Gertrud Liepmann geb. Wittenberg

Verlegeort
Kottbusser Damm 7
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
26. November 2018
Geboren
24. November 1891 in Berlin
Deportation
am 26. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Gertrud Wittenberg kam am 24. November 1891 als Tochter des jüdischen Kaufmanns Leib Louis Wittenberg und seiner Frau Rosa, geb. Kessel, in Berlin am Kottbusser Damm 7 zur Welt. <br />
Der Vater war 1888 aus Tilsit / Ostpreußen nach Berlin gekommen. Er wohnte zunächst in der Grenadierstraße 20 im Scheunenviertel und heiratete im September 1888 Rosa Kessel, eine gebürtige Berlinerin. Im selben Jahr gründete er in Kreuzberg am Kottbusser Damm 7 eine Manufaktur- und Weißwarenhandlung, die 50 Jahre lang an diesem Standort erfolgreich geführt werden sollte. „Manufakturwaren“ sind Textilwaren, die nach Maßangabe der Käufer geschnitten und verkauft werden, als „Weißware“ wurde früher Unterwäsche bezeichnet.<br />
Gertrud hatte zwei Schwestern: Frieda, geb. 1889, starb bereits im Alter von zehn Monaten. 1896 kam die jüngere Schwester Ella zur Welt. Über Gertrud Liepmanns Kindheit, Jugend und die frühen Erwachsenenjahre im Berlin der Kaiserzeit haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Im April 1919 starb ihr Vater Louis Wittenberg.<br />
Am 5. Juni 1920 heiratete Gertrud den Kaufmann Hans Liepmann, geb. am 24. Mai 1888 in Küstrin. Mit ihm führte sie die Wäsche-, Weiß- und Wollwarenhandlung unter dem Namen ihres Vaters am Kottbusser Damm 7 weiter. Am 17. Mai 1921 kam die gemeinsame Tochter Eva Frida zur Welt. <br />
Gertruds jüngere Schwester Ella heiratete 1923 den Kaufmann Hans Pese und lebte mit ihm in der Neuköllner Bürknerstraße 16, unweit von ihrer Schwester Gertrud. Im selben Jahr starb die Mutter Rosa Wittenberg.<br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Liepmann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Sicherlich hatte auch die Wollwarenhandlung der Liepmanns unter dem Boykott jüdischer Geschäftsleute zu leiden. 1938/39 mussten sie das Geschäft schließen.<br />
Tochter Eva heiratete am 27. Februar 1942 Werner Horst Rosenthal, geb. am 4. Juni 1917 in Berlin, der fortan auch am Kottbusser Damm 7 wohnte. Er musste Zwangsarbeit als Gutausgeber am Anhalter Bahnhof bei der Firma „Güterabfertigung Anhalter Berlin“ leisten, seine Frau Eva bei den Siemens-Schuckertwerken im Kleinbauwerk. Hans Liepmann war bei den Elektro-, Glimmer- und Preßwerken Scherb & Schwer in Berlin-Weißensee zwangsverpflichtet. Gertrud Liepmann musste keine Zwangsarbeit verrichten.<br />
Gertrud und Hans Liepmann mussten zusammen mit ihrer Tochter und dem Schwiegersohn am 21. Februar 1943 die „Vermögenserklärung“ abgeben. Bis zu diesem Zeitpunkt wohnte die Familie immer noch am Kottbusser Damm 7, vorn links Hochparterre. Hans und Gertrud Liepmann sowie Eva und Werner Rosenthal wurden aus dem Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 am 26. Februar 1943 mit dem 30. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.<br />
Gertruds Schwester Ella und ihr Mann Hans Pese wurden am 28. März 1942 in das Ghetto Piaski im Südosten Polens deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Ihre 1924 geborene Tochter Marianne Pese konnte mit einem Kindertransport nach England emigrieren.

Gertrud Wittenberg kam am 24. November 1891 als Tochter des jüdischen Kaufmanns Leib Louis Wittenberg und seiner Frau Rosa, geb. Kessel, in Berlin am Kottbusser Damm 7 zur Welt.
Der Vater war 1888 aus Tilsit / Ostpreußen nach Berlin gekommen. Er wohnte zunächst in der Grenadierstraße 20 im Scheunenviertel und heiratete im September 1888 Rosa Kessel, eine gebürtige Berlinerin. Im selben Jahr gründete er in Kreuzberg am Kottbusser Damm 7 eine Manufaktur- und Weißwarenhandlung, die 50 Jahre lang an diesem Standort erfolgreich geführt werden sollte. „Manufakturwaren“ sind Textilwaren, die nach Maßangabe der Käufer geschnitten und verkauft werden, als „Weißware“ wurde früher Unterwäsche bezeichnet.
Gertrud hatte zwei Schwestern: Frieda, geb. 1889, starb bereits im Alter von zehn Monaten. 1896 kam die jüngere Schwester Ella zur Welt. Über Gertrud Liepmanns Kindheit, Jugend und die frühen Erwachsenenjahre im Berlin der Kaiserzeit haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Im April 1919 starb ihr Vater Louis Wittenberg.
Am 5. Juni 1920 heiratete Gertrud den Kaufmann Hans Liepmann, geb. am 24. Mai 1888 in Küstrin. Mit ihm führte sie die Wäsche-, Weiß- und Wollwarenhandlung unter dem Namen ihres Vaters am Kottbusser Damm 7 weiter. Am 17. Mai 1921 kam die gemeinsame Tochter Eva Frida zur Welt.
Gertruds jüngere Schwester Ella heiratete 1923 den Kaufmann Hans Pese und lebte mit ihm in der Neuköllner Bürknerstraße 16, unweit von ihrer Schwester Gertrud. Im selben Jahr starb die Mutter Rosa Wittenberg.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Liepmann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Sicherlich hatte auch die Wollwarenhandlung der Liepmanns unter dem Boykott jüdischer Geschäftsleute zu leiden. 1938/39 mussten sie das Geschäft schließen.
Tochter Eva heiratete am 27. Februar 1942 Werner Horst Rosenthal, geb. am 4. Juni 1917 in Berlin, der fortan auch am Kottbusser Damm 7 wohnte. Er musste Zwangsarbeit als Gutausgeber am Anhalter Bahnhof bei der Firma „Güterabfertigung Anhalter Berlin“ leisten, seine Frau Eva bei den Siemens-Schuckertwerken im Kleinbauwerk. Hans Liepmann war bei den Elektro-, Glimmer- und Preßwerken Scherb & Schwer in Berlin-Weißensee zwangsverpflichtet. Gertrud Liepmann musste keine Zwangsarbeit verrichten.
Gertrud und Hans Liepmann mussten zusammen mit ihrer Tochter und dem Schwiegersohn am 21. Februar 1943 die „Vermögenserklärung“ abgeben. Bis zu diesem Zeitpunkt wohnte die Familie immer noch am Kottbusser Damm 7, vorn links Hochparterre. Hans und Gertrud Liepmann sowie Eva und Werner Rosenthal wurden aus dem Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 am 26. Februar 1943 mit dem 30. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Gertruds Schwester Ella und ihr Mann Hans Pese wurden am 28. März 1942 in das Ghetto Piaski im Südosten Polens deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Ihre 1924 geborene Tochter Marianne Pese konnte mit einem Kindertransport nach England emigrieren.