Paul Kobelt

Verlegeort
Alexanderplatz
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
21. April 2016
Geboren
06. Juli 1892 in Haynau (Niederschlesien) / Chojnów
Verhaftet
1939 bis 09. September 1940 im Arbeitshaus Rummelsburg
Verhaftet
November 1940 bis 09. Februar 1942 im Gefängnis Spandau
Deportation
am 09. Februar 1942 nach Sachsenhausen
Flucht in den Tod
25. März 1942 in Sachsenhausen

Paul Adolf Ernst Kobelt wurde im schlesischen Haynau im Kreis Goldberg (heute: Chojnów / Polen) geboren. Seine Mutter Johanna Karoline Kobelt (geborene Reichel) und sein Vater Robert Kobelt lebten später in Schildau bei Hirschberg im Riesengebirge. <br />
<br />
Das Leben Paul Kobelts ist nur ausschnittweise überliefert: Er wuchs bei seinen Eltern auf. Nachdem er die Schule vorzeitig verlassen hatte, nahm er eine Lehre zum Maschinengehilfen in einer Papierfabrik auf. 1910 ging er nach Berlin, um als Hausdiener zu arbeiten. Während seines Kriegsdienstes erlitt er 1916 eine Handverletzung. Nach dem Ersten Weltkrieg hielt er sich als Soldat in der Festung Glogau auf. 1919 musste er sich vor einem Feldgericht verantworten, weil er sich von seiner Einheit unerlaubt entfernt hatte. Dies tat er in den folgenden Monaten häufiger und erhielt dafür die entsprechenden Strafen. <br />
<br />
Die folgenden beiden Jahrzehnte waren geprägt von häufigen kleineren Vergehen, in der Regel Hehlerei, Diebstahl, Unterschlagung und häufig Betteln. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise war dies für viele Menschen die einzige Möglichkeit zu überleben. 24 Vorstrafen mit Haftstrafen sammelten sich an. Paul Kobeltbewegte sich in Brandenburg, Sachsen und der Lausitz, aber auch in Bremen. Er heiratete nicht. Das Leben außerhalb der „Volksgemeinschaft“ hatte 1935 für Paul Kobelt einen längeren Zwangsaufenthalt in einem Arbeitshaus zur Folge. Zwischenzeitlich hatte er es zwar geschafft, eine Anstellung in Berlin-Britz zu finden, die er jedoch schon im Mai 1939 wieder verlor. Es folgte im Sommer 1939 ein erneuter Zwangsaufenthalt in einem Arbeitshaus. Diese schon seit dem Kaiserreich bestehende Zwangseinrichtung diente den Polizei- und Fürsorgebehörden dazu, Hilfsbedürftige unter Arbeitszwang kostengünstig unter Kontrolle zu halten. Während der NS-Herrschaft verschärften sich die Arbeits- und Lebensbedingungen drastisch, was auch zu einer enormen Sterblichkeit gerade unter den älteren Insassen führte. Laut neuerer Erkenntnisse sind Menschen im Arbeits- und Bewahrungshaus Berlin-Rummelsburg auch Opfer der „Euthanasie“-Programme geworden.<br />
<br />
Am 9. September 1940 durfte Paul Kobelt das Arbeits- und Bewahrungshaus Berlin-Rummelsburg wieder verlassen. Er erhielt die Auflage, sich im Krankenhaus am Städtischen Obdach in der Nordmarkstraße 15 zur Arbeit zu melden. Kurze Zeit später wurde er jedoch erneut verhaftet. Der Vorwurf lautete, dass er die Arbeit nicht angetreten habe. <br />
<br />
Das Gericht verhängte im November 1940 über ihn eine einjährige Haftstraße. Er verbüßte die Haftstrafe im Gefängnis Spandau. Von dort überstellte ihn die Kriminalpolizei in die „Vorbeugehaft“. Darum traf er vermutlich am 9. Februar 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen ein. Er erhielt die Häftlingsnummer 40844 und wurde als „arbeitsscheu“ kategorisiert.<br />
<br />
Paul Kobelt kam in das Außenlager Klinkerwerk. Er musste im dortigen Großziegelwerk arbeiten. Unter Häftlingen galt es als „Todeslager“, weil die Bedingungen dort für die Häftlinge so schwer waren, dass täglich – auch aufgrund von Misshandlungen durch das Wachpersonal – Menschen starben. Paul Kobelt nahm sich am 25. März 1942, etwas über einen Monat nach seiner Einweisung, das Leben. Die SS vermerkte, dass er um 10:30 Uhr den „den Freitod durch Erhängen“ wählte.<br />

Paul Adolf Ernst Kobelt wurde im schlesischen Haynau im Kreis Goldberg (heute: Chojnów / Polen) geboren. Seine Mutter Johanna Karoline Kobelt (geborene Reichel) und sein Vater Robert Kobelt lebten später in Schildau bei Hirschberg im Riesengebirge.

Das Leben Paul Kobelts ist nur ausschnittweise überliefert: Er wuchs bei seinen Eltern auf. Nachdem er die Schule vorzeitig verlassen hatte, nahm er eine Lehre zum Maschinengehilfen in einer Papierfabrik auf. 1910 ging er nach Berlin, um als Hausdiener zu arbeiten. Während seines Kriegsdienstes erlitt er 1916 eine Handverletzung. Nach dem Ersten Weltkrieg hielt er sich als Soldat in der Festung Glogau auf. 1919 musste er sich vor einem Feldgericht verantworten, weil er sich von seiner Einheit unerlaubt entfernt hatte. Dies tat er in den folgenden Monaten häufiger und erhielt dafür die entsprechenden Strafen.

Die folgenden beiden Jahrzehnte waren geprägt von häufigen kleineren Vergehen, in der Regel Hehlerei, Diebstahl, Unterschlagung und häufig Betteln. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise war dies für viele Menschen die einzige Möglichkeit zu überleben. 24 Vorstrafen mit Haftstrafen sammelten sich an. Paul Kobeltbewegte sich in Brandenburg, Sachsen und der Lausitz, aber auch in Bremen. Er heiratete nicht. Das Leben außerhalb der „Volksgemeinschaft“ hatte 1935 für Paul Kobelt einen längeren Zwangsaufenthalt in einem Arbeitshaus zur Folge. Zwischenzeitlich hatte er es zwar geschafft, eine Anstellung in Berlin-Britz zu finden, die er jedoch schon im Mai 1939 wieder verlor. Es folgte im Sommer 1939 ein erneuter Zwangsaufenthalt in einem Arbeitshaus. Diese schon seit dem Kaiserreich bestehende Zwangseinrichtung diente den Polizei- und Fürsorgebehörden dazu, Hilfsbedürftige unter Arbeitszwang kostengünstig unter Kontrolle zu halten. Während der NS-Herrschaft verschärften sich die Arbeits- und Lebensbedingungen drastisch, was auch zu einer enormen Sterblichkeit gerade unter den älteren Insassen führte. Laut neuerer Erkenntnisse sind Menschen im Arbeits- und Bewahrungshaus Berlin-Rummelsburg auch Opfer der „Euthanasie“-Programme geworden.

Am 9. September 1940 durfte Paul Kobelt das Arbeits- und Bewahrungshaus Berlin-Rummelsburg wieder verlassen. Er erhielt die Auflage, sich im Krankenhaus am Städtischen Obdach in der Nordmarkstraße 15 zur Arbeit zu melden. Kurze Zeit später wurde er jedoch erneut verhaftet. Der Vorwurf lautete, dass er die Arbeit nicht angetreten habe.

Das Gericht verhängte im November 1940 über ihn eine einjährige Haftstraße. Er verbüßte die Haftstrafe im Gefängnis Spandau. Von dort überstellte ihn die Kriminalpolizei in die „Vorbeugehaft“. Darum traf er vermutlich am 9. Februar 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen ein. Er erhielt die Häftlingsnummer 40844 und wurde als „arbeitsscheu“ kategorisiert.

Paul Kobelt kam in das Außenlager Klinkerwerk. Er musste im dortigen Großziegelwerk arbeiten. Unter Häftlingen galt es als „Todeslager“, weil die Bedingungen dort für die Häftlinge so schwer waren, dass täglich – auch aufgrund von Misshandlungen durch das Wachpersonal – Menschen starben. Paul Kobelt nahm sich am 25. März 1942, etwas über einen Monat nach seiner Einweisung, das Leben. Die SS vermerkte, dass er um 10:30 Uhr den „den Freitod durch Erhängen“ wählte.