Fritz Wöhrer

Verlegeort
Sachsenstraße 24
Bezirk/Ortsteil
Niederschönhausen
Verlegedatum
05. Dezember 2017
Geboren
04. August 1901 in München
Beruf
Schlosser
Verhaftet
26. August 1933 in Esterwegen/Ostfriesland
Verhaftet
17. September 1936 in Zuchthaus Luckau
Verstorben an den Folgen von Haft und Folter
12. Mai 1944 im Arbeitserziehungslager Großbeeren

1949 wurde in der Hauptstraße in Wilhelmsruh - am sog. „Goetheplatz“ – ein Denkmal für die „Opfer des Faschismus aus Wilhelmsruh“ errichtet mit den Namen und Lebensdaten von acht Widerstandskämpfern, einer Frau und sieben Männern. Einer von ihnen war Fritz Wöhrer.<br />
Schon 2014 hatten wir in der Stolpersteingruppe Pankow damit begonnen, uns mit dem Schicksal dieser Widerstandskämpfer zu beschäftigen – mit dem Ziel, vor den Häusern, in denen sie bis zu ihrer Verhaftung gelebt hatten, Stolpersteine zu verlegen. Denn die Gedenktafeln, die in der DDR an diesen Häusern angebracht wurden, sind überall verschwunden. Aber auch sonst war es schwierig, Informationen oder auch nur Spuren der Erinnerung ausfindig zu machen.<br />
In der Sachsenstraße 24 in Niederschönhausen war es ein kleines bisschen anders. Ein Sohn des damaligen Hausbesitzers konnte sich noch erinnern - an die Familie Busch (der Name Wöhrer sagte ihm nichts): „Das war der Herr Busch! Einen zweiten Mann gab es nicht.“<br />
Im Berliner Adressbuch ist seit 1931 „Frau Frieda Busch“ – in manchen Eintragungen auch als „Witwe“ – verzeichnet. Sie hat hier – im Seitenflügel im 1. Stock – mit ihrem Sohn und mit Fritz Wöhrer gelebt.<br />
Noch einmal der Sohn des Hausbesitzers: „Den Mann hat man nie zu Gesicht bekommen. Um die Miete zu bezahlen, kamen immer Mutter und Sohn. Und eines Tages wurde der Mann abgeholt.“<br />
– Das war am 17. September 1936.<br />
Fritz Wöhrer wurde am 4. August 1901 in München geboren. Nach der Schule machte er eine Schlosserlehre. 1923 kam er nach Berlin und arbeitete bei verschiedenen Firmen als Schlosser, war aber auch zwischendurch immer wieder arbeitslos. Seit 1918 war er im Deutschen Metallarbeiter-Verband organisiert, im Sommer 1932 trat er in die KPD ein.<br />
Im August 1933 wurde er zum ersten Mal festgenommen. Weil bei ihm Druckschriften und Wert-marken der KPD gefunden wurden, kam er bis März 1934 in das berüchtigte Konzentrationslager Esterwegen – zu den Moorsoldaten.<br />
Nach der zweiten Verhaftung im September 1936 wurde Fritz Wöhrer im Rahmen einer Massenanklage gegen insgesamt 75 Personen vor dem Kammergericht Berlin der Prozess gemacht.<br />
Ihm wurde vorgeworfen, sich nach seiner Freilassung aus Esterwegen verstärkt in der illegalen Arbeit der KPD betätigt zu haben. Als politischer Leiter des Unterbezirks Reinickendorf/Wilhelms-ruh sei er – unter dem Decknamen „Erwin“ – für bis zu 60 Mitglieder zuständig gewesen; unter dem Motto „Praktische Solidarität 1935/1936“ habe er eine größere Geldsammlung organisiert; <br />
und schließlich sei er auch mindestens einmal – im April 1936 – nach Prag zur zentralen Leitung der illegalen KPD gefahren. Dafür wurde er am 4. November 1937 „wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt (1 Jahr der Untersuchungs-haft wurde angerechnet).<br />
Die Strafe verbüßte Fritz Wöhrer – wie im 1. Weltkrieg Karl Liebknecht und in der Nazizeit Robert Uhrig, Günther Weisenborn, Wolfgang Abendroth und viele andere politische Häftlinge – im Zuchthaus Luckau. Von dort aus wurde er 1943 in das Arbeitserziehungslager Großbeeren in Branden-burg gebracht, wo er am 12. Mai 1944 an Hungertyphus verstarb.<br />
Einer der viel zu Wenigen, die es gewagt haben, trotz aller Gefährdungen gegen das verbrecherische Naziregime anzukämpfen. Einer der viel zu Vielen, die dafür mit Verfolgung, Gefangenschaft und schließlich sogar mit ihrem Leben bezahlen mussten. Möge dieser Stolperstein dazu beitragen, dass Fritz Wöhrer nicht vergessen wird.<br />

1949 wurde in der Hauptstraße in Wilhelmsruh - am sog. „Goetheplatz“ – ein Denkmal für die „Opfer des Faschismus aus Wilhelmsruh“ errichtet mit den Namen und Lebensdaten von acht Widerstandskämpfern, einer Frau und sieben Männern. Einer von ihnen war Fritz Wöhrer.
Schon 2014 hatten wir in der Stolpersteingruppe Pankow damit begonnen, uns mit dem Schicksal dieser Widerstandskämpfer zu beschäftigen – mit dem Ziel, vor den Häusern, in denen sie bis zu ihrer Verhaftung gelebt hatten, Stolpersteine zu verlegen. Denn die Gedenktafeln, die in der DDR an diesen Häusern angebracht wurden, sind überall verschwunden. Aber auch sonst war es schwierig, Informationen oder auch nur Spuren der Erinnerung ausfindig zu machen.
In der Sachsenstraße 24 in Niederschönhausen war es ein kleines bisschen anders. Ein Sohn des damaligen Hausbesitzers konnte sich noch erinnern - an die Familie Busch (der Name Wöhrer sagte ihm nichts): „Das war der Herr Busch! Einen zweiten Mann gab es nicht.“
Im Berliner Adressbuch ist seit 1931 „Frau Frieda Busch“ – in manchen Eintragungen auch als „Witwe“ – verzeichnet. Sie hat hier – im Seitenflügel im 1. Stock – mit ihrem Sohn und mit Fritz Wöhrer gelebt.
Noch einmal der Sohn des Hausbesitzers: „Den Mann hat man nie zu Gesicht bekommen. Um die Miete zu bezahlen, kamen immer Mutter und Sohn. Und eines Tages wurde der Mann abgeholt.“
– Das war am 17. September 1936.
Fritz Wöhrer wurde am 4. August 1901 in München geboren. Nach der Schule machte er eine Schlosserlehre. 1923 kam er nach Berlin und arbeitete bei verschiedenen Firmen als Schlosser, war aber auch zwischendurch immer wieder arbeitslos. Seit 1918 war er im Deutschen Metallarbeiter-Verband organisiert, im Sommer 1932 trat er in die KPD ein.
Im August 1933 wurde er zum ersten Mal festgenommen. Weil bei ihm Druckschriften und Wert-marken der KPD gefunden wurden, kam er bis März 1934 in das berüchtigte Konzentrationslager Esterwegen – zu den Moorsoldaten.
Nach der zweiten Verhaftung im September 1936 wurde Fritz Wöhrer im Rahmen einer Massenanklage gegen insgesamt 75 Personen vor dem Kammergericht Berlin der Prozess gemacht.
Ihm wurde vorgeworfen, sich nach seiner Freilassung aus Esterwegen verstärkt in der illegalen Arbeit der KPD betätigt zu haben. Als politischer Leiter des Unterbezirks Reinickendorf/Wilhelms-ruh sei er – unter dem Decknamen „Erwin“ – für bis zu 60 Mitglieder zuständig gewesen; unter dem Motto „Praktische Solidarität 1935/1936“ habe er eine größere Geldsammlung organisiert;
und schließlich sei er auch mindestens einmal – im April 1936 – nach Prag zur zentralen Leitung der illegalen KPD gefahren. Dafür wurde er am 4. November 1937 „wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt (1 Jahr der Untersuchungs-haft wurde angerechnet).
Die Strafe verbüßte Fritz Wöhrer – wie im 1. Weltkrieg Karl Liebknecht und in der Nazizeit Robert Uhrig, Günther Weisenborn, Wolfgang Abendroth und viele andere politische Häftlinge – im Zuchthaus Luckau. Von dort aus wurde er 1943 in das Arbeitserziehungslager Großbeeren in Branden-burg gebracht, wo er am 12. Mai 1944 an Hungertyphus verstarb.
Einer der viel zu Wenigen, die es gewagt haben, trotz aller Gefährdungen gegen das verbrecherische Naziregime anzukämpfen. Einer der viel zu Vielen, die dafür mit Verfolgung, Gefangenschaft und schließlich sogar mit ihrem Leben bezahlen mussten. Möge dieser Stolperstein dazu beitragen, dass Fritz Wöhrer nicht vergessen wird.