Frieda Frohnhausen geb. Kuschner

Verlegeort
Meininger Str. 4
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
08. November 2019
Geboren
10. Oktober 1885 in Bublitz (Pommern) / Bobolice
Beruf
Sängerin
Deportation
am 18. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Später deportiert
am 08. Mai 1942 nach Chełmno / Kulmhof
Ermordet
08. Mai 1942 in Chełmno / Kulmhof

Frieda Frohnhausen wurde als Frieda Kuschner am 10. Oktober 1885 in Bublitz, Pommern, (heute: Bobolice / Polen) geboren. Sie kam als junge Frau nach Berlin, um Gesang zu studieren. Schon während ihres Studiums war sie bei der Jüdischen Gemeinde als Chorsängerin fest angestellt. Bis zu den Novemberpogromen 1938 sang sie im Chor der liberalen Synagoge Fasanenstraße unter dem Dirigenten Theodor Schönberger.<br />
Am 15. Oktober 1912 heiratete sie Max Frohnhausen. Sie zog daraufhin von der Kurfürstenstraße in die Meininger Straße 4. Ihr Mann Max war am 18. Dezember 1881 in Halberstadt in der Nähe von Magdeburg geboren worden und als junger Mann nach Berlin gezogen. Er war Bankbeamter bei der Diskonto-Gesellschaft, die später mit der Deutschen Bank fusionierte. Am 1. Oktober 1933 wurde er zwangspensioniert. Seine Pensionszahlungen wurden am 1. Dezember 1941 eingestellt. Seine ganzen Wertpapiere wurden von der Deutschen Bank akribisch auf die Reichsfinanzdirektion übertragen.<br />
Zwei Freundinnen von Frieda Frohnhausen aus dem Chor, Eva Ortmann und Hilde Kaufmann, gelang die Flucht in die USA. Eva Ortmann versuchte, ihre Freunde Max und Frieda noch durch eine Einreisegenehmigung in die USA zu retten. Sie schrieb am 12. Juni 1939 Verwandte von Frieda Frohnhausen in New York an und bat sie, ein Affidavit nach Berlin zu schicken. Der Brief ist in dem Buch von Peter Crane „Wir leben nun einmal auf einem Vulkan“ auf Seite 571 f. abgedruckt:<br />
„Sehr geehrter Herr,<br />
vor vielen Monaten schrieb ich Dr. S. Im Auftrag von Frieda Frohnhausen an. Ich erklärte ihm alles, was Frieda und die ganze Situation betrifft. Als Antwort erhielt ich zahlreiche Anrufe von verschiedenen Familienangehörigen, und Ihre Schwester lud mich zu sich nach Hause ein, um die Angelegenheit zu besprechen. Als ich sie besuchte erzählte sie mir, dass sie nicht nur dazu bereit seien, sondern Ihren Verwandten auch unbedingt helfen wollten, indem sie ihnen ein Affidavit unterzeichnen und es ihnen sofort schicken. Ich war sehr glücklich, als ich dies hörte und schrieb sofort an Frieda, dass sie in den nächsten Wochen ein Affidavit bekommen werde und sie sich schon darauf vorbereiten sollten, Deutschland zu verlassen, um nach England zu gehen, um von dort aus weiter in die USA zu reisen. Frieda war von ihrer Hilfsbereitschaft zu Tränen gerührt, wie sie mir schrieb, und schickte ein paar Fotos von sich und ihrem Mann.<br />
All das war Ende Februar und Anfang März, und ich war ziemlich sicher, dass die Frohnhausens bis spätestens Ende April in England sein könnten. Um so überraschter war ich vor ungefähr vier Wochen, einen verzweifelten Brief von Frieda zu bekommen. Sie schrieb mir, dass sie weder von Ihnen noch von anderen Familienangehörigen auch nur ein Wort gehört noch das Affidavit bekommen habe. Letzte Woche schickte mir Frieda mit äußerster Verzweiflung ein Telegramm, in dem sie um sofortige Hilfe bat. Ich weiss nicht, ob Sie sich vollkommen im Klaren sind, was es bedeutet, in Deutschland zu bleiben und in ständiger Angst vor den grausamsten Ereignissen zu leben, die täglich passieren können, und jeden Tag auf die wichtige Post aus Amerika zu warten. Ich habe Ihnen die Fragebögen für das Affidavit geschickt. Es wird sie nur ein paar Minuten kosten, sie auszufüllen. Darf ich sie nochmals bitten, dies sofort zu tun und sie den Frohnhausens mit dem nächsten Schiff zu schicken. Bitte vergessen Sie nicht, dass es um Leben und Tod gehen könnte.“<br />
Das versprochene Affidavit erreichte das Ehepaar Frohnhausen nicht. Es ist nicht bekannt, ob es nie versendet wurde, ob es auf dem langen Postweg mit dem Schiff verloren ging oder ob es hier in Berlin von der Reichspost nicht mehr zugestellt wurde. Am 18. Oktober 1941 wurden die 56-jährige Frieda Frohnhausen und der 59-jährige Max Frohnhausen nach Litzmannstadt deportiert. In dem Deportationszug befanden sich 1251 Berliner Jüdinnen und Juden, darunter auch der bekannte Buchhändler Benedict Lachmann. Am 8. Mai 1942 wurden Max und Frieda Frohnhausen in das Vernichtungslager Kulmhof deportiert und dort ermordet.<br />

Frieda Frohnhausen wurde als Frieda Kuschner am 10. Oktober 1885 in Bublitz, Pommern, (heute: Bobolice / Polen) geboren. Sie kam als junge Frau nach Berlin, um Gesang zu studieren. Schon während ihres Studiums war sie bei der Jüdischen Gemeinde als Chorsängerin fest angestellt. Bis zu den Novemberpogromen 1938 sang sie im Chor der liberalen Synagoge Fasanenstraße unter dem Dirigenten Theodor Schönberger.
Am 15. Oktober 1912 heiratete sie Max Frohnhausen. Sie zog daraufhin von der Kurfürstenstraße in die Meininger Straße 4. Ihr Mann Max war am 18. Dezember 1881 in Halberstadt in der Nähe von Magdeburg geboren worden und als junger Mann nach Berlin gezogen. Er war Bankbeamter bei der Diskonto-Gesellschaft, die später mit der Deutschen Bank fusionierte. Am 1. Oktober 1933 wurde er zwangspensioniert. Seine Pensionszahlungen wurden am 1. Dezember 1941 eingestellt. Seine ganzen Wertpapiere wurden von der Deutschen Bank akribisch auf die Reichsfinanzdirektion übertragen.
Zwei Freundinnen von Frieda Frohnhausen aus dem Chor, Eva Ortmann und Hilde Kaufmann, gelang die Flucht in die USA. Eva Ortmann versuchte, ihre Freunde Max und Frieda noch durch eine Einreisegenehmigung in die USA zu retten. Sie schrieb am 12. Juni 1939 Verwandte von Frieda Frohnhausen in New York an und bat sie, ein Affidavit nach Berlin zu schicken. Der Brief ist in dem Buch von Peter Crane „Wir leben nun einmal auf einem Vulkan“ auf Seite 571 f. abgedruckt:
„Sehr geehrter Herr,
vor vielen Monaten schrieb ich Dr. S. Im Auftrag von Frieda Frohnhausen an. Ich erklärte ihm alles, was Frieda und die ganze Situation betrifft. Als Antwort erhielt ich zahlreiche Anrufe von verschiedenen Familienangehörigen, und Ihre Schwester lud mich zu sich nach Hause ein, um die Angelegenheit zu besprechen. Als ich sie besuchte erzählte sie mir, dass sie nicht nur dazu bereit seien, sondern Ihren Verwandten auch unbedingt helfen wollten, indem sie ihnen ein Affidavit unterzeichnen und es ihnen sofort schicken. Ich war sehr glücklich, als ich dies hörte und schrieb sofort an Frieda, dass sie in den nächsten Wochen ein Affidavit bekommen werde und sie sich schon darauf vorbereiten sollten, Deutschland zu verlassen, um nach England zu gehen, um von dort aus weiter in die USA zu reisen. Frieda war von ihrer Hilfsbereitschaft zu Tränen gerührt, wie sie mir schrieb, und schickte ein paar Fotos von sich und ihrem Mann.
All das war Ende Februar und Anfang März, und ich war ziemlich sicher, dass die Frohnhausens bis spätestens Ende April in England sein könnten. Um so überraschter war ich vor ungefähr vier Wochen, einen verzweifelten Brief von Frieda zu bekommen. Sie schrieb mir, dass sie weder von Ihnen noch von anderen Familienangehörigen auch nur ein Wort gehört noch das Affidavit bekommen habe. Letzte Woche schickte mir Frieda mit äußerster Verzweiflung ein Telegramm, in dem sie um sofortige Hilfe bat. Ich weiss nicht, ob Sie sich vollkommen im Klaren sind, was es bedeutet, in Deutschland zu bleiben und in ständiger Angst vor den grausamsten Ereignissen zu leben, die täglich passieren können, und jeden Tag auf die wichtige Post aus Amerika zu warten. Ich habe Ihnen die Fragebögen für das Affidavit geschickt. Es wird sie nur ein paar Minuten kosten, sie auszufüllen. Darf ich sie nochmals bitten, dies sofort zu tun und sie den Frohnhausens mit dem nächsten Schiff zu schicken. Bitte vergessen Sie nicht, dass es um Leben und Tod gehen könnte.“
Das versprochene Affidavit erreichte das Ehepaar Frohnhausen nicht. Es ist nicht bekannt, ob es nie versendet wurde, ob es auf dem langen Postweg mit dem Schiff verloren ging oder ob es hier in Berlin von der Reichspost nicht mehr zugestellt wurde. Am 18. Oktober 1941 wurden die 56-jährige Frieda Frohnhausen und der 59-jährige Max Frohnhausen nach Litzmannstadt deportiert. In dem Deportationszug befanden sich 1251 Berliner Jüdinnen und Juden, darunter auch der bekannte Buchhändler Benedict Lachmann. Am 8. Mai 1942 wurden Max und Frieda Frohnhausen in das Vernichtungslager Kulmhof deportiert und dort ermordet.