Alexander Bukofzer

Verlegeort
Solinger Straße 10
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
September 2003
Geboren
21. Januar 1885 in Bromberg (Posen) / Bydgoszcz
Überlebt

Alexander Bukofzer wurde am 21. Januar 1885 in Bromberg (dem heutigen Bydgoszcz in Polen) geboren. Die Stadt liegt an der unteren Weichsel zwischen Thorn (Toruń) und Schneidemühl (Piła) und erlebte im 19. Jahrhundert als Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirkes und wichtiger Handelsknotenpunkt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Alexander war der Sohn des Fleischermeisters Hermann Bukofzer und der Hulda Bukofzer, geb. Pinkus. Die Familie lebte zum Zeitpunkt der Geburt von Alexander in einer Wohnung in der Kujawierstraße 11 (heute ul. Kujawska), welche zentral in der Innenstadt lag. An dieser Adresse führte Hermann Bukofzer eine Fleischerei, mit der er den Lebensunterhalt der Familie bestritt. Über das Elternhaus, die Jugend und Kindheit von Alexander Bukofzer im Bromberg der Kaiserzeit haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob er noch Geschwister hatte. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der um das Jahr 1885 etwa 1.800 der rund 37.000 Einwohner zählten.

Alexander Bukofzer besuchte in Bromberg die Bürgerschule und erlernte nach seinem Schulabschluss das Fleischerhandwerk. 1908/1909 eröffnete er eine Fleischereigroßhandlung, die er zunächst an der Geschäftsadresse seines Vaters führte. Ab 1914 wurde er in den örtlichen Adressbüchern als Fleischermeister im nahgelegenen Schröttersdorf (Skrzetusko) geführt, wo seine Wohnung und sein Geschäft in der Promenadenstraße 7 lag. Drei Jahre zuvor, am 13. November 1911, hatte er die aus Rosenfelde (Rozewo) stammende Cäcilie Hirsch geheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Heinz muss im Jahr 1912 oder 1913 zur Welt gekommen sein. Nachdem seine Geburtsstadt 1920 auf Grund der Bestimmungen des Versailler Vertrages polnisch geworden und seine Ehefrau Cäcilie im Januar 1920 in Bromberg verstorben war, zog Alexander Bukofzer mit seinem Sohn Heinz nach Berlin. Dort unterhielt er seit 1921 auf dem Berliner Zentralvieh- und Schlachthof einen Stand als Großschlächter und Großhändler. Am 12. November 1922 heiratete er in zweiter Ehe die gebürtige Berlinerin Ella Groß und bekam mit ihr 1924 einen Sohn namens Herbert Max. Die Familie lebte zu diesem Zeitpunkt in einer Wohnung in der Klopstockstraße 20 im Hansaviertel. 1927 verstarb Alexanders Sohn aus erster Ehe, Heinz, im Alter von 14 Jahren im Krankenhaus Moabit. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Alexander Bukofzer und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 war Alexander Bukofzer auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin erfuhren. Seine Ehefrau Ella schilderte später die Verfolgungssituation: „In den Jahren 1933 und 1934 war das Geschäft noch einigermaßen gut. Schon in den Jahren 1935 und 1936 ging das Geschäft schlechter, da die Zuteilung der Tiere für Juden nur auf dem Papier standen. Wenn mein verstorbener Mann, Alexander Bukofzer, zu den Kommissionären kam, bekam er die Antwort: ‚Wir dürfen Euch das Vieh nicht geben, strikter Befehl von oben.‘ Mein Mann hat damals oft zu erhöhten Preisen Vieh eingekauft, um seine Kunden bedienen zu können. Dabei hat er viel Geld verloren. Auf jeden Fall wollte er das Geschäft halten, immer in der Hoffnung, daß es ja mal wieder anders würde. Jedoch wurde es immer schlechter, in den Jahren 1937 und 1938 ist mit Verlust gearbeitet worden. 1938 wurde das Geschäft geschlossen.“ Im April 1937 war die Familie gezwungen, ihre langjährige Wohnung in der Klopstockstraße aufzugeben. Sie suchte sich eine neue Wohnung in der Solinger Straße 10. Im November 1938 wurde der 53-jährige Alexander Bukofzer in Berlin verhaftet und zwischen dem 11. November 1938 und dem 7. Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen unter unmenschlichen Bedingungen als Häftling misshandelt. Vermutlich wurde er nur unter der Auflage frei gelassen, das Land schnellstmöglich und unter Aufgabe seines Vermögens zu verlassen. Seine Ehefrau gab später an, dass sie ihre damaligen Möbel durch die erzwungene Auswanderung verschleudern mussten, unter anderem um Geld für „Judenvermögensabgaben“, die „Auswandererabgabe“ sowie die Kosten für die Passage und Ausreisepapiere aufbringen zu können. Alexander Bukofzer gelang es, für sich, seine Ehefrau und seinen Sohn Visa zu erhalten. Als die Familie Deutschland am 26. März 1939 in Richtung Südamerika verlassen konnte, war sie praktisch mittellos, aber alle waren vor Deportation und Ermordung sicher. Sie überlebten die NS-Verfolgung im Exil im brasilianischen São Paulo.

Alexander Bukofzer wurde am 21. Januar 1885 in Bromberg (dem heutigen Bydgoszcz in Polen) geboren. Die Stadt liegt an der unteren Weichsel zwischen Thorn (Toruń) und Schneidemühl (Piła) und erlebte im 19. Jahrhundert als Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirkes und wichtiger Handelsknotenpunkt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Alexander war der Sohn des Fleischermeisters Hermann Bukofzer und der Hulda Bukofzer, geb. Pinkus. Die Familie lebte zum Zeitpunkt der Geburt von Alexander in einer Wohnung in der Kujawierstraße 11 (heute ul. Kujawska), welche zentral in der Innenstadt lag. An dieser Adresse führte Hermann Bukofzer eine Fleischerei, mit der er den Lebensunterhalt der Familie bestritt. Über das Elternhaus, die Jugend und Kindheit von Alexander Bukofzer im Bromberg der Kaiserzeit haben sich keine weiteren Quellen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob er noch Geschwister hatte. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der um das Jahr 1885 etwa 1.800 der rund 37.000 Einwohner zählten.

Alexander Bukofzer besuchte in Bromberg die Bürgerschule und erlernte nach seinem Schulabschluss das Fleischerhandwerk. 1908/1909 eröffnete er eine Fleischereigroßhandlung, die er zunächst an der Geschäftsadresse seines Vaters führte. Ab 1914 wurde er in den örtlichen Adressbüchern als Fleischermeister im nahgelegenen Schröttersdorf (Skrzetusko) geführt, wo seine Wohnung und sein Geschäft in der Promenadenstraße 7 lag. Drei Jahre zuvor, am 13. November 1911, hatte er die aus Rosenfelde (Rozewo) stammende Cäcilie Hirsch geheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Heinz muss im Jahr 1912 oder 1913 zur Welt gekommen sein. Nachdem seine Geburtsstadt 1920 auf Grund der Bestimmungen des Versailler Vertrages polnisch geworden und seine Ehefrau Cäcilie im Januar 1920 in Bromberg verstorben war, zog Alexander Bukofzer mit seinem Sohn Heinz nach Berlin. Dort unterhielt er seit 1921 auf dem Berliner Zentralvieh- und Schlachthof einen Stand als Großschlächter und Großhändler. Am 12. November 1922 heiratete er in zweiter Ehe die gebürtige Berlinerin Ella Groß und bekam mit ihr 1924 einen Sohn namens Herbert Max. Die Familie lebte zu diesem Zeitpunkt in einer Wohnung in der Klopstockstraße 20 im Hansaviertel. 1927 verstarb Alexanders Sohn aus erster Ehe, Heinz, im Alter von 14 Jahren im Krankenhaus Moabit. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Alexander Bukofzer und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 war Alexander Bukofzer auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. Seine Ehefrau Ella schilderte später die Verfolgungssituation: „In den Jahren 1933 und 1934 war das Geschäft noch einigermaßen gut. Schon in den Jahren 1935 und 1936 ging das Geschäft schlechter, da die Zuteilung der Tiere für Juden nur auf dem Papier standen. Wenn mein verstorbener Mann, Alexander Bukofzer, zu den Kommissionären kam, bekam er die Antwort: ‚Wir dürfen Euch das Vieh nicht geben, strikter Befehl von oben.‘ Mein Mann hat damals oft zu erhöhten Preisen Vieh eingekauft, um seine Kunden bedienen zu können. Dabei hat er viel Geld verloren. Auf jeden Fall wollte er das Geschäft halten, immer in der Hoffnung, daß es ja mal wieder anders würde. Jedoch wurde es immer schlechter, in den Jahren 1937 und 1938 ist mit Verlust gearbeitet worden. 1938 wurde das Geschäft geschlossen.“ Im April 1937 war die Familie gezwungen, ihre langjährige Wohnung in der Klopstockstraße aufzugeben. Sie suchte sich eine neue Wohnung in der Solinger Straße 10. Im November 1938 wurde der 53-jährige Alexander Bukofzer in Berlin verhaftet und zwischen dem 11. November 1938 und dem 7. Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen unter unmenschlichen Bedingungen als Häftling misshandelt. Vermutlich wurde er nur unter der Auflage frei gelassen, das Land schnellstmöglich und unter Aufgabe seines Vermögens zu verlassen. Seine Ehefrau gab später an, dass sie ihre damaligen Möbel durch die erzwungene Auswanderung verschleudern mussten, unter anderem um Geld für „Judenvermögensabgaben“, die „Auswandererabgabe“ sowie die Kosten für die Passage und Ausreisepapiere aufbringen zu können. Alexander Bukofzer gelang es, für sich, seine Ehefrau und seinen Sohn Visa zu erhalten. Als die Familie Deutschland am 26. März 1939 in Richtung Südamerika verlassen konnte, war sie praktisch mittellos, aber alle waren vor Deportation und Ermordung sicher. Sie überlebten die NS-Verfolgung im Exil im brasilianischen São Paulo.