer der führenden Opernregisseure in Europa. Er war an namhaften deutschen und europäischen Bühnen tätig und auch an der Metropolitan Opera New York.<br />
<br />
Das Paar bekam 2 Söhne, 1897 (28.07.) Bruno, 1898 (27.10.) Fritz. <br />
<br />
1910 zog Helene Goldberg mit ihrer Familie nach Berlin. In Wilmersdorf, in der Nikolsburger Str. 6, hatte sie 3 Jahrzehnte lang eine große Wohnung mit Salon, Esszimmer, 2 Schlafzimmern und Zimmer für das Hausmädchen. Beide Söhne besuchten in Wilmersdorf das humanistische Gymnasium.<br />
<br />
Ihr Sohn Fritz promovierte nach dem Studium zum Dr. phil. und war in Berlin als Dramaturg, Bühnenschriftsteller, Dozent und Lektor an dem wichtigsten europäischen Bühnenverlag tätig. 1926 (27.11.) heiratete er Vera Friedländer, Tochter des Brauereidirektors Georg Friedländer aus Breslau und bezog mit ihr eine große Wohnung in der Wilmersdorfer Gieselerstraße, nicht weit vom Elternhaus entfernt. 1937 (22.05.) wurde seine Tochter Irene geboren, 1938 (17.09.) Sohn Jonathan. <br />
<br />
Nachdem Fritz Goldberg 1935 aufgrund verschärfter antijüdischer Gesetzgebung aus der Kulturkammer ausgeschlossen worden war, was zugleich das Ende seiner beruflichen Laufbahn bedeutete, beantragte er im Frühjahr 1938 seine Auswanderung. Bevor er aber sein Visum für Amerika erhielt, wurde er während der November-Pogrome am 10. November 1938 in seiner Wohnung verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verbracht.<br />
<br />
1939 schließlich konnten er und Monate später auch Frau und Kinder nach London ausreisen und von dort 1940 nach Amerika auswandern. Noch heute leben in den USA Helene Goldbergs Enkel Jonathan Goldberg sowie 2 Kinder und 4 Enkelkinder ihrer verstorbenen Enkelin Irene.<br />
<br />
Helene Goldbergs Sohn Bruno versuchte vergeblich legal auszuwandern. Er, der ursprünglich eine Gutachtertätigkeit als Weberei-Sachverständiger ausgeübt hatte und als Prokurist einer bedeutenden Wollgroßhandlung tätig war, wurde ab 1939 zur Zwangsarbeit als Kohlenschlepper verpflichtet. Er war dann ohne Einkommen und lebte mit seiner Mutter im gemeinsamen Haushalt , sein Vater war bereits 1934 verstorben.<br />
<br />
Ende 1940 wurden Helene Goldberg und ihr Sohn Bruno dann im Zuge nationalsozialistischer Gewaltmaßnahmen aus der Wohnung Nikolsburger Straße ausgewiesen. Sie mussten all ihren Besitz zurücklassen und fanden Notunterkunft in einem möblierten Zimmer in der Thomasiusstr. 7 im 2. Stock bei Familie Wiener. Die Qualität der verlorenen Gegenstände und den Standard der bisherigen Lebensführung kann man wohl daran ermessen, dass ihrem Sohn Fritz später allein für die Bibliothek - aber auch nur für diese - ein Entschädigungsbetrag in Höhe von 15.000 DM zugesprochen wurde. <br />
<br />
Ihr Sohn Bruno erlangte Kenntnis von seiner bevorstehenden Deportation und versuchte, ihr durch Flucht zu entgehen. In Österreich wurde er aber als Jude erkannt und verhaftet. Er starb am 6. Dezember 1942 in Innsbruck.<br />
<br />
Helene Goldberg selbst wurde am 14. September 1942 im Alter von 72 Jahren mit dem 2. großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Nur wenige Tage später, am 1. Oktober 1942, ist sie dort verstorben.

Helene Goldberg stammte aus einer vermögenden ostpreußischen Kaufmannsfamilie. Sie kam in Königsberg als Tochter von Isidor Cohn und seiner Ehefrau Clara geb. Rosenthal zur Welt. Ihr Vater Isidor Cohn war Mitinhaber eines Unternehmens zur industriellen Förderung von Bernstein, welches weltweit Vertretungen unterhielt. Er führte den Titel königlicher Kommerzienrat.

Am 24. Oktober 1894 heiratete die 25-jährige Helene den acht Jahre älteren Jacques Goldberg, der am 16. Januar 1861 in Braunschweig als Sohn des Kantors Hirsch Goldberg geboren wurde. Jacques Goldberg galt unter Zeitgenossen als einer der führenden Opernregisseure in Europa. Er war an namhaften deutschen und europäischen Bühnen tätig und auch an der Metropolitan Opera New York.

Das Paar bekam 2 Söhne, 1897 (28.07.) Bruno, 1898 (27.10.) Fritz.

1910 zog Helene Goldberg mit ihrer Familie nach Berlin. In Wilmersdorf, in der Nikolsburger Str. 6, hatte sie 3 Jahrzehnte lang eine große Wohnung mit Salon, Esszimmer, 2 Schlafzimmern und Zimmer für das Hausmädchen. Beide Söhne besuchten in Wilmersdorf das humanistische Gymnasium.

Ihr Sohn Fritz promovierte nach dem Studium zum Dr. phil. und war in Berlin als Dramaturg, Bühnenschriftsteller, Dozent und Lektor an dem wichtigsten europäischen Bühnenverlag tätig. 1926 (27.11.) heiratete er Vera Friedländer, Tochter des Brauereidirektors Georg Friedländer aus Breslau und bezog mit ihr eine große Wohnung in der Wilmersdorfer Gieselerstraße, nicht weit vom Elternhaus entfernt. 1937 (22.05.) wurde seine Tochter Irene geboren, 1938 (17.09.) Sohn Jonathan.

Nachdem Fritz Goldberg 1935 aufgrund verschärfter antijüdischer Gesetzgebung aus der Kulturkammer ausgeschlossen worden war, was zugleich das Ende seiner beruflichen Laufbahn bedeutete, beantragte er im Frühjahr 1938 seine Auswanderung. Bevor er aber sein Visum für Amerika erhielt, wurde er während der November-Pogrome am 10. November 1938 in seiner Wohnung verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verbracht.

1939 schließlich konnten er und Monate später auch Frau und Kinder nach London ausreisen und von dort 1940 nach Amerika auswandern. Noch heute leben in den USA Helene Goldbergs Enkel Jonathan Goldberg sowie 2 Kinder und 4 Enkelkinder ihrer verstorbenen Enkelin Irene.

Helene Goldbergs Sohn Bruno versuchte vergeblich legal auszuwandern. Er, der ursprünglich eine Gutachtertätigkeit als Weberei-Sachverständiger ausgeübt hatte und als Prokurist einer bedeutenden Wollgroßhandlung tätig war, wurde ab 1939 zur Zwangsarbeit als Kohlenschlepper verpflichtet. Er war dann ohne Einkommen und lebte mit seiner Mutter im gemeinsamen Haushalt , sein Vater war bereits 1934 verstorben.

Ende 1940 wurden Helene Goldberg und ihr Sohn Bruno dann im Zuge nationalsozialistischer Gewaltmaßnahmen aus der Wohnung Nikolsburger Straße ausgewiesen. Sie mussten all ihren Besitz zurücklassen und fanden Notunterkunft in einem möblierten Zimmer in der Thomasiusstr. 7 im 2. Stock bei Familie Wiener. Die Qualität der verlorenen Gegenstände und den Standard der bisherigen Lebensführung kann man wohl daran ermessen, dass ihrem Sohn Fritz später allein für die Bibliothek - aber auch nur für diese - ein Entschädigungsbetrag in Höhe von 15.000 DM zugesprochen wurde.

Ihr Sohn Bruno erlangte Kenntnis von seiner bevorstehenden Deportation und versuchte, ihr durch Flucht zu entgehen. In Österreich wurde er aber als Jude erkannt und verhaftet. Er starb am 6. Dezember 1942 in Innsbruck.

Helene Goldberg selbst wurde am 14. September 1942 im Alter von 72 Jahren mit dem 2. großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Nur wenige Tage später, am 1. Oktober 1942, ist sie dort verstorben.