Egon Stenschewski

Verlegeort
Falkenberger Str. 12
Historischer Name
Hohenschönhauserstr. 84
Bezirk/Ortsteil
Weißensee
Verlegedatum
27. November 2018
Geboren
31. Juli 1924 in Lauenburg in Pommern / Lębork
Zwangsarbeit
Wald- und Forstarbeiten (Neumühle/Lebus)
Verhaftet
15. Juni 1942 bis 19. April 1943 in Neumühle/Lebus
Deportation
am 19. April 1943 nach Auschwitz
Später deportiert
nach Bergen-Belsen
Überlebt

Egon Stenschewski wurde am 31. Juli 1924 in Lauenburg (heute Polen) als ältester Sohn von Alex Stenschewski und Frieda Jablonski geboren. <br />
Seit er ein Schulkind war, gehörten für Egon und seine Familie Demütigungen zum Alltag. Er erlebte 1938, wie das Geschäft seines Vaters von den Nazis zerstört wurde.<br />
1940 verließ der knapp 16-jährige Egon wie seine Eltern und Geschwister Lauenburg. Egon ging jedoch nicht mit den Eltern nach Berlin, sondern nach Neuendorf bei Fürstenwalde. Dort wollte er an einer Hachschara teilnehmen. Diese Ausbildung war vom jüdischen Jugendbund zwischen 1936 und 1941 initiiert worden und sollte auf die Aussiedlung nach Palästina vorbereiten. <br />
Tatsächlich wurde die Jugendlichen in Neuendorf gegen kleines Taschengeld an Bauern vermittelt. Egon war für Wald- und Forstarbeiten eingesetzt. Er hätte lieber im Wunschberuf Autoschlosser gelernt. Aber 1940 gab es für Juden weder eine Chance für Ausbildung noch auf Auswanderung.<br />
Im Sommer 1941 übernahm die Gestapo das Lager Neuendorf von der jüdischen Jugendorganisation. Die Jugendlichen wurden zu Arbeitseinsätzen eingeteilt, beispielsweise zum Schneeschaufeln auf Landstraßen. Im Juni 1942 wurde Egon im Lager Neumühle in Schönfelde (Kreis Lebus) als Zwangsarbeiter in der Forstwirtschaft interniert. <br />
Am 19. April 1943 wurde er vom Lager Neumühle nach Auschwitz deportiert. Die Häftlingsnummer 116 830 wurde in seinen linken Unterarm tätowiert. In Auschwitz leistete er Zwangsarbeit für die IG Farben. Anfang 1945 gelangte er über Dora im Harz in das KZ Bergen-Belsen. Dies war nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Sammellager für „displaced persons“, für Menschen ohne Heimat, umfunktioniert worden.<br />
Er war 21 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg beendet war. Er hatte vier Jahre seines Lebens in Lagern verbracht, zwei davon in Auschwitz unter schrecklichen Bedingungen. Seine Familie und alle Verwandten waren ermordet worden. Als einziger hatte er den Holocaust überlebt.<br />
1945 wurde er von Schweden aufgenommen. Dort heiratete er Halina Nabel. 1950 wurde ihr Sohn geboren. Egon gab dem Kind den Namen seines Vaters Alex.<br />
Egon Stenschewski musste sich über zwanzig Jahre mit den deutschen Behörden über seine Wiedergutmachungs-Ansprüche auseinandersetzen. Im Nachlass von Egon fanden sich viele ungeordnete und unvollständige Akten hierzu, die einen dramatischen Eindruck vom Umgang der deutschen Behörden mit Holocaust-Überlebenden vermitteln.<br />
So musste sich Egon im Januar 1958 Egon Stenschewski an die Stadt Warschau wenden und um Kopien der Geburtsurkunden für sich, seine Eltern und Geschwister bitten. Er sollte seinen Gesundheitszustand vor Internierung in Auschwitz durch ärztliche Gutachten nachweisen, damit die Behörden die Folgen der KZ-Haft zweifelsfrei feststellen und beurteilen können. Er sollte belegen, dass nicht bereits weitere Erben entschädigt worden waren. Vergeblich versuchte er nachzuweisen, dass Besitz und Geschäft seines Vaters Alex in Lauenburg von den Nazis enteignet wurde. Aus dem Jahr 1978 liegt ein Dokument vor, worin das Ausgleichsamt der Stadt Mainz Egon Stenschewski bescheidet, man habe in keinem Firmen- oder Adressverzeichnis ein Textilgeschäft von Alex Stenschewski in der Gerberstr. 4 vermerkt gefunden, ebenso wenig könnten sich „alteingesessene“ Bürger von Lauenburg an ein solches erinnern. Im Übrigen könne nur entschädigt werden, wer zum Zeitpunkt der Vertreibung die deutsche Staatsbürgerschaft besaß und seinen Wohnsitz im Vertreibungsgebiet hatte. Der Antrag auf Wiedergutmachung und Entschädigung sei daher abzulehnen.<br />
Egon Stenschewski litt bis an sein Lebensende unter den körperlichen und seelischen Folgen der KZ-Haft. 2005 starb er in Stockholm. <br />
Mit diesem Stolperstein wird Egon wieder mit seiner Familie vereinigt.<br />

Egon Stenschewski wurde am 31. Juli 1924 in Lauenburg (heute Polen) als ältester Sohn von Alex Stenschewski und Frieda Jablonski geboren.
Seit er ein Schulkind war, gehörten für Egon und seine Familie Demütigungen zum Alltag. Er erlebte 1938, wie das Geschäft seines Vaters von den Nazis zerstört wurde.
1940 verließ der knapp 16-jährige Egon wie seine Eltern und Geschwister Lauenburg. Egon ging jedoch nicht mit den Eltern nach Berlin, sondern nach Neuendorf bei Fürstenwalde. Dort wollte er an einer Hachschara teilnehmen. Diese Ausbildung war vom jüdischen Jugendbund zwischen 1936 und 1941 initiiert worden und sollte auf die Aussiedlung nach Palästina vorbereiten.
Tatsächlich wurde die Jugendlichen in Neuendorf gegen kleines Taschengeld an Bauern vermittelt. Egon war für Wald- und Forstarbeiten eingesetzt. Er hätte lieber im Wunschberuf Autoschlosser gelernt. Aber 1940 gab es für Juden weder eine Chance für Ausbildung noch auf Auswanderung.
Im Sommer 1941 übernahm die Gestapo das Lager Neuendorf von der jüdischen Jugendorganisation. Die Jugendlichen wurden zu Arbeitseinsätzen eingeteilt, beispielsweise zum Schneeschaufeln auf Landstraßen. Im Juni 1942 wurde Egon im Lager Neumühle in Schönfelde (Kreis Lebus) als Zwangsarbeiter in der Forstwirtschaft interniert.
Am 19. April 1943 wurde er vom Lager Neumühle nach Auschwitz deportiert. Die Häftlingsnummer 116 830 wurde in seinen linken Unterarm tätowiert. In Auschwitz leistete er Zwangsarbeit für die IG Farben. Anfang 1945 gelangte er über Dora im Harz in das KZ Bergen-Belsen. Dies war nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Sammellager für „displaced persons“, für Menschen ohne Heimat, umfunktioniert worden.
Er war 21 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg beendet war. Er hatte vier Jahre seines Lebens in Lagern verbracht, zwei davon in Auschwitz unter schrecklichen Bedingungen. Seine Familie und alle Verwandten waren ermordet worden. Als einziger hatte er den Holocaust überlebt.
1945 wurde er von Schweden aufgenommen. Dort heiratete er Halina Nabel. 1950 wurde ihr Sohn geboren. Egon gab dem Kind den Namen seines Vaters Alex.
Egon Stenschewski musste sich über zwanzig Jahre mit den deutschen Behörden über seine Wiedergutmachungs-Ansprüche auseinandersetzen. Im Nachlass von Egon fanden sich viele ungeordnete und unvollständige Akten hierzu, die einen dramatischen Eindruck vom Umgang der deutschen Behörden mit Holocaust-Überlebenden vermitteln.
So musste sich Egon im Januar 1958 Egon Stenschewski an die Stadt Warschau wenden und um Kopien der Geburtsurkunden für sich, seine Eltern und Geschwister bitten. Er sollte seinen Gesundheitszustand vor Internierung in Auschwitz durch ärztliche Gutachten nachweisen, damit die Behörden die Folgen der KZ-Haft zweifelsfrei feststellen und beurteilen können. Er sollte belegen, dass nicht bereits weitere Erben entschädigt worden waren. Vergeblich versuchte er nachzuweisen, dass Besitz und Geschäft seines Vaters Alex in Lauenburg von den Nazis enteignet wurde. Aus dem Jahr 1978 liegt ein Dokument vor, worin das Ausgleichsamt der Stadt Mainz Egon Stenschewski bescheidet, man habe in keinem Firmen- oder Adressverzeichnis ein Textilgeschäft von Alex Stenschewski in der Gerberstr. 4 vermerkt gefunden, ebenso wenig könnten sich „alteingesessene“ Bürger von Lauenburg an ein solches erinnern. Im Übrigen könne nur entschädigt werden, wer zum Zeitpunkt der Vertreibung die deutsche Staatsbürgerschaft besaß und seinen Wohnsitz im Vertreibungsgebiet hatte. Der Antrag auf Wiedergutmachung und Entschädigung sei daher abzulehnen.
Egon Stenschewski litt bis an sein Lebensende unter den körperlichen und seelischen Folgen der KZ-Haft. 2005 starb er in Stockholm.
Mit diesem Stolperstein wird Egon wieder mit seiner Familie vereinigt.