Fritz Timm geb. Timm

Verlegeort
Papierstraße 5
Bezirk/Ortsteil
Wedding
Verlegedatum
27. November 2018
Geboren
18. Oktober 1905 in Berlin
Beruf
Modelltischler
Verhaftet
14. August 1938 in Zuchthaus Tegel
Verhaftet
28. März 1939 bis 06. Oktober 1940 im Zuchthaus Tegel
Verstorben an den Folgen von Haft und Folter
21. Oktober 1940 in der Irrenabteilung von Plötzensee

Fritz Timm wurde am 18. Oktober 1905 in Berlin geboren. Seine Eltern waren der Schuhmacher Otto Timm und dessen Ehefrau Emma. Er hatte zwei Brüder, Max und Willi. Die Volksschule besuchte er bis zum Abschluss der Oberklasse, erlernte dann den Beruf des Modelltischlers bei der Firma Fuhlrott in Berlin und arbeitete in diesem Handwerk fast ohne Unterbrechung bis 1929. Nach langen Jahren der Arbeitslosigkeit fand er 1935 zunächst eine Anstellung bei den Rohrbach Flugzeugwerken und ab März 1936 bei den Flugzeugwerken Henkel in Oranienburg mit einem wöchentlichen Verdienst von 50 bis 60 Reichsmark.<br />
Im Jahre 1929 hatte Fritz Timm die am 14.9.1910 in Berlin geborene Verkäuferin und Lageristin Liselotte Hempel kennengelernt. Das Paar heiratete 1934 und bezog eine gemeinsame Wohnung in der Papierstraße 5 in Reinickendorf. Aus ihrer Ehe stammten zwei Kinder, der 1935 geborene Sohn Heinz und die 1938 geborene Tochter Gerda, die 1942 an einer Infektion starb.<br />
Beide Ehepartner engagierten sich im Touristenverein „Die Naturfreunde“, sie als Schriftführerin und Kassiererin, er als Wanderführer und Sportwart. Politisch waren beide zunächst in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und dann in der SPD aktiv. Fritz Timm war von 1924 bis 1930 Mitglied im Holzarbeiterverband und trat 1932 in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) über. Nach 1933 setzte er seine politische Arbeit für die SAP fort, verteilte die SAP-Zeitung „Das Banner“, nahm an Besprechungen mit SAP-Genossen teil, gab als Kurier Nachrichten weiter und brachte im März 1934 für einige Tage in seiner Wohnung den SAP-Genossen Gustav Weitkus unter, der sich so einer Hausdurchsuchung entzog. Darüber hinaus unterstützte er Weitkus finanziell für dessen Flucht in die Tschechoslowakei, hielt Briefkontakt mit ihm und besuchte ihn dort viermal.<br />
Diese Fakten wurden der Gestapo 1938 bekannt. Fritz Timm wurde daraufhin am 14. August 1938 in seinem Betrieb verhaftet. Gemeinsam mit seinen Genossen aus der SAP, dem Schlosser Gustav Weitkus, dem Rohrleger Bruno Prause, dem Werkmeister Otto Seiffert, dem Lagerarbeiter Otto Kuhr und dem Gärtner Willi Voß, wurde er am 16. Februar 1939 wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ vom 4. Strafsenat des Kammergerichts Berlin angeklagt und verurteilt. Das Strafmaß für Fritz Timm betrug zwei Jahre unter Anrechnung der Untersuchungshaft von einem Monat und einer Woche. Strafmildernd wurde ihm angerechnet, dass er ein offenes Geständnis abgelegt und sich von der illegalen Arbeit zurückgezogen hatte, nachdem er wieder Arbeit gefunden hatte.<br />
Fritz Timm wurde zur Verbüßung der Strafe am 28. März 1939 in das Zuchthaus Tegel aufgenommen. Seinem Gesundheitszustand nach war er arbeitsfähig, auch für Feldarbeit, er galt nicht als „moorfähig“. Er wurde nacheinander zunächst in der Tischlerei, dann als Feldarbeiter und schließlich beim Flechten von Gurten eingesetzt. Offenbar litt er jedoch stark unter der Inhaftierung und den Haftbedingungen. Im Mai 1940 lärmte er in der Nacht laut in seiner Zelle und versuchte, sich das Leben zu nehmen. Im August desselben Jahres störte er dem Protokoll des Wachthabenden zufolge in einer Gemeinschafszelle durch laute Klageausdrücke. Ihm wurde die Arbeit entzogen und, wie seine Frau später schrieb, auch das Essen. Anders stellt es der Bericht des Anstaltsarztes dar, der von einer Verweigerung der Nahrungsaufnahme berichtete. Nachdem der Leiter des Zuchthauses Tegel am 19. September 1940 noch eine bedingte Aussetzung der Strafe für die letzten vier Monate befürwortet hatte, überwies ihn der Anstaltsarzt am 6. Oktober 1940 in die Irrenabteilung nach Plötzensee. Dort starb er laut der ärztlichen Meldung am 21. Oktober 1940, offiziell an einer Lungenentzündung. Letztlich wurde Fritz Timm ein Opfer der menschenverachtenden Politik der Nationalsozialisten.<br />
Seine Witwe Liselotte Timm überlebte den Krieg, wurde allerdings bei einem Bombenangriff am 9. März 1945 auf der Papierstraße ausgebombt. Als anerkanntes Opfer des Faschismus erhielt sie später eine kleine Hinterbliebenenrente. <br />

Fritz Timm wurde am 18. Oktober 1905 in Berlin geboren. Seine Eltern waren der Schuhmacher Otto Timm und dessen Ehefrau Emma. Er hatte zwei Brüder, Max und Willi. Die Volksschule besuchte er bis zum Abschluss der Oberklasse, erlernte dann den Beruf des Modelltischlers bei der Firma Fuhlrott in Berlin und arbeitete in diesem Handwerk fast ohne Unterbrechung bis 1929. Nach langen Jahren der Arbeitslosigkeit fand er 1935 zunächst eine Anstellung bei den Rohrbach Flugzeugwerken und ab März 1936 bei den Flugzeugwerken Henkel in Oranienburg mit einem wöchentlichen Verdienst von 50 bis 60 Reichsmark.
Im Jahre 1929 hatte Fritz Timm die am 14.9.1910 in Berlin geborene Verkäuferin und Lageristin Liselotte Hempel kennengelernt. Das Paar heiratete 1934 und bezog eine gemeinsame Wohnung in der Papierstraße 5 in Reinickendorf. Aus ihrer Ehe stammten zwei Kinder, der 1935 geborene Sohn Heinz und die 1938 geborene Tochter Gerda, die 1942 an einer Infektion starb.
Beide Ehepartner engagierten sich im Touristenverein „Die Naturfreunde“, sie als Schriftführerin und Kassiererin, er als Wanderführer und Sportwart. Politisch waren beide zunächst in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und dann in der SPD aktiv. Fritz Timm war von 1924 bis 1930 Mitglied im Holzarbeiterverband und trat 1932 in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) über. Nach 1933 setzte er seine politische Arbeit für die SAP fort, verteilte die SAP-Zeitung „Das Banner“, nahm an Besprechungen mit SAP-Genossen teil, gab als Kurier Nachrichten weiter und brachte im März 1934 für einige Tage in seiner Wohnung den SAP-Genossen Gustav Weitkus unter, der sich so einer Hausdurchsuchung entzog. Darüber hinaus unterstützte er Weitkus finanziell für dessen Flucht in die Tschechoslowakei, hielt Briefkontakt mit ihm und besuchte ihn dort viermal.
Diese Fakten wurden der Gestapo 1938 bekannt. Fritz Timm wurde daraufhin am 14. August 1938 in seinem Betrieb verhaftet. Gemeinsam mit seinen Genossen aus der SAP, dem Schlosser Gustav Weitkus, dem Rohrleger Bruno Prause, dem Werkmeister Otto Seiffert, dem Lagerarbeiter Otto Kuhr und dem Gärtner Willi Voß, wurde er am 16. Februar 1939 wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ vom 4. Strafsenat des Kammergerichts Berlin angeklagt und verurteilt. Das Strafmaß für Fritz Timm betrug zwei Jahre unter Anrechnung der Untersuchungshaft von einem Monat und einer Woche. Strafmildernd wurde ihm angerechnet, dass er ein offenes Geständnis abgelegt und sich von der illegalen Arbeit zurückgezogen hatte, nachdem er wieder Arbeit gefunden hatte.
Fritz Timm wurde zur Verbüßung der Strafe am 28. März 1939 in das Zuchthaus Tegel aufgenommen. Seinem Gesundheitszustand nach war er arbeitsfähig, auch für Feldarbeit, er galt nicht als „moorfähig“. Er wurde nacheinander zunächst in der Tischlerei, dann als Feldarbeiter und schließlich beim Flechten von Gurten eingesetzt. Offenbar litt er jedoch stark unter der Inhaftierung und den Haftbedingungen. Im Mai 1940 lärmte er in der Nacht laut in seiner Zelle und versuchte, sich das Leben zu nehmen. Im August desselben Jahres störte er dem Protokoll des Wachthabenden zufolge in einer Gemeinschafszelle durch laute Klageausdrücke. Ihm wurde die Arbeit entzogen und, wie seine Frau später schrieb, auch das Essen. Anders stellt es der Bericht des Anstaltsarztes dar, der von einer Verweigerung der Nahrungsaufnahme berichtete. Nachdem der Leiter des Zuchthauses Tegel am 19. September 1940 noch eine bedingte Aussetzung der Strafe für die letzten vier Monate befürwortet hatte, überwies ihn der Anstaltsarzt am 6. Oktober 1940 in die Irrenabteilung nach Plötzensee. Dort starb er laut der ärztlichen Meldung am 21. Oktober 1940, offiziell an einer Lungenentzündung. Letztlich wurde Fritz Timm ein Opfer der menschenverachtenden Politik der Nationalsozialisten.
Seine Witwe Liselotte Timm überlebte den Krieg, wurde allerdings bei einem Bombenangriff am 9. März 1945 auf der Papierstraße ausgebombt. Als anerkanntes Opfer des Faschismus erhielt sie später eine kleine Hinterbliebenenrente.