Dr. Walter Edgar Priebatsch

Verlegeort
Potsdamer Str. 115
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
12. Juli 2019
Geboren
18. August 1876 in Hirschberg im Riesengebirge / Jelenia Góra
Beruf
Gynäkologe und Geburtshelfer
Verhaftet
29. November 1938 in Sachsenhausen ("Schutzhaft")
Deportation
am 03. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
02. Januar 1943 in Theresienstadt

Walter Edgar Priebatsch wurde am 18. August 1876 in Hirschberg, dem heutigen Jelena Góra in Polen, geboren. Seine Eltern, der Kaufmann Isidor Priebatsch und seine Frau Flora, geb. Kassel, hatten bereits einen Sohn, den 1874 geborenen Joseph Kurt. Sehr viel später, 1887, kam der jüngste Sohn Hans zur Welt. Spätestens seit 1902 lebte die Familie Priebatsch in Berlin, in den Adressbüchern wird Isidor Priebatsch in der Winterfeldstraße 10 in Schöneberg geführt.<br />
Alle drei Söhne promovierten und ergriffen einen medizinischen Beruf: Der Älteste, Joseph Kurt, wurde Zahnarzt. Er praktizierte seit 1903 in der Schöneberger Hauptstraße 136, von 1913 an in Friedenau in der Rheinstraße 2–3. Hans Priebatsch, der jüngste Sohn, wurde Arzt wurde Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, seine Praxis hatte er in den 1930er-Jahren in der Frankfurter Allee 8. <br />
Walter Priebatsch spezialisierte sich nach seiner Promotion in Medizin auf Gynäkologie und Geburtshilfe. Seine Praxis hatte er zunächst in der Potsdamer Straße 48 in Schöneberg, wo er auch wohnte. Seit 1913 betrieb er eine Privatklinik in Schöneberg, zunächst in der Nollendorfstraße 21a, später in der Kalkreuthstraße 12. <br />
1921 heiratete Walter Priebatsch die Hamburgerin Rosa Kassel, die zu ihm nach Berlin zog. Am 9. Dezember 1922 wurde ihr Sohn Gerhard Heinz, genannt Gerd, in Berlin geboren. Die Familie lebte zunächst in der alten Wohnung von Walter Priebatsch in der Potsdamer Straße 48, in Wohlstand und einem bildungsbürgerlichen Umfeld. Es wurde musiziert und die Familie nahm aktiv am kulturellen Leben von Berlin teil. Im Laufe des Jahres 1927 zog die Familie in die Potsdamer Straße 101 (heute 115), nur ein paar Häuser von ihrer alten Wohnung entfernt. Die Klinik von Walter Priebatsch befand sich seit 1926 in der Kaiserallee 31a in Wilmersdorf (heute Bundesallee).<br />
Trotz der zunehmenden Beschränkungen durch die nationalsozialistische Politik gelang es Walter Priebatsch, seine Privatklinik, die seit 1931 in der Münchener Straße 48 war, weiterzuführen. Doch 1938 wurde ihm die Approbation entzogen und er durfte fortan nur noch als „Krankenbehandler“ arbeiten, also nur noch jüdische Menschen versorgen.<br />
Die Familie war daraufhin gezwungen, in eine kleinere Wohnung in der Ansbacher Str. 34 zu ziehen. Sie lebte dort in einer 4-Zimmer-Wohnung und war genötigt, weitere Personen zur Untermiete aufzunehmen. Auch sein Bruder Hans lebte zum Zeitpunkt der Volkszählung bei ihm.<br />
Walter Priebatsch wurde nach der Pogromnacht am 9. November 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Nach der Haftentlassung versuchte er, mit Frau und Sohn aus Deutschland zu emigrieren, was jedoch misslang. <br />
In der Zeit vor ihrer Deportation war die Familie gezwungen, Schmuck, Gold- und Silbergegenstände in der Pfandleihe in der Jägerstraße abzugeben und Wertpapiere zu veräußern, um die sogenannte Judenvermögensabgabe zu bezahlen. Per Verfügung fiel das ganze Vermögen der Familie an das Deutsche Reich.<br />
Am 30. September 1942 wurden Walter und Rosa Priebatsch in das Sammellager in der Gerlachstraße 19/22 in Berlin-Mitte gebracht und von dort aus am 3. Oktober 1942 mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Walter Priebatsch starb dort am 2. Januar 1943, als Todesursache wurde eine „Herzmuskelentartung“ angegeben. Rosa Priebatsch wurde am 16. Mai 1944 von Theresienstadt weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. <br />
Der Sohn Gerhard musste vor seiner Deportation Zwangsarbeit leisten. Wo, ist nicht überliefert. Nachdem seine Eltern deportiert worden waren, wurde die elterliche Wohnung versiegelt. Gerhard war gezwungen, eine neue Bleibe zu finden. Seine letzte Adresse war die Passauer Straße 5, wo er in einem möblierten Zimmer zur Untermiete lebte. Gerhard Priebatsch wurde am 6. März 1943 mit dem „35. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Todesdatum ist nicht bekannt; nach Kriegsende wurde er für tot erklärt. Zum Zeitpunkt seiner Deportation, im März 1943, wurde die Wohnung der Familie Priebatsch in der Ansbacher Straße 34 geräumt und zum 1. April 1943 an nichtjüdische Personen vermietet.<br />
Die beiden Brüder von Walter Priebatsch überlebten. Hans Priebatsch konnte noch 1941 über Kuba in die USA emigrieren und lebte dort später als John Priebatsch in Chicago. Curt Priebatsch war durch eine sogenannte privilegierte Mischehe vor der Deportation geschützt. Er starb 1956 in Frankfurt am Main.<br />

Walter Edgar Priebatsch wurde am 18. August 1876 in Hirschberg, dem heutigen Jelena Góra in Polen, geboren. Seine Eltern, der Kaufmann Isidor Priebatsch und seine Frau Flora, geb. Kassel, hatten bereits einen Sohn, den 1874 geborenen Joseph Kurt. Sehr viel später, 1887, kam der jüngste Sohn Hans zur Welt. Spätestens seit 1902 lebte die Familie Priebatsch in Berlin, in den Adressbüchern wird Isidor Priebatsch in der Winterfeldstraße 10 in Schöneberg geführt.
Alle drei Söhne promovierten und ergriffen einen medizinischen Beruf: Der Älteste, Joseph Kurt, wurde Zahnarzt. Er praktizierte seit 1903 in der Schöneberger Hauptstraße 136, von 1913 an in Friedenau in der Rheinstraße 2–3. Hans Priebatsch, der jüngste Sohn, wurde Arzt wurde Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, seine Praxis hatte er in den 1930er-Jahren in der Frankfurter Allee 8.
Walter Priebatsch spezialisierte sich nach seiner Promotion in Medizin auf Gynäkologie und Geburtshilfe. Seine Praxis hatte er zunächst in der Potsdamer Straße 48 in Schöneberg, wo er auch wohnte. Seit 1913 betrieb er eine Privatklinik in Schöneberg, zunächst in der Nollendorfstraße 21a, später in der Kalkreuthstraße 12.
1921 heiratete Walter Priebatsch die Hamburgerin Rosa Kassel, die zu ihm nach Berlin zog. Am 9. Dezember 1922 wurde ihr Sohn Gerhard Heinz, genannt Gerd, in Berlin geboren. Die Familie lebte zunächst in der alten Wohnung von Walter Priebatsch in der Potsdamer Straße 48, in Wohlstand und einem bildungsbürgerlichen Umfeld. Es wurde musiziert und die Familie nahm aktiv am kulturellen Leben von Berlin teil. Im Laufe des Jahres 1927 zog die Familie in die Potsdamer Straße 101 (heute 115), nur ein paar Häuser von ihrer alten Wohnung entfernt. Die Klinik von Walter Priebatsch befand sich seit 1926 in der Kaiserallee 31a in Wilmersdorf (heute Bundesallee).
Trotz der zunehmenden Beschränkungen durch die nationalsozialistische Politik gelang es Walter Priebatsch, seine Privatklinik, die seit 1931 in der Münchener Straße 48 war, weiterzuführen. Doch 1938 wurde ihm die Approbation entzogen und er durfte fortan nur noch als „Krankenbehandler“ arbeiten, also nur noch jüdische Menschen versorgen.
Die Familie war daraufhin gezwungen, in eine kleinere Wohnung in der Ansbacher Str. 34 zu ziehen. Sie lebte dort in einer 4-Zimmer-Wohnung und war genötigt, weitere Personen zur Untermiete aufzunehmen. Auch sein Bruder Hans lebte zum Zeitpunkt der Volkszählung bei ihm.
Walter Priebatsch wurde nach der Pogromnacht am 9. November 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Nach der Haftentlassung versuchte er, mit Frau und Sohn aus Deutschland zu emigrieren, was jedoch misslang.
In der Zeit vor ihrer Deportation war die Familie gezwungen, Schmuck, Gold- und Silbergegenstände in der Pfandleihe in der Jägerstraße abzugeben und Wertpapiere zu veräußern, um die sogenannte Judenvermögensabgabe zu bezahlen. Per Verfügung fiel das ganze Vermögen der Familie an das Deutsche Reich.
Am 30. September 1942 wurden Walter und Rosa Priebatsch in das Sammellager in der Gerlachstraße 19/22 in Berlin-Mitte gebracht und von dort aus am 3. Oktober 1942 mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Walter Priebatsch starb dort am 2. Januar 1943, als Todesursache wurde eine „Herzmuskelentartung“ angegeben. Rosa Priebatsch wurde am 16. Mai 1944 von Theresienstadt weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Der Sohn Gerhard musste vor seiner Deportation Zwangsarbeit leisten. Wo, ist nicht überliefert. Nachdem seine Eltern deportiert worden waren, wurde die elterliche Wohnung versiegelt. Gerhard war gezwungen, eine neue Bleibe zu finden. Seine letzte Adresse war die Passauer Straße 5, wo er in einem möblierten Zimmer zur Untermiete lebte. Gerhard Priebatsch wurde am 6. März 1943 mit dem „35. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Todesdatum ist nicht bekannt; nach Kriegsende wurde er für tot erklärt. Zum Zeitpunkt seiner Deportation, im März 1943, wurde die Wohnung der Familie Priebatsch in der Ansbacher Straße 34 geräumt und zum 1. April 1943 an nichtjüdische Personen vermietet.
Die beiden Brüder von Walter Priebatsch überlebten. Hans Priebatsch konnte noch 1941 über Kuba in die USA emigrieren und lebte dort später als John Priebatsch in Chicago. Curt Priebatsch war durch eine sogenannte privilegierte Mischehe vor der Deportation geschützt. Er starb 1956 in Frankfurt am Main.