Wolfgang Pander

Verlegeort
Neue Grünstr. 1
Historischer Name
Kommandantenstraße 68/69
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
31. Oktober 2019
Geboren
12. April 1917 in Berlin
Beruf
Dreher und Autoschlosser
Hingerichtet
03. Dezember 1942 in Plötzensee

Wolfgang Pander wurde am 12.4.1917 in Berlin geboren. Seine Familie war jüdischer Herkunft, war jedoch nicht religiös. Beide Eltern waren Sozialisten, so wuchs Wolfgang Pander in einem politischen Umfeld auf. In seiner Jugend war im Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD) organisiert. Als Pander neun Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden. Er lebte daraufhin abwechselnd bei Mutter und Vater, zeitweise auch in Kinderheimen.<br />
Bis zum Ende seiner schulischen Laufbahn besuchte er deswegen über 20 verschiedene Schulen, unter anderem auch die Neuköllner Rütli-Schule. Das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“, das Menschen jüdischer Herkunft von höheren Bildungsabschlüssen ausschloss, zwang ihn jedoch, das Gymnasium ein Jahr vor der mittleren Reife zu verlassen. Daraufhin begann er eine Lehre als Dreher und später eine Lehre als Autoschlosser. Die Lehre konnte er nicht beenden, da Juden aus der Fachschaft ausgeschlossen wurden. Deshalb bestritt er seinen Lebensunterhalt als Hilfsschlosser, Tiefbau- und Kohlearbeiter. 1934 stahl Wolfgang Pander auf dem Kurfürstendamm eine Handtasche und wurde mit drei Monaten Gefängnis bestraft. Er befand sich deswegen 7 Wochen in Untersuchungshaft und wurde dann auf Bewährung freigelassen.<br />
1937 versuchte er illegal in die Tschechoslowakei auszuwandern, wurde aber an der Grenze festgenommen. Wegen selbstverfasster politischer Gedichte, die er bei sich trug, kam er ins Gefängnis Lauenburg und wurde dann der Gestapo in Dresden überstellt und vernommen.<br />
Zunächst wurde er nach einigen Wochen ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, später dann für einige Monate ins Konzentrationslager Dachau verlegt. Schließlich kam er erneut in Dresden in Haft. Im November 1939 wurde er aus Mangel an Beweisen vom Oberlandgericht Dresden freigesprochen.<br />
Wieder in Berlin, ließ er sich beim Palästinenseramt für eine Auswanderung nach Palästina eintragen. Dies machte ihn automatisch zum Mitglied beim "He Chalus", dem einzigen legalen jüdischen Verein. Dieser organisierte die Ausreise jüdischer Deutscher nach Palästina. Um sich auf die Ausreise nach Palästina vorzubereiten, wurde er in Schulungslager in Paderborn und Bielefeld geschickt. Cioma Schönhaus, der als Passfälscher zu einiger Berühmtheit gelangte und glücklicherweise die Verfolgung und den Krieg überlebte hält in seinen Erinnerungen fest: "Das Arbeitslager der 'Reichsvereinigung der Juden in Deutschland' hat uns wie gewöhnliche Arbeiter an die Firma Pollmann in Bielefeld vermittelt. [...] Keine Autos weit und breit. Nur drei jüdische Jungen fahren auf ihren Rädern zur Arbeit. Wolfgang Pander, der schon einmal wegen seines losen Mundwerks ein paar Monate im Konzentrationslager gesessen hatte. Erstaunlicherwesie haben sie ihn entlassen. Vorher war er Regieassistent im Filmstudio seines Vaters. Er ist vierunzwanzig Jahre alt." Über den Vater von Wolfgang Pander, Hans Pander, ist wenig bekannt. Er scheint tatsächlich im Filmgeschäft tätig gewesen zu sein, sein Name lässt sich in vielen Besprechungen zu den neuesten Filmtechniken der 1920er Jahre finden. <br />
Als nach Beginn des Krieges die Auswanderung nach Palästina unmöglich wurde, trat Wolfgang Pander wieder aus dem „He Chalus“ aus und kehrte zurück nach Berlin. Dort zog er in die damalige Kommandantenstraße 68/69, welches der heutigen Grünstraße 1 entspricht. <br />
Nach dem Sieg Deutschlands über Frankreich im Juni 1940 erstellte der Bäckergeselle Hanno Günther, ein ehemaliger Mitschüler aus der Rütlischule, mit Elisabeth Pungs und Wolfgang Pander die Flugschrift "Das freie Wort", die sie mit "Deutsche Friedensfront" unterzeichneten. Sie riefen Arbeiter, insbesondere Rüstungsarbeiter, zum Widerstand und zur Sabotage gegen den Nationalsozialismus auf. Ihre Forderungen waren Frieden und Meinungsfreiheit. Im Laufe der Zeit schrieb die Gruppe, die von der Gestapo als „Rütli-Gruppe“ bezeichnet wurde, mehrere Flugblätter, die den EmpfängerInnen sowohl Gegeninformationen über deutsche Kriegsverluste lieferten wie die Gesellschaft zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufrief. Am 28. Juli 1941 verhaftete die Gestapo die Gruppe, bestehend aus Bernhard Sikorski, Dagmar Petersen, Emmerich Schaper, Hanno Günther und Wolfgang Pander. Am 9. Oktober 1942 fand der Schauprozess gegen sie vor dem Volksgerichthof statt. Die Anklage lautet auf Hochverrat. Wolfgang Pander stand aufgrund seiner jüdischen Herkunft kein Verteidiger zur Verfügung. Sein Vater versuchte, sich vergebens für ihn einzusetzen. Dagmar Petersen wurde zu sieben Jahren Zuchthaus und die anderen zum Tode verurteilt. Emmerich Schaper starb an den Folgen der Folter noch vor dem Hinrichtungstermin. Am 3. Dezember 1942 wurden Wolfgang Pander und seine Mitstreiter in Plötzensee hingerichtet.

Wolfgang Pander wurde am 12.4.1917 in Berlin geboren. Seine Familie war jüdischer Herkunft, war jedoch nicht religiös. Beide Eltern waren Sozialisten, so wuchs Wolfgang Pander in einem politischen Umfeld auf. In seiner Jugend war im Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD) organisiert. Als Pander neun Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden. Er lebte daraufhin abwechselnd bei Mutter und Vater, zeitweise auch in Kinderheimen.
Bis zum Ende seiner schulischen Laufbahn besuchte er deswegen über 20 verschiedene Schulen, unter anderem auch die Neuköllner Rütli-Schule. Das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“, das Menschen jüdischer Herkunft von höheren Bildungsabschlüssen ausschloss, zwang ihn jedoch, das Gymnasium ein Jahr vor der mittleren Reife zu verlassen. Daraufhin begann er eine Lehre als Dreher und später eine Lehre als Autoschlosser. Die Lehre konnte er nicht beenden, da Juden aus der Fachschaft ausgeschlossen wurden. Deshalb bestritt er seinen Lebensunterhalt als Hilfsschlosser, Tiefbau- und Kohlearbeiter. 1934 stahl Wolfgang Pander auf dem Kurfürstendamm eine Handtasche und wurde mit drei Monaten Gefängnis bestraft. Er befand sich deswegen 7 Wochen in Untersuchungshaft und wurde dann auf Bewährung freigelassen.
1937 versuchte er illegal in die Tschechoslowakei auszuwandern, wurde aber an der Grenze festgenommen. Wegen selbstverfasster politischer Gedichte, die er bei sich trug, kam er ins Gefängnis Lauenburg und wurde dann der Gestapo in Dresden überstellt und vernommen.
Zunächst wurde er nach einigen Wochen ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, später dann für einige Monate ins Konzentrationslager Dachau verlegt. Schließlich kam er erneut in Dresden in Haft. Im November 1939 wurde er aus Mangel an Beweisen vom Oberlandgericht Dresden freigesprochen.
Wieder in Berlin, ließ er sich beim Palästinenseramt für eine Auswanderung nach Palästina eintragen. Dies machte ihn automatisch zum Mitglied beim "He Chalus", dem einzigen legalen jüdischen Verein. Dieser organisierte die Ausreise jüdischer Deutscher nach Palästina. Um sich auf die Ausreise nach Palästina vorzubereiten, wurde er in Schulungslager in Paderborn und Bielefeld geschickt. Cioma Schönhaus, der als Passfälscher zu einiger Berühmtheit gelangte und glücklicherweise die Verfolgung und den Krieg überlebte hält in seinen Erinnerungen fest: "Das Arbeitslager der 'Reichsvereinigung der Juden in Deutschland' hat uns wie gewöhnliche Arbeiter an die Firma Pollmann in Bielefeld vermittelt. [...] Keine Autos weit und breit. Nur drei jüdische Jungen fahren auf ihren Rädern zur Arbeit. Wolfgang Pander, der schon einmal wegen seines losen Mundwerks ein paar Monate im Konzentrationslager gesessen hatte. Erstaunlicherwesie haben sie ihn entlassen. Vorher war er Regieassistent im Filmstudio seines Vaters. Er ist vierunzwanzig Jahre alt." Über den Vater von Wolfgang Pander, Hans Pander, ist wenig bekannt. Er scheint tatsächlich im Filmgeschäft tätig gewesen zu sein, sein Name lässt sich in vielen Besprechungen zu den neuesten Filmtechniken der 1920er Jahre finden.
Als nach Beginn des Krieges die Auswanderung nach Palästina unmöglich wurde, trat Wolfgang Pander wieder aus dem „He Chalus“ aus und kehrte zurück nach Berlin. Dort zog er in die damalige Kommandantenstraße 68/69, welches der heutigen Grünstraße 1 entspricht.
Nach dem Sieg Deutschlands über Frankreich im Juni 1940 erstellte der Bäckergeselle Hanno Günther, ein ehemaliger Mitschüler aus der Rütlischule, mit Elisabeth Pungs und Wolfgang Pander die Flugschrift "Das freie Wort", die sie mit "Deutsche Friedensfront" unterzeichneten. Sie riefen Arbeiter, insbesondere Rüstungsarbeiter, zum Widerstand und zur Sabotage gegen den Nationalsozialismus auf. Ihre Forderungen waren Frieden und Meinungsfreiheit. Im Laufe der Zeit schrieb die Gruppe, die von der Gestapo als „Rütli-Gruppe“ bezeichnet wurde, mehrere Flugblätter, die den EmpfängerInnen sowohl Gegeninformationen über deutsche Kriegsverluste lieferten wie die Gesellschaft zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufrief. Am 28. Juli 1941 verhaftete die Gestapo die Gruppe, bestehend aus Bernhard Sikorski, Dagmar Petersen, Emmerich Schaper, Hanno Günther und Wolfgang Pander. Am 9. Oktober 1942 fand der Schauprozess gegen sie vor dem Volksgerichthof statt. Die Anklage lautet auf Hochverrat. Wolfgang Pander stand aufgrund seiner jüdischen Herkunft kein Verteidiger zur Verfügung. Sein Vater versuchte, sich vergebens für ihn einzusetzen. Dagmar Petersen wurde zu sieben Jahren Zuchthaus und die anderen zum Tode verurteilt. Emmerich Schaper starb an den Folgen der Folter noch vor dem Hinrichtungstermin. Am 3. Dezember 1942 wurden Wolfgang Pander und seine Mitstreiter in Plötzensee hingerichtet.