Claire Clara Lambertz geb. Simon

Verlegeort
Stübbenstraße 11
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
02. Juni 2017
Geboren
14. April 1881 in Zweibrücken
Deportation
am 13. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
1942 in Riga

Clara (Claire) Simon wurde als viertes Kind des Kaufmann Adolf Simon und Magdalena Simon, geb. Lesem, am 14. April 1881 in Zweibrücken geboren. <br />
Zum Zeitpunkt der Machtübernahme waren zwei Brüder bereits verstorben. Ihre Geschwister Blondine und Wilhelm sowie weitere Familienangehörige wurden später Opfer der Wagner-Bürckel-Aktion. <br />
Claire heiratete am 31. Dezember 1908 Philipp Lambertz, geb. am 3. Januar 1865 in Kempen a. Ndrh. Er war das zweite von zwölf Kindern von Nathan und Jeanette Lambertz, geb. Levy.<br />
Ihr erster gemeinsamer Wohnsitz nach der Eheschließung war die Bamberger Straße 50 in Berlin, ab 1911 lebten sie in der Stübbenstraße 11. Das Einkommen erzielte Philipp Lambertz in einer leitenden Position der Spirituosenmarke „Kantorowicz“. Die Ehe blieb kinderlos.<br />
Gesellschaftlich gut vernetzt – auch außerhalb der jüdischen Gemeinde – dürften die Eheleute mit ihren Vorstellungen zunächst eher typische Vertreter jenes jüdischen Bürgertums gewesen sein, das seine Interessen vom „Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ vertreten sah.<br />
Mit zunehmender Verfolgung blieb Claire aber von zionistischen Positionen nicht unbeeindruckt. Sie hegte den Gedanken, Deutschland zu verlassen, vorrangig mit dem Ziel Palästina, was insofern erstaunlich ist, als andere Familienmitglieder, denen 1938/1939 die Flucht gelang, diese Priorität nicht hatten. <br />
1933 war Claire 52 Jahre alt, Philipp hatte das 68. Lebensjahr erreicht. Er stand dieser Idee – Auswanderung nach Palästina – eher zögerlich gegenüber. Mit einer Emigration wären zudem auch finanzielle Einbußen verbunden gewesen. Als der Ehemann dann schwer erkrankte, stellte die Auswanderung keine Option mehr dar.<br />
Die zwangsweise Aufgabe der Wohnung blieb den Eheleuten zwar erspart, vor der Heranziehung zur Zwangsarbeit bewahrte sie ihr Alter und auf die Fürsorgeeinrichtungen der Gemeinde waren sie nicht angewiesen, da sie von den Verkaufserlösen noch vorhandener Wertpapiere leben konnten. Dennoch hatte sich ihre wirtschaftliche Lage als Folge der angeordneten Zwangsabgaben drastisch verschlechtert. Die soziale Isolierung und der damit verbundene psychische Druck, der auf ihnen und nach der Erkrankung des Ehemannes vor allem auf Claire lastete, vermag man sich nicht vorzustellen.<br />
Im Februar 1941 starb Philipp Lambertz in der jüdischen Privatklinik Trautenaustraße. Die Beisetzung erfolgte auf dem Friedhof Weißensee, den Schikanen der Zeit entsprechend ohne Grabstein. <br />
Claire war sich der Tatsache bewusst, dass sie von nun an extrem gefährdet war. Enge Verwandte, auch die ihres Ehemannes, waren schon verschleppt worden. <br />
Claires Neffe Max Lambertz, der Sohn einer Schwester von Philipp Lambertz, fuhr 1941 nach Berlin. Er hoffte, über frühere Bekannte ihres Mannes, denen ein gewisser politischer Einfluss zugeschrieben wurde, einen Umzug seiner Tante nach Hamburg ermöglichen zu können: vergebens. <br />
Der Erhalt wichtiger Dokumente und Informationen, auch über Claires letzte Tage in Berlin, sind einer Bekannten zu verdanken, Elly Reich, die in der Nassauischen Straße wohnte. Claire überließ ihr die Schriftstücke mit der Bitte um Weitergabe an ihren Neffen Max. <br />
In der Stübbenstraße 11 waren 1941 Claire Lambertz und Hermann Silberstein vermutlich die letzen verbliebenen jüdischen Mieter. Ob engere Kontakte bestanden, lässt sich nicht belegen. <br />
Über eine Eheschließung entfernter Verwandter besteht jedoch seit Ende der 1950er Jahre eine familiäre Beziehung.<br />
Das gemeinsame Schicksal verband Claire Lambertz und Hermann Silberstein aber bereits am 11. Januar 1942, als sie abends gegen halb sieben Uhr abgeholt wurden. Ziel der Deportation: Riga, für beide ein Weg ohne Wiederkehr.<br />

Clara (Claire) Simon wurde als viertes Kind des Kaufmann Adolf Simon und Magdalena Simon, geb. Lesem, am 14. April 1881 in Zweibrücken geboren.
Zum Zeitpunkt der Machtübernahme waren zwei Brüder bereits verstorben. Ihre Geschwister Blondine und Wilhelm sowie weitere Familienangehörige wurden später Opfer der Wagner-Bürckel-Aktion.
Claire heiratete am 31. Dezember 1908 Philipp Lambertz, geb. am 3. Januar 1865 in Kempen a. Ndrh. Er war das zweite von zwölf Kindern von Nathan und Jeanette Lambertz, geb. Levy.
Ihr erster gemeinsamer Wohnsitz nach der Eheschließung war die Bamberger Straße 50 in Berlin, ab 1911 lebten sie in der Stübbenstraße 11. Das Einkommen erzielte Philipp Lambertz in einer leitenden Position der Spirituosenmarke „Kantorowicz“. Die Ehe blieb kinderlos.
Gesellschaftlich gut vernetzt – auch außerhalb der jüdischen Gemeinde – dürften die Eheleute mit ihren Vorstellungen zunächst eher typische Vertreter jenes jüdischen Bürgertums gewesen sein, das seine Interessen vom „Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ vertreten sah.
Mit zunehmender Verfolgung blieb Claire aber von zionistischen Positionen nicht unbeeindruckt. Sie hegte den Gedanken, Deutschland zu verlassen, vorrangig mit dem Ziel Palästina, was insofern erstaunlich ist, als andere Familienmitglieder, denen 1938/1939 die Flucht gelang, diese Priorität nicht hatten.
1933 war Claire 52 Jahre alt, Philipp hatte das 68. Lebensjahr erreicht. Er stand dieser Idee – Auswanderung nach Palästina – eher zögerlich gegenüber. Mit einer Emigration wären zudem auch finanzielle Einbußen verbunden gewesen. Als der Ehemann dann schwer erkrankte, stellte die Auswanderung keine Option mehr dar.
Die zwangsweise Aufgabe der Wohnung blieb den Eheleuten zwar erspart, vor der Heranziehung zur Zwangsarbeit bewahrte sie ihr Alter und auf die Fürsorgeeinrichtungen der Gemeinde waren sie nicht angewiesen, da sie von den Verkaufserlösen noch vorhandener Wertpapiere leben konnten. Dennoch hatte sich ihre wirtschaftliche Lage als Folge der angeordneten Zwangsabgaben drastisch verschlechtert. Die soziale Isolierung und der damit verbundene psychische Druck, der auf ihnen und nach der Erkrankung des Ehemannes vor allem auf Claire lastete, vermag man sich nicht vorzustellen.
Im Februar 1941 starb Philipp Lambertz in der jüdischen Privatklinik Trautenaustraße. Die Beisetzung erfolgte auf dem Friedhof Weißensee, den Schikanen der Zeit entsprechend ohne Grabstein.
Claire war sich der Tatsache bewusst, dass sie von nun an extrem gefährdet war. Enge Verwandte, auch die ihres Ehemannes, waren schon verschleppt worden.
Claires Neffe Max Lambertz, der Sohn einer Schwester von Philipp Lambertz, fuhr 1941 nach Berlin. Er hoffte, über frühere Bekannte ihres Mannes, denen ein gewisser politischer Einfluss zugeschrieben wurde, einen Umzug seiner Tante nach Hamburg ermöglichen zu können: vergebens.
Der Erhalt wichtiger Dokumente und Informationen, auch über Claires letzte Tage in Berlin, sind einer Bekannten zu verdanken, Elly Reich, die in der Nassauischen Straße wohnte. Claire überließ ihr die Schriftstücke mit der Bitte um Weitergabe an ihren Neffen Max.
In der Stübbenstraße 11 waren 1941 Claire Lambertz und Hermann Silberstein vermutlich die letzen verbliebenen jüdischen Mieter. Ob engere Kontakte bestanden, lässt sich nicht belegen.
Über eine Eheschließung entfernter Verwandter besteht jedoch seit Ende der 1950er Jahre eine familiäre Beziehung.
Das gemeinsame Schicksal verband Claire Lambertz und Hermann Silberstein aber bereits am 11. Januar 1942, als sie abends gegen halb sieben Uhr abgeholt wurden. Ziel der Deportation: Riga, für beide ein Weg ohne Wiederkehr.