Simon Ingwer

Verlegeort
Boxhagener Str. 119
Historischer Name
Boxhagener Str. 118
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
02. Juni 2016
Geboren
27. Dezember 1877 in Wronke (Posen) / Wronki
Beruf
Zigarrenmacher und Kaffeeröster
Zwangsarbeit
Arbeiter bei der Müllabfuhr
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Simon Ingwer wurde am 27. Dezember 1877 in Wronke in Posen geboren. Kaum etwas ist über die erste Zeit seines Lebens bekannt, außer, dass er einer jüdischen Familie entstammte. Wann er nach Berlin kam, ist ebenfalls nicht überliefert. Nach Angaben seines ersten Sohnes Berthold war er Zigarrenmacher, sein später geborener Sohn Kurt gibt an, er sei Kaffeeröster bei der Firma Hertie in der Leipziger Straße gewesen, bis er seine Stellung dort nach 18 Jahren im Betrieb am 1. November 1938 wegen der antisemitischen Gesetzgebung der Nationalsozialisten verlor. Danach war er gezwungen, Zwangsarbeit bei der Berliner Müllabfuhr zu leisten. <br />
<br />
Simon Ingwer war in seinem Leben dreimal verheiratet. Seine erste Frau hieß Rosa Lewin. Mit ihr hatte Simon zwei Söhne. Berthold wurde am 3. April 1907 in Berlin-Rixdorf geboren. Am 3. Mai 1911 kam Siegfried zur Welt. Im Jahr 1917 verstarb Simons Frau Rosa und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beerdigt. Auf dem Totenschein wird sie „Röschen“ genannt. Simon hatte mit seiner Frau und den Söhnen zuletzt in der Schinkestraße in Neukölln gelebt.<br />
<br />
Dann heiratete Simon Martha Levin – über diese Ehe ist praktisch nichts bekannt. Laut Aussage des Sohnes Berthold wissen wir, dass auch Martha früh verstarb, die Ehe blieb kinderlos. Ebenfalls bleibt zu vermuten, dass die beiden Söhne Berthold und Siegfried in dieser Zeit zu Hause auszogen und ihre eigenen Wege gingen. Berthold jedenfalls war später in Neukölln gemeldet und sollte 1938 nach Bogotá fliehen, wo er den Holocaust überlebte. Siegfried, der als Schneider und Hilfsarbeiter arbeitete, entzog sich dem Zugriff der Nazis, indem er 1939 in die Niederlande ging. Doch wurde er dort nach der Besatzung erfasst. Über das große Sammellager Westerbork kam er laut dem Internationalen Roten Kreuz in die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz, Sachsenhausen und wurde kurz vor Kriegsende in Flossenbürg ermordet. <br />
<br />
Mit seiner dritten Frau, die ebenfalls Rosa hieß, aber den Mädchenname Gabriel trug, bekam Simon zwei weitere Söhne. Kurt wurde 1923 geboren und schaffte es 1940 nach Palästina auszuwandern. Ihm und seinem älteren Halbbruder Berthold verdanken wir das wenige Wissen über die Familie Ingwer. Laut Kurt wohnten seine Eltern in der Boxhagener Straße in einer gutbürgerlichen 3-Zimmerwohnung. Der vierte Sohn Simons, Günther, war 4 Jahre jünger als Kurt und sollte mit seinen Eltern in den Tod gehen. <br />
<br />
Im Februar 1943 wurde Simon unter ungeklärten Umständen mit seinem Sohn Günther in der Sammelstelle in der Levetzowstraße interniert. Seine Frau Rosa hatte den Befehl erhalten, sich am 24. Februar 1943 in der Sammelstelle des ehemaligen Tanzlokals Clou einzufinden. Zu vermuten ist, dass Vater und Sohn auf der Straße aufgegriffen wurden, wie es während der sog. „Fabrikaktion“ üblich war und seine Frau daraufhin den Deportationsbefehl erhalten hat. Am 3. März 1943 wurde Simon gemeinsam mit seinem Sohn nach Auschwitz deportiert. Auch seine Frau Rosa war im selben "33. Osttransport", da sie aber aus dem Sammellager in Mitte kam, bleibt es zu bezweifeln, dass sie sich im Gedränge des Transports wiedergefunden haben. Da die Familienmitglieder nicht als Häftlinge registriert wurden, ist davon auszugehen, dass Simon, wie auch sein Sohn Günther und seine Frau Rosa, direkt nach der Ankunft in Auschwitz in den Gaskammern ermordet wurde. <br />
<br />
Im selben Transport befand sich auch Josef Ingwer, der wie Simon Ingwer in Wronke geboren worden war. Ob er ein Bruder oder ein Cousin Simons war, wissen wir nicht. Josefs Sohn Leo, der wie sein Vater in der Alten Schönhauser Straße 36/37 gemeldet war, wurde ebenfalls mit dem 33. Osttransport in den Tod geschickt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Familie handelt, ist sehr hoch, da Simons erstgeborener Sohn Berthold ebenfalls in der Alten Schönhauser Straße 36/37 gemeldet war, bevor er noch Bogota floh.

Simon Ingwer wurde am 27. Dezember 1877 in Wronke in Posen geboren. Kaum etwas ist über die erste Zeit seines Lebens bekannt, außer, dass er einer jüdischen Familie entstammte. Wann er nach Berlin kam, ist ebenfalls nicht überliefert. Nach Angaben seines ersten Sohnes Berthold war er Zigarrenmacher, sein später geborener Sohn Kurt gibt an, er sei Kaffeeröster bei der Firma Hertie in der Leipziger Straße gewesen, bis er seine Stellung dort nach 18 Jahren im Betrieb am 1. November 1938 wegen der antisemitischen Gesetzgebung der Nationalsozialisten verlor. Danach war er gezwungen, Zwangsarbeit bei der Berliner Müllabfuhr zu leisten.

Simon Ingwer war in seinem Leben dreimal verheiratet. Seine erste Frau hieß Rosa Lewin. Mit ihr hatte Simon zwei Söhne. Berthold wurde am 3. April 1907 in Berlin-Rixdorf geboren. Am 3. Mai 1911 kam Siegfried zur Welt. Im Jahr 1917 verstarb Simons Frau Rosa und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beerdigt. Auf dem Totenschein wird sie „Röschen“ genannt. Simon hatte mit seiner Frau und den Söhnen zuletzt in der Schinkestraße in Neukölln gelebt.

Dann heiratete Simon Martha Levin – über diese Ehe ist praktisch nichts bekannt. Laut Aussage des Sohnes Berthold wissen wir, dass auch Martha früh verstarb, die Ehe blieb kinderlos. Ebenfalls bleibt zu vermuten, dass die beiden Söhne Berthold und Siegfried in dieser Zeit zu Hause auszogen und ihre eigenen Wege gingen. Berthold jedenfalls war später in Neukölln gemeldet und sollte 1938 nach Bogotá fliehen, wo er den Holocaust überlebte. Siegfried, der als Schneider und Hilfsarbeiter arbeitete, entzog sich dem Zugriff der Nazis, indem er 1939 in die Niederlande ging. Doch wurde er dort nach der Besatzung erfasst. Über das große Sammellager Westerbork kam er laut dem Internationalen Roten Kreuz in die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz, Sachsenhausen und wurde kurz vor Kriegsende in Flossenbürg ermordet.

Mit seiner dritten Frau, die ebenfalls Rosa hieß, aber den Mädchenname Gabriel trug, bekam Simon zwei weitere Söhne. Kurt wurde 1923 geboren und schaffte es 1940 nach Palästina auszuwandern. Ihm und seinem älteren Halbbruder Berthold verdanken wir das wenige Wissen über die Familie Ingwer. Laut Kurt wohnten seine Eltern in der Boxhagener Straße in einer gutbürgerlichen 3-Zimmerwohnung. Der vierte Sohn Simons, Günther, war 4 Jahre jünger als Kurt und sollte mit seinen Eltern in den Tod gehen.

Im Februar 1943 wurde Simon unter ungeklärten Umständen mit seinem Sohn Günther in der Sammelstelle in der Levetzowstraße interniert. Seine Frau Rosa hatte den Befehl erhalten, sich am 24. Februar 1943 in der Sammelstelle des ehemaligen Tanzlokals Clou einzufinden. Zu vermuten ist, dass Vater und Sohn auf der Straße aufgegriffen wurden, wie es während der sog. „Fabrikaktion“ üblich war und seine Frau daraufhin den Deportationsbefehl erhalten hat. Am 3. März 1943 wurde Simon gemeinsam mit seinem Sohn nach Auschwitz deportiert. Auch seine Frau Rosa war im selben "33. Osttransport", da sie aber aus dem Sammellager in Mitte kam, bleibt es zu bezweifeln, dass sie sich im Gedränge des Transports wiedergefunden haben. Da die Familienmitglieder nicht als Häftlinge registriert wurden, ist davon auszugehen, dass Simon, wie auch sein Sohn Günther und seine Frau Rosa, direkt nach der Ankunft in Auschwitz in den Gaskammern ermordet wurde.

Im selben Transport befand sich auch Josef Ingwer, der wie Simon Ingwer in Wronke geboren worden war. Ob er ein Bruder oder ein Cousin Simons war, wissen wir nicht. Josefs Sohn Leo, der wie sein Vater in der Alten Schönhauser Straße 36/37 gemeldet war, wurde ebenfalls mit dem 33. Osttransport in den Tod geschickt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Familie handelt, ist sehr hoch, da Simons erstgeborener Sohn Berthold ebenfalls in der Alten Schönhauser Straße 36/37 gemeldet war, bevor er noch Bogota floh.