Ettel Klainberg geb. Feldt

Verlegeort
Christinenstr. 23
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
14. Juni 2018
Geboren
16. Februar 1900 in Sambor (Ukraine)
Beruf
Schneiderin
Flucht
1938 Polen
Schicksal unbekannt

Ettel Feldt wurde am 16. Februar 1900 in Sambor (ukr. Sambir) in der Ukraine geboren als Tochter von Szulim Szyja Zimbler und Jüdes Feldt. Es ist unklar, wann sie genau nach Berlin kam. Soweit bekannt hatte sie mindestens vier Schwestern, von denen einige ebenfalls in Berlin lebten. Sie war gelernte Schneiderin und lebte zunächst in der Strassburger Strasse 20 in Prenzlauer Berg. Eine von Ettels Schwestern, Erna (Esther) Mergrün, war verheiratet mit Yankiel Mergrün, der einen Laden betrieb, in dem Uniformen geschneidert und verkauft wurden. Eventuell arbeitete Ettel in diesem Familienunternehmen als Schneiderin.<br />
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Irgendwann in den 1920ern traf Ettel Schlama Klainberg. Sie heirateten in Berlin am 25. September 1928. Schlama war Schuhmacher und eröffnete in der Christinenstrasse 23 einen kleinen Schusterladen, über dem die Familie auch bis zuletzt wohnte. Ihr gemeinsamer Sohn erinnert sich, dass sich die gemeinsame Familienwohnung im Hochparterre, gleich oberhalb der Werkstatt, befand.<br />
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Am 21. September 1929 kam Ettels und Schlamas einziger Sohn Siegmar im Israelitischen Krankenheim in der Elsässer Strasse 85 (heute Torstrasse 146) zur Welt. Auf der Geburtsurkunde von Siegmar ist vermerkt, dass die Familie in der Strassburger Strasse 20 lebte, obwohl Schlama Klainberg im Jüdischen Adressbuch von 1931 in der Christinenstrasse 26 gemeldet war und Ettel Klainberg in der Strassburger Strasse 20. Die Schreibweise ihres Namens ist hier “Ethel Kleinberg”. Warum sie zu diesem Zeitpunkt verschiedene Adressen hatten ist ungeklärt. Eventuell hatte Schlama eine Möglichkeit gefunden, in der Christinenstrasse 23 einen Schusterladen zu eröffnen und lebte in der Christinenstrasse 26 noch allein, bis eine Wohnung in der Christinenstrasse 23 frei wurde, die für die gesamte Familie als Unterkunft dienen konnte. Vielleicht wollte die Familie auch in der Nähe von Ettels Schwester Erna Mergrün wohnen, die ebenfalls in der Nähe des Teutoburger Platzes lebte, der nur einen Block von der Christinenstrasse 23 entfernt ist.<br />
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Am frühen Morgen des 28. Oktober 1938 wurde Schlama Klainberg verhaftet und im Rahmen der sogenannten “Polenaktion” nach Bentschen (pol. Zbasyn) gebracht. Während dieser Aktion wurden ca. 16.000 jüdische Männer und Jungen mit polnischer Staatsbürgerschaft zur polnischen Grenze gebracht und dort interniert. Alle Personen wurden morgens ohne jegliche Vorwarnung in ihren Wohnungen verhaftet. Die Unterlagen des Internierungslagers in Bentschen belegen, dass Schlama Klainberg dort registriert wurde und sogar eine örtliche Adresse hatte. Einige der Inhaftierten konnten schließlich noch innerhalb Polens weiterreisen, einige waren in der Lage, Ausreisepapiere für weitere Staaten zu beantragen und einigen wurde die zeitweise Rückkehr nach Deutschland erlaubt, um dort ihre Frauen und Kinder nachzuholen und ihre Angelegenheiten zu regeln bevor sie nach Polen zurückkehren mussten. Ob Schlama das Lager in Bentschen irgendwann verlassen konnte oder an einen weiteren Ort deportiert wurde, bevor das Lager im August 1939 geschlossen wurde, wissen wir nicht. Bis heute ist das Schicksal von Ettels Ehemann Schlama Klainberg nach seiner Ankunft in Bentschen ungewiss.<br />
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Ettel Klainberg blieb mit dem gemeinsamen Sohn Siegmar nach der Verhaftung ihres Mannes in Berlin. Es gelang ihr, für den Sohn Siegmar eine Ausreise nach England auf einem Kindertransport zu organisieren, der Berlin am 11. Mai 1939 verließ. Siegmar reiste auf dem Transport gemeinsam mit seinen Cousins und seiner Cousine Anne, Siegbert und Leonard Mergrün.<br />
Nachdem Siegmar in England angekommen war, wurde er von Ettels Schwester Regina (Rebecca) aufgenommen, die bereits vor dem Krieg nach England emigriert war. Ettel Klainberg blieb noch eine Weile nach Siegmars Ankunft mit ihrer Schwester Regina in Kontakt, der Briefkontakt brach allerdings irgendwann ab.<br />
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Ettel Klainbergs Neffe Leonard Mergrün erwähnte in seinem Interview für die Shoah Foundation seinen älteren Bruder Fred, der 1938 nach England geflohen und mit seiner Mutter Erna Mergrün in Briefkontakt geblieben war. Erna schrieb aus dem Warschauer Ghetto und Fred schickte ihr dorthin auch Geld. Es ist möglich, dass Ettel Klainberg gemeinsam mit ihrer Schwester Erna Mergrün in Berlin blieb, nachdem sie ihre Kinder mit dem Kindertransport nach Berlin geschickt hatten und sie dann zu einem unbekannten Zeitpunkt ins Warschauer Ghetto deportiert wurden. Es ist auch denkbar, dass Ettel nach Polen ging und versuchte, dort ihren Mann zu finden. Vielleicht versuchte sie sich auch zu verstecken. Bis heute bleibt das Schicksal von Ettel Klainberg unbekannt.

Ettel Feldt wurde am 16. Februar 1900 in Sambor (ukr. Sambir) in der Ukraine geboren als Tochter von Szulim Szyja Zimbler und Jüdes Feldt. Es ist unklar, wann sie genau nach Berlin kam. Soweit bekannt hatte sie mindestens vier Schwestern, von denen einige ebenfalls in Berlin lebten. Sie war gelernte Schneiderin und lebte zunächst in der Strassburger Strasse 20 in Prenzlauer Berg. Eine von Ettels Schwestern, Erna (Esther) Mergrün, war verheiratet mit Yankiel Mergrün, der einen Laden betrieb, in dem Uniformen geschneidert und verkauft wurden. Eventuell arbeitete Ettel in diesem Familienunternehmen als Schneiderin.

Irgendwann in den 1920ern traf Ettel Schlama Klainberg. Sie heirateten in Berlin am 25. September 1928. Schlama war Schuhmacher und eröffnete in der Christinenstrasse 23 einen kleinen Schusterladen, über dem die Familie auch bis zuletzt wohnte. Ihr gemeinsamer Sohn erinnert sich, dass sich die gemeinsame Familienwohnung im Hochparterre, gleich oberhalb der Werkstatt, befand.

Am 21. September 1929 kam Ettels und Schlamas einziger Sohn Siegmar im Israelitischen Krankenheim in der Elsässer Strasse 85 (heute Torstrasse 146) zur Welt. Auf der Geburtsurkunde von Siegmar ist vermerkt, dass die Familie in der Strassburger Strasse 20 lebte, obwohl Schlama Klainberg im Jüdischen Adressbuch von 1931 in der Christinenstrasse 26 gemeldet war und Ettel Klainberg in der Strassburger Strasse 20. Die Schreibweise ihres Namens ist hier “Ethel Kleinberg”. Warum sie zu diesem Zeitpunkt verschiedene Adressen hatten ist ungeklärt. Eventuell hatte Schlama eine Möglichkeit gefunden, in der Christinenstrasse 23 einen Schusterladen zu eröffnen und lebte in der Christinenstrasse 26 noch allein, bis eine Wohnung in der Christinenstrasse 23 frei wurde, die für die gesamte Familie als Unterkunft dienen konnte. Vielleicht wollte die Familie auch in der Nähe von Ettels Schwester Erna Mergrün wohnen, die ebenfalls in der Nähe des Teutoburger Platzes lebte, der nur einen Block von der Christinenstrasse 23 entfernt ist.

Am frühen Morgen des 28. Oktober 1938 wurde Schlama Klainberg verhaftet und im Rahmen der sogenannten “Polenaktion” nach Bentschen (pol. Zbasyn) gebracht. Während dieser Aktion wurden ca. 16.000 jüdische Männer und Jungen mit polnischer Staatsbürgerschaft zur polnischen Grenze gebracht und dort interniert. Alle Personen wurden morgens ohne jegliche Vorwarnung in ihren Wohnungen verhaftet. Die Unterlagen des Internierungslagers in Bentschen belegen, dass Schlama Klainberg dort registriert wurde und sogar eine örtliche Adresse hatte. Einige der Inhaftierten konnten schließlich noch innerhalb Polens weiterreisen, einige waren in der Lage, Ausreisepapiere für weitere Staaten zu beantragen und einigen wurde die zeitweise Rückkehr nach Deutschland erlaubt, um dort ihre Frauen und Kinder nachzuholen und ihre Angelegenheiten zu regeln bevor sie nach Polen zurückkehren mussten. Ob Schlama das Lager in Bentschen irgendwann verlassen konnte oder an einen weiteren Ort deportiert wurde, bevor das Lager im August 1939 geschlossen wurde, wissen wir nicht. Bis heute ist das Schicksal von Ettels Ehemann Schlama Klainberg nach seiner Ankunft in Bentschen ungewiss.

Ettel Klainberg blieb mit dem gemeinsamen Sohn Siegmar nach der Verhaftung ihres Mannes in Berlin. Es gelang ihr, für den Sohn Siegmar eine Ausreise nach England auf einem Kindertransport zu organisieren, der Berlin am 11. Mai 1939 verließ. Siegmar reiste auf dem Transport gemeinsam mit seinen Cousins und seiner Cousine Anne, Siegbert und Leonard Mergrün.
Nachdem Siegmar in England angekommen war, wurde er von Ettels Schwester Regina (Rebecca) aufgenommen, die bereits vor dem Krieg nach England emigriert war. Ettel Klainberg blieb noch eine Weile nach Siegmars Ankunft mit ihrer Schwester Regina in Kontakt, der Briefkontakt brach allerdings irgendwann ab.

Ettel Klainbergs Neffe Leonard Mergrün erwähnte in seinem Interview für die Shoah Foundation seinen älteren Bruder Fred, der 1938 nach England geflohen und mit seiner Mutter Erna Mergrün in Briefkontakt geblieben war. Erna schrieb aus dem Warschauer Ghetto und Fred schickte ihr dorthin auch Geld. Es ist möglich, dass Ettel Klainberg gemeinsam mit ihrer Schwester Erna Mergrün in Berlin blieb, nachdem sie ihre Kinder mit dem Kindertransport nach Berlin geschickt hatten und sie dann zu einem unbekannten Zeitpunkt ins Warschauer Ghetto deportiert wurden. Es ist auch denkbar, dass Ettel nach Polen ging und versuchte, dort ihren Mann zu finden. Vielleicht versuchte sie sich auch zu verstecken. Bis heute bleibt das Schicksal von Ettel Klainberg unbekannt.