Röschen Wollstein geb. Marcuse

Verlegeort
Michaelkirchplatz 18
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
16. April 2002
Geboren
13. Juni 1878 in Berlin
Beruf
Kauffrau / Stadtverordnete
Deportation
am 15. August 1942 nach Riga
Ermordet
18. August 1942 im Ghetto Riga

Röschen Marcuse stammte aus einer jüdischen Familie und heiratete den Dreher Ludwig Wollstein, der in den 1920er Jahren eine Vorwärts-Filiale leitete. Sie war zu dieser Zeit bereits SPD-Mitglied und Leiterin der AWO im Bezirk Mitte. Seit 1920 gehörte sie auch der BV Mitte an. Die Familie trat 1930 aus der jüdischen Gemeinde aus. Im März 1933 wurde Wollstein wieder in die BV Mitte gewählt, im Juni 1933 rückte sie in die Stadtverordnetenversammlung nach. Durch die Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung vom Juli 1933 wurde ihr das Mandat entzogen und die Tätigkeit als Stadt- und Bezirksverordnete verboten. Als im Juni 1935 ein nationalsozialistischer Umzug von SA- und SS-Männern auf Lastwagen an dem Verkaufsstand von Röschen Wollstein in Neukölln vorbeikam, soll sie gesagt haben: <i>„Ich dachte, die Idioten aus Dalldorf </i>[Städtische Irrenanstalt zu Dalldorf, heute Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik Wittenau]<i> machen einen Ausflug.</i>“ Sie wurde angezeigt und im Oktober 1935 verhaftet. Obwohl ihr die Wortwahl nicht nachgewiesen werden konnte, wurde sie wegen Beleidigung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. 1940 starb ihr Mann. Am 15. August 1942 wurde Röschen Wollstein nach Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Ihr Sohn Artur wanderte 1933 nach Dänemark aus, wohin ihm sein Bruder Max 1937 zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter folgte, nachdem er zuvor ein Jahr in KZ-Haft gewesen war. Ihre Tochter Editha starb 1940 in Berlin. Herbert Wollstein schließlich, der mit seiner nichtjüdischen Frau Kinder hatte und dadurch vor der Deportation geschützt war, überlebte in Berlin.

Röschen Marcuse stammte aus einer jüdischen Familie und heiratete den Dreher Ludwig Wollstein, der in den 1920er Jahren eine Vorwärts-Filiale leitete. Sie war zu dieser Zeit bereits SPD-Mitglied und Leiterin der AWO im Bezirk Mitte. Seit 1920 gehörte sie auch der BV Mitte an. Die Familie trat 1930 aus der jüdischen Gemeinde aus. Im März 1933 wurde Wollstein wieder in die BV Mitte gewählt, im Juni 1933 rückte sie in die Stadtverordnetenversammlung nach. Durch die Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung vom Juli 1933 wurde ihr das Mandat entzogen und die Tätigkeit als Stadt- und Bezirksverordnete verboten. Als im Juni 1935 ein nationalsozialistischer Umzug von SA- und SS-Männern auf Lastwagen an dem Verkaufsstand von Röschen Wollstein in Neukölln vorbeikam, soll sie gesagt haben: „Ich dachte, die Idioten aus Dalldorf [Städtische Irrenanstalt zu Dalldorf, heute Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik Wittenau] machen einen Ausflug.“ Sie wurde angezeigt und im Oktober 1935 verhaftet. Obwohl ihr die Wortwahl nicht nachgewiesen werden konnte, wurde sie wegen Beleidigung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. 1940 starb ihr Mann. Am 15. August 1942 wurde Röschen Wollstein nach Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Ihr Sohn Artur wanderte 1933 nach Dänemark aus, wohin ihm sein Bruder Max 1937 zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter folgte, nachdem er zuvor ein Jahr in KZ-Haft gewesen war. Ihre Tochter Editha starb 1940 in Berlin. Herbert Wollstein schließlich, der mit seiner nichtjüdischen Frau Kinder hatte und dadurch vor der Deportation geschützt war, überlebte in Berlin.