Johannes Braun

Verlegeort
Nürnberger Str. 66
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
08. Mai 2019
Geboren
20. September 1900 in Berlin
Deportation
am 28. März 1942 nach Piaski
Ermordet
in Piaski

Johannes Heinrich Werner Braun wurde am 20. September 1900 in Berlin geboren. Er war das jüngste Kind und der dritte Sohn des späteren geheimen Justizrats Felix Friedmann-Braun und seiner Ehefrau Gertrud Friedmann-Braun. Die Wohnung in der Nürnbergerstraße 66, wo die Stolpersteine zur Erinnerung an Johannes und seine Angehörigen verlegt worden sind, war sein Heim für drei Jahrzehnte.<br />
Johannes war zu jung, um am Ersten Weltkrieg teilzunehmen. Er war gut aussehend und charmant, aber es fehlte ihm an Selbstvertrauen. Er wurde Schauspieler, und auf der Bühne scheint es, dass seine Unsicherheit verschwand. Sein eigener Bruder konnte ihn bei einer Aufführung gar nicht erkennen, so groß war die Verwandlung. Als nordischer Typ, hat er oft heroische Deutsche wie Hermann den Cheruskerfürsten gespielt. Er trat hauptsächlich im angesehenen Oldenburger Stadttheater auf, und war dort bei den Kritikern und dem Publikum beliebt.<br />
Kurz nach der Machtübernahme der NSDP verlangten die Behörden von allen Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst, darunter auch den Schauspielern im Stadttheater, eine Erklärung, wie viele ihrer Großeltern jüdisch waren. Durch einen Fehler erhielt Johannes diesen Fragebogen nicht, und er hoffte, dass er durch sein “arisches” Aussehen der Verfolgung entgehen könnte. Dies gelang ihm nicht. Bald musste er das Theater in Oldenburg doch verlassen, fand noch kurz eine Stelle am Theater in Essen, wurde aber von der neu gegründeten Reichstheaterkammer ausgeschlossen, und konnte somit seinen Beruf in Deutschland nicht weiter ausüben. Er fand noch sehr gelegentliche Engagements in Zürich und Wien, doch nach dem Anschluss Österreichs waren ihm auch diese Möglichkeiten eines Engagements verwehrt.<br />
Johannes wurde zur Zeit der Kristallnacht nicht verhaftet, aber die Geschehnisse erfüllten ihn mit großer Angst. Doch als sich ihm eine Gelegenheit bot, nach England auszuwandern, um als Landarbeiter ausgebildet zu werden, war er zu stolz, um mit einem Pass zu reisen, der mit einem großen roten “J” gestempelt war. So verblieb er in Berlin. <br />
Es scheint, dass Johannes während des Zweiten Weltkrieges nicht in Berlin zur Zwangsarbeit genötigt wurde, aber im Frühjahr 1942 wurde er vor die Polizei geladen und festgehalten. Sein Name ist auf der Liste der Gefangenen aufgeführt, die im Osttransport Nr. XI am 28.3.1942 in das Piaski Luterskie Ghetto in der Nähe von Lublin in Polen deportiert wurden. Das Ghetto war kein Vernichtungslager sondern ein Transitlager, von dem aus die Gefangenen früher oder später in eines der benachbarten Vernichtungslager weiter deportiert werden sollten. In der Zwischenzeit mussten manche Gefangenen schwere Arbeit auf dem Lande leisten, und alle mussten unter unbeschreiblich überfüllten und unhygienischen Bedingungen leiden; Nahrung war kaum vorhanden, ganz zu schweigen von einer hinreichenden Krankenversorgung. Die Familie in Berlin erhielt im August 1942 eine amtliche Nachricht, dass Johannes an Tuberkulose gestorben sei. Dieses Dokument ist in einem Bombenangriff zerstört worden. Es gibt aber keinen Grund zu bezweifeln, dass diese Nachricht, die wahrscheinlich von einem gefangenen Mitarbeiter des “Judenrats” in Piaski verfasst worden war, im Wesentlichen gestimmt hat. Auch wenn Johannes nicht erschossen oder vergast wurde, wurde er durch die schrecklichen Zustände in Piaski, und den Misshandlungen, denen er ausgesetzt war, zu einem elendigen Tode verurteilt, der als Mord betrachtet werden muss. Johannes war noch nicht 42 Jahre alt.

Johannes Heinrich Werner Braun wurde am 20. September 1900 in Berlin geboren. Er war das jüngste Kind und der dritte Sohn des späteren geheimen Justizrats Felix Friedmann-Braun und seiner Ehefrau Gertrud Friedmann-Braun. Die Wohnung in der Nürnbergerstraße 66, wo die Stolpersteine zur Erinnerung an Johannes und seine Angehörigen verlegt worden sind, war sein Heim für drei Jahrzehnte.
Johannes war zu jung, um am Ersten Weltkrieg teilzunehmen. Er war gut aussehend und charmant, aber es fehlte ihm an Selbstvertrauen. Er wurde Schauspieler, und auf der Bühne scheint es, dass seine Unsicherheit verschwand. Sein eigener Bruder konnte ihn bei einer Aufführung gar nicht erkennen, so groß war die Verwandlung. Als nordischer Typ, hat er oft heroische Deutsche wie Hermann den Cheruskerfürsten gespielt. Er trat hauptsächlich im angesehenen Oldenburger Stadttheater auf, und war dort bei den Kritikern und dem Publikum beliebt.
Kurz nach der Machtübernahme der NSDP verlangten die Behörden von allen Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst, darunter auch den Schauspielern im Stadttheater, eine Erklärung, wie viele ihrer Großeltern jüdisch waren. Durch einen Fehler erhielt Johannes diesen Fragebogen nicht, und er hoffte, dass er durch sein “arisches” Aussehen der Verfolgung entgehen könnte. Dies gelang ihm nicht. Bald musste er das Theater in Oldenburg doch verlassen, fand noch kurz eine Stelle am Theater in Essen, wurde aber von der neu gegründeten Reichstheaterkammer ausgeschlossen, und konnte somit seinen Beruf in Deutschland nicht weiter ausüben. Er fand noch sehr gelegentliche Engagements in Zürich und Wien, doch nach dem Anschluss Österreichs waren ihm auch diese Möglichkeiten eines Engagements verwehrt.
Johannes wurde zur Zeit der Kristallnacht nicht verhaftet, aber die Geschehnisse erfüllten ihn mit großer Angst. Doch als sich ihm eine Gelegenheit bot, nach England auszuwandern, um als Landarbeiter ausgebildet zu werden, war er zu stolz, um mit einem Pass zu reisen, der mit einem großen roten “J” gestempelt war. So verblieb er in Berlin.
Es scheint, dass Johannes während des Zweiten Weltkrieges nicht in Berlin zur Zwangsarbeit genötigt wurde, aber im Frühjahr 1942 wurde er vor die Polizei geladen und festgehalten. Sein Name ist auf der Liste der Gefangenen aufgeführt, die im Osttransport Nr. XI am 28.3.1942 in das Piaski Luterskie Ghetto in der Nähe von Lublin in Polen deportiert wurden. Das Ghetto war kein Vernichtungslager sondern ein Transitlager, von dem aus die Gefangenen früher oder später in eines der benachbarten Vernichtungslager weiter deportiert werden sollten. In der Zwischenzeit mussten manche Gefangenen schwere Arbeit auf dem Lande leisten, und alle mussten unter unbeschreiblich überfüllten und unhygienischen Bedingungen leiden; Nahrung war kaum vorhanden, ganz zu schweigen von einer hinreichenden Krankenversorgung. Die Familie in Berlin erhielt im August 1942 eine amtliche Nachricht, dass Johannes an Tuberkulose gestorben sei. Dieses Dokument ist in einem Bombenangriff zerstört worden. Es gibt aber keinen Grund zu bezweifeln, dass diese Nachricht, die wahrscheinlich von einem gefangenen Mitarbeiter des “Judenrats” in Piaski verfasst worden war, im Wesentlichen gestimmt hat. Auch wenn Johannes nicht erschossen oder vergast wurde, wurde er durch die schrecklichen Zustände in Piaski, und den Misshandlungen, denen er ausgesetzt war, zu einem elendigen Tode verurteilt, der als Mord betrachtet werden muss. Johannes war noch nicht 42 Jahre alt.