Clara Wollenberg geb. Kessel

Verlegeort
Alboinplatz 8
Bezirk/Ortsteil
Tempelhof
Verlegedatum
24. November 2018
Geboren
24. Mai 1873 in Berlin
Flucht in den Tod
08. Juni 1942 in Berlin

Clara Wollenberg, geb. Kessel, kam am 24. Mai 1873 als elftes Kind des Kaufmanns Adolph Kessel und seiner Frau Emilie, geb. Hirsch, in Berlin zur Welt. Die Familie lebte damals in der Alexanderstraße, unweit des Alexanderplatzes.<br />
Um die Jahrhundertwende heiratete Clara Kessel den deutlich älteren Witwer Dr. Salo Wollenberg, der am 30. April 1859 im schlesischen Bobreck geboren worden war und Vater von drei kleinen Kindern war: Erna (geb. 1893), Rudolph (geb. 1894) und Caterina (geb. 1897).<br />
Dr. Wollenberg war praktischer Arzt, wohnte und praktizierte in der Pallasstr. 25 in Schöneberg. Hier lebte die Familie bis zum Tod Salo Wollenbergs im Jahr 1928.<br />
Zunächst blieb Clara Wollenberg dort wohnen und zog erst 1932 nach Tempelhof in eine 3-Zimmer-Wohnung am Alboinplatz 8. In den Berliner Adressbüchern von 1932 bis 1938 ist sie dort als Sanitätsratswitwe verzeichnet.<br />
Wegen der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten emigrierten ihre Stiefkinder, Erna nach Südafrika und Rudolph nach Brasilien. Die jüngste Stieftochter Caterina war 1924 in Neapel verstorben. Auch zahlreiche Geschwister Claras emigrierten rechtzeitig in die USA, ebenso mehrere Geschwister ihres verstorbenen Mannes. Die Frage, warum sie praktisch als einzige ihrer Familie in Berlin zurückblieb, lässt sich nicht klären.<br />
Infolge der zunehmenden Repressionen musste Clara Wollenberg ihre Wohnung am Alboinplatz 8 aufgeben. Die teure Einrichtung wurde notgedrungen weit unter Wert verkauft. Clara mietete 1939 ein Zimmer bei der Familie Grund in der Barbarossastr. 47 in Schöneberg. Zwei Jahre später wurde erneut ein Umzug notwendig. Clara bezog im Mai 1941 ein teilmöbliertes Zimmer in der Giesebrechtstr. 18 in Charlottenburg. Hier wurde sie Zeuge, wie nach und nach ihre Mitbewohner deportiert wurden – vor dem Haus Giesebrechtstr. 18 liegen inzwischen 21 Stolpersteine für die Opfer der Shoah. Am 1. Juni 1942 wurde Clara Wollenberg aufgefordert, ihre Vermögenserklärung abzugeben. Sie füllte die Formulare sehr gewissenhaft aus und wusste nun, dass ihre Deportation unmittelbar bevorstand. Sieben Tage später, am 8. Juni 1942, setzte Clara Wollenberg ihrem Leben ein Ende. Sie nahm eine Überdosis Schlaftabletten, um der Deportation zu entgehen.<br />
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Clara Wollenberg, geb. Kessel, kam am 24. Mai 1873 als elftes Kind des Kaufmanns Adolph Kessel und seiner Frau Emilie, geb. Hirsch, in Berlin zur Welt. Die Familie lebte damals in der Alexanderstraße, unweit des Alexanderplatzes.
Um die Jahrhundertwende heiratete Clara Kessel den deutlich älteren Witwer Dr. Salo Wollenberg, der am 30. April 1859 im schlesischen Bobreck geboren worden war und Vater von drei kleinen Kindern war: Erna (geb. 1893), Rudolph (geb. 1894) und Caterina (geb. 1897).
Dr. Wollenberg war praktischer Arzt, wohnte und praktizierte in der Pallasstr. 25 in Schöneberg. Hier lebte die Familie bis zum Tod Salo Wollenbergs im Jahr 1928.
Zunächst blieb Clara Wollenberg dort wohnen und zog erst 1932 nach Tempelhof in eine 3-Zimmer-Wohnung am Alboinplatz 8. In den Berliner Adressbüchern von 1932 bis 1938 ist sie dort als Sanitätsratswitwe verzeichnet.
Wegen der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten emigrierten ihre Stiefkinder, Erna nach Südafrika und Rudolph nach Brasilien. Die jüngste Stieftochter Caterina war 1924 in Neapel verstorben. Auch zahlreiche Geschwister Claras emigrierten rechtzeitig in die USA, ebenso mehrere Geschwister ihres verstorbenen Mannes. Die Frage, warum sie praktisch als einzige ihrer Familie in Berlin zurückblieb, lässt sich nicht klären.
Infolge der zunehmenden Repressionen musste Clara Wollenberg ihre Wohnung am Alboinplatz 8 aufgeben. Die teure Einrichtung wurde notgedrungen weit unter Wert verkauft. Clara mietete 1939 ein Zimmer bei der Familie Grund in der Barbarossastr. 47 in Schöneberg. Zwei Jahre später wurde erneut ein Umzug notwendig. Clara bezog im Mai 1941 ein teilmöbliertes Zimmer in der Giesebrechtstr. 18 in Charlottenburg. Hier wurde sie Zeuge, wie nach und nach ihre Mitbewohner deportiert wurden – vor dem Haus Giesebrechtstr. 18 liegen inzwischen 21 Stolpersteine für die Opfer der Shoah. Am 1. Juni 1942 wurde Clara Wollenberg aufgefordert, ihre Vermögenserklärung abzugeben. Sie füllte die Formulare sehr gewissenhaft aus und wusste nun, dass ihre Deportation unmittelbar bevorstand. Sieben Tage später, am 8. Juni 1942, setzte Clara Wollenberg ihrem Leben ein Ende. Sie nahm eine Überdosis Schlaftabletten, um der Deportation zu entgehen.