Adolf Kessel

Verlegeort
Mühsamstraße 70
Historischer Name
Zorndorfer Str. 30
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
26. November 2018
Geboren
22. November 1870 in Berlin
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 10. September 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 29. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
in Treblinka

Adolf Kessel kam am 22. November 1870 als letztes Kind von Josef Kessel und dessen Frau Charlotte, geb. Kuski, in Berlin zur Welt.<br />
Sein Vater Josef war der Sohn des Schneiders Lewin Kessel und seiner Frau Sarah Scheie aus dem kleinen Städtchen Kosten in der Provinz Posen. Josef war Mitte des 19. Jahrhunderts nach Berlin gegangen, genau wie seine sechs Geschwister und Halbgeschwister, die fast alle in Berlin einen Posamentierwaren-, Weißwäsche- oder Manufakturwarenhandel betrieben. Josef jedoch schlug innerhalb der großen Kessel-Familie etwas aus der Reihe, denn neben dem obligatorischen Posamentierwarenhandel war er auch noch Agent für Lebens- und Feuerversicherungen und vertrieb außerdem die gerade auf den Markt gekommenen Nähmaschinen. Josef hatte die ebenfalls in der Provinz Posen geborene Charlotte Kuski geheiratet, Tochter eines Pfandleihers, und sie hatten zusammen fünf Kinder.<br />
Jedoch war die Jugend von Adolf Kessel keine glückliche, denn zwei seiner Geschwister starben früh, der Vater Josef verkaufte sehr bald einen Teil seines Geschäfts und er starb 1885 mit nur 48 Jahren. Die Familie lebte zu diesem Zeitpunkt seit einigen Jahren in der Oranienstraße.<br />
Die Mutter Charlotte führte laut Berliner Adressbuch 1887/88 eine Posamentier- und Weißwarenhandlung in der Großen Frankfurter Straße 132b in Friedrichshain und half den Verwandten in ihren kleinen Läden.<br />
Adolfs Schwester Rosa heiratete 1888 den Manufakturwarenhändler Leib Louis Wittenberg, Schwester Selma 1890 dessen Bruder Adolf Abraham Wittenberg. Charlotte und Adolf Kessel, die zu diesem Zeitpunkt in der Nähe des Scheunenviertels lebten, zogen um 1892 in die Nähe der Schwestern nach Kreuzberg: zunächst in die Wiener Straße 1-6, dann in das Haus Kottbusser Damm 6.<br />
Am 2. Oktober 1896 heiratete Adolf Kessel Bertha Salomon, geb. am 22. Mai 1869 in Gacz in der Provinz Posen. Bertha lebte zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Max, der eine Manufakturwarenhandlung hatte, im Prenzlauer Berg. Adolf Kessel eröffnete 1897 seine eigene Weißwaren- und Posamentierwarenhandlung in der Bernauer Straße 16. Am 7. September 1897 wurde Tochter Clara geboren, am 4. August 1899 Sohn Paul.<br />
Im Jahr 1906 zogen die Kessels in den Prenzlauer Berg, zunächst in die Christburger Straße 12, in der sie bis 1910 wohnten, dann eine Parallelstraße weiter in die Jablonskistraße 33. Seit 1925 ist Adolf Kessel in den Berliner Adressbüchern als Prokurist verzeichnet – wo er angestellt war, ist unklar. Sohn Paul wurde, wie sein Vater, Kaufmann, Tochter Clara ergriff den Beruf der Kontoristin. Sie heiratete im Juni 1921 den Kaufmann Hugo Ilsberg. <br />
Am 7. August 1924 starb Bertha Kessel. Adolf heiratete am 2. Februar 1926 Berthas ebenfalls verwitwete Schwester Jette Lobsenzer, geb. Salomon. <br />
1930, ein Jahr nach der großen Weltwirtschaftskrise, eröffnete Adolf Kessel in der Friedrichshainer Zorndorfer Straße 33 (heute Mühsamstraße) eine Trikotagenhandlung. 1933 musste er seine Wohnung in der Jablonskistraße aufgeben. Er zog zunächst mit Frau und Sohn in die Zorndorfer Straße 29, seit 1935 wohnten sie in der Nr. 30. Am 1. Juni 1937 starb auch Adolfs zweite Frau Jette. Adolf Kessel eröffnete im selben Jahr um die Ecke, in der Ebertystraße 15, eine Wollwarenhandlung, die er jedoch 1938 in Folge der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 23.11.1938 wieder schließen musste.<br />
Sohn Paul heiratete am 4. November 1937 die am 22. Januar 1903 in Berlin geborene Erna Fürstenheim. Erna zog zu ihrem Mann und ihrem Schwiegervater in die Zorndorfer Straße 30.<br />
Im August 1939 verließ Adolf Kessels Tochter Clara zusammen mit ihrem Mann Hugo Ilsberg sowie der 1928 geborenen Tochter Margot Deutschland. Sie ließen sich nach einigen Jahren in England schließlich in New York nieder. <br />
Adolf Kessel wurde am 10. September 1942 mit dem 61. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert und 19 Tage später in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet.<br />
Wahrscheinlich wurden Paul und Erna Kessel danach aus der Wohnung gewiesen und als Untermieter in der Samariterstraße 29 einquartiert. <br />
Erna und Paul Kessel wurden am 27. Februar 1943 Opfer der „Fabrikaktion“, bei der die bis dahin von der Deportation verschonten letzten Berliner Juden, die in Berliner Rüstungsbetrieben zwangsbeschäftigt waren, verhaftet und deportiert wurden. Erna Kessel wurde am 2. März 1943 nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Paul Kessel wurde einen Tag nach seiner Frau nach Auschwitz deportiert und dort am 23. März 1943 ermordet.

Adolf Kessel kam am 22. November 1870 als letztes Kind von Josef Kessel und dessen Frau Charlotte, geb. Kuski, in Berlin zur Welt.
Sein Vater Josef war der Sohn des Schneiders Lewin Kessel und seiner Frau Sarah Scheie aus dem kleinen Städtchen Kosten in der Provinz Posen. Josef war Mitte des 19. Jahrhunderts nach Berlin gegangen, genau wie seine sechs Geschwister und Halbgeschwister, die fast alle in Berlin einen Posamentierwaren-, Weißwäsche- oder Manufakturwarenhandel betrieben. Josef jedoch schlug innerhalb der großen Kessel-Familie etwas aus der Reihe, denn neben dem obligatorischen Posamentierwarenhandel war er auch noch Agent für Lebens- und Feuerversicherungen und vertrieb außerdem die gerade auf den Markt gekommenen Nähmaschinen. Josef hatte die ebenfalls in der Provinz Posen geborene Charlotte Kuski geheiratet, Tochter eines Pfandleihers, und sie hatten zusammen fünf Kinder.
Jedoch war die Jugend von Adolf Kessel keine glückliche, denn zwei seiner Geschwister starben früh, der Vater Josef verkaufte sehr bald einen Teil seines Geschäfts und er starb 1885 mit nur 48 Jahren. Die Familie lebte zu diesem Zeitpunkt seit einigen Jahren in der Oranienstraße.
Die Mutter Charlotte führte laut Berliner Adressbuch 1887/88 eine Posamentier- und Weißwarenhandlung in der Großen Frankfurter Straße 132b in Friedrichshain und half den Verwandten in ihren kleinen Läden.
Adolfs Schwester Rosa heiratete 1888 den Manufakturwarenhändler Leib Louis Wittenberg, Schwester Selma 1890 dessen Bruder Adolf Abraham Wittenberg. Charlotte und Adolf Kessel, die zu diesem Zeitpunkt in der Nähe des Scheunenviertels lebten, zogen um 1892 in die Nähe der Schwestern nach Kreuzberg: zunächst in die Wiener Straße 1-6, dann in das Haus Kottbusser Damm 6.
Am 2. Oktober 1896 heiratete Adolf Kessel Bertha Salomon, geb. am 22. Mai 1869 in Gacz in der Provinz Posen. Bertha lebte zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Max, der eine Manufakturwarenhandlung hatte, im Prenzlauer Berg. Adolf Kessel eröffnete 1897 seine eigene Weißwaren- und Posamentierwarenhandlung in der Bernauer Straße 16. Am 7. September 1897 wurde Tochter Clara geboren, am 4. August 1899 Sohn Paul.
Im Jahr 1906 zogen die Kessels in den Prenzlauer Berg, zunächst in die Christburger Straße 12, in der sie bis 1910 wohnten, dann eine Parallelstraße weiter in die Jablonskistraße 33. Seit 1925 ist Adolf Kessel in den Berliner Adressbüchern als Prokurist verzeichnet – wo er angestellt war, ist unklar. Sohn Paul wurde, wie sein Vater, Kaufmann, Tochter Clara ergriff den Beruf der Kontoristin. Sie heiratete im Juni 1921 den Kaufmann Hugo Ilsberg.
Am 7. August 1924 starb Bertha Kessel. Adolf heiratete am 2. Februar 1926 Berthas ebenfalls verwitwete Schwester Jette Lobsenzer, geb. Salomon.
1930, ein Jahr nach der großen Weltwirtschaftskrise, eröffnete Adolf Kessel in der Friedrichshainer Zorndorfer Straße 33 (heute Mühsamstraße) eine Trikotagenhandlung. 1933 musste er seine Wohnung in der Jablonskistraße aufgeben. Er zog zunächst mit Frau und Sohn in die Zorndorfer Straße 29, seit 1935 wohnten sie in der Nr. 30. Am 1. Juni 1937 starb auch Adolfs zweite Frau Jette. Adolf Kessel eröffnete im selben Jahr um die Ecke, in der Ebertystraße 15, eine Wollwarenhandlung, die er jedoch 1938 in Folge der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 23.11.1938 wieder schließen musste.
Sohn Paul heiratete am 4. November 1937 die am 22. Januar 1903 in Berlin geborene Erna Fürstenheim. Erna zog zu ihrem Mann und ihrem Schwiegervater in die Zorndorfer Straße 30.
Im August 1939 verließ Adolf Kessels Tochter Clara zusammen mit ihrem Mann Hugo Ilsberg sowie der 1928 geborenen Tochter Margot Deutschland. Sie ließen sich nach einigen Jahren in England schließlich in New York nieder.
Adolf Kessel wurde am 10. September 1942 mit dem 61. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert und 19 Tage später in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet.
Wahrscheinlich wurden Paul und Erna Kessel danach aus der Wohnung gewiesen und als Untermieter in der Samariterstraße 29 einquartiert.
Erna und Paul Kessel wurden am 27. Februar 1943 Opfer der „Fabrikaktion“, bei der die bis dahin von der Deportation verschonten letzten Berliner Juden, die in Berliner Rüstungsbetrieben zwangsbeschäftigt waren, verhaftet und deportiert wurden. Erna Kessel wurde am 2. März 1943 nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Paul Kessel wurde einen Tag nach seiner Frau nach Auschwitz deportiert und dort am 23. März 1943 ermordet.