Otto Hirsch

Verlegeort
Königsallee 35
Bezirk/Ortsteil
Grunewald
Verlegedatum
28. September 2016
Geboren
09. Januar 1885 in Stuttgart
Deportation
am 23. Mai 1941 nach Mauthausen
Ermordet
19. Juli 1941 in Mauthausen

Otto Hirsch wurde 9. Januar 1885 in Stuttgart geboren. Er war der Sohn des Weingroßhändlers Louis Hirsch und seiner Frau Helene, geb. Reis, und hatte denselben Großvater wie Michael Rice, der noch 1941 über Spanien in die USA flüchten konnte. Otto Hirsch besuchte in Stuttgart die Schule und studierte von 1902 bis 1907 in Heidelberg, Leipzig, Berlin und Tübingen Rechtswissenschaften. 1903 leistete er seinen Wehrdienst und wurde 1905 zum Vizefeldwebel befördert. Von 1907 bis 1911 absolvierte er ein Referendariat in Stuttgart und legte 1911 sein zweites Staatsexamen ab. 1912 ging er in die Stuttgarter Stadtverwaltung, dort arbeitete er im Referat Bau- und Wasserrecht. <br />
Am 14. Mai 1914 heiratete er Martha Loeb, mit der er drei Kinder hatte: Hans-Georg (*1916), Grete (*1921) und Ursula (*1925). <br />
Er war Verfasser eines Kommentars zum Kriegsleistungsgesetz und wurde im Ersten Weltkrieg als „unabkömmlich“ nicht eingezogen. Danach wurde Otto Hirsch ins württembergische Innenministerium berufen und nach Weimar entsandt, um die Artikel 97 bis 100 der Reichsverfassung über Wasserstraßen zu formulieren. 1921 wurde Otto Hirsch jüngster Ministerialrat in Württemberg. Im gleichen Jahr wurde er beurlaubt und zum Vorstandsmitglied der Neckar AG berufen, die den Bau des Neckarkanals betrieb. 1926 beantragte er seine Entlassung aus dem württembergischen Staatsdienst.<br />
Gemeinsam mit dem Fabrikanten Leopold Marx und dem Musikwissenschaftler Karl Adler gründete er das Stuttgarter Jüdische Lehrhaus. 1930 wurde Hirsch zum Präsidenten des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Württemberg gewählt.<br />
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 musste Hirsch seinen Posten bei der Neckar AG aufgeben. Er gehörte zu den Gründern der Reichsvertretung der Deutschen Juden und wurde zu deren leitendem Vorsitzenden ernannt; Präsident war Leo Baeck. In seiner neuen Funktion zog Hirsch nach Berlin um, seine Familie folgte. Sie wohnten in der Koenigsallee 35. Er wurde von der Gestapo verhaftet, aber bald wieder freigelassen. Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde er erneut festgenommen und für zwei Wochen im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Nach seiner Freilassung konzentrierte er sich auf Hilfe für Juden, vor allem bei der Auswanderung. Kennzeichnend für ihn war der Einsatz für andere Menschen, die in Bedrängnis und verfolgt waren.<br />
1939 wurde die Reichsvertretung der Deutschen Juden zwangsweise in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland überführt und unter Kontrolle der Nazi gestellt. Die Sicherheitspolizei (Gestapo) ernannte Hirsch, Baeck und andere zum Vorstand. Bis zum Auswanderungsverbot und Beginn der Deportationen konnte Otto Hirsch vielen Juden Auswanderungsmöglichkeiten bieten.<br />
Am 16. Februar 1941 wurde der von den Nazis wegen seiner Proteste gegen Ungerechtigkeiten verhasste Otto Hirsch wieder inhaftiert und am 23. Mai im Konzentrationslager Mauthausen interniert, wo er am 19. Juni 1941 ums Leben kam. Das Todesdatum ist dokumentiert, die Umstände seines Todes blieben unbekannt.<br />
1958 wurden die drei Brücken, die Hedelfingen und Obertürkheim verbinden, Otto-Hirsch-Brücken getauft. 1985 wurde ein Gedenkstein enthüllt, der 2007 vor die Friedhofsmauer in Hedelfingen versetzt wurde. Seit 1985 verleihen die Stadt Stuttgart, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und die Israelitische Religionsgemeinschaft jährlich die Otto-Hirsch-Medaille, später die Otto-Hirsch-Auszeichnung. Im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin an der Fasanenstraße 79/80 wurde 1970 eine Messingtafel enthüllt, die an Otto Hirsch erinnerte. Sie wurde eingelagert.<br />

Otto Hirsch wurde 9. Januar 1885 in Stuttgart geboren. Er war der Sohn des Weingroßhändlers Louis Hirsch und seiner Frau Helene, geb. Reis, und hatte denselben Großvater wie Michael Rice, der noch 1941 über Spanien in die USA flüchten konnte. Otto Hirsch besuchte in Stuttgart die Schule und studierte von 1902 bis 1907 in Heidelberg, Leipzig, Berlin und Tübingen Rechtswissenschaften. 1903 leistete er seinen Wehrdienst und wurde 1905 zum Vizefeldwebel befördert. Von 1907 bis 1911 absolvierte er ein Referendariat in Stuttgart und legte 1911 sein zweites Staatsexamen ab. 1912 ging er in die Stuttgarter Stadtverwaltung, dort arbeitete er im Referat Bau- und Wasserrecht.
Am 14. Mai 1914 heiratete er Martha Loeb, mit der er drei Kinder hatte: Hans-Georg (*1916), Grete (*1921) und Ursula (*1925).
Er war Verfasser eines Kommentars zum Kriegsleistungsgesetz und wurde im Ersten Weltkrieg als „unabkömmlich“ nicht eingezogen. Danach wurde Otto Hirsch ins württembergische Innenministerium berufen und nach Weimar entsandt, um die Artikel 97 bis 100 der Reichsverfassung über Wasserstraßen zu formulieren. 1921 wurde Otto Hirsch jüngster Ministerialrat in Württemberg. Im gleichen Jahr wurde er beurlaubt und zum Vorstandsmitglied der Neckar AG berufen, die den Bau des Neckarkanals betrieb. 1926 beantragte er seine Entlassung aus dem württembergischen Staatsdienst.
Gemeinsam mit dem Fabrikanten Leopold Marx und dem Musikwissenschaftler Karl Adler gründete er das Stuttgarter Jüdische Lehrhaus. 1930 wurde Hirsch zum Präsidenten des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Württemberg gewählt.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 musste Hirsch seinen Posten bei der Neckar AG aufgeben. Er gehörte zu den Gründern der Reichsvertretung der Deutschen Juden und wurde zu deren leitendem Vorsitzenden ernannt; Präsident war Leo Baeck. In seiner neuen Funktion zog Hirsch nach Berlin um, seine Familie folgte. Sie wohnten in der Koenigsallee 35. Er wurde von der Gestapo verhaftet, aber bald wieder freigelassen. Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde er erneut festgenommen und für zwei Wochen im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Nach seiner Freilassung konzentrierte er sich auf Hilfe für Juden, vor allem bei der Auswanderung. Kennzeichnend für ihn war der Einsatz für andere Menschen, die in Bedrängnis und verfolgt waren.
1939 wurde die Reichsvertretung der Deutschen Juden zwangsweise in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland überführt und unter Kontrolle der Nazi gestellt. Die Sicherheitspolizei (Gestapo) ernannte Hirsch, Baeck und andere zum Vorstand. Bis zum Auswanderungsverbot und Beginn der Deportationen konnte Otto Hirsch vielen Juden Auswanderungsmöglichkeiten bieten.
Am 16. Februar 1941 wurde der von den Nazis wegen seiner Proteste gegen Ungerechtigkeiten verhasste Otto Hirsch wieder inhaftiert und am 23. Mai im Konzentrationslager Mauthausen interniert, wo er am 19. Juni 1941 ums Leben kam. Das Todesdatum ist dokumentiert, die Umstände seines Todes blieben unbekannt.
1958 wurden die drei Brücken, die Hedelfingen und Obertürkheim verbinden, Otto-Hirsch-Brücken getauft. 1985 wurde ein Gedenkstein enthüllt, der 2007 vor die Friedhofsmauer in Hedelfingen versetzt wurde. Seit 1985 verleihen die Stadt Stuttgart, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und die Israelitische Religionsgemeinschaft jährlich die Otto-Hirsch-Medaille, später die Otto-Hirsch-Auszeichnung. Im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin an der Fasanenstraße 79/80 wurde 1970 eine Messingtafel enthüllt, die an Otto Hirsch erinnerte. Sie wurde eingelagert.