Johanna Berg geb. Pupkin

Verlegeort
Parkstraße 22
Bezirk/Ortsteil
Weißensee
Verlegedatum
09. August 2014
Geboren
19. Oktober 1881 in Berlin
Deportation
am 26. September 1942 nach Raasiku
Ermordet
in Raasiku

Johanna Berg kam am 19. Oktober 1881 als Tochter des Zigarrenfabrikanten Oskar (Osher Iosel) Pupkin und seiner Ehefrau Nanny Pupkin, geb. Cosel, in Berlin-Spandau, Breite Straße 39, zur Welt. Ihr Vater stammte aus dem russischen Kowno, wo bereits Großvater Pupkin Zigarrenfabrikant gewesen war. 1886 wurden ihre Brüder, die Zwillinge Reuven Richard und Nosen Nathan geboren, zwei weitere Brüder starben bereits im Kleinkindalter. Die Familie blieb in Spandau wohnen. Als Johannas Vater Oscar Pupkin 1894 im Alter von nur 43 Jahren starb, lebte die Familie dort in der Charlottenstraße 3. Ob ihre Mutter die Zigarrenfabrik weiterführen konnte, vielleicht mit Hilfe von Verwandten, lässt sich bisher nicht ermitteln. 1905 zog Nanny Pupkin dann mit ihren beiden Söhnen und der Tochter von Spandau nach Berlin, sie wird zum ersten Mal 1906 in den Berliner Adressbüchern aufgelistet. Die Familie lebte in der Schönhauser Allee, zunächst in der Nummer 184, ab 1910 in der Nummer 173.<br />
<br />
Johanna Pupkin war taubstumm. Vermutlich in der Israelitischen Taubstummenanstalt, die seit 1888 in Weißensee ihren Sitz hatte, lernte sie die Gebärdensprache und wurde „Putzmacherin“, fertigte also modische Accessoires für Damenbekleidung an. 1911 heiratete sie in Berlin den ebenfalls taubstummen Schriftsetzer Leopold Leib Berg (*1880), dem sie nach Breslau folgte. Dort kamen die beiden Kinder Rachel Ortrud-Alice und Heinz-Henry 1912 und 1918 zur Welt. Leopold Berg sorgte für den Unterhalt der Familie, während Johanna sich um den Haushalt und die Kinder kümmerte. <br />
<br />
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten konnten beide Kinder der Bergs aus dem Deutschen Reich flüchten: Rachel Ortrud-Alice entkam nach Palästina und Heinz-Henry zwischen 1938 und 1939 mit einem Kindertransport nach England. Zur Zeit der Volkszählung im Mai 1939 wohnten die Eheleute Berg bereits allein in der Roonstraße 37 in Breslau. Laut zweier Karteikarten der Reichsvereinigung der Juden, die im ITS Arolsen erhalten ist, zogen beide im Oktober 1941 von Breslau nach Berlin. Vermutlich lebten sie in der ehemaligen Israelitischen Taubstummenanstalt in der Parkstraße 22 in Weißensee, die ab Ende 1941 „Blinden- und Taubstummenheim“ hieß. <br />
<br />
Leopold Pupkin starb am 14. September 1942 im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße 4. Nur wenige Tage später, am 26. September 1942, wurde Johanna Berg mit dem „20. Osttransport“ nach Raasiku bei Reval (heute Talinn) deportiert und dort in den Dünen erschossen.<br />
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Johanna Bergs Brüdern gelang die Flucht aus Deutschland. Sie konnten in die USA bzw. Großbritannien auswandern. <br />

Johanna Berg kam am 19. Oktober 1881 als Tochter des Zigarrenfabrikanten Oskar (Osher Iosel) Pupkin und seiner Ehefrau Nanny Pupkin, geb. Cosel, in Berlin-Spandau, Breite Straße 39, zur Welt. Ihr Vater stammte aus dem russischen Kowno, wo bereits Großvater Pupkin Zigarrenfabrikant gewesen war. 1886 wurden ihre Brüder, die Zwillinge Reuven Richard und Nosen Nathan geboren, zwei weitere Brüder starben bereits im Kleinkindalter. Die Familie blieb in Spandau wohnen. Als Johannas Vater Oscar Pupkin 1894 im Alter von nur 43 Jahren starb, lebte die Familie dort in der Charlottenstraße 3. Ob ihre Mutter die Zigarrenfabrik weiterführen konnte, vielleicht mit Hilfe von Verwandten, lässt sich bisher nicht ermitteln. 1905 zog Nanny Pupkin dann mit ihren beiden Söhnen und der Tochter von Spandau nach Berlin, sie wird zum ersten Mal 1906 in den Berliner Adressbüchern aufgelistet. Die Familie lebte in der Schönhauser Allee, zunächst in der Nummer 184, ab 1910 in der Nummer 173.

Johanna Pupkin war taubstumm. Vermutlich in der Israelitischen Taubstummenanstalt, die seit 1888 in Weißensee ihren Sitz hatte, lernte sie die Gebärdensprache und wurde „Putzmacherin“, fertigte also modische Accessoires für Damenbekleidung an. 1911 heiratete sie in Berlin den ebenfalls taubstummen Schriftsetzer Leopold Leib Berg (*1880), dem sie nach Breslau folgte. Dort kamen die beiden Kinder Rachel Ortrud-Alice und Heinz-Henry 1912 und 1918 zur Welt. Leopold Berg sorgte für den Unterhalt der Familie, während Johanna sich um den Haushalt und die Kinder kümmerte.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten konnten beide Kinder der Bergs aus dem Deutschen Reich flüchten: Rachel Ortrud-Alice entkam nach Palästina und Heinz-Henry zwischen 1938 und 1939 mit einem Kindertransport nach England. Zur Zeit der Volkszählung im Mai 1939 wohnten die Eheleute Berg bereits allein in der Roonstraße 37 in Breslau. Laut zweier Karteikarten der Reichsvereinigung der Juden, die im ITS Arolsen erhalten ist, zogen beide im Oktober 1941 von Breslau nach Berlin. Vermutlich lebten sie in der ehemaligen Israelitischen Taubstummenanstalt in der Parkstraße 22 in Weißensee, die ab Ende 1941 „Blinden- und Taubstummenheim“ hieß.

Leopold Pupkin starb am 14. September 1942 im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße 4. Nur wenige Tage später, am 26. September 1942, wurde Johanna Berg mit dem „20. Osttransport“ nach Raasiku bei Reval (heute Talinn) deportiert und dort in den Dünen erschossen.

Johanna Bergs Brüdern gelang die Flucht aus Deutschland. Sie konnten in die USA bzw. Großbritannien auswandern.