Margarete Wassmund geb. Wolff

Verlegeort
Binzstraße 2
Bezirk/Ortsteil
Pankow
Verlegedatum
23. März 2015
Geboren
18. November 1877 in Berlin
Deportation
am 31. Juli 1942 nach Ghetto Theresienstadt
Ermordet
22. Februar 1943 in Theresienstadt

Margarete Wassmund, geborene Wolff, wurde am 18. November 1877 in Berlin geboren. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Sie heiratete den Kaufmann Julius Wassmund (* 4. Dezember 1868). Die Familie wechselte innerhalb Berlins häufig ihren Wohnsitz. Am 28. Februar 1907 wurde die Tochter Lily in der Schönfließer Straße 17 geboren. Danach, von 1911 bis 1942, hatte die Familie über dreißig Jahre lang ihren festen Wohnsitz in der Binzstraße 2.<br />
In den Jahren 1918 bis 1920 wird im Berliner Adressbuch außer Julius auch Margarete Wassmund genannt, im Jahr 1919 wird sie sogar als Inhaberin der Firma „Lösch & Co., Möbel-Speicher u. Verkauf“ angegeben. Seit 1921 führte Julius Wassmund hier einen pharmazeutischen Versandhandel (Dr. R. E. Müller & Co.).<br />
Die Tochter Lily war Schülerin des heutigen Ossietzky-Gymnasiums, des damaligen Lyzeums Pankow, Abiturjahrgang 1926. Sie ist die gleiche Steintreppe hochgehetzt wie wir, wenn sie mal zu spät kam, sie saß in den Klassenräumen, in denen wir jetzt sitzen. Sie heiratete Rudolf Dörrier, den späteren Ortschronisten Pankows, mit dem sie in einer „privilegierten“ Ehe lebte, da er nicht jüdisch war.<br />
Dörrier charakterisierte in seinen Aufzeichnungen Julius und Margarete Wassmund, die bis in die dreißiger Jahre hinein ein ganz normales Leben in Berlin führten, als weltoffen und liberal. Erst nach 1933 wurden sie immer mehr mit dem Antisemitismus konfrontiert. Im Jahr 1938 ließ sich die ganze Familie in der katholischen Kirchenge-meinde St. Georg taufen. Nach dem Novemberpogrom 1938 leitete Julius Wassmund erste Schritte zu einer Auswanderung ein. Ein Ausreiseantrag nach Paris lief für die ganze Familie: für seine Frau Margarete, für Lily, seine Tochter, seinen Schwiegersohn Rudolf und Enkeltochter Vera. Der Kriegsbeginn im September 1939 setzte diesen Bemühungen ein Ende.<br />
Ein noch schwererer Schlag erfolgte 1940, als der familieneigene Betrieb „arisiert“ wurde und das Ehepaar damit seine komplette Lebensgrundlage verlor. Danach kam Rudolf Dörrier allein für den Lebensunterhalt der Familie auf. Nach all diesen Geschehnissen zog sich das Ehepaar Wassmund ganz zurück. Oft gingen sie nur abends auf den kleinen Hinterhof, um Luft zu schnappen, sonst blieben sie in ihrer Wohnung. Die Lebensmitteleinkäufe erledigte ihre Tochter.<br />
Am 24. Juli 1942 bekamen sie die gefürchteten Listen, in die sämtliche Vermögens-werte einzutragen waren. Diese Listen galten als Vorstufe der Deportation. Julius Wassmund fuhr einen Tag später zur Gestapo-Leitstelle in die Burgstraße. Er kehrte nicht zurück. Am 29. Juli 1942 wurde dann auch Margarete abgeholt. Rudolf und Lily Dörrier konnten sich noch von ihr verabschieden, sollten sie jedoch nie wiedersehen.<br />
Am 31. Juli 1942 wurden Julius und Margarete Wassmund in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort erreichten Rudolf und Lily nur noch wenige Karten. Julius Wassmund starb am 11. November 1943 und Margarete Wassmund am 22. Februar 1943. Über die genauen Todesumstände ist nichts bekannt. Die Angehörigen erhielten die üblichen Todesfallanzeigen mit frei erfundenen Todesursachen.<br />

Margarete Wassmund, geborene Wolff, wurde am 18. November 1877 in Berlin geboren. Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Sie heiratete den Kaufmann Julius Wassmund (* 4. Dezember 1868). Die Familie wechselte innerhalb Berlins häufig ihren Wohnsitz. Am 28. Februar 1907 wurde die Tochter Lily in der Schönfließer Straße 17 geboren. Danach, von 1911 bis 1942, hatte die Familie über dreißig Jahre lang ihren festen Wohnsitz in der Binzstraße 2.
In den Jahren 1918 bis 1920 wird im Berliner Adressbuch außer Julius auch Margarete Wassmund genannt, im Jahr 1919 wird sie sogar als Inhaberin der Firma „Lösch & Co., Möbel-Speicher u. Verkauf“ angegeben. Seit 1921 führte Julius Wassmund hier einen pharmazeutischen Versandhandel (Dr. R. E. Müller & Co.).
Die Tochter Lily war Schülerin des heutigen Ossietzky-Gymnasiums, des damaligen Lyzeums Pankow, Abiturjahrgang 1926. Sie ist die gleiche Steintreppe hochgehetzt wie wir, wenn sie mal zu spät kam, sie saß in den Klassenräumen, in denen wir jetzt sitzen. Sie heiratete Rudolf Dörrier, den späteren Ortschronisten Pankows, mit dem sie in einer „privilegierten“ Ehe lebte, da er nicht jüdisch war.
Dörrier charakterisierte in seinen Aufzeichnungen Julius und Margarete Wassmund, die bis in die dreißiger Jahre hinein ein ganz normales Leben in Berlin führten, als weltoffen und liberal. Erst nach 1933 wurden sie immer mehr mit dem Antisemitismus konfrontiert. Im Jahr 1938 ließ sich die ganze Familie in der katholischen Kirchenge-meinde St. Georg taufen. Nach dem Novemberpogrom 1938 leitete Julius Wassmund erste Schritte zu einer Auswanderung ein. Ein Ausreiseantrag nach Paris lief für die ganze Familie: für seine Frau Margarete, für Lily, seine Tochter, seinen Schwiegersohn Rudolf und Enkeltochter Vera. Der Kriegsbeginn im September 1939 setzte diesen Bemühungen ein Ende.
Ein noch schwererer Schlag erfolgte 1940, als der familieneigene Betrieb „arisiert“ wurde und das Ehepaar damit seine komplette Lebensgrundlage verlor. Danach kam Rudolf Dörrier allein für den Lebensunterhalt der Familie auf. Nach all diesen Geschehnissen zog sich das Ehepaar Wassmund ganz zurück. Oft gingen sie nur abends auf den kleinen Hinterhof, um Luft zu schnappen, sonst blieben sie in ihrer Wohnung. Die Lebensmitteleinkäufe erledigte ihre Tochter.
Am 24. Juli 1942 bekamen sie die gefürchteten Listen, in die sämtliche Vermögens-werte einzutragen waren. Diese Listen galten als Vorstufe der Deportation. Julius Wassmund fuhr einen Tag später zur Gestapo-Leitstelle in die Burgstraße. Er kehrte nicht zurück. Am 29. Juli 1942 wurde dann auch Margarete abgeholt. Rudolf und Lily Dörrier konnten sich noch von ihr verabschieden, sollten sie jedoch nie wiedersehen.
Am 31. Juli 1942 wurden Julius und Margarete Wassmund in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort erreichten Rudolf und Lily nur noch wenige Karten. Julius Wassmund starb am 11. November 1943 und Margarete Wassmund am 22. Februar 1943. Über die genauen Todesumstände ist nichts bekannt. Die Angehörigen erhielten die üblichen Todesfallanzeigen mit frei erfundenen Todesursachen.