Aron Leib, genannt Leon Schönfeld

Verlegeort
Motzstraße 11
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
09. September 2017
Geboren
24. April 1886 in Drohobycz (Galizien)
Beruf
Schneider
Abgeschoben
Oktober 1938 nach Bentschen / Zbąszyń ("Polenaktion")
Verhaftet
im Zwangsarbeitslager Drohobycz
Deportation
im April 1944 in das Konzentrationslager Plaszow
Später deportiert
am 04. August 1944 nach Flossenbürg
Ermordet
22. April 1945 in Wetterfeld (Bayern) auf Todesmarsch

Am 24. April 1886 wurde Aron Leib Schönfeld als viertes von sieben Kindern des Kartoffel-Großhändlers Isser Schönfeld und seiner Frau Pessel Murmelstein in Drohobycz, Galizien, der heutigen Ukraine, geboren.<br />
Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Schneider zog er ca. 1905 nach Berlin, arbeitete zunächst für namhafte Schneidereien und machte sich dann um 1911/1912 mit seinem ersten Modesalon als Damenmaßschneider in der Admiralstraße 31–32 selbstständig.<br />
Am 20. Oktober 1911 heiratete er die am 8. August 1890 in Berlin geborene Frieda Schneeberg. Das erste Kind, die Tochter Irma, kam am 10. April 1913 und der Sohn Senny am 26. September 1918 zur Welt.<br />
<br />
Im Dezember 1931 bemühte sich Aron Schönfeld um die Aufnahme in den preußischen Staatsverband (Einbürgerungsersuchen). Als Argumente für die Aufnahme führte sein Rechtsanwalt Dr. jur. Saalfeld unter anderem an, dass der selbstständige Schneidermeister mit 28 Jahren zum Vormund eines unehelichen, christlichen Kindes ernannt worden sei, ein zuverlässiger Steuerzahler und Mitglied der Handwerkskammer zu Berlin sei. Mit Schreiben des Polizeipräsidenten vom 21. September 1933, fast zwei Jahre nach Antragsstellung, wurde das Gesuch abgelehnt.<br />
<br />
Der Schneidermeister Aron Schönfeld hatte sich auf Damen-Kostüme und Damen-Mäntel spezialisiert. Zur Kundschaft zählten Frauen vermögender Gutsbesitzer sowie Kunden aus der höheren Beamtenschaft. Über eine kurze Zwischenstation in der Gleditschstraße 47 zog der Modesalon 1932 in die Motzstraße 76 (heute Motzstraße 11) um.<br />
Frieda Schönfeld war die „gute Seele“ des Geschäftes. Sie empfing die Kundschaft, kümmerte sich um die Buchhaltung und unterstützte ihren Mann bei der Auswahl von Modellen und Stoffen.<br />
<br />
Die Tochter Irma erinnert sich z. B. an die Teilnahme des Salons an Modenschauen im Berliner Sportpalast. Sie selbst erlernte den Beruf einer Schneiderin, heiratete 1935 und wanderte im selben Jahr gemeinsam mit ihrem Mann nach Palästina aus. Senny Schönfeld war von Beruf Schlosser und nicht verheiratet.<br />
<br />
Im Jahre 1938 wurde Aron Schönfeld zusammen mit dem damals 21-jährigen Sohn Senny im Zuge einer Aktion gegen Juden mit polnischem Pass abgeholt und nach Polen abgeschoben. Frieda Schönfeld erlitt einen Nervenzusammenbruch und versuchte sich das Leben zu nehmen. Sie verbrachte einige Zeit im Sanatorium des Dr. Goldstein, Berlin-Lichterfelde (Jungfernstieg 14). Aron Schönfeld gelang es, in den Besitz einer Einreisegenehmigung nach Deutschland zu kommen. Gemeinsam mit seiner Frau kehrte er im Juni 1939 in seinen Geburtsort Drohobycz zurück.<br />
<br />
Aron Schönfeld war zusammen mit seiner Frau Frieda und dem Sohn Senny im Ghetto Drohobycz untergebracht. Senny Schönfeld war in einer Autoreparaturwerkstatt beschäftigt. Wie eine Tante von Irma Schönfeld in einem Brief aus dem Jahre 1946 berichtet, glaubte er sich dort sicher. Vermutlich im Sommer 1942 wurden jedoch bei einer Aktion die Arbeiter der Werkstatt abgeholt. Ab diesem Zeitpunkt gilt Senny Schönfeld als vermisst.<br />
<br />
Der Vater arbeitete für den Chef der SS Felix Landau in dessen Privathaus. Um seine Frau zu schützen, nahm er sie zunächst dorthin mit, bis ihm dies verboten wurde. Als Aron Schönfeld eines Abends nach Hause kam, war seine Frau verschwunden. Die ukrainische Miliz hatte sie, wie viele andere, abgeholt, erschossen und in einem Massengrab in Drohobycz begraben.<br />
<br />
In einer Namensliste von jüdischen Angestellten und Arbeitern der Karpathen Öl-AG in Lemberg ist auch Aron Schönfeld aufgeführt. In welchem Zeitraum er dort genau als Schneidermeister tätig war, ist der Liste nicht zu entnehmen.<br />
<br />
Am 14. April 1944 wurde Aron Schönfeld in das Zwangsarbeiterlager Plaszow (Krakau, Polen) überstellt. Kommandant des Lagers war seit Februar 1943 der SS-Hauptsturmführer Amon Göth. Vom Konzentrationslager Plaszow wurde Aron Schönfeld am 4. August 1944 in das Konzentrationslager Flossenbürg überführt.<br />
<br />
Im April 1945 verließen Kolonnen von Gefangenen unter der Bewachung von SS-Mannschaften das Konzentrationslager Flossenbürg in Richtung Süden. Aron Schönfeld starb zwei Tage vor seinem 59. Geburtstag in Wetterfeld auf einem dieser Todesmärsche. Im Sterbeeintrag des „ehemaligen Häftlings“ wird als Todesdatum der 22. April 1945 genannt. Als Todesursache wird Erschöpfung angegeben.<br />
<br />
Die auf den Todesmärschen verstorbenen Häftlinge wurden 1946 auf Befehl der US-Armee in der Nähe ihrer Todesorte begraben. Diese Grabstellen wurden anschließend wieder aufgelöst, viele der exhumierten sterblichen Überreste wurden auf dem Ehrenfriedhof in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg bestattet. Aron Leib Leon Schönfeld wurde dort im Mai 1948 bestattet, seine Grabnummer ist die 315.<br />
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Am 24. April 1886 wurde Aron Leib Schönfeld als viertes von sieben Kindern des Kartoffel-Großhändlers Isser Schönfeld und seiner Frau Pessel Murmelstein in Drohobycz, Galizien, der heutigen Ukraine, geboren.
Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Schneider zog er ca. 1905 nach Berlin, arbeitete zunächst für namhafte Schneidereien und machte sich dann um 1911/1912 mit seinem ersten Modesalon als Damenmaßschneider in der Admiralstraße 31–32 selbstständig.
Am 20. Oktober 1911 heiratete er die am 8. August 1890 in Berlin geborene Frieda Schneeberg. Das erste Kind, die Tochter Irma, kam am 10. April 1913 und der Sohn Senny am 26. September 1918 zur Welt.

Im Dezember 1931 bemühte sich Aron Schönfeld um die Aufnahme in den preußischen Staatsverband (Einbürgerungsersuchen). Als Argumente für die Aufnahme führte sein Rechtsanwalt Dr. jur. Saalfeld unter anderem an, dass der selbstständige Schneidermeister mit 28 Jahren zum Vormund eines unehelichen, christlichen Kindes ernannt worden sei, ein zuverlässiger Steuerzahler und Mitglied der Handwerkskammer zu Berlin sei. Mit Schreiben des Polizeipräsidenten vom 21. September 1933, fast zwei Jahre nach Antragsstellung, wurde das Gesuch abgelehnt.

Der Schneidermeister Aron Schönfeld hatte sich auf Damen-Kostüme und Damen-Mäntel spezialisiert. Zur Kundschaft zählten Frauen vermögender Gutsbesitzer sowie Kunden aus der höheren Beamtenschaft. Über eine kurze Zwischenstation in der Gleditschstraße 47 zog der Modesalon 1932 in die Motzstraße 76 (heute Motzstraße 11) um.
Frieda Schönfeld war die „gute Seele“ des Geschäftes. Sie empfing die Kundschaft, kümmerte sich um die Buchhaltung und unterstützte ihren Mann bei der Auswahl von Modellen und Stoffen.

Die Tochter Irma erinnert sich z. B. an die Teilnahme des Salons an Modenschauen im Berliner Sportpalast. Sie selbst erlernte den Beruf einer Schneiderin, heiratete 1935 und wanderte im selben Jahr gemeinsam mit ihrem Mann nach Palästina aus. Senny Schönfeld war von Beruf Schlosser und nicht verheiratet.

Im Jahre 1938 wurde Aron Schönfeld zusammen mit dem damals 21-jährigen Sohn Senny im Zuge einer Aktion gegen Juden mit polnischem Pass abgeholt und nach Polen abgeschoben. Frieda Schönfeld erlitt einen Nervenzusammenbruch und versuchte sich das Leben zu nehmen. Sie verbrachte einige Zeit im Sanatorium des Dr. Goldstein, Berlin-Lichterfelde (Jungfernstieg 14). Aron Schönfeld gelang es, in den Besitz einer Einreisegenehmigung nach Deutschland zu kommen. Gemeinsam mit seiner Frau kehrte er im Juni 1939 in seinen Geburtsort Drohobycz zurück.

Aron Schönfeld war zusammen mit seiner Frau Frieda und dem Sohn Senny im Ghetto Drohobycz untergebracht. Senny Schönfeld war in einer Autoreparaturwerkstatt beschäftigt. Wie eine Tante von Irma Schönfeld in einem Brief aus dem Jahre 1946 berichtet, glaubte er sich dort sicher. Vermutlich im Sommer 1942 wurden jedoch bei einer Aktion die Arbeiter der Werkstatt abgeholt. Ab diesem Zeitpunkt gilt Senny Schönfeld als vermisst.

Der Vater arbeitete für den Chef der SS Felix Landau in dessen Privathaus. Um seine Frau zu schützen, nahm er sie zunächst dorthin mit, bis ihm dies verboten wurde. Als Aron Schönfeld eines Abends nach Hause kam, war seine Frau verschwunden. Die ukrainische Miliz hatte sie, wie viele andere, abgeholt, erschossen und in einem Massengrab in Drohobycz begraben.

In einer Namensliste von jüdischen Angestellten und Arbeitern der Karpathen Öl-AG in Lemberg ist auch Aron Schönfeld aufgeführt. In welchem Zeitraum er dort genau als Schneidermeister tätig war, ist der Liste nicht zu entnehmen.

Am 14. April 1944 wurde Aron Schönfeld in das Zwangsarbeiterlager Plaszow (Krakau, Polen) überstellt. Kommandant des Lagers war seit Februar 1943 der SS-Hauptsturmführer Amon Göth. Vom Konzentrationslager Plaszow wurde Aron Schönfeld am 4. August 1944 in das Konzentrationslager Flossenbürg überführt.

Im April 1945 verließen Kolonnen von Gefangenen unter der Bewachung von SS-Mannschaften das Konzentrationslager Flossenbürg in Richtung Süden. Aron Schönfeld starb zwei Tage vor seinem 59. Geburtstag in Wetterfeld auf einem dieser Todesmärsche. Im Sterbeeintrag des „ehemaligen Häftlings“ wird als Todesdatum der 22. April 1945 genannt. Als Todesursache wird Erschöpfung angegeben.

Die auf den Todesmärschen verstorbenen Häftlinge wurden 1946 auf Befehl der US-Armee in der Nähe ihrer Todesorte begraben. Diese Grabstellen wurden anschließend wieder aufgelöst, viele der exhumierten sterblichen Überreste wurden auf dem Ehrenfriedhof in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg bestattet. Aron Leib Leon Schönfeld wurde dort im Mai 1948 bestattet, seine Grabnummer ist die 315.