Käthe Julie Simon geb. Leschnik

Verlegeort
Badstraße 44
Bezirk/Ortsteil
Gesundbrunnen
Verlegedatum
07. März 2018
Geboren
03. März 1908 in
Beruf
Geschäftsfrau
Verhaftet
Dezember 1942 bis 24. August 1943 in Moabit
Deportation
am 10. September 1943 nach Auschwitz
Schicksal unbekannt

Käthe Julie Leschnik wurde am 3. März 1908 als jüngste Tochter des Ehepaares Johanna und Michaelis Leschnik geboren. Sie hatte eine drei Jahre ältere Schwester mit dem Namen Irene. Die Töchter wuchsen in komfortablen Verhältnissen in der Weddinger Badstraße auf, der Vater betrieb zwei gut laufende Uhrmacher- und Juweliergeschäfte.
Über ihre Kindheit und Jugend wissen wir wenig. Da ihr Vater Vorsitzender des Synagogenvereins Ahavar Achim war, ist davon auszugehen, dass Religion eine wichtige Rolle gespielt haben wird. Zwischen 1915 und 1920 gehörte Käthe einem jüdischen Wanderbund an. Nach dem Besuch eines Lyzeums erlernte sie das Schneiderhandwerk und arbeitet bis zu ihrer Hochzeit als Schneiderin. Im März 1931 heiratete sie den Uhrmacher Leopold Simon. Da dieser wie ihr Vater aus Czarnikau stammte, ist davon auszugehen, dass die Familien sich schon lang kannten. Nach den später im „Wiedergutmachungsverfahren“ gemachten Angaben ihrer Schwester führte sie einen rituellen Haushalt. Irene schreibt 1971: „Meine Schwester hat von meinem Vater Michaelis Leschnik (…) eine Mitgift von 10 000 Reichsmark in bar sowie eine Aussteuer erhalten, die alles, Möbel, Wäsche und sonstigen Hausrat umfasste. Nach der Eheschließung hat sich meine Schwester selbständig gemacht und ein Uhren- und Goldwarengeschäft mit einer Werkstatt zur Reparatur von Uhren eröffnet (…). Meine Schwester war nach der Eheschließung in diesem Geschäft als Verkäuferin tätig, während ihr Mann etwa anfallende Uhrenreparaturen durchführte.“
Im Berliner Adressbuch von 1932 findet man zum ersten Mal den Eintrag eines Geschäftes von Leopold Simon in der Bülowstraße 11, gleich am Nollendorfplatz. Im Mai 1933 brachte Käthe ihre Tochter Erika Esther zur Welt. Ein halbes Jahr später, im Oktober 1933, erlebte sie, wie ihre große Schwester Irene und deren Mann nach Palästina auswanderten. Sicherlich wird es im Familienverbund Diskussionen darum gegeben haben – offensichtlich ist, dass Käthe und ihr Mann Leopold beschlossen, die vermeintlich sichere Existenz in Berlin für ein Leben in der Ungewissheit im unerschlossenen und heißen Palästina nicht aufzugeben.
Im Oktober 1935 wurde ihr Sohn Heinz geboren. Im Jahr zuvor scheinen Käthe Simon und ihre Familie umgezogen zu sein, denn ab 1935 findet sich das Goldwarengeschäft in der Schöneberger Grunewaldstraße 63 im Berliner Adressbuch. Mehrere Angestellte waren dort beschäftigt. An den hinteren Teil des Ladens war eine Wohnung angegliedert, in der die Simons auch lebten. Obwohl die antijüdischen Maßnahmen der Nazis sich auch auf den Boykott jüdischer Geschäfte bezogen, lief das Geschäft gut. Dies änderte sich schlagartig mit dem Novemberpogrom 1938. Schwester Irene schreibt später: „In der Kristallnacht drangen mehrere Personen von der Straße in das Goldwarengeschäft ein. Meine Schwester verließ darauf fluchtartig durch das auf den Hof hinausgehende Fenster mit ihrer Familie die Wohnung und kam so zu meinen Eltern. Das Uhrwarengeschäft und die sich daran anschließende Wohnung wurden in der Kristallnacht vollkommen zerstört, nachdem die Wertgegenstände geplündert waren.“ Die Familie Simon zog zu den Eltern Leschnik zurück in die Weddinger Badstraße. „Weder mein Schwager, noch meine Schwester haben sich in der Folgezeit getraut, den Laden oder die Wohnung in der Grunewaldstraße nochmals zu betreten“, schreibt Irene. Ihrer Existenzgrundlage beraubt, mussten Käthe Simon und ihr Mann erleben, wie Michaelis Leschnik, dessen Weddinger Geschäft ebenfalls im Novemberpogrom zerstört und geplündert wurde, sich aus Verzweiflung ob der hoffnungslosen Lage im März 1939 das Leben nahm. Johanna Leschnik, Käthes Mutter, wurde gezwungen, nach Wilmersdorf in eine sogenannte „Judenwohnung“ zu ziehen.
Auch die Simons mussten am 15. September 1940 ihre Wohnung aufgeben und in die Oranienburger Straße 90 ziehen, wo sie bei einem jüdischen Fleischer im Hinterhaus drei leere Zimmer zugewiesen bekamen. Eine Freundin Käthes beschrieb die Wohnsituation als „die Räucherkammern einer Schlächterei“. Am 11. Juni 1941 kam hier ihr Sohn Micha zur Welt, sein Namen sollte an Käthes Vater Michaelis Leschnik erinnern. Doch durften sie ihn so nicht nennen, da die Nationalsozialisten mit der Namensänderungsverordnung vom August 1938 jüdischen Eltern keine freie Namenswahl mehr erlaubten. Sie waren gezwungen, aus einer vorgegebenen Liste mit vermeintlich jüdischen Namen, die die Kinder als Juden identifizierbar machen sollten, einen auszusuchen und wählten „Mechel“, da dies dem Namen Micha nahekam. Auf dem Gedenkstein an Michaelis Leschnik und seine Familie, den Irene Zimmt nach dem Krieg auf dem Jüdischen Friedhof errichten ließ, ist „Micha“ zu lesen und nicht „Mechel“.
Am 23. Januar 1942 mussten Käthe und ihre Familie einen weiteren Schlag hinnehmen. Ihre Tante Erika Weinberg, die Schwester ihrer Mutter, nahm sich angesichts ihrer bevorstehenden Deportation mit Schlaftabletten das Leben. Käthe meldete ihre Beerdigung auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee an. Im Mai 1942 kam ihre Mutter Johanna zurück in die Badstraße, sie musste in einer sog. „Judenwohnung“ nahe ihres ehemaligen Zuhause wohnen. Anfang Juni erhielt Johanna Leschnik den Befehl, sich bei einer Sammelstelle einzufinden, von der aus sie am 13. Juni nach Sobibor deportiert und sofort ermordet wurde. Es ist davon auszugehen, dass Käthe ahnte, dass sie ihre Mutter nicht mehr wiedersehen würde, keiner der Deportierten im Bekanntenkreis hatte je wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben.
Wir wissen nichts über die Diskussionen und Einschätzungen der Lage, die das Ehepaar Simon ganz sicherlich geführt haben müssen. Wir wissen nicht, ob z.B. der Anschlag der Herbert-Baum-Gruppe auf die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ von Käthe gutgeheißen wurde oder nicht. Fest steht, dass die folgende Repressionswelle auch sie erfassen sollte. Käthe Simon hatte dem jungen Widerstandskämpfer Felix Heymann, der Teil der Herbert-Baum-Gruppe und der nach der einsetzenden Verhaftungswelle untergetaucht war, bei einem befreundeten Ehepaar eine Bleibe organisiert. Wie alle anderen der Herbert-Baum-Gruppe wurde auch er später verhaftet und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. „Im Dezember 1942 wurde Frau Simon auf Anzeige, weil sie einen jungen Widerstandskämpfer verborgen hatte, verhaftet. Sie war bis August 1943 in Untersuchungshaft in Berlin-Moabit, wo ich sie alle vier Wochen besuchen durfte.“ So beschrieb Hedwig Hecht, eine Schulfreundin Käthes, in den 1950er Jahren die Lage.
Während der Zeit, in der Käthe Simon in Untersuchungshaft saß, musste ihr Mann Leopold Simon Zwangsarbeit leisten und ihre drei Kinder sich selbst überlassen. Am 27. Februar 1943 wurde er, vermutlich direkt vom Arbeitsplatz, im Rahmen der „Fabrikaktion“ verhaftet und in ein Sammellager gebracht. Die drei Kinder müssen mehrere Tage auf sich gestellt gewesen sein, denn sie wurden erst kurz vor der anstehenden Deportation aus der Wohnung geholt und mit ihrem Vater am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Es ist nicht gesagt, dass sie die Reise in den Tod gemeinsam erlebt haben, denn Leopold findet man unter der Nr. 336 auf der Transportliste, während die Namen der Kinder mit den Nummern 1839-1841 versehen wurden. Da Leopold Simons Name nicht in Auschwitz registriert wurde, ist davon auszugehen, dass er, wie seine Kinder, direkt nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet wurde.
Obwohl für Käthe Simon eine Anklageschrift vorbereitet wurde, die auf den 25. Juni 1943 datiert wurde, wurde ihr kein Prozess gemacht. Stattdessen wurde sie im August in das Sammellager der Großen Hamburger Straße gebracht und von dort am 10. September 1943 nach Auschwitz deportiert. Ab hier verwischt sich ihre Spur. Ihre Schwester Irene Zimmt ist sich sicher, sie 1946 auf einem Foto zu erkennen, das kurz nach der Befreiung des KZ Bergen-Belsen durch die britische Armee aufgenommen wurde. Auch ein Freund Käthes ist sich sicher, dass die abgebildete Frau Käthe Simon ist. Sollte dies der Fall sein, wird sie auf einen der Todesmärsche von Auschwitz nach Bergen-Belsen geschickt worden sein. Wie viele befreite Häftlinge des Lagers Bergen-Belsen ist sie dann vielleicht kurz nach der Befreiung an den Haftfolgen bzw. an einer der grassierenden Epidemien gestorben. Die genauen Umstände werden sich nicht aufklären lassen. Aber mit der Unsicherheit über das Schicksal ihrer Kinder und ihres Manns und dem Wissen um die ausgewanderten Verwandten in Palästina ist davon auszugehen, dass sie sich gemeldet hätte, hätte sie überlebt.

Käthe Julie Leschnik wurde am 3. März 1908 als jüngste Tochter des Ehepaares Johanna und Michaelis Leschnik geboren. Sie hatte eine drei Jahre ältere Schwester mit dem Namen Irene. Die Töchter wuchsen in komfortablen Verhältnissen in der Weddinger Badstraße auf, der Vater betrieb zwei gut laufende Uhrmacher- und Juweliergeschäfte.
Über ihre Kindheit und Jugend wissen wir wenig. Da ihr Vater Vorsitzender des Synagogenvereins Ahavar Achim war, ist davon auszugehen, dass Religion eine wichtige Rolle gespielt haben wird. Zwischen 1915 und 1920 gehörte Käthe einem jüdischen Wanderbund an. Nach dem Besuch eines Lyzeums erlernte sie das Schneiderhandwerk und arbeitet bis zu ihrer Hochzeit als Schneiderin. Im März 1931 heiratete sie den Uhrmacher Leopold Simon. Da dieser wie ihr Vater aus Czarnikau stammte, ist davon auszugehen, dass die Familien sich schon lang kannten. Nach den später im „Wiedergutmachungsverfahren“ gemachten Angaben ihrer Schwester führte sie einen rituellen Haushalt. Irene schreibt 1971: „Meine Schwester hat von meinem Vater Michaelis Leschnik (…) eine Mitgift von 10 000 Reichsmark in bar sowie eine Aussteuer erhalten, die alles, Möbel, Wäsche und sonstigen Hausrat umfasste. Nach der Eheschließung hat sich meine Schwester selbständig gemacht und ein Uhren- und Goldwarengeschäft mit einer Werkstatt zur Reparatur von Uhren eröffnet (…). Meine Schwester war nach der Eheschließung in diesem Geschäft als Verkäuferin tätig, während ihr Mann etwa anfallende Uhrenreparaturen durchführte.“
Im Berliner Adressbuch von 1932 findet man zum ersten Mal den Eintrag eines Geschäftes von Leopold Simon in der Bülowstraße 11, gleich am Nollendorfplatz. Im Mai 1933 brachte Käthe ihre Tochter Erika Esther zur Welt. Ein halbes Jahr später, im Oktober 1933, erlebte sie, wie ihre große Schwester Irene und deren Mann nach Palästina auswanderten. Sicherlich wird es im Familienverbund Diskussionen darum gegeben haben – offensichtlich ist, dass Käthe und ihr Mann Leopold beschlossen, die vermeintlich sichere Existenz in Berlin für ein Leben in der Ungewissheit im unerschlossenen und heißen Palästina nicht aufzugeben.
Im Oktober 1935 wurde ihr Sohn Heinz geboren. Im Jahr zuvor scheinen Käthe Simon und ihre Familie umgezogen zu sein, denn ab 1935 findet sich das Goldwarengeschäft in der Schöneberger Grunewaldstraße 63 im Berliner Adressbuch. Mehrere Angestellte waren dort beschäftigt. An den hinteren Teil des Ladens war eine Wohnung angegliedert, in der die Simons auch lebten. Obwohl die antijüdischen Maßnahmen der Nazis sich auch auf den Boykott jüdischer Geschäfte bezogen, lief das Geschäft gut. Dies änderte sich schlagartig mit dem Novemberpogrom 1938. Schwester Irene schreibt später: „In der Kristallnacht drangen mehrere Personen von der Straße in das Goldwarengeschäft ein. Meine Schwester verließ darauf fluchtartig durch das auf den Hof hinausgehende Fenster mit ihrer Familie die Wohnung und kam so zu meinen Eltern. Das Uhrwarengeschäft und die sich daran anschließende Wohnung wurden in der Kristallnacht vollkommen zerstört, nachdem die Wertgegenstände geplündert waren.“ Die Familie Simon zog zu den Eltern Leschnik zurück in die Weddinger Badstraße. „Weder mein Schwager, noch meine Schwester haben sich in der Folgezeit getraut, den Laden oder die Wohnung in der Grunewaldstraße nochmals zu betreten“, schreibt Irene. Ihrer Existenzgrundlage beraubt, mussten Käthe Simon und ihr Mann erleben, wie Michaelis Leschnik, dessen Weddinger Geschäft ebenfalls im Novemberpogrom zerstört und geplündert wurde, sich aus Verzweiflung ob der hoffnungslosen Lage im März 1939 das Leben nahm. Johanna Leschnik, Käthes Mutter, wurde gezwungen, nach Wilmersdorf in eine sogenannte „Judenwohnung“ zu ziehen.
Auch die Simons mussten am 15. September 1940 ihre Wohnung aufgeben und in die Oranienburger Straße 90 ziehen, wo sie bei einem jüdischen Fleischer im Hinterhaus drei leere Zimmer zugewiesen bekamen. Eine Freundin Käthes beschrieb die Wohnsituation als „die Räucherkammern einer Schlächterei“. Am 11. Juni 1941 kam hier ihr Sohn Micha zur Welt, sein Namen sollte an Käthes Vater Michaelis Leschnik erinnern. Doch durften sie ihn so nicht nennen, da die Nationalsozialisten mit der Namensänderungsverordnung vom August 1938 jüdischen Eltern keine freie Namenswahl mehr erlaubten. Sie waren gezwungen, aus einer vorgegebenen Liste mit vermeintlich jüdischen Namen, die die Kinder als Juden identifizierbar machen sollten, einen auszusuchen und wählten „Mechel“, da dies dem Namen Micha nahekam. Auf dem Gedenkstein an Michaelis Leschnik und seine Familie, den Irene Zimmt nach dem Krieg auf dem Jüdischen Friedhof errichten ließ, ist „Micha“ zu lesen und nicht „Mechel“.
Am 23. Januar 1942 mussten Käthe und ihre Familie einen weiteren Schlag hinnehmen. Ihre Tante Erika Weinberg, die Schwester ihrer Mutter, nahm sich angesichts ihrer bevorstehenden Deportation mit Schlaftabletten das Leben. Käthe meldete ihre Beerdigung auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee an. Im Mai 1942 kam ihre Mutter Johanna zurück in die Badstraße, sie musste in einer sog. „Judenwohnung“ nahe ihres ehemaligen Zuhause wohnen. Anfang Juni erhielt Johanna Leschnik den Befehl, sich bei einer Sammelstelle einzufinden, von der aus sie am 13. Juni nach Sobibor deportiert und sofort ermordet wurde. Es ist davon auszugehen, dass Käthe ahnte, dass sie ihre Mutter nicht mehr wiedersehen würde, keiner der Deportierten im Bekanntenkreis hatte je wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben.
Wir wissen nichts über die Diskussionen und Einschätzungen der Lage, die das Ehepaar Simon ganz sicherlich geführt haben müssen. Wir wissen nicht, ob z.B. der Anschlag der Herbert-Baum-Gruppe auf die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ von Käthe gutgeheißen wurde oder nicht. Fest steht, dass die folgende Repressionswelle auch sie erfassen sollte. Käthe Simon hatte dem jungen Widerstandskämpfer Felix Heymann, der Teil der Herbert-Baum-Gruppe und der nach der einsetzenden Verhaftungswelle untergetaucht war, bei einem befreundeten Ehepaar eine Bleibe organisiert. Wie alle anderen der Herbert-Baum-Gruppe wurde auch er später verhaftet und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. „Im Dezember 1942 wurde Frau Simon auf Anzeige, weil sie einen jungen Widerstandskämpfer verborgen hatte, verhaftet. Sie war bis August 1943 in Untersuchungshaft in Berlin-Moabit, wo ich sie alle vier Wochen besuchen durfte.“ So beschrieb Hedwig Hecht, eine Schulfreundin Käthes, in den 1950er Jahren die Lage.
Während der Zeit, in der Käthe Simon in Untersuchungshaft saß, musste ihr Mann Leopold Simon Zwangsarbeit leisten und ihre drei Kinder sich selbst überlassen. Am 27. Februar 1943 wurde er, vermutlich direkt vom Arbeitsplatz, im Rahmen der „Fabrikaktion“ verhaftet und in ein Sammellager gebracht. Die drei Kinder müssen mehrere Tage auf sich gestellt gewesen sein, denn sie wurden erst kurz vor der anstehenden Deportation aus der Wohnung geholt und mit ihrem Vater am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Es ist nicht gesagt, dass sie die Reise in den Tod gemeinsam erlebt haben, denn Leopold findet man unter der Nr. 336 auf der Transportliste, während die Namen der Kinder mit den Nummern 1839-1841 versehen wurden. Da Leopold Simons Name nicht in Auschwitz registriert wurde, ist davon auszugehen, dass er, wie seine Kinder, direkt nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet wurde.
Obwohl für Käthe Simon eine Anklageschrift vorbereitet wurde, die auf den 25. Juni 1943 datiert wurde, wurde ihr kein Prozess gemacht. Stattdessen wurde sie im August in das Sammellager der Großen Hamburger Straße gebracht und von dort am 10. September 1943 nach Auschwitz deportiert. Ab hier verwischt sich ihre Spur. Ihre Schwester Irene Zimmt ist sich sicher, sie 1946 auf einem Foto zu erkennen, das kurz nach der Befreiung des KZ Bergen-Belsen durch die britische Armee aufgenommen wurde. Auch ein Freund Käthes ist sich sicher, dass die abgebildete Frau Käthe Simon ist. Sollte dies der Fall sein, wird sie auf einen der Todesmärsche von Auschwitz nach Bergen-Belsen geschickt worden sein. Wie viele befreite Häftlinge des Lagers Bergen-Belsen ist sie dann vielleicht kurz nach der Befreiung an den Haftfolgen bzw. an einer der grassierenden Epidemien gestorben. Die genauen Umstände werden sich nicht aufklären lassen. Aber mit der Unsicherheit über das Schicksal ihrer Kinder und ihres Manns und dem Wissen um die ausgewanderten Verwandten in Palästina ist davon auszugehen, dass sie sich gemeldet hätte, hätte sie überlebt.