Harry Petrikowski

Verlegeort
Hildegard-Jadamowitz-Straße 23
Historischer Name
Boxhagener Straße 7
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
04. Juni 2019
Geboren
13. Januar 1909 in
Beruf
Drucker
Deportation
am 26. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Harry Petrikowski wurde am 13. Januar 1909 in Berlin geboren. Er war der Sohn des erfolgreichen Buchbinders Adolf Petrikowski, der eine eigene Buchbinderei und -druckerei namens Peteko in der damaligen Fürstenwalder Straße in Berlin betrieb. Adolf Petrikowski und seine Frau Johanna hatten mehrere Kinder und Harry wuchs mit seinen Geschwistern Norbert, Erna, Else, Rudi, Margot und Gerda auf. Es ist kaum etwas über die Kindheit Harrys bekannt; da sein Vater an hohen religiösen Feiertagen als Vorbeter in der Synagoge in der Oranienburger Straße tätig war, ist davon auszugehen, dass die Kinder religiös erzogen wurden. <br />
Harrys Bruder Rudi schreibt im späteren Entschädigungsverfahren, dass Harry bis zu seinem 14. Lebensjahr in die 161. Volksschule in der Georgkirchstraße ging, die er dann verließ, um bei seinem Vater das Druckereihandwerk in dessen Firma zu erlernen. Nach Abschluss der Lehre arbeitete Harry bei der Firma Schessmann in der Ritterstraße und arbeitete zusätzlich für ein bis zwei Tage die Woche bei dem nahegelegenen Ullstein-Verlag und half, die „Illustrierte“ Zeitung herauszubringen. Rudi Petrikowski beschreibt seinen Bruder als „überaus tüchtigen Buchdrucker“. Harry muss gut verdient haben, sein Bruder bescheinigt ihm überdurchschnittliche Einnahmen – er wurde von dem Vater oft für seine Tüchtigkeit gelobt. <br />
Der Geschäftsboykott der Nazis gegen jüdische Gewerbetreibende traf auch die väterliche Firma Peteko und seit Ende des Jahres 1933 musste Adolf Petrikowski deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Die ökonomische Situation verschlechterte sich derart, dass er im Jahr 1938 seine einst gut laufende Buchdruckerei aufgeben musste. Diese antijüdischen Maßnahmen trafen auch Harry, der seine Anstellung verlor und arbeitslos wurde. <br />
Wie und wann Harry seine Frau Ilona Mezei kennenlernte, bleibt unbekannt. Sie heirateten und am 16. Januar 1937, drei Tage nach seinem eigenen Geburtstag, wurde Harry Vater. Noch war es jüdischen Eltern erlaubt, den Namen ihrer Kinder selbst auszusuchen und das Paar nannte ihr Kind Jacob Josef. Harry lebte mit seiner Familie in der Boxhagener Straße 7. Im damaligen Friedrichshain, das von den Nationalsozialisten in Horst-Wessel-Stadt umbenannt worden war, ging die Boxhagener Straße noch über die Warschauer Straße hinaus. Warum Harry von zu Hause ausgezogen war, bleibt ebenfalls unbekannt, vermutlich wollte er mit seiner kleinen Familie ein eigenes Heim beziehen. <br />
Harrys Schwestern Else, Erna und Margot wanderten in die USA aus, sein Bruder Rudi gelang die Flucht nach Chile. Warum Harry sich seinen Geschwistern nicht anschloss, wissen wir nicht. Gab es familiäre Verpflichtungen den älteren Familienmitgliedern gegenüber? War eine Flucht in eine unbekannte Zukunft in einem fremdsprachigen Land mit einem kleinen Kind nicht vorstellbar? Reichte das Geld nicht, gelang es nicht, Visa zu besorgen?<br />
Harry musste erleben, wie sein Vater am 13. Januar 1942 deportiert wurde – Adolf Petrikowski wurde in Riga ermordet. Warum seine Mutter Johanna erst ein halbes Jahr später als ihr Mann deportiert wurde, bleibt ebenfalls im Verborgenen. Sie wurde in den aus Frankfurt am Main gestarteten Transport gezwungen, der am 26. September 1942 Berlin-Moabit Richtung Raasiku in Estland verließ. Johanna Petrikowski wurde ziemlicher Sicherheit aufgrund ihres Alters direkt nach der Ankunft als „nicht-arbeitsfähig“ selektiert und mit den meisten Menschen des Transportes in Kalevi-Liiva bei Reval erschossen. Diese Massengräber wurden 1944 von Sonderkommandos geöffnet und die Leichen verbrannt, um die Spuren der Verbrechen der nationalsozialistischen Besatzer zu tilgen. <br />
Harry wurde mit seiner Frau Ilona und ihrem gerade sechs Jahre alt gewordenen Kind Jacob am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert. Sie alle wurden dort ermordet. Sein Bruder Norbert und seine Schwester Gerda überlebten den Holocaust ebenfalls nicht.

Harry Petrikowski wurde am 13. Januar 1909 in Berlin geboren. Er war der Sohn des erfolgreichen Buchbinders Adolf Petrikowski, der eine eigene Buchbinderei und -druckerei namens Peteko in der damaligen Fürstenwalder Straße in Berlin betrieb. Adolf Petrikowski und seine Frau Johanna hatten mehrere Kinder und Harry wuchs mit seinen Geschwistern Norbert, Erna, Else, Rudi, Margot und Gerda auf. Es ist kaum etwas über die Kindheit Harrys bekannt; da sein Vater an hohen religiösen Feiertagen als Vorbeter in der Synagoge in der Oranienburger Straße tätig war, ist davon auszugehen, dass die Kinder religiös erzogen wurden.
Harrys Bruder Rudi schreibt im späteren Entschädigungsverfahren, dass Harry bis zu seinem 14. Lebensjahr in die 161. Volksschule in der Georgkirchstraße ging, die er dann verließ, um bei seinem Vater das Druckereihandwerk in dessen Firma zu erlernen. Nach Abschluss der Lehre arbeitete Harry bei der Firma Schessmann in der Ritterstraße und arbeitete zusätzlich für ein bis zwei Tage die Woche bei dem nahegelegenen Ullstein-Verlag und half, die „Illustrierte“ Zeitung herauszubringen. Rudi Petrikowski beschreibt seinen Bruder als „überaus tüchtigen Buchdrucker“. Harry muss gut verdient haben, sein Bruder bescheinigt ihm überdurchschnittliche Einnahmen – er wurde von dem Vater oft für seine Tüchtigkeit gelobt.
Der Geschäftsboykott der Nazis gegen jüdische Gewerbetreibende traf auch die väterliche Firma Peteko und seit Ende des Jahres 1933 musste Adolf Petrikowski deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Die ökonomische Situation verschlechterte sich derart, dass er im Jahr 1938 seine einst gut laufende Buchdruckerei aufgeben musste. Diese antijüdischen Maßnahmen trafen auch Harry, der seine Anstellung verlor und arbeitslos wurde.
Wie und wann Harry seine Frau Ilona Mezei kennenlernte, bleibt unbekannt. Sie heirateten und am 16. Januar 1937, drei Tage nach seinem eigenen Geburtstag, wurde Harry Vater. Noch war es jüdischen Eltern erlaubt, den Namen ihrer Kinder selbst auszusuchen und das Paar nannte ihr Kind Jacob Josef. Harry lebte mit seiner Familie in der Boxhagener Straße 7. Im damaligen Friedrichshain, das von den Nationalsozialisten in Horst-Wessel-Stadt umbenannt worden war, ging die Boxhagener Straße noch über die Warschauer Straße hinaus. Warum Harry von zu Hause ausgezogen war, bleibt ebenfalls unbekannt, vermutlich wollte er mit seiner kleinen Familie ein eigenes Heim beziehen.
Harrys Schwestern Else, Erna und Margot wanderten in die USA aus, sein Bruder Rudi gelang die Flucht nach Chile. Warum Harry sich seinen Geschwistern nicht anschloss, wissen wir nicht. Gab es familiäre Verpflichtungen den älteren Familienmitgliedern gegenüber? War eine Flucht in eine unbekannte Zukunft in einem fremdsprachigen Land mit einem kleinen Kind nicht vorstellbar? Reichte das Geld nicht, gelang es nicht, Visa zu besorgen?
Harry musste erleben, wie sein Vater am 13. Januar 1942 deportiert wurde – Adolf Petrikowski wurde in Riga ermordet. Warum seine Mutter Johanna erst ein halbes Jahr später als ihr Mann deportiert wurde, bleibt ebenfalls im Verborgenen. Sie wurde in den aus Frankfurt am Main gestarteten Transport gezwungen, der am 26. September 1942 Berlin-Moabit Richtung Raasiku in Estland verließ. Johanna Petrikowski wurde ziemlicher Sicherheit aufgrund ihres Alters direkt nach der Ankunft als „nicht-arbeitsfähig“ selektiert und mit den meisten Menschen des Transportes in Kalevi-Liiva bei Reval erschossen. Diese Massengräber wurden 1944 von Sonderkommandos geöffnet und die Leichen verbrannt, um die Spuren der Verbrechen der nationalsozialistischen Besatzer zu tilgen.
Harry wurde mit seiner Frau Ilona und ihrem gerade sechs Jahre alt gewordenen Kind Jacob am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert. Sie alle wurden dort ermordet. Sein Bruder Norbert und seine Schwester Gerda überlebten den Holocaust ebenfalls nicht.