Max Isidor Alexander

Verlegeort
Sybelstraße 42
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
28. April 2015
Geboren
26. September 1880 in Sadke (Posen) / Sadki
Deportation
am 14. November 1941 nach Minsk
Ermordet
in Minsk

Max Isidor Alexander wurde am 26. September 1880 in Sadki in Pommern geboren. Seine Frau Judith Alexander, geb. Bergmann, wurde 8. Juli 1892 in Leszno zwischen Posen und Breslau geboren. Sie hatten zwei Söhne: Gerald (genannt Gert) und der fünf Jahre jüngere Manfred, der am 3. Februar 1920 in Berlin-Charlottenburg geboren wurde.<br />
Max Alexander war ein talentierter Schneider und Kaufmann für Herrenmoden. Er kam schon als junger Mann vor der Jahrhundertwende nach Berlin und arbeitete zunächst im renommierten Modehaus Gerson. Judith kam kurz vor dem ersten Weltkrieg nach Berlin. Max und Judith heirateten und zogen frisch vermählt in die Sybelstraße 42 ins Vorderhaus in die 3. Etage rechts. Max stieg 1917 zum Leiter der Herrenabteilung im Modehaus Gerson am Werderschen Markt 5 auf. Zu den Kunden zählte auch der kaiserliche Hof. Für den Kaiser fertigte Max Alexander die preußischen Uniformen. Als Dank bekam er Opernkarten vom Kaiser geschenkt. Schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Max Alexander das Gehalt gekürzt. Ein Jahr später wurde ihm gekündigt. Er eröffnete in der Leipziger Straße 113 in Berlin-Mitte eine Maß-Schneiderei. Nach dem Novemberpogrom 1938 war Max Alexander gezwungen, sein Geschäft aufzugeben. <br />
Die beiden Söhne wuchsen liberal auf. In die Synagoge in der Fasanenstraße ging die Familie nur an den hohen jüdischen Feiertagen. Gert war der Intellektuelle, Manfred eher der naturverbundene Wildere. 1937 macht Manfred Abitur auf dem Goethe-Realgymnasium in Wilmersdorf. Die Eltern schickten Gert zu Verwandten in die USA, um ihn vor dem Naziterror in Sicherheit zu bringen. Die Liebe hielt Manfred aber in Berlin. Da er als Jude nicht studieren konnte, begann er eine Lehre als Maurer und studierte nebenher heimlich mit einem Oberregierungsbaurat Statik, Ingenieurwesen und Berechnung von Baustoffen. Die Konstruktionsfirma, bei der er bis zu seiner Deportation beschäftigt war, wurde später vom Baustab Speer übernommen. <br />
Am 1. November 1941 erhielten Max, Judith und Manfred Alexander ein Schreiben, in dem ihnen die bevorstehende „Evakuierung in den Osten“ mitgeteilt wurde. Am 14. November 1941 wurden sie ins Ghetto nach Minsk deportiert. Manfred konnte sich zuvor noch in der Mommsenstraße von seiner 18 Jahre älteren Freundin Helene Lohse verabschieden. In Minsk wurde Manfred zum Arbeitseinsatz bei der Eisenbahn eingeteilt. <br />
In Minsk verliert sich die Spur von Max und Judith Alexander, die Geschichte von Manfred jedoch wird nun zur Wundergeschichte. Denn von den aus Berlin mit diesem Deportationszug nach Minsk verschleppten Jüdinnen und Juden haben nur vier überlebt. Manfred Alexander war einer von ihnen. Er entkam im Januar 1942 aus dem Ghetto Minsk. Bei der Flucht in einem Kohlewagen eines Lazarettzugs half ihm sein Vorgesetzter Arnold Ortmann, mit dem er sich angefreundet hatte. Die Geschichte der Flucht ist abenteuerlich und wird von Anja Reiss ausführlich beschrieben (www.berlin-minsk.de/#!gb/4). In Warschau wurde er von der Gestapo verhaftet, konnte aber erneut fliehen. <br />
Zurück in Berlin half ihm sein deutscher Freund Werner von Biel. Er versteckte Manfred in seiner Wohnung in Charlottenburg. Manfred, Helen und Lucie flohen schließlich über Luxemburg, Belgien und Frankreich in die neutrale Schweiz. Nach monatelangen Wirren in Schweizer Haft durfte er Helen endlich heiraten. 1946 erteilte das amerikanische Konsulat die Erlaubnis für die Ausreise, Manfreds Bruder Gert in New York hatte es möglich gemacht. Über Genua gelangten sie nach New York. Manfred wurde Manager und Makler in New York City. Queens wurde seine neue Heimat. Dort starb er am Neujahrstag 2006. William Cook, Enkel Werner von Biels, schrieb einen wunderschönen Nachruf auf Manfred (www.theguardian.com/news/2006/jan/…): <br />
„The last time I saw Manfred was last year at the Israeli consulate in New York, where, as a result of his testimony, my German grandfather was posthumously awarded the title of Righteous Among The Nations by Yad Vashem, the Holocaust remembrance authority. Helen and his brother predeceased him, but Manfred leaves an extended family of close friends.“<br />
2003 wurde Manfred von Biel für seine Hilfe als Gerechter unter den Völkern von Yad Vashem ausgezeichnet.<br />
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Nachruf von William Cook auf Manfred Alexander, The Guardian, 20. Januar 2006<br />
http://www.theguardian.com/news/20… />
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Max Isidor Alexander wurde am 26. September 1880 in Sadki in Pommern geboren. Seine Frau Judith Alexander, geb. Bergmann, wurde 8. Juli 1892 in Leszno zwischen Posen und Breslau geboren. Sie hatten zwei Söhne: Gerald (genannt Gert) und der fünf Jahre jüngere Manfred, der am 3. Februar 1920 in Berlin-Charlottenburg geboren wurde.
Max Alexander war ein talentierter Schneider und Kaufmann für Herrenmoden. Er kam schon als junger Mann vor der Jahrhundertwende nach Berlin und arbeitete zunächst im renommierten Modehaus Gerson. Judith kam kurz vor dem ersten Weltkrieg nach Berlin. Max und Judith heirateten und zogen frisch vermählt in die Sybelstraße 42 ins Vorderhaus in die 3. Etage rechts. Max stieg 1917 zum Leiter der Herrenabteilung im Modehaus Gerson am Werderschen Markt 5 auf. Zu den Kunden zählte auch der kaiserliche Hof. Für den Kaiser fertigte Max Alexander die preußischen Uniformen. Als Dank bekam er Opernkarten vom Kaiser geschenkt. Schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Max Alexander das Gehalt gekürzt. Ein Jahr später wurde ihm gekündigt. Er eröffnete in der Leipziger Straße 113 in Berlin-Mitte eine Maß-Schneiderei. Nach dem Novemberpogrom 1938 war Max Alexander gezwungen, sein Geschäft aufzugeben.
Die beiden Söhne wuchsen liberal auf. In die Synagoge in der Fasanenstraße ging die Familie nur an den hohen jüdischen Feiertagen. Gert war der Intellektuelle, Manfred eher der naturverbundene Wildere. 1937 macht Manfred Abitur auf dem Goethe-Realgymnasium in Wilmersdorf. Die Eltern schickten Gert zu Verwandten in die USA, um ihn vor dem Naziterror in Sicherheit zu bringen. Die Liebe hielt Manfred aber in Berlin. Da er als Jude nicht studieren konnte, begann er eine Lehre als Maurer und studierte nebenher heimlich mit einem Oberregierungsbaurat Statik, Ingenieurwesen und Berechnung von Baustoffen. Die Konstruktionsfirma, bei der er bis zu seiner Deportation beschäftigt war, wurde später vom Baustab Speer übernommen.
Am 1. November 1941 erhielten Max, Judith und Manfred Alexander ein Schreiben, in dem ihnen die bevorstehende „Evakuierung in den Osten“ mitgeteilt wurde. Am 14. November 1941 wurden sie ins Ghetto nach Minsk deportiert. Manfred konnte sich zuvor noch in der Mommsenstraße von seiner 18 Jahre älteren Freundin Helene Lohse verabschieden. In Minsk wurde Manfred zum Arbeitseinsatz bei der Eisenbahn eingeteilt.
In Minsk verliert sich die Spur von Max und Judith Alexander, die Geschichte von Manfred jedoch wird nun zur Wundergeschichte. Denn von den aus Berlin mit diesem Deportationszug nach Minsk verschleppten Jüdinnen und Juden haben nur vier überlebt. Manfred Alexander war einer von ihnen. Er entkam im Januar 1942 aus dem Ghetto Minsk. Bei der Flucht in einem Kohlewagen eines Lazarettzugs half ihm sein Vorgesetzter Arnold Ortmann, mit dem er sich angefreundet hatte. Die Geschichte der Flucht ist abenteuerlich und wird von Anja Reiss ausführlich beschrieben (www.berlin-minsk.de/#!gb/4). In Warschau wurde er von der Gestapo verhaftet, konnte aber erneut fliehen.
Zurück in Berlin half ihm sein deutscher Freund Werner von Biel. Er versteckte Manfred in seiner Wohnung in Charlottenburg. Manfred, Helen und Lucie flohen schließlich über Luxemburg, Belgien und Frankreich in die neutrale Schweiz. Nach monatelangen Wirren in Schweizer Haft durfte er Helen endlich heiraten. 1946 erteilte das amerikanische Konsulat die Erlaubnis für die Ausreise, Manfreds Bruder Gert in New York hatte es möglich gemacht. Über Genua gelangten sie nach New York. Manfred wurde Manager und Makler in New York City. Queens wurde seine neue Heimat. Dort starb er am Neujahrstag 2006. William Cook, Enkel Werner von Biels, schrieb einen wunderschönen Nachruf auf Manfred (www.theguardian.com/news/2006/jan/…):
„The last time I saw Manfred was last year at the Israeli consulate in New York, where, as a result of his testimony, my German grandfather was posthumously awarded the title of Righteous Among The Nations by Yad Vashem, the Holocaust remembrance authority. Helen and his brother predeceased him, but Manfred leaves an extended family of close friends.“
2003 wurde Manfred von Biel für seine Hilfe als Gerechter unter den Völkern von Yad Vashem ausgezeichnet.

Nachruf von William Cook auf Manfred Alexander, The Guardian, 20. Januar 2006
http://www.theguardian.com/news/20…