Herbert Heuer

Verlegeort
Kohlfurter Straße 20
Historischer Name
Admiralstraße 13
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
14. Juni 2018
Geboren
02. Februar 1897 in Berlin
Beruf
Lehrer
Verhaftet
26. Februar 1942 bis Februar 1943 im Zuchthaus Bernau
Verhaftet
Februar 1943 bis 05. Mai 1944 im Zuchthaus Luckau
Verstorben an den Folgen von Haft und Folter
05. Mai 1944 im Zuchthaus Luckau

Herbert Heuer wuchs in Berlin-Kreuzberg als Sohn einer Kaufmannsfamilie auf und ging auf das damalige Leibniz-Gymnasium am Mariannenplatz. Er war der beste Schüler der Schule und erhielt mehrere Auszeichnungen. 1915 begann er an der Friedrich-Wilhelms-Universität (der heutigen Humboldt-Universität) ein Sprachstudium und wählte die Sprachen Englisch, Französisch und Latein aus. Innerhalb des vorherrschenden Klimas eines nationalistischen Hurra-Patriotismus zu Beginn des Ersten Weltkrieges wird die Wahl der Sprachen Französisch und Englisch – die Sprachen der deklarierten „Feinde“ des Deutschen Reiches – sicherlich nicht nur auf Zustimmung gestoßen sein. Sie zeugt von Mut und einem starken eigenen Willen, der ihn aber nicht davor bewahrte, 1917 in den Krieg eingezogen zu werden. Herbert Heuer überlebte die Schlachten in Flandern gegen die französischen Soldaten, deren Sprache er gerade lernte. Er kehrte mit dem „Eisernen Kreuz“ und als Leutnant aus dem Krieg nach Berlin zurück. 1919 setzte er sein Studium fort und schloss 1923 seine Lehramtsprüfung ab. Doch fand er zunächst keine Anstellung in einer Schule und arbeitete als Kontorist und Vertreter der Berliner Motoren-Gesellschaft in Friedrichshain. <br />
1925 wurde Herbert Heuer das erste Mal von der Berliner Kripo verhört und der „unerlaubten Beziehungen“ zu Männern bezichtigt. Nach dem §175 hatte sich Herbert Heuer strafbar gemacht und wurde als „Homosexueller“ registriert. Dies führte dazu, dass er aus Berlin fortzog. Ein Jahr später fand er in Düsseldorf an einer Privatschule eine Anstellung und konnte dort Latein, Französisch, Deutsch und Geschichte unterrichten sowie die Bibliothek betreuen. „Sein Unterricht war fesselnd und fördernd. Die ihm anvertrauten Schüler hingen mit Verehrung an ihm“ – so steht es im Zeugnis, das ihm 1931 von der Schule ausgehändigt wurde. Denn auch seine Zeit in Düsseldorf sollte daran scheitern, dass es Herbert Heuer nicht erlaubt war, seine Sexualität frei auszuleben. Wegen der Liebe zu einem jungen Mann wurde er von einem Düsseldorfer Gericht zu einer einmonatigen Haftstrafe verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. <br />
In der nächsten Zeit schlug er sich durch, verdingte sich als Privatlehrer, ging unter anderem nach Hamburg, bis es ihn 1937 zurück nach Berlin verschlug. Hier gab er für Schüler Privatunterricht und Sprachunterricht für NS-Institutionen. Nach ein paar Monaten fand er eine Anstellung als Kontorist in einer Firma, dann wurde er im Apparate-Werk bei Siemens als Sachbearbeiter dienstverpflichtet. Herbert Heuer ging eine Beziehung mit einem jungen Klempner ein, die sowohl Anzeigen des Jugendhilfswerks als auch der Familie des jungen Mannes überstand. Erst als der dann 19-Jährige in den Krieg eingezogen wurde, endete die Bindung der beiden. Mit Misstrauen und Argwohn aus seinem Wohnumfeld in der Kreuzberger Admiralstraße, in die er mittlerweile gezogen war, konfrontiert, traute er sich nicht, weitere feste Bindungen einzugehen. Er unterhielt weiterhin Freundschaften zu jungen Männern, lieh ihnen Bücher, spielte Gesellschaftsspiele und machte Ausflüge, die Freundschaften blieben jedoch platonisch. Dennoch sprach ihn der Blockwart im Frühjahr 1941 auf seinen Männerbesuch an und verwarnte ihn. Welche Wirkung diese Verwarnung gehabt haben muss, lässt sich daran ablesen, dass Herbert Heuer in der darauffolgenden Nacht versuchte, sich das Leben zu nehmen, was aber nicht gelang. Ein Jahr später denunzierte ihn die Hauseigentümerin der Admiralstraße 13 bei der Kripo und er wurde am 26. Februar 1942 verhaftet. Eindrücklich ist dokumentiert, dass er in den Verhören die Namen seiner Bekannten nicht verriet und so die übliche Praxis der Kripo durchkreuzte, aus den Verhafteten die Namen ihrer Freunde herauszupressen. <br />
Herbert Heuer wurde am 7. Mai 1942 zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Das Homosexuellendezernat der Kripo stellte zu diesem Zeitpunkt schon einen Antrag, nach dem er nach Verbüßung der Haftstrafe in die Vorbeugehaft genommen werden sollte, was die direkte Einweisung in ein Konzentrationslager nach Haftende bedeutete. Doch ging die Staatsanwaltschaft darüber noch hinaus und deklarierte Herbert Heuer zum „Kriegstäter“. Das hieß, dass er bis Kriegsende in Haft bleiben und danach erst seine eigentliche Haftstrafe absitzen sollte. Er wurde in das berüchtigte Zuchthaus Bernau in Bayern verlegt, wo er schwerste Zwangsarbeit leisten musste und täglich der Brutalität der Wachmannschaften ausgeliefert war. Von hier aus versuchten er und eine Arbeitskollegin eine Schutzheirat zu organisieren und so Hafterleichterung bzw. eventuelle Gnade zu erwirken. Doch gelang ihnen dies nicht. Herbert Heuer erkrankte an TBC und wurde wegen „Nichtlagerfähigkeit“ im Februar 1943 ins Zuchthaus Luckau verlegt, wo er an den Folgen der Haft und der Misshandlungen am 5. Mai 1944 starb.<br />

Herbert Heuer wuchs in Berlin-Kreuzberg als Sohn einer Kaufmannsfamilie auf und ging auf das damalige Leibniz-Gymnasium am Mariannenplatz. Er war der beste Schüler der Schule und erhielt mehrere Auszeichnungen. 1915 begann er an der Friedrich-Wilhelms-Universität (der heutigen Humboldt-Universität) ein Sprachstudium und wählte die Sprachen Englisch, Französisch und Latein aus. Innerhalb des vorherrschenden Klimas eines nationalistischen Hurra-Patriotismus zu Beginn des Ersten Weltkrieges wird die Wahl der Sprachen Französisch und Englisch – die Sprachen der deklarierten „Feinde“ des Deutschen Reiches – sicherlich nicht nur auf Zustimmung gestoßen sein. Sie zeugt von Mut und einem starken eigenen Willen, der ihn aber nicht davor bewahrte, 1917 in den Krieg eingezogen zu werden. Herbert Heuer überlebte die Schlachten in Flandern gegen die französischen Soldaten, deren Sprache er gerade lernte. Er kehrte mit dem „Eisernen Kreuz“ und als Leutnant aus dem Krieg nach Berlin zurück. 1919 setzte er sein Studium fort und schloss 1923 seine Lehramtsprüfung ab. Doch fand er zunächst keine Anstellung in einer Schule und arbeitete als Kontorist und Vertreter der Berliner Motoren-Gesellschaft in Friedrichshain.
1925 wurde Herbert Heuer das erste Mal von der Berliner Kripo verhört und der „unerlaubten Beziehungen“ zu Männern bezichtigt. Nach dem §175 hatte sich Herbert Heuer strafbar gemacht und wurde als „Homosexueller“ registriert. Dies führte dazu, dass er aus Berlin fortzog. Ein Jahr später fand er in Düsseldorf an einer Privatschule eine Anstellung und konnte dort Latein, Französisch, Deutsch und Geschichte unterrichten sowie die Bibliothek betreuen. „Sein Unterricht war fesselnd und fördernd. Die ihm anvertrauten Schüler hingen mit Verehrung an ihm“ – so steht es im Zeugnis, das ihm 1931 von der Schule ausgehändigt wurde. Denn auch seine Zeit in Düsseldorf sollte daran scheitern, dass es Herbert Heuer nicht erlaubt war, seine Sexualität frei auszuleben. Wegen der Liebe zu einem jungen Mann wurde er von einem Düsseldorfer Gericht zu einer einmonatigen Haftstrafe verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.
In der nächsten Zeit schlug er sich durch, verdingte sich als Privatlehrer, ging unter anderem nach Hamburg, bis es ihn 1937 zurück nach Berlin verschlug. Hier gab er für Schüler Privatunterricht und Sprachunterricht für NS-Institutionen. Nach ein paar Monaten fand er eine Anstellung als Kontorist in einer Firma, dann wurde er im Apparate-Werk bei Siemens als Sachbearbeiter dienstverpflichtet. Herbert Heuer ging eine Beziehung mit einem jungen Klempner ein, die sowohl Anzeigen des Jugendhilfswerks als auch der Familie des jungen Mannes überstand. Erst als der dann 19-Jährige in den Krieg eingezogen wurde, endete die Bindung der beiden. Mit Misstrauen und Argwohn aus seinem Wohnumfeld in der Kreuzberger Admiralstraße, in die er mittlerweile gezogen war, konfrontiert, traute er sich nicht, weitere feste Bindungen einzugehen. Er unterhielt weiterhin Freundschaften zu jungen Männern, lieh ihnen Bücher, spielte Gesellschaftsspiele und machte Ausflüge, die Freundschaften blieben jedoch platonisch. Dennoch sprach ihn der Blockwart im Frühjahr 1941 auf seinen Männerbesuch an und verwarnte ihn. Welche Wirkung diese Verwarnung gehabt haben muss, lässt sich daran ablesen, dass Herbert Heuer in der darauffolgenden Nacht versuchte, sich das Leben zu nehmen, was aber nicht gelang. Ein Jahr später denunzierte ihn die Hauseigentümerin der Admiralstraße 13 bei der Kripo und er wurde am 26. Februar 1942 verhaftet. Eindrücklich ist dokumentiert, dass er in den Verhören die Namen seiner Bekannten nicht verriet und so die übliche Praxis der Kripo durchkreuzte, aus den Verhafteten die Namen ihrer Freunde herauszupressen.
Herbert Heuer wurde am 7. Mai 1942 zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Das Homosexuellendezernat der Kripo stellte zu diesem Zeitpunkt schon einen Antrag, nach dem er nach Verbüßung der Haftstrafe in die Vorbeugehaft genommen werden sollte, was die direkte Einweisung in ein Konzentrationslager nach Haftende bedeutete. Doch ging die Staatsanwaltschaft darüber noch hinaus und deklarierte Herbert Heuer zum „Kriegstäter“. Das hieß, dass er bis Kriegsende in Haft bleiben und danach erst seine eigentliche Haftstrafe absitzen sollte. Er wurde in das berüchtigte Zuchthaus Bernau in Bayern verlegt, wo er schwerste Zwangsarbeit leisten musste und täglich der Brutalität der Wachmannschaften ausgeliefert war. Von hier aus versuchten er und eine Arbeitskollegin eine Schutzheirat zu organisieren und so Hafterleichterung bzw. eventuelle Gnade zu erwirken. Doch gelang ihnen dies nicht. Herbert Heuer erkrankte an TBC und wurde wegen „Nichtlagerfähigkeit“ im Februar 1943 ins Zuchthaus Luckau verlegt, wo er an den Folgen der Haft und der Misshandlungen am 5. Mai 1944 starb.