Arthur Wollsteiner

Verlegeort
Hektorstraße 16
Bezirk/Ortsteil
Halensee
Verlegedatum
14. April 2015
Geboren
04. Mai 1870 in Hoyerswerda
Deportation
am 05. August 1942 nach Theresienstadt
Überlebt

Arthur Wollsteiner wurde am 4. Mai 1870 in Hoyerswerda (Oberlausitz) geboren. Er war einer von vier Söhnen des Kaufmanns S. Wollsteiner. Die Brüder Martin und Ludwig kamen in Theresienstadt ums Leben, und der Bruder Julius wurde in Lodz/Litzmannstadt ermordet. <br />
In einem am 30. Mai(?) 1949 aufgesetzten Lebenslauf gab Arthur Wollsteiner Folgendes an: Besuch des Gymnasiums in Kottbus bis zur Obersekunda, nach Übersiedlung nach Berlin Ausbildung zum „Konfektionär“ in namhaften Firmen der Konfektionsbranche am Spittelmarkt in Berlin-Mitte, Gründung der eigenen Firma „Arthur Wollsteiner – Damen-Mäntel, Röcke, Kostüme – Engros und Export“ in der Jerusalemer Straße 22 mit 16 gewerblichen und drei kaufmännischen Beschäftigten. <br />
Mit seiner Ehefrau Selma – das Paar hatte keine Kinder – wohnte er in der Hektorstraße 16 im Vorderhaus im 1. Stock links in fünf Zimmern für einen Mietpreis von 140 Reichsmark. Bevor Arthur und Selma Wollsteiner deportiert wurden, war er, wie er in einer ihm abverlangten „Vermögenserklärung“ notierte, „unbesoldeter Helfer“ der Jüdischen Gemeinde und dort für Kataster zuständig. <br />
Die Oberfinanzdirektion (OFD) vermerkte am 28. September 1942: „Die zum heutigen Verkauf beschlagnahmten Gegenstände des ausgebürgerten Arthur Wollsteiner“ würden bis auf bei einem Postamt deponierte 100 Mark dem Oberkommando der Wehrmacht übergeben. „Der Verkauf erfolgt gegen bar und beträgt 2415.- RM“ und erfolge „nach tel. Rücksprache“. Dieses dreiseitige Schriftstück war mit einem „Geheim“-Stempel versehen. Es ging um Möbel und Einrichtung, „da der betreffende Interessent spätestens am 1. Okt. die Wohnung beziehen muss, um nicht obdachlos zu werden. Es handelt sich um eine für die deutschen Interessen wichtige Persönlichkeit aus dem Iran, die führende Staatsstellen dort bekleidet hat.“ Unterschrieben war dieser Brief vom Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. <br />
Hausrat und Textilien wurden extra bewertet und zu einem „Händlereinkaufspreis“ verkauft. Zuständiger Sachbearbeiter in der OFD war ein Inspektor Schneider, der außerdem rot angekreuzte Gegenstände wie Schallplatten, Plattenspieler, Bücher und Zeitschriften sowie „jüdisches Kulturgut aller Art“ dem Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, Sachbearbeiter Wulff, anbot.<br />
Im Anhang zu einem Fragebogen der Vermögensverwaltungsstelle des Senats gab Arthur Wollsteiner nach der Befreiung Theresienstadts, die er miterlebte, am 12. Juni 1946 an: „Ich bin am 3. August 1942 schriftlich in höflicher Form nach der Gestapo , Burgstrasse gebeten worden, behufs einer Anfrage u. gleich dort behalten um am darauf folgenden Tag nach Abnahme meiner Wohnungsschlüssel, Wertsachen, Geld etc. abtransportiert zu werden“ in die Sammelunterkunft in der Großen Hamburger Straße 26 in Berlin-Mitte, von wo er mit seiner Ehefrau Selma am 5. August 1942 in das Ghetto Theresienstadt transportiert wurde. <br />
Er überlebte dort das Ende des Zweiten Weltkriegs und kehrte am 10. August 1945 nach Berlin zurück. Seine Wohnung war besetzt, er kam bei Bekannten in Rixdorf (Neukölln) in der Roseggerstraße 46 unter. Er adoptierte 1948 seine Pflegerin und starb am 7. Juli 1949 im Tempelhofer St. Josephs-Krankenhaus an einem Herzleiden.<br />

Arthur Wollsteiner wurde am 4. Mai 1870 in Hoyerswerda (Oberlausitz) geboren. Er war einer von vier Söhnen des Kaufmanns S. Wollsteiner. Die Brüder Martin und Ludwig kamen in Theresienstadt ums Leben, und der Bruder Julius wurde in Lodz/Litzmannstadt ermordet.
In einem am 30. Mai(?) 1949 aufgesetzten Lebenslauf gab Arthur Wollsteiner Folgendes an: Besuch des Gymnasiums in Kottbus bis zur Obersekunda, nach Übersiedlung nach Berlin Ausbildung zum „Konfektionär“ in namhaften Firmen der Konfektionsbranche am Spittelmarkt in Berlin-Mitte, Gründung der eigenen Firma „Arthur Wollsteiner – Damen-Mäntel, Röcke, Kostüme – Engros und Export“ in der Jerusalemer Straße 22 mit 16 gewerblichen und drei kaufmännischen Beschäftigten.
Mit seiner Ehefrau Selma – das Paar hatte keine Kinder – wohnte er in der Hektorstraße 16 im Vorderhaus im 1. Stock links in fünf Zimmern für einen Mietpreis von 140 Reichsmark. Bevor Arthur und Selma Wollsteiner deportiert wurden, war er, wie er in einer ihm abverlangten „Vermögenserklärung“ notierte, „unbesoldeter Helfer“ der Jüdischen Gemeinde und dort für Kataster zuständig.
Die Oberfinanzdirektion (OFD) vermerkte am 28. September 1942: „Die zum heutigen Verkauf beschlagnahmten Gegenstände des ausgebürgerten Arthur Wollsteiner“ würden bis auf bei einem Postamt deponierte 100 Mark dem Oberkommando der Wehrmacht übergeben. „Der Verkauf erfolgt gegen bar und beträgt 2415.- RM“ und erfolge „nach tel. Rücksprache“. Dieses dreiseitige Schriftstück war mit einem „Geheim“-Stempel versehen. Es ging um Möbel und Einrichtung, „da der betreffende Interessent spätestens am 1. Okt. die Wohnung beziehen muss, um nicht obdachlos zu werden. Es handelt sich um eine für die deutschen Interessen wichtige Persönlichkeit aus dem Iran, die führende Staatsstellen dort bekleidet hat.“ Unterschrieben war dieser Brief vom Chef des Oberkommandos der Wehrmacht.
Hausrat und Textilien wurden extra bewertet und zu einem „Händlereinkaufspreis“ verkauft. Zuständiger Sachbearbeiter in der OFD war ein Inspektor Schneider, der außerdem rot angekreuzte Gegenstände wie Schallplatten, Plattenspieler, Bücher und Zeitschriften sowie „jüdisches Kulturgut aller Art“ dem Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, Sachbearbeiter Wulff, anbot.
Im Anhang zu einem Fragebogen der Vermögensverwaltungsstelle des Senats gab Arthur Wollsteiner nach der Befreiung Theresienstadts, die er miterlebte, am 12. Juni 1946 an: „Ich bin am 3. August 1942 schriftlich in höflicher Form nach der Gestapo , Burgstrasse gebeten worden, behufs einer Anfrage u. gleich dort behalten um am darauf folgenden Tag nach Abnahme meiner Wohnungsschlüssel, Wertsachen, Geld etc. abtransportiert zu werden“ in die Sammelunterkunft in der Großen Hamburger Straße 26 in Berlin-Mitte, von wo er mit seiner Ehefrau Selma am 5. August 1942 in das Ghetto Theresienstadt transportiert wurde.
Er überlebte dort das Ende des Zweiten Weltkriegs und kehrte am 10. August 1945 nach Berlin zurück. Seine Wohnung war besetzt, er kam bei Bekannten in Rixdorf (Neukölln) in der Roseggerstraße 46 unter. Er adoptierte 1948 seine Pflegerin und starb am 7. Juli 1949 im Tempelhofer St. Josephs-Krankenhaus an einem Herzleiden.