Joseph Paul Bauke

Verlegeort
Markgrafenstraße 87
Historischer Name
Markgrafenstraße 87
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
11. Februar 2016
Geboren
27. September 1885 in Berlin
Beruf
Lichtbild-Vorführer, Buchhalter, Kaufmann
Deportation
am 12. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Joseph Paul Bauke wurde am 27. September 1885 in Berlin als fünftes von sechs Kindern geboren. Er stammte aus einer sogenannten Mischehe, sein Vater, Johann Carl Bauke, war katholisch, seine Mutter Henriette Auguste, geb. Wiener, jüdisch. Bei der Geburt seiner Kinder wies sich Carl Bauke mit einem Militärpass aus. Die sechs Kinder (Arthur, Georg, Emma, Martha, Paul und Fritz) wurden nicht im mosaischen Glauben erzogen – im Elternhaus wurde Weihnachten gefeiert, nicht Hanukka.<br />
Mit Ausnahme unserer Oma Emma, die unseren jüdischen Großvater Arthur Heidemann heiratete, und Georg, der bereits 1912 verstarb, heirateten die übrigen Kinder später nichtjüdische Partner/-innen. Paul Bauke heiratete 1916 die evangelisch getaufte Ida Emma Luise Elfert.<br />
Beruflich schlug er einen ähnlichen Weg ein wie sein Vater Carl. Dieser hatte lange als selbstständiger Schuhmacher gearbeitet, um die Jahrhundertwende wechselte er zum Kaufmann und eröffnete eine Zigarrenhandlung. Der mehrfache Geschäfts- und Wohnungswechsel von Paul vor dem Krieg zeigen jedoch, dass er weniger erfolgreich war als sein Vater und ältester Bruder Arthur. 1915 zog er zurück in die Wohnung seines Vaters. Zur Zeit seiner Heirat 1916 und in den ersten Nachkriegsjahren bis 1922 übte er den Beruf eines Lichtbild-Vorführers aus. Von 1923 bis 1938 ist er im Berliner Adressbuch als Buchhalter und Kaufmann geführt.<br />
1936 kam es zur Scheidung der seit zwanzig Jahren bestehenden, wohl kinderlosen Ehe mit Luise. Nach der Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze im Jahr 1935 wuchs der Druck auf „Mischehen“ erheblich. Auch Luise hat diesem Druck wohl nicht standgehalten.<br />
Parallel zur politischen Ausgrenzung verlief der wirtschaftliche und soziale Abstieg. 1938 war Paul Bauke im Adressbuch noch als „Abteilungsleiter“ eingetragen. Wir nehmen an, dass er im Textilgeschäft seines ältesten Bruders Arthur gearbeitet hat (Arthur starb 1941). Das Geschäft wurde im Zuge der Arisierung und Enteignung jüdischer Betriebe 1939 liquidiert. 1938 verlor Paul seine Wohnung und Arbeit in Tempelhof und zog in eine Kammer in der Markgrafenstraße 87 in Kreuzberg zur Untermiete bei einem Herrn Franz Alder. Die Miete betrug 10 RM.<br />
Im Unterschied zu seinem jüngeren Bruder Fritz, der mit einer Christin verheiratet war, mit dieser zwei Kinder hatte und deshalb nach den gültigen Rassegesetzen in einer „privilegierten Mischehe“ lebte, war Paul als „Geltungsjude“ eingestuft. Geltungsjuden waren „Halbjuden“ (zwei Großelternteile jüdisch), die ledig oder mit einer „arischen“ Frau kinderlos verheiratet waren. Deshalb musste Paul ab 1. September 1941 den Judenstern tragen, sein Bruder Fritz nicht. <br />
Paul Bauke musste Zwangsarbeit in der Mechanischen Werkstatt von Carl Kannenberg in der Alten Jakobstraße 6, ganz in der Nähe seiner letzten Wohnadresse in der Markgrafenstraße 87, für 32 RM pro Woche leisten. Das war knapp ein Drittel des Durchschnittslohns von ungelernten Rüstungsarbeitern. <br />
Am 27. Februar 1943 wurde er im Zuge der „Fabrik-Aktion“ verhaftet und in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 gebracht. Noch am gleichen Tag musste Paul eine mehrseitige „Vermögenserklärung“ abgeben. Darin gab er unter Religion „konfessionslos“ an. Mit Bleistift hat jemand korrigierend daneben ein großes „J“ für Jude gesetzt.<br />
Er wurde am 12. März 1943 mit dem 36. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Der 57-jährige Paul Bauke wurde mit Sicherheit nach seiner Ankunft am 13. März in die Gaskammer geschickt. Er war von den sechs Geschwistern der Einzige, der von den Nazis ermordet wurde, drei waren zuvor gestorben, zumindest einer hat den Krieg überlebt, das Schicksal seiner Schwester Martha Mahl, geb. Bauke, ist nicht bekannt.<br />
Die Familie Bauke gehörte zu jener Mehrheit deutscher Juden, die gehofft hatte, durch Assimilation an die christliche Mehrheitsgesellschaft den Verfolgungen und Diskriminierungen, die ihre Vorfahren erlebt hatten, entgehen zu können. Das erwies sich als lebensgefährdender Irrtum.

Joseph Paul Bauke wurde am 27. September 1885 in Berlin als fünftes von sechs Kindern geboren. Er stammte aus einer sogenannten Mischehe, sein Vater, Johann Carl Bauke, war katholisch, seine Mutter Henriette Auguste, geb. Wiener, jüdisch. Bei der Geburt seiner Kinder wies sich Carl Bauke mit einem Militärpass aus. Die sechs Kinder (Arthur, Georg, Emma, Martha, Paul und Fritz) wurden nicht im mosaischen Glauben erzogen – im Elternhaus wurde Weihnachten gefeiert, nicht Hanukka.
Mit Ausnahme unserer Oma Emma, die unseren jüdischen Großvater Arthur Heidemann heiratete, und Georg, der bereits 1912 verstarb, heirateten die übrigen Kinder später nichtjüdische Partner/-innen. Paul Bauke heiratete 1916 die evangelisch getaufte Ida Emma Luise Elfert.
Beruflich schlug er einen ähnlichen Weg ein wie sein Vater Carl. Dieser hatte lange als selbstständiger Schuhmacher gearbeitet, um die Jahrhundertwende wechselte er zum Kaufmann und eröffnete eine Zigarrenhandlung. Der mehrfache Geschäfts- und Wohnungswechsel von Paul vor dem Krieg zeigen jedoch, dass er weniger erfolgreich war als sein Vater und ältester Bruder Arthur. 1915 zog er zurück in die Wohnung seines Vaters. Zur Zeit seiner Heirat 1916 und in den ersten Nachkriegsjahren bis 1922 übte er den Beruf eines Lichtbild-Vorführers aus. Von 1923 bis 1938 ist er im Berliner Adressbuch als Buchhalter und Kaufmann geführt.
1936 kam es zur Scheidung der seit zwanzig Jahren bestehenden, wohl kinderlosen Ehe mit Luise. Nach der Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze im Jahr 1935 wuchs der Druck auf „Mischehen“ erheblich. Auch Luise hat diesem Druck wohl nicht standgehalten.
Parallel zur politischen Ausgrenzung verlief der wirtschaftliche und soziale Abstieg. 1938 war Paul Bauke im Adressbuch noch als „Abteilungsleiter“ eingetragen. Wir nehmen an, dass er im Textilgeschäft seines ältesten Bruders Arthur gearbeitet hat (Arthur starb 1941). Das Geschäft wurde im Zuge der Arisierung und Enteignung jüdischer Betriebe 1939 liquidiert. 1938 verlor Paul seine Wohnung und Arbeit in Tempelhof und zog in eine Kammer in der Markgrafenstraße 87 in Kreuzberg zur Untermiete bei einem Herrn Franz Alder. Die Miete betrug 10 RM.
Im Unterschied zu seinem jüngeren Bruder Fritz, der mit einer Christin verheiratet war, mit dieser zwei Kinder hatte und deshalb nach den gültigen Rassegesetzen in einer „privilegierten Mischehe“ lebte, war Paul als „Geltungsjude“ eingestuft. Geltungsjuden waren „Halbjuden“ (zwei Großelternteile jüdisch), die ledig oder mit einer „arischen“ Frau kinderlos verheiratet waren. Deshalb musste Paul ab 1. September 1941 den Judenstern tragen, sein Bruder Fritz nicht.
Paul Bauke musste Zwangsarbeit in der Mechanischen Werkstatt von Carl Kannenberg in der Alten Jakobstraße 6, ganz in der Nähe seiner letzten Wohnadresse in der Markgrafenstraße 87, für 32 RM pro Woche leisten. Das war knapp ein Drittel des Durchschnittslohns von ungelernten Rüstungsarbeitern.
Am 27. Februar 1943 wurde er im Zuge der „Fabrik-Aktion“ verhaftet und in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 gebracht. Noch am gleichen Tag musste Paul eine mehrseitige „Vermögenserklärung“ abgeben. Darin gab er unter Religion „konfessionslos“ an. Mit Bleistift hat jemand korrigierend daneben ein großes „J“ für Jude gesetzt.
Er wurde am 12. März 1943 mit dem 36. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Der 57-jährige Paul Bauke wurde mit Sicherheit nach seiner Ankunft am 13. März in die Gaskammer geschickt. Er war von den sechs Geschwistern der Einzige, der von den Nazis ermordet wurde, drei waren zuvor gestorben, zumindest einer hat den Krieg überlebt, das Schicksal seiner Schwester Martha Mahl, geb. Bauke, ist nicht bekannt.
Die Familie Bauke gehörte zu jener Mehrheit deutscher Juden, die gehofft hatte, durch Assimilation an die christliche Mehrheitsgesellschaft den Verfolgungen und Diskriminierungen, die ihre Vorfahren erlebt hatten, entgehen zu können. Das erwies sich als lebensgefährdender Irrtum.